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Zwönitztaler Anzeiger : 07.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-07
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-191811071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19181107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19181107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-11
- Tag1918-11-07
- Monat1918-11
- Jahr1918
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 07.11.1918
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nützen könne. Andernfalls müßte eben dagegen Protestiert werden. Welch ein ebenso trauriger wie lächerlicher Papier- Protest wäre das? Selbst wenn eine solche „Sicherung" in den Waffenstillstandsve rtrag hin eingesch rieben w äre, dürfte man nicht Häuser darauf bauen. Ein Dutzend Gründe "fän den sich dann vielleicht doch für die Entente, um eine solch« ihr unangenehme Klausel zu brechen oder zu um gehen. Aiein, auf diesen Wafsenstillstandsvertrag mit dem zusammengebrochenen, vorläufig gar nicht mehr greifbaren Oesterreich verläßt sich Deutschland Wohl nicht. Die deut sche Regierung hat bereits, wie man hört, Schritte ge tan, um der neuen Gefahr rechtzeitig zu'begegnen. Die militärischen Stellen haben ihre Vor kehrungen getroffen. Man ist gerüstet und es wird nichts zum Schutze des deutschen Bodens unter lassen, wie auch die politischen Entscheidungen der nächsten Tage verlaufen mögen. Ein Grund zur Angst oder gar zur Panik ist nicht vorhanden. Wenn die drakonischen Bedingungen des italieni schen Waffenstillstandes etwa den Nebenzweck hät ten, die Stimmung in Deutschland für die Foch- schen Bedingungen mürbe zu machen, so wäre das eine falsche Spekulation der Feinde. Unsere öffent liche Meinung bewahrt weiter kühlen Kopf und ruhiges Blut. Die Tschechen an der sächsischen Grenze. Warnsdorf, 4. Nov. Tschechische Truppenteile be setzten heute das hiesige Stationskommando. Die Ruhe wurde bewahrt. (Warnsdorf liegt nahe der säch sischen Grenze im Lausitzer Gebirge und gehört zu Deutsch- Böhmen). Bayerische Befürchtungen. München, 5. Nov. Alle über die Waffenstillstands bedingungen für Oesterreich-Ungarn bisher vorliegenden bayerischen Presseäußerungen drücken die schwersten Be fürchtungen für das kerndeutsche Land zwischen Brenner und Bozen aus und erachten Vie Gefahr eines feind lichen Durchmarsches durch Oesterreich schon jetzt, nicht erst für das Frühjahr als gegeben. Die Stimmung in Südtirol. Wien, 5. Nov. Llus Bozen melden die Blätter: Die ersten italienischen Offizierspatronillen sind hier in Kraftwagen von Trient cingetroffen. In Bozen, Gries und Meran herrscht eine ruhige, gedrückte Stimmung. Friedensverhandlungen in Padua. Budapest, 4. Nov. Ministerpräsident Graf Karolhi begibt sich mit mehreren Mitgliedern des Nationalrates, Arbeiterrates und Soldatenrates nach Padua, um mit General Diaz Friedensver handlungen zu beginnen. * Polnisches Ultimatum an Deutschland? Wien, 5. Nov. Wie aus Warschau gemeldet wird, hat die polnische Regierung an die deutsche ein Ultimatum gerichtet, bis Montag sämtliche Agenden der Verwaltung der polnischen Regie rung zu übergeben. Die „Kuriere" der russischen Botschaft. Revolutionäre Propaganda in Deutschland. w. Berlin, 5. Nov. (Amtlich.) Am 4. d. M. abends traf, von Moskau kommend, der Kurier der hiesigen diplo matischen ^Vertretung der Scwjetrogicrung auf dem Bahnhof Friedrichstraße ein. Bei Vein Herabtragcn des Gepäcks vom Bahnsteige wurde eine der Kisten durch An stößen beschädigt, so daß darin befindliche Papiere auf den Boden fielen. Diese Papiere waren, wie sich hcraus- stellte, in deutscher Sprache gedruckte Flugblätter, welche di« deutschen Arbeiter und Soldaten zu blutigem Umsturz auffordern. Eines der Flugblätter, welches von der Gruppe Internationale (Spartakus-Gruppe) unterzeichnet war, ent hielt einen Ausruf zum Revolutionskampf, während ein anderes Flugblatt dis näheren Anweisungen für diesen Kampf gibt, zum Meuchelmord und Terror auffordert. Auf Ansuchen der Bahnbehörde wurde das gesamte Kurier gepäck in einem geschlossen«» und bewachten Raum sicher gestellt und das Auswärtige Awt benachrichtigt, um diesem die Untersuchung und weitere Behandlung der Angelegenheit zu ermöglichen. Abberufung der russischen Vertreter aus Deutschland. Berlin, 5. Nov. Die deutsche Regie rung hat von der russischen Negierung Bürgschaften dafür verlangt, daß in Zukunft von ihren Organen keinerlei revolutionäre Agitation und Propaganda gegen die staatlichen Einrichtungen in Deutsch land getrieben werden, und dah der noch immer ungesühnte Mord an dem Gesandten Graf Mirbach ausreichende Sühne finde. Die russische Negie rung ist ersucht worden, bis zur Erfüllung dieser Forderungen ihre sämtlichen amtlichen Vertreter aus Deutschland zurückzuziehen. Ebenso sind die deutschen Amtlichen Vertreter in Ruhland abbe rufen worden. * Der „Vorwärts" gegen die russischen Machenschaften. Herr Joffe, der russische Botschafter in Berlin, dessen Stellung unhaltbar geworden ist, dürfte bereits gestern abend mit dem gesamten Personal der Botschaft Berlin verlassen haben, um nach Moskau zurückzukchren. Gestern Mittag weilte er zu längerer Unterredung im Auswärtigen Amt. Dis Berliner Stelle der russischen Telegraphen- Agcntur ist gestern nachmittag aufgehoben worden. Der „Vorwärts" schreibt: Schon lange ist behauptet worden, daß sich die russische Botschaft in die inneren Verhältnisse des deutschen Reiches in unzulässiger Weise einmische und jene in Deutschland nur sporadisch vertretene Richtung be^ günstige, welche ihr parteipolitisch am nächsten stehe. Wir haben diese Behauptung im guten Glauben bestritten, auf Erklärungen gestützt, welche von der russischen Botschaft selbst abgegeben worden sind. Diese Erklärungen aber haben sich leider als unwahrhaftig herausgcstellt, so daß wir zu unserem Bedauern gezwungen sind, von der rus sischen Botschaft in jeder Beziehung Abschied zu nehmen. Wiederholt wurde von uns vor geheimnisvollen Flug blättern gewarnt, welche den Zweck verfolgten, Uneinig keit und Zersplitterung in die Reihen der Arbeiterschaft zu tragen und sie zu einer Politik zu ermuntern, welche russischen Verhältnissen entsprechen mag, den deutschen aber nicht entspricht. Wir wollen keine russischen Zu stände, denn wir wissen, daß das russische Volk unter der bolschewistischen Herrschaft Hungers stirbt, obwohl Ruß land ein vorwiegend ackerbautreibendes Land ist. In Deutschland müßte die Anwendung gleicher Methoden zu noch viel entsetzlicheren Zuständen führen. Die deutsche Arbeiterschaft ist sozialistisch durch und durch, aber den Sozialismus asiatieus, der sich Bolschewismus nennt, lehnt sie ab. Kiel in der Gewalt der Matrosen. Die rote Flagge über deutschen Schiffen. Kiel, 5. Nov. Gestern mittag erschien ein Erlaß des Gouverneur, in dem die aufständischen Matrosen aufge- sordert wurden, ihre Wünsche zu äußern. Infolgedessen traten die Slbordnungen der Matrosen zu einer Ver- snmms'ma im Gewerkschaftshause zusammen und stellten ein Programm ihrer Wünsche auf. Darunter befinden sich folgende: Die Anerkennung des inzwischen gebildeten Sol datenrates, bessere Behandlung der Mannschaften, Be freiung von der Grußpflicht, Gleichheit 'der Offiziere und Mannschaften, Aufhebung der Offizierskasinos, Freigabe der wegen Gehorsamsverweigerung verhaftete» Personen, die sich zurzeit in den Arrsstlokalen befinden und Straf losigkeit der nicht auf die Schiffe zurückgekehrten Mann schaften. Diese Forderungen wurden dem Gouverneur durch eine Abordnung der Matrosen überbracht, und allo Forderungen wurden vom Gouverneur gutgeheißen. Die Matrosen verpflichteten sich, ihren Dienst wieder aufzu nehmen und Gehorsam zu üben. Sie verpflichteten sich auch insbesondere zur unbedingten Aufrechterhaltung der Ordnung und gestanden zu, daß jedermann, Ler bei Plünderungen betroffen würde, auf der Stells standrecht lich zu erschießen sei. Die Matrosen sind vollständig Herren der Schiffe. Dio Offiziere sind ohnmächtig und können sie nicht zurückhalten und ebensowenig in ihren' Hand lungen behindern. In den ersten Nachmittagsstunden kam es zu einer kurzen Schießerei zwischen einer Kompanie der Torpedo division und Werftdivision. In kurzer Zeit stand die ganze Garnison aus feiten der aufständischen Matrose»'. Eine Stunde später kam es zu Siner riesigen Freude»- kundgebung. Ein Zug von etwa 15 000 bis 20 000 Mann Soldaten zog nach dem Arrestlokal in der unteren Feld straße. Im Zuge befindliche Arbeiter waren bewaffnet. Unter den Gesängen von Patriotischen und Soldatenliedern ging der riescnhafto Zug durch den 'Nordtsil der Stadt. Im Zuge wurden zahlreiche rote Fahnen getragen. Dio Gefangenen wurden entlassen und unter großem Jubel in Empfang genommen. Ein kleiner Teil dos Zuges ging zum Bahnhof, um dort den Staatssekretär Haußmann und den Reichstagsabgeordneten Noske zu empfangen. Am Abend beschlossen die Vertrauensleute der Gewerkschaften der Betriebe, daß heute als Sympathiekundgebung für die Matrosen der Generalstreik beginnen soll. 'Ausge schlossen sind die Lebcnsmittelgesellschaften und die Licht- und Wasserwerke. * Hamburg, 5. Nov. Nach dem „Fremden blatt" meldet die „Kiel. Ztg.": Heute früh wurde auf allen Fahrzeugen und Maschinen die rote Flagge gehißt. Das Linienschiff „Köln", das im Dock war und noch die Kriegsflagge führte, wurde vom Lande aus von Matrosen beschossen. Die Kriegsflagge wurde gesenkt und an ihre Stelle die rote Flagge gesetzt. Die ganze Stadt ist voller Matrosen. Die meisten sind bewaffnet und mit der roten Fahne und Schleifen geschmückt. So durchziehen sie die Straßen der Stadt. Viele Autos, gefüllt mit Soldaten, die Gewehre tragen, fahren durch die Stadt. Die Werften sind ab gesperrt. Maschinengewehre stehen vor den Ein gangstüren und verhindern allen Arbeitern und Beamten den Eintritt. Nur die Direktoren und die höheren Betriebsleiter werden durchgelassen. Der allgemeine Ausstand ist im vollen Gange. Die aufständischen Matrosen halten strenge Ord nung. Alle Offiziere, Ingenieure und Deckoffiziere werden angehalten. Sie müssen ihre Kokarden abnehmen, auch wird ihnen der Säbel abgenommen. Die Deckoffiziere können ungehindert weitergehen, während die Offiziere festgehalten werden. Zugeständnisse an die Matrosen. Kiel, 5. Nov. Die gestern abend vom Gcnoralgouverneur im Beisein des sozialdemokratischen Abgeordneten Noske und des Staatssekretärs Haußmann beschlossenen Punkte lauten folgendermaßen: 1. Haußmann nimmt die For derungen der Matrosen an und verspricht schleunigste Durchsetzung bei der Regierung. 2. Sofortige Abbrechung sämtlicher gegen die Bewegung gerichteten militärischen Maßnahmen. 3. Hinwirken zum Einlaufen der Flotte. 4. Unter Mitwirkung des Arbcitcrrates werden dem Sol- datcnrat die Akten der letzte» in Haft befindlichen Per sonen vorgelegt, nm iiber deren' Freilassung, mit Aus nahme der wegen unehrenhafter Handlungen Verurteilten zu entscheiden. Der Redlametote. ? Humoristischer Roman von Robert Misch. 4. Fortsetzung. — Roland schoß mit einem Satze auf den Freund zu und packte ihn an der Schulter. „Meine Leonidas-Sinfonie ist in Berlin angenommen oder meine Spielmannslicder? Na, so sprich doch end lich, du machst mich ganz nervös!* „Nein, nein, das nicht, noch nicht! Trotzdem ich kei nen Augenblick zweifle —* „Na — ist's eine gute oder 'ne schlechte Nachricht?* i „Es ist . . . es —* stotterte Krug verlegen. „Es ist eine Ueberraschung für dich!* half ihm Frau Lenchen weiter. „Du hast doch schon öfter davon gesprochen, wie angenehm es wäre, wenn du ein regelmäßiges Ein kommen, also eine feste Stellung —* „Ihr habt also eine Stellung für mich? Da bin ich doch wirklich neugierig!* „Es ist die Liedertafel," sagte Lenchen stockend und reichte ihm den rotgeslelten Brief. „Die Liedertafel?* Er öffnete und überflog schnell das Schreiben. „Wahrhaftig! Welche Ehre! Wenn's noch ein großer Orchester- oder Oratorienverein wäre; mit denen könnte man doch was anfangen, da sind wenig stens künstleische Aufgaben zu lösen. Aber die Liedertafel — vierstimmiger Männerchor. Soll ich vielleicht den Her ren triviale Lieder etnpauken? Das könnte mir gerade paffen!" „Aber Hänschen," mischte sich die Rätin ein, „es sind stoch die feinsten Leute der Stadt." „Ach was, Dilettanten sind's," sagte er verächtlich. ^„And mit denen soll ich meine kostbare Zeit vertrödeln?!" „Als du noch beim Theater warst, da hast du auf die Nerufssänger geschimpft, die keinen Schwung und keine Begeisterung mehr hätten," erwiderte Lenchen ärgerlich. . Er zuckte spöttisch mit den Achseln. j W^Darf ich mir die ergebene Frage erlauben, wet voy My^auf diesen genialen Einfall gekommen ist?* ! „Sch yave Herrn Krug varum geveren," erwwerre Lenchen. „Und da die Stelle bet der Liedertafel gerade frei wird—" . „Also Hube ich deiner gütigen Protektion dies eminente Anerbieten zu banken, Krug? Schön, ich werde es mir überlegen; Es ist mir ja selber peinlich, von fremder Hilse abzuhängen. Und wäre die Oper nicht ge wesen Ich werde den Herren das Singen beibringen. Wird sich großarttg machen auf der Visitenkarte: Hans Roland, Dirigent der Liedertafel. Eins, zwei, drei* — mit spöttischem Lachen markierte er die Battuta des Diri genten, während er mit krähender Stimme sang: „Wer hat dich, du schöner Wald . . ." „Sie singen ja cis, Herr Schulze, es ist c — c." Aergerlich schlug er die Tür seines Arbeitszimmers hinter sich zu. « „Machen Sie sich nichts daraus, lieber Freund!" Len chen streckte dem Keinen Gelehrten die Hand entgegen, die er zögernd nahm. „Ich bin Jbnen dankbar. Und die Hauptsache ist, wir haben ihn endlich so wett." In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, ein gold blonder Kopf lugte ins Zimmer, und mit einem Lachen auf den Lippen trat eine junge, sehr elegante und hübsche Dame ins Zimmer hinein. „Grüß Gott mtteinand! Servus, Frau Rätin, Ser vus, Frau Lenchen. Wo ist denn der Meister? I bin so gerannt, um noch zur rechten Zeit zu kommen." „Mein Mann arbeitet, Fräulein Bögler." „Aber i bitt' Sie, er hat ja meine Stunde auf heute verlegt. Dees hat er natürlich wieder vergessen! Na i kann ja wiederkommen oder warten. Ah, der Herr von Krug is auch hier?* fügte sie ironisch hinzu, den Gelehr ten bemerkend, der sich grollend in eine Ecke zurückgezogen hatte. „Adeln Sie mich doch nicht immer, Fräulein Bögler! Krug heiße ich. schlichtweg Krug!* „Na, Sie kriegen sicher noch einmal den Adel — für Ihre Verdienste um die musikalische Wissenschaft,* sagte Josepha spöttisch wie immer, wenn sie mit dem Gelehrten sprach. „Musikwissenschaft heißt es, mein Fräulein!" ( ' „Danke, Herr Professor!* „Aber meine Herrschaften!" mischte sich Frau Leuchen begütigend ein, „wenn sie sich nur ein einziges Mal nicht zanken möchten!" „Er fängt doch immer wieder an," rief die jung« Dame achselzuckend. „Hier bringe ich übrigens die Noten, die ich für den Meister kopiert hab', daS Duo aus dem kePten Akk. I hab's zu Haus durchgespielt und gesungen. Das ist einfach großartig! Ueberhaupt die Oper!" „Das können Sie ja gar nicht beurteilen,* sagte Krug von oben herab. Sie sprechen das einfach mir nach.* „Ihnen? Das i nett lach'! Glaubens etwa, weil Sir Musikgeschicht und Kontrapunkt studiert haben, mein Lie ber, Sie versteh'« was davon?!* f „Sie verstehen freilich mehr davon, weil Sie ein biß^ chen auf dem Klavier herumpauken und ein paar Triller fingen können * „I bin a Oesterreicherin, mei Liaber. Wir sind duL mustkalischte Volk der Welt, und i bin noch dazu aus Salz burg, aus der Vaterstadt Mozarts, sogar in der Korngafl bin i geboren, wo auch Mozart geboren is. I bin als,, g'wiffermaßen zur Musik prädestiniert.' „Hm, nur ein Unterschied ist da,* lachte Krug ironisch, „Mozarts „Herr Natter* war ein Musiker und Ihr „Herr Vatter* ist Spezereihändler. Also sind Sie eigentlich zur Spezerei prädestiniert. Das ist doch ein so nützliches Ge schäft, viel nützlicher als das Klavierspielen. Warum ver legen Sie sich nicht lieber darauf, wenn Sie durchaus nich' kochen und Strümpfe stricken wollen? Oder werden Sie Malerin, das ist wenigstens keine so laute Kunst, die stött keinen Menschen. So 'ne Malerin macht bloß ihre Kleider und die Leinwand fleckig.* „Jhna braucht mein Klavierspüll net zu gefall'nft rief Josepha gereizt. „Ihr Klavierspüll gefällt mir auch nicht!* antwortete Krug prompt, während er sich freudestrahlend die Hände rieb. Denn es gelang ihm nur selten, die lustige Oesterrei cherin in Zorn zu bringen. Meistens war es umgekehrt der Fall. „Frau Lenerl, so gern i hier bei Ihnen und dem Mei ster bin, wann dieser Herr hier is, komm i nimmer. Wa rum gehen Sie mir denn net aus'm Weg, Herr von Krug?' „Mir fehlt eben etwas, wenn ich Sie nicht täglich sehe, Fräulein Bögler!" „Na, auf Gegenseitigkeit beruht deeS nun grad net * „Da weiß ich Ihnen ein ganz probates Mittel, mein Fräulein, Sie brauchen bloß nach Salzburg in den väter lichen Spezereiladen zurüüzukehren oder Ihre Stunde» aufzugeben." „Hören Sie, Herr von Krug, das is eine furchtbar, Ungezogenheit von Ihnen," rief die Oesterreicherin gereizt (Fortsetzung folgt.)
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