Die Maschinerie der Verdummung Von Georges Duhamel ■pVas Kino ist eine Unterhaltung für Sklaven, ein Zeitvertreib für Ungebildete -L^die verblödet sind durch Arbeit und Sorgen. Es ist die Nahrung der künstlich vergifteten Menge, die des Molochs Macht vor Gericht zitiert, verurteilt und er, niedrigt. Das Kino — es ist ein Schauspiel, das keinerlei Kraft, aufwand erfordert, keine ge, dankliche Konzentration voraus« setzt, keine Fragen aufwirft, keine ernsten Probleme vor« drängt, keine Leidenschaft er« weckt, kein Licht im Grunde des Herzens entzündet, keiner« lei Hoffnung auftauchen läßt, außer der einen, lächerlichen, einen Tag Star zu sein in Los Angeles. Die Dynamik des Films ist so beschaffen, daß sie uns die Bilder entreißt, bei denen wir in unseren Träumereien gern verweilten. Wie im geschäft« liehen Umgang schlimmster Sorte, so wird hier das Ver gnügen dem Publikum ange« boten, und nur eine ganz ober« flächliche Anteilnahme wird ver« langt. Und die Vergnügungen dieser Art wechseln mit solcher fieberhaften Schnelligkeit, daß man niemals Zeit hat zu er« fassen, was einem vor der Nase vorbeiflitzt.. Alles ist so einge« stellt, daß niemand dazu kommt, sich zu langweilen, daß vor allem niemand imstande ist, Regung von Intelligenz zu empfinden, zu widersprechen oder sich überhaupt auf eine persönliche Art mit dem Gebotenen auseinanderzusetzen. Und diese furchtbare Maschinerie, die sich aus Blendwerk, Luxus, Musik und menschlicher Stimme zusammensetzt, diese Maschinerie der Verdummung und inneren Spal« tung gehört heute zu den bedeutsamsten Faktoren der Welt. Nils Stenbock Filmzensui eine 11