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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-04
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189005040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18900504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18900504
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-04
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.05.1890
- Autor
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md Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. 43. Jahrgang. Sonntag, den 4. Mai. -A/s > Erschcuttjcdcn Wochentag Nachmittag« 6 Ubrsär den ..US II» . andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mar? 25 Pfa., ! L »» ! zweimonatlich 1M. SV Pf. und einuwnaÄÄ 7S Ps. Inserate werden bi» Vormittag 11 Uhr angcnom- s men und betragt der Preis tür die gespaltene Zeile ! D XID» I oder deren Raum 1b Psg. ! ^W Vch Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Galanteriewaarenhändlers Oswald Feodor Beyer in Freiberg wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch auf gehoben. Freiberg, den 30. April 1890. Königliches Amtsgericht, Abth. HI». Veröffentlicht: Nicolai, Gerichtsschrciber. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben der unverehelichten Sidonie Obendorf in Freiberg sollen die zu dem Nachlasse derselben gehörigen Grundstücke, nämlich 1. das Hausgrundstück, Folium 58 des Grundbuchs und Nr. 53 des Brand katasters für Friedeburg, 2. das Gartengrundstück, Folium 67 des Grundbuchs für Friedcburg, in welchem letzteren zur Zeit eine .Handelsgürtnerei betrieben wird, beide von dem verpflichteten Bausachverständigen zusammen auf 13600 Mark gewürdert, freiwillig versteigert werden und ist hierzu der 17. Mai 1890 als Termin anberaumt worden. Erstehungslustige werden daher hiermit vorgeladen, in diesem Termine bis Bormittags 11 Uhr an unterzeichneter Amtsgerichtsstelle zu erscheinen, über ihre Zahlungs fähigkeit, soweit dieselbe nicht bekannt ist, sich auszuweisen und ihre Gebote zu thun. Die Subhastationsbedingungen sind an Amtsgerichtsstelle einzusehen. Freiberg, am 15. April 1890. Königliches Amtsgericht, Abth. IV ». Sldgr. ^Bekanntmachung. Montag und Dienstag, den 5. und 6. Mai dieses Jahres, sollen fämmt- liche Expeditionen und Kasfenlokalitäten des Rath- und Stadthauses gereinigt und gescheuert werden, was mit dem Bemerken hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, daß an diesen beiden Tagen nur unausschiebbare Geschäfte erledigt werden können. Freiberg, den 26. April 1890. Der Stadtrath. kvutlvr. Neff Bekanntmachung. Während der nächsten Montag und Dienstag, den 5. und 6. Mai im Rath« Hause stattfindenden Reinigung ist das hiesige Standesamt NUV MvNtag, den 5. Mai, Vormittags für Anmeldung von Sterbefällen und Lovtge- burten geöffnet. Freiberg, am 28. April 1890. Ter Standesbeamte. Hüssler. Bg. Bekanntmachung. Wegen Ausführung der Beschleußungsanlagen wird die Jacob igasfe von Montag, den 5. Mai d. I. ab für den Durchgangsfahrverkehr gesperrt. Freiberg, den 2. Akai 1890. Die Ttadtpolizeibehörde. I. A.: Wbr. Auktion. Mittwoch, den 7. Mai a. e., Nachmittags von 2 Uhr an, sollen im städtischen Auktionslokal, Herderstratze Nr. 2, mehrere Pfandgegenstände, sowie eine Partie Nachlaß sachen, unter Anderem verschiedene Blödel und Kleidungsstücke, wie das in der Rathhausflur aushängende spezielle Verzeichniß aufweist, gegen sofortige Bezahlung öffentlich ver steigert werden. Freiberg, am 2. Mai 1890. Der Rathsvollzieher. Ur«)«. Lichtstärke des Leuchtgases der städtischen Gasanstalt im Monat April 1890, gemessen an einem Normalargandbrenner bei einem Gasverbrauch von 150 Liter pro Stunde und einem Drucke von 8,5 mm Wassersäule: 16,» Normalkerzen, Mittel aus 9 Messungen. (gez.) Hi. Irüurck. Die Woche. Seit Monaten angekündigt und seit Wochen vorbereitet, sollte am 1. Maid. I der allgemeine Arbeitsfeiertag rls Probe der Gemeinsamkeit derArbeiterin den europäischen Industriestaaten in Szene gehen. Im deutschen Reiche fit es aber an diesem Tage zu keiner ausgedehnten Arbeitsunterbrechung gekommen und der Zeitpunkt, an dem nach der ausgegebenrn Losung der internationalen Arbeiterführer „alle Maschinenräder der Welt stillstehcn sollten", fast überall bei ordnungsmäßiger Arbeit verstrichen. Die Maschinenräder fast aller Fabriken bewegten sich ungestört und der weitaus größte Theil der Arbeiter war so verständig, von einer unnützen und bedenklichen Kund gebung vollständig abzusehen. In der deutschen Reichshaupt stadt hat noch nicht der zehnte Theil der Arbeiter sich, dem Kommando Derer gefügt, die für den Weltfeiertag eintraten und im gesammten Reiche stellte sich der Prozentsatz der am 1. Mai feiernden Arbeiter durchschnittlich noch weit niedriger. Wenn die sozialistische Kraftprobe in Deutschland oerartig mißlang, so ist dies der entschiedenen Haltung der Regierungen und dem gesunden Sinn der arbeitenden Bevölkerung, nicht zum geringsten aber auch der Einmüthigkeit der Arbeitgeber zuzuschreiben, welche noch nie so wie bei diesem Anlaß her- vorgetrcten ist. Niemand wird in Zukunft das Koalitionsrecht der Arbeiter verkümmern wollen, aber die Arbeitgeber haben aus den in diesem Frühjahr stattgefundenen Ausständen und aus dem Versuch eines Aufmarsches der ganzen europäischen Arbeiterschaft die Lehre gezogen, daß auch sie fest zusammen halten müssen, um nicht im Kampf um's Dasein zu erliegen. Von sozialdemokratischer Seite wird man wahrscheinlich das Feiern eines Theils der Arbeiterschaft am 1. Mai als einen für die Zukunft Erfolge versprechenden Anlauf bezeichnen; in Wirklichkeit dürften aber die gemachten Erfahrungen bei der Arbeiterschaft die Lust zu leeren Demonstrationen aus Kommando ausländischer Führer vollständig verleidet und die Ueberzeugung befestigt haben, daß nur eine zielbewußte, maßvolle und vater ländisch gesinnte Organisation auf dem Boden der bestehenden Ordnung im Stande ist, die sozialen Fragen in friedlicher und befriedigender Weise zu lösen. Der ruhige Verlauf des 1. Mai ist entschieden geeignet, das allgemeine Vertrauen in die Stetig keit und gesunde Entwickelung des deutschen Staatslebens und Rechtsbewußtseins zu stärken. Der 1. Mai war diesmal auch noch in anderer Beziehung denkwürdig. An diesem Tage ver starb in Berlin der Mitbegründer und Vorsitzende der deutschen Reichsbank, Hermann Friedrich Alexander von Dechend, der sich durch eine weitsichtige Diskonto-Politik und durch die Ein führung des Giroverkehrs namhafte Verdienste um den deutschen Geldverkchr erwarb. An demselben Tage waren aber auch 20 Jahre verflossen, seit vr. von Stephan als Nachfolger des damaligen Generalpostsekretärs von Philippsborn zum Leiter des Post wesens ernannt wurde und alsbald eine Verbesserung des Verkehrswesens im Allgemeinen und des Postwesens im Be sonderen mit einem Erfolge anstrebte, der von dem Jnlande und dem Auslande dankbar anerkannt wurde. Die parlamen tarische Campagne wird sich diesmal ungewöhnlich in die Länge ziehen. Der am 6. d. M. zusammentretendeneugewäyltc Reichstag wird zahlreiche gesetzgeberische Aufgaben zu bewältigen haben und kaum damit vor dem Hochsommer zu Ende kommen. Die Aus schüsse des deutschen Bundesrathes haben in letzter Zeit täglich mehrstündige Berathungen abgehalten, um die für die nächste Reichstags-Session bestimmten Vorlagen fertig zu stellen. Da durch kam der Vundesrath bereits in die Lage, den Entwurf eines Gesetzes über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres in Erwägung zu ziehen, der einen Nachtrag zum Etat für 1890—91 bedingen und mit dem letzteren jedenfalls bei Beginn der Tagung dem Reichstage zugehen dürfte. Dasselbe wird voraussichtlich mit dem auf die Forderung neuer Kredite für die Ostafrilanischen Unternehmungen bezüglichen 'Nachtrags etat der Fall sein. Auch dieser stellt sich als eine Folge früherer Beschlüsse dar und soll sich in der Höhe von 4 bis 5 Millionen bewegen. Ferner beschäftigte sich dcrBundcsrath mit der wichtigen Novelle zur Gewerbeordnung. Bei der Fülle des Arbeitsstosfes, welcher dem Reichstag zugedacht ist, erscheint die Thatsache recht bedauerlich, daß das seit dem 14. Januar d. Js. tagende preußische Abgeordnetenhaus mit seinen Ar beiten noch so weit im Rückstände ist, daß u. A. auf die Vor legung eines Berggesetzes sür die lausende Session verzichtet werden muß. Eine der unerquicklichsten Debatten im preu ßischen Abgeordnetenhause war diejenige, welche am 29. April bei der ersten Lesung des Gesetzentwurfes über die Verwendung der Sverrgelder stattfand. Während die Vertreter aller anderen Parteien das Bemühen zeigten, der friedlichen Tendenz des Gesetzentwurfes entsprechend eine gemäßigte Redeweise anzu- wenden, trugen die Vertreter des Zentrums in die Verhand lung einen ungewöhnlich scharfen Ton hinein. Abg. Windt horst, Welcher in den letzten Tagen eine hohe päpstliche Aus zeichnung empfing, bezeichnete die Ansicht, daß die durch die eingestellten Zahlungen ersparten Gelder Staatseigenthnm ge worden seien, als sozialistisch. Er meinte, das Zunickbehaltene sei zurückzugeben und nicht nur die Zinsen. Mit Drohungen könne man auf seine Freunde keinen Eindruck machen, Männer von Prinzipien ließen sich niemals durch Nützlichkeitsgründe bestimmen: Lieber hungern als das Prinzip des Rechts aus geben! Dagegen führte der Kultusminister von Goßler auS, daß bei dem inzwischen stattgefundenen Wechsel der Personen eine Rückgabe an die Geschädigten ganz unmöglich sei und daß die Vorlage das äußerste Entgegenkommen der Regierung be deute. Diese heftige Verhandlung im preußischen Abgeordncten- hause bestärkte die Annahme, daß das Zentrum noch nicht ge neigt sei, seine oppositionelle Stellung aufzugeben und daß man sich deshalb auch auf eine sehr bewegte Session in dem deutschen Reichstag gefaßt machen müsse. Die unter dem Vorsitze des Kaisers Franz Joseph am Montag abgeschlossenen gemeinsamen Berathungen der öster reichischen und ungarischen Minister führten zunächst zu keiner Vereinbarung, sollen aber schon in den nächsten Tagen wieder ausgenommen werden, da der Kriegsminister seine Vorschläge derart abänderte, daß die Bedenken der beiden Finanz minister schwinden dürften. Im österreichischen Abgeordneten hause erklärte der Finanzminister am Mittwoch, daß sich die Regierung gegen den von dem Sonderausschuß ausgearbeiteteil Gesetzentwurf überdieBörsensteuec keineswegs ablehnend verhalte. Ta sich die Budgetdebatte im österreichischen Abgeordnetenhause in den letzten Tagen ziemlich rasch abgewickelt hat, glaubt man nun doch bis Mitte Mai den Staatsvoranschlag fertig stellen zu können und die Vorlagen, welche in die Debatte ein geschoben werden sollen, noch in derselben Zeit zu erledigen. Das Landgericht in Wien hat am 29. v. M. fast alle 55 wegen Theilnahme an den Ausschreitungen am 8. April Angeklagten verurtheilt, davon 16 wegen Plünderung von 8 Monaten bis zu 3 Jahren schweren Kerkers. Am 1. Mai ist es in Wien zu keinen Ausschreitungen gekommen, da die Arbeiterführer die Arbeiter dringend und erfolgreich zur sorgsamsten Beobachtung einer würdigen Haltung ausfordertcn. Vormittags fanden etwa 50 Arbeiterversammlungen statt, die sämmtlich ohne Zwischenfall verliefen. Trotzdem Nachmittags im Prater fast 100000 Arbeiter anwesend waren, kam es nicht zu der geringsten Ruhestörung. Aus Prag wurde von einein am Vorabend des 1. Mai versuchten, glücklicher Weise vereitelten Eisenbahn-Attentat, aus Brüun über die Jnbrandsteckung einer dortigen Schaswollfabrik und aus Proßnitz über einen Straßen tumult, bei dem am Mittwoch Abend der zur Ruhe ermahnende Bürgermeister verwundet wurde, berichtet. Am Donnerstag Vormittag versuchten dort zahlreiche Arbeiter die Frohnveste zu stürmen, um ihre verhafteten Kameraden zu befreien, was die Truppen mit bewaffneter Hand verhinderten. In Pest wollten am Donnerstag die Arbeiter eines feiernden Mühlenetablisse ments eine Walzmühle, die den Betrieb nicht unterbrochen halte, zur Einstellung der Arbeit zwingen. Das Militär zer- streuke aber die Menge, wobei zwei Ruhestörer verwundet wurden. Nach einer schwungvollen Rede des Ministerpräsidente» Crispi genehmigte der italienische Senat am Dienstag den K 11 des Gesetzes über die wohlthätigen Stiftungen, welcher die Geistlichen von der Verwaltung der Stiftungen ausschließt. Am Tage darauf wurde die Büste des kürzlich verstorbenen Freiheitsmannes Aurelio Sasfio feierlich von der Piazza des Popolo ins Kapitol gebracht, wo Jmbriani die Weihrede hielt. Als der Zug vor den beiden österreichischen Botschafterpalais in der Piazza Colonna und der Piazza Venezia vorüberkam, wurde die Marseillaise gespielt und ertönten Hochrufe auf Frank reich. Der 1. Mai verlief in Rom ziemlich ruhig, doch mußten Nachmittags einige Hundert Arbeiter am Monte Testaccw, später abermals auf Via Flaminia zersprengt werden, wobei 3V Per sonen verhaftet wurden. Die dadurch unterbrochene Spazier fahrt des italienischen Königspaares konnte dann ungehindert fortgesetzt werden. Auch in Mailand, Turin, Neapel, Palermo haben nur beschränkte und schnell unterdrückte Demonstrations» Versuche stattgefunden.
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