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Zwönitztaler Anzeiger : 23.11.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-11-23
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-190911233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19091123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19091123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1909
- Monat1909-11
- Tag1909-11-23
- Monat1909-11
- Jahr1909
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 23.11.1909
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A LZeelenkämpfe. 1kj Preisgekrönte Novelle von Elise Otto. iKorlsktzunn? Genia wußte wohl, warum Ne es getan. War doch dies das einzige Gesprächsthema, das — den Geist ihres Gatten lebhaft in Anspruch nehmend und nach keiner Seite hin anstoßend an irgend einen der wunden Punkte ihrer Ehe — eine harmlose, nicht in Gleichgültigkeit oder Ver bitterung endende Unterhaltung ermöglichte. Stundenlang saß sie oft in dem Arbeitszimmer Norrings, voll eingehenden Verständnisses mit dieiem die Pläne beratend und prüfend, die er entworfen, das Für und Wider der Möglichkeit des Gelingens des ganzen Baues lebhaft er örternd. Dann meinte sie wohl zuweilen, den in sich gekehrten, düstern Blick Herberts warm auf sich ruhen zu sehen, daun schwand die scharfe Linie um 'einen Mund, die ihm ein so gealtertes, menschenfeindliches Aussehen gab. Und doch hatten in letzter Zeit selbst diese streng wissenschaftlichen Unterhaltungen nicht selten dazu geführt, jenen Zug in seinem Antlitze zu vertiefen. Es war dann gewesen, wenn sie, ganz eingenommen von dem Gegenstände des Gesprächs, sich über seine ausgezeichneten Notizen gebeugt, sodaß ihr Haar seine Wange streifte; oder wenn sie, des fremden Verhältnisses ver gessend, das zwischen ihnen bestand, im Eifer der Beweisführung ihre lebenswarme Hand auf die seine gelegt. Dann hatte er gewöhnlich schroff abgebrochen und war den Tag über noch verstimmter ge wesen als sonst, und sie hatte klarer denn je zu fühlen gemeint, daß sie ihm nicht nur gleich gültig, nein, selbst widerwärtig war, daß er es nur auf Stunden vergessen, wer es gewesen, der mit ihm gesprochen, daß sie ihn zur Unzeit daran erinnert hatte. O, daß er sie hätte lieben können, ein wenig, ganz klein wenig, cs hätte dann möglich sein müssen, ihn wieder zu lieben, es wäre dann Pflicht gewesen, es zu tun; sollte die Pflicht je unmöglich sein? Von den Türmen Triests wogte und klang es herauf in mächtigen Schwingungen, Genia blickte auf. Ja, es war Sonntag. Feiertags ruhe lag über der im Sonnenlicht glitzernden Meeresfläche, Feiertagsruhe über dem hochauf ragenden Küstengebirge, an dem die Glockentöne leise wiederhallend erstorben. Sie schloß das Buch und erhob sich. Norring war in aller Frühe zum Haien gegangen, nm sich zu über zeugen, ob das Tiefwasser der Nacht keine Ver schiebungen zur Folge gehabt; sie erwartete ihn erst gegen Mittag zurück. Leichten, schnellen Schrittes durcheilte sie den Garten bis zu der niederen Mauer, die denselben von dem Nachbargärtchen rechts trennte. Durch ein kleines, von langrankigem Efeu überwuchertes Mauerpförtchen schlüpfend, betrat sie denselben, dem alten Herrn, der, das Käppchen auf dem weißen Scheitel, die Arme auf dem Rücken verschränkt, in demselben ayf- und niederwanderte, herzlich die Hände entgegenstreckend. „Da bin ich schon wieder, lieber Doktor l Störe ich?" Er strich ihr freundlich über den braunen Scheitel; sie schienen sich zu verstehen, ohne Revolution in Mittelamerika. Länger als zwei Jahre hat sich die Regie rung der Ver. Staaten bemüht, zwischen den immer unruhigen mittelamerikanischen Republiken zu vermitteln. Es wurden Schieds- und Handelsverträge vereinbart, Grenzabkommen und Freundschaftsbündnisse geschlossen. Aber es war alles vergeblich. Die Hinterwäldler jener Gebiete lieben nun einmal den Frieden nicht. So ist denn in Nikaragua wieder einmal der Bürgerkrieg entflammt. Der Präsident Zelaya bat indessen eine Unvorsichtigkeit begangen, denn er ließ Untertanen der Ver. Staaten hin richten, obwohl von feiten deS Konsuls recht zeitig Einspruch erhoben worden war. AIS nun der Beamte nach Washington Meldung von der Hinrichtung machte, wurden sofort zwei Kriegsschiffe entsandt. Man erwartet scharfe Maßregeln gegen Nikara gua, weil dessen Präsident Zelaya bereits wiederholt amerikanische Staatsbürger unfreund lich behandelt hat. Das Washingtoner Staats departement fordert Genugtuung für die Hin richtung und hat zunächst dadurch Stellung genommen, daß eS die Revolutionäre als kriegführende Macht anerkannte. Ferner verlangt es Gewährleistung des Friedens; andernfalls müßte es die nötigen Schritte ohne weitere Verständigung mit Nikara gua selbständig tun. Daß es der Regierung der Ver. Staaten ernst ist mit ihren Drohungen, hat folgender Vorfall gezeigt: Die Washingtoner Regierung hat sich ge weigert, einem mit Waffen für die Regierung von Nikaragua von New-Orleans nach Nikara gua abgegangenen Dampfer Schutz vor den Revolutionären zu gewähren. Das Staats departement hat den nikaraguanischen Geschäfts träger in einer dringenden Note aufge ordert, vollständige Aufklärung über die Hinrichtung der beiden Amerikaner zu geben. Die beiden kriegsgerichtlich verurteilten und Hingerichteten Amerikaner sollen den Versuch gemacht haben, mit Truppen beladene Regierungsdampser durch Minen zum Sinken zu bringen. D'e nikara guanische Regierung erklärt, sie seien geständig gewesen. Schreckensherrschaft in Nikaragua. Wie es scheint, sind die Negierungstage des Präsidenten Zelaya gezählt; denn wenn die Ver. Staaten Maßregeln gegen ihn und seine Truppen ergreffen, und so indirekt die Revo lutionäre unterstützen, so dürfte er nicht lange Widerstand leisten können. Dem bedrängten Präsidenten wird übrigens vorgeworfen, daß er eine wahre Schreckensherrschaft herbcigesühr! habe. In Managua sollen tausend Personen wegen Verdachts der Empörung gegen den Präsidenten Zelaya und wegen ihrer Weigerung, eine Kriegssteuer zu zahlen, ins Gefängnis geworfen worden sein. Hoffentlich gelingt es den Ver. Staaten, bald wieder Ruhe und Ord nung herzustellen. politilcke Kuncilckau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm wird am 3. und , 4. Dezember an der Holjagd in' der Göhrde (im Preuß. Regierungsbezirk Lüneburg) teil- nehmen. «Kaiser Wilhelm soll dem Grafen Zeppelin bei seiner jüngsten Anwesenheit in Berlin aus Anlaß der Tauf-Feierlichkeiten den Wunsch zum Ausdruck gebracht haben, im kommenden Frühjahr mit ihm im Lenkballou aufzusteigen. Schon als Graf Zeppelin im, Sommer mit seinem Luftschiff in Berlin war, > hatte der Kaiser Neigung, eine Fahrt im Luf- ballon zu unternehmen. Es bedurfte des Ein- i flusses seiner Umgebung, um ihm das Unter- i nehmen^ mit dem „Zeppelin III", der ja eben erst einige Havarien erlitten hatte, aufzuskigen, zu widerraten. Nun will der Monarch im Frühjahr seinen langgehegten Wunsch ver- wirklichen. «Der König von Dänemark befinde sich auf einer Reise durch Deutschland, die ihn u. a. nach Hamburg, Leipzig und München führt. «Verschiedene Blätter bezeichnen den be vorstehenden Rücktritt des Staats sekretärs Krätke von der Leitung der Post- und Telegraphenvcrwaltung als sicher. Als Nachfolger wird bereits Unterstaatssekretär Lwele genannt. * Der Bundesrathat dem Entwurf eines Gesetzes über die Handelsbeziehungen zu England, ferner den Ausschußanträgen zu dem Entwurf einer Meßuhrordnung und zu dem Entwurf eines Lehrerbesoldungsgesetzes für Elsaß-Lothringen zugestimmt. * Es bestätigt sich, daß dem Reichstage die Reichs-Versichernngsordnung nicht vorgelegt werden wird. Es werden von den verbündeten Regierungen überhaupt nur kleine Vorlagen zur Beratung gestellt werden. «Die Bürgerschaftswahlen in Lübeck brachten in der ersten Abteilung den Sieg der Bürgerlichen, in der zweiten Ab teilung den der Sozialdemokraten. Die Libe ralen gewannen fünfzehn Mandate, die Sozial demokraten vier. * Die bayrische Regierung hat eine Nachtragsforderung zum außerordentlichen Etat in Höhe von 83 835 000 Mk. für Zwecke der StaatSeisenbahnverwaltung ein gebracht. Österreich-Ungar». «Die Kommissionsentwürfe zur Reform des österreichischen Strafprozeßrechts sind in Wien veröffentlicht worden. Ihr wichtigster Grundsatz ist die Einführung der Schöffengerichte unter gleichzeitiger Ein schränkung der Zuständigkeit der Geschworenen gerichte. England. «Nach einer amtlichen Erklärung der Re gierung ist die Meldung, es sei eine Heirat zwischen dem gegenwärtig in London weilenden König Manuel von Portugal und einer englischen Prinzessin geplant, vollkommen un richtig. «Auf Einladung der Londoner Handels kammer soll im Juni 1910 in London der erste internationale Kongreß der Han delskammern tagen. Italien. «In der Kammer brachte der Minister präsident eine Vorlage betr. eine Reform der ! Steuern ein. Die Vorlage sieht eine Herab- ! setzuna der Zuckersteuer vor. Um den dadurch erwawstuden Einnahmeausfall von ungefähr 40 Millionen zu decke», sollen verschiedene Ver besserungen des Gesetzes betr. die Steuer auf Erbschaften und Schenkungen vorgenommrn und eine steigende Einkommensteuer auf Ein- komme» über 5000 Lira jährlich eingeführt werden. Luxemburg. * Auch in der luxemburgischenKam- mer ist einmal, wie sonst nur in Österreich, die Beweiskraft der Worte durch „schlagende Beweise" unterstützt worden. Während einer Ausschußsitzung der luxemburgischen Kammer kam cs bei der Beratung über den an das Mädcheugynmasium zu zahlenden Zuschuß zwischen zwei Abgeordneten zu einer Prügelei. Unter großem Lärm wurden die Streitenden getrennt. Es folgten sodann noch heftige Aus einandersetzungen. Dänemark. «Das Folkething hat beschlossen, einen Ausschuß zu ernennen, der die Verhörsakten, die über die Angelegenheit des früheren Ministers Alberti, d^x der Unterschlagung von! Staatsgeldern beschuldigt wird, vörliegen, ! untersuchen und sich ferner mit der Frage be- fassen soll, ob gegen die ehemaligen Minister I. E. Christensen und Sigurd Berg Reichs- gerichtsanklage auzustrengen lei. Der Ausschuß ist gehalten, in 14 Tagen Bericht zu erstatten. NustlMtd. * Die beim russischen Generalstab tätige Kommission jür Armeereform hat eine Verlängerung der Dienstzeit der Soldaten ausgesprochen, da die vor vier Jahren eingeführte Verkürzung auf drei und vier Jabre unaünstiae Ergebnisse gehabt habe, desgleichen sollen alle bisher bestehenden Erleichterungen und Vorrechte bei Ableistung der Wehrpflicht sortfallen. Der einzige Sohn alter arbeits unfähiger Eltern soll von der Wehrpflicht befreit bleiben. Balkanstaaten. «Nach langem Zögern bat sich nun auch die englische Regierung Zum gegenwärtige» Stand der Kretafrage geäußert. In W en will mau in eingeweihien Kreisen wissen, daß England der Türkei erklärt habe, ei» mög lichst langes Hinaussch^eben einer Lösung der Krelasrage könnte der Türkei wichtige Vor teile bringen. Die türkisch? Negierung beab sichtige daher zu bewirken, daß über die Kreta frage keine Kammerdebatte geführt werde. Dainit also scheidet Kreta wieder bis auf weiteres aus den internationalen Debatten aus. Amerika. «Auf einem Festmahl der New Parker Handelskammer sprach auch der englische Botschafter Bryce. Er führte aus, jede Nation gewinne mehr durch den Erfolg einer andern Natton, als sie durch ihre Konkurrenz verlieren könne. Es sei Naum genug für alle großen handelireibenden Nationen sowohl in der Gegen wart wie in der Zukunft. Das Kriegs- gerede um des Krieges willen sei doppelt töricht; denn jede Nation habe in einem Kriege mehr zu verlieren als zu gewinnen. Bryce gab daun seiner Überzeugung, daß der Welt frieden erhalten bleiben werde, Ausdruck und sagte, es gäbe keinen aufrichtigeren, ernsthafteren Friedensfreund als seinen Freund, den Grafen Bernstorff (den deutschen Botschafter in Amerika). Der deutsche Botschafter erwiderte hierauf, Bryce habe die freundschaftlichen Ge fühle ausgedrückt, die alle verantwortlichen ver nünftigen Menschen in beiden Ländern hegten. Afrika. «In Melilla sollen nun endlich die Ver handlungen über den Friedenss chluß mit den Abgesandten der Kabylen beginnen, die bereits ernannt sind. Man erwartet, daß die Bedingungen des spanische» Oberbefehlshabers, Generals Marina, nämlich: Stellung von Geiseln, Auslieferung der Waffen und Entschädigungs zahlungen, auf ziemlichen Widerstand stoßen werden. Auch im feindlichen Lager scheint man noch nicht völlig einig, und es soll infolge dieser Meinungsverschiedenheiten sogar zu Kämpfen gekommen sein. Jedenfalls wollen sich einige in der Nähe wohnende Stämme unterwerfen, um die nächste Ernte nicht zu verlieren. Die weiter entfernt wohnenden Stämme sind weniger geneigt, und die Kabvlen im Innern bleiben feindlich gesinnt. GS sind- also noch eine Menge Schwierigkeiten zu besiegen. — Auch Italienhat jetzt der marokkanischen Regierung eine Aufstellung der verschiedenen Forderungen Italiens überreicht. In erster Linie wird eine Entschädigung für die Opfer der Beschießung wn Casablanca gefordert. Der italienische Bot- chafter in Tanger wies auf die gefährlichen Folgen hin, die eine weitere Verschleppung der Angelegenheit zeitigen könnte. Die .Tribuna' bemerkt hierzu, Italien wolle in Marokko einzig und allein den Schutz seiner Interessen wahr nehmen. Der Schritt solle verhüten, daß die Marokkaner die freundliche Haltung Italiens als einen Verzicht auf seine guten Rechte ansehen. Szenen aus dem Hause der tords. in den Debatten der Volksvertreter Gewohnheit ist. Doch selbst im Hause der ehrwürdigen Lords, wo alle politische Leidenschaft in ge lassen kühle, vornehm geglättete, fast teilnahms los scheinende Ausdrucksformen gebannt werden soll, kommt es bisweilen zu kleinen Szenen. Als im vergangenen Jahrhundert Lord Fal mouth eine Rede hielt, beging der Premier minister Earl Grey die in den geheiligten Hallen des Oberhauses unerhörte Kühnheit, den Redner einmal mit dem Rule „Order! Order!" zu unterbrechen. Als die Debatte zu Ende war, kam Lord Falmouth mit finsterer drohender Miene ans den Premierminister zu: „Mein Lord Grey, ich möchte Ihnen mittcilen, daß ich in Zukunft bei dem geringsten Verstoß, den Sie sich gegen die Sitten dieses Hauses zu schulden kommen lassen, Sie zur Ordnung rufen werde." Grey war sichtlich erleichtert, denn der ehrenwerte Lord schaute bei dieser Erklärung so grimmig drein, als könne nur ein blutiger Zweikampf den Zwischenfall be seitigen. „Mein Lord," antwortete der Minister, „Ew. Lordschast wird darin recht tun und ich hoffe, Ste werden das nie versäumen, wenn ich Anlaß dazu gebe." Grey ärgerte sich einmal sehr über einen Zwischenruf des Herzogs von Cumber land, der ihm während seiner Rede „nein, nein" zugerufen hatte. „Ich habe das Vertrauen," ant wortete Grey sofort, „daß der illustre Herzog den Anstand besitzen wird, mich nicht zu unter brechen. Der illustre Herzog hat recht, seine Meinung ausrecht zu erhalten. Er mag sich erheben und sie verteidigen, aber weil er eine Meinung hat, ist er nicht berechtigt, die zu unterbrechen, die eine andre haben." Unter den glatten Formeln der Rede werden aber auch im Oberbause manchmal höchst bittere Grobheiten verabreicht. So schleuderte einst der Lordkanzler Brougham dem im Parlament sehr unbeliebten Herzog von Cumberland den Satz entgegen: „Glorreicher Herzog, Wellington ist ein Herzog, der durch seine Taten glorreich ist, Sie aber sind glorreich nur durch die Höflichkeit dieses Hauses." Merkwürdig ist, daß im englischen Oberhause keine Instanz existiert, die das Recht hat, Ordnungsrufe zu erteilen. Der parla mentarische Anstand ist ungeschriebenes Gesetz, dessen Innehaltung sich von selbst versteht. Selbst der Lordkanzler kann in Debatten nicht eingreifen. Wie empfindlich das Sprachgefühl der parlamentarischen Lords ist, zeigt ein amüsanter Vorfall aus der Amtszeit Greys; der Herzog von Buckingham brauchte einst in einer Rede ein Shakespeare-Vitat, einen Volks ausdruck, der von einem herzhaften Zechen spricht. Aber herzhaftes Zechen verletzt die Würde des Oberhauses. Der Schatzkanzler pringt auf und ruft: „Ich treffe den edlen Herzog oft, aber ich hatte noch nie die Ehre, hn in einer Spelunke zu finden, die er des öftern besuchen muß, um die Ausdrücke der Gasse zu sammeln, mit denen er dies Haus traktiert." Man befürchtete einen persönlichen Konflikt, aber der angeschuldigte Herzog lächelte vergnügt und beruhigte die Umgebung. Der Lordkanzler wußte genau, daß der Ausdruck von Shakespeare stammte, aber der Zwischenfall wurde erst beigelegt, als Buckingham schließ- ich lächelnd versicherte, das Wort sei nur ein Scherz gewesen. Die Ehre des Hauses war gerettet. Von stak unä fern. Das Korps „Borussia" in Bonn ist wegen verschiedener Ausschreitungen, die sich Mitglieder in Bonn und auf Ausflügen nach Mehlem haben zuschulden kommen lassen, vom Senat der Universität Bonn für ein Semester aufgehoben worden, wodurch die Farben der Borussen vorläufig verschwinde» werde». Diesem Bonner Korps gehört bekanntlich Kaiser Wilhelm als alter Herr, sowie mehrere Hohenzollern an. Heine in der Jachenau wurde wie vor Jahres frist in der nahegelegenen Villa Vollmars am Die Billa des Reichstagsabgeordneten Heine von Einbrechern hetmgesucht. In der Villa des Berliner Neichstagsabgeordnelen 4t Der scharfe Konflikt, der in dem Kampfe um die neue Finauzbill zwischen der englischen Negierung und dem Oberhause sich immer mehr zuwitzt, gibt einer englischen Zeitschrift Ver anlassung, allerlei Interessantes von diesem Parlamente der Aristokraten zu erzählen. Die alten vornehmen Traditionen des HauseS wer den in den Debatten mit einer dogmatischen Strenge ausrecht erhalten, die für den Ferner- stehenden nicht immer frei von komischen Neben wirkungen sind, denn die Empfindlichkeit der Lords für guten Ton und parlamemarssche Walchensee, eingebrochen und alles Auffindbare sich für i Formen geht wett über das hinaus, was sonst! gestohlen. viele Worte. D'e junge Frau schritt neben ihm hm, in den saubsrgebaltenen Wegen, zwischen den Pfirsich- und Aprikosenspalieren, deren Früchte zur Zeit der Reife so viele kleine Lieb haber fanden in den barfüßigen Winzerkindern weiter aufwärts. „Ich war heute in der Kirche, Doktor Helmroth, zum ersten Male seit mehreren Wochen." Es lag ein eigener Glanz in den Augen, die sie zu ihm erhob. Der Angeredete vermied es, sie anzusehen, er fühlte, daß Tränen in ihrer Stimme zitterten. „Ich weiß es, daß die Glocken bis her für Sie nicht tönten," sagte er mild. „Wir haben nie über diesen Punkt gesprochen und doch, ich würde meiner jungen Freundin dankbar sein, wenn sie mir sagen wollte, warum." Genia hatte einen vollblühenden Myrten zweig von einem der Büsche gebrochen und blickte sinnend darauf, während zartes Rot ihr Stirn und Wangen färbte. „Weil ich bis gestern nicht an Liebe glaubte; weil ich das Ringen der Menschen nach mir entschwundenen Idealen nicht mehr verstand. Glauben Sie an Liebe, an reine Liebe?" „Gewiß, ich habe sie selbst gefühlt." „Die Liebe von Herz zu Herzen, die körper lose Liebe?" „Sie machen da einen Unterschied, den die Wirklichkeit umstürzt. Wenn es Sie aber trösten kann, junge Frau, so füge ich hinzu, meine Liebe war nicht abhängig von dem Irdischen. Ich hätte Blanca geliebt, auch wenn sie plötzlich ebenso häßlich geworden wäre, wie sie schön war. Ich liebte ihre ewige Seele und doch liebte ich auch glüheud jede« der weiß- blonden, schimmeruden Haare, die in lichten Massen ihre liebliche Gestalt umflossen." „Aber Sie — Sie waren nie verheiratet, Doktor?" „Nein. . . nie." „Weil man Ihre Liebe nicht erwiderte?" „Nicht deshalb." „Verzeihen Sie mein Fragen; ich bin un bescheiden, aber ich meine, wer selbst so viel durchgemacht, könne andre stützen, die halt- los sind im Leben." Sie blickte zaghaft zu Boden. „Sie haben nicht unrecht. Man lernt au fremdem Schmerz den eigenen messen und findet ihn dann selten noch ebenso riesengroß und lichtverdunkelnd wie vorher, und doch" — sein Auge tauchte träumend in die duftige Ferne — „wer greift gern in die Erinnerung zurück, wenn dieselbe nur Weh mit sich bringt? Ich habe meine Geliebte eine Verlorene und ihr Kind eine Abenteurerin werden sehen und ich lebe noch und glaube noch an die Liebe." „Auch an die göttliche?" „Ja! Allerdings, ich muß es gestehen, gab es eine Zeit, in der ste mir verhüllt war." „Sie wollen mir nicht sagen, wodurch und weshalb?" „Nein, .Kind. Es gibt Tiefen des wahn witzigen Schmerzes, zu denen Sie nie hinab steigen werden — meine Erfahrungen würden Sie nur tiefer verwirren. Aber, seien Sie ehr lich, hängt Ihre gehobene Stimmung nicht vielleicht doch sehr nahe zusammen mit dem Wiedersehen jenes Jugendfreundes, den Sie
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