schon Mille oder Ende der Dreißig gewesen sein muß, war günstig und zerslöHc das Bild, das ich mir \om Sohne des Israel Beer ,losa|)hal aus Kassel gemach! halle. Baron Herbert war der angenehme Tvpus eines wohlgeratenen Mischlings (seine Mutier war eine Deutsche, angeblich um Hause aus Kehrerin), von guter Mittelgröße, schlank, dunkelblond, mit länglichem Schädel, aus dem nachdenklich graublaue Augen mich mit distanzierender Freundlichkeit anblickten. Wo seine Wiege gestanden hat, weiß ich nicht; der Vater, der in der Taufe den. Manien Paul Julius Beuter angenommen hatte, war früh schon nach einer kurzen Lehrlingszeit im Bankgewerbe zu Idavas nach Paris gegangen und hatte sich dann nach schnell wechselnden Aufenthalten in Aachen, Köln und Brüssel Anfang der fünfziger Jahre in London angesiedelt, ln Haltung, Sprachakzent und Sprechform war aber Her bert völlig anglisiert, obwohl er im Gespräch mit Stolz auf einige in Heidelberg verbrachte Studiensemester hinwies. Seine Aussprache des Deutschen war auffallend unfrei, es war, als ob das väterliche Idiom den Ausdruck seiner Gedanken hemmte, und so fühlte er sich sichtlich erleichtert, als ich englisch zu sprechen anfing. Die Unterhaltung begann zuerst mit einem Ausflug Herberts in die paradiesischen Gefilde der deutschen Lite ratur, — der Nachrichtendirigent des briti schen Reiches legte ein wohlwollendes Be kenntnis zu Goethe ab, dessen „Faust ei seine Bibel nannte. Für die Einzigartigkeit der deutschen Musik fand er recht aner kennende Worte, dann flocht er ein, daß der illusionslose römische Dichter Lucretius (ein Urvater Voltaires) seine Erholungslektüre an den Feiertagen sei ■—- und damit näherten wir uns in der Tat dem gegebenen Thema unserer Unterhaltung, nämlich dem Zweck, dem der nie stillstehende Heinzelmännchen betrieb in :i'\, Old Jewry London W. G., ge widmet war. „Sehen Sie," so ungefähr ließ er sich vernehmen, nachdem er offenbar Ver trauen zu mir gefaßt hatte, „sehen Sie, Ihnen als jungem Gelehrten und Schriftsteller müs sen die Vorgänge in diesem Hause schal und nichtig erscheinen. Tatsächlich sind wir auch nicht auf der Suche nach ewigen Whhrhcilen,