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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-11
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189012115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18901211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18901211
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-11
- Monat1890-12
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.12.1890
- Autor
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sich and- r, >le M dun, n das Glas, r. > ligste» - »vrA. ten che« e« Linde- iscr- rh. 50 und »nnlck ,7. T. 9008. albe e« und kürzester ne böse e, böse genimmt Fleisch, schneiden, , Hals« metsch., , ein. Zu thete«; mannis« ttehn in nnige. 43 Jahrgang — «- Inserate werden b:s Vormittag l 1 Donnerstag, den 11. Dezember. u»d b^°a^erP^,^ 1 Udr angcnom- !! gespaltene Zeile S lObV ^?287. Erscheint jeden Wochentag Nachmittags6 Uhr sür den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Psg., zweimonatlich 1 M. bt) Ps. und einmonatlich 75 Ps. ! WißeWrA^i^ md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Bekanntmachung, die von den Lehrern zu führenden Versäumnihtabellen betressenv. Die unterzeichnete Königliche Bezirksschulinspektion sieht sich veranlaßt, die Lehrer des Bezirks daran zu erinnern, daß sie nach Z 12, Abs. 2 der zur Ausführung des Volksschul- gesetzes erlassenen Verordnung vom 25. August 1874 am Schlüsse eines jeden Monats die wrgekommenen Schulversäumnisse nach dem der eben erwähnten Ausführungsverordnung unter L beigegebenen Schema in eine besondere Tabelle zu bringen und die Letztere dem Schulvor stande zuzustellen haben. Die Ortsschulinspektoren und die Schulvorstände wollen ihrerseits darüber wachen, daß diese Versäumnißtabellen ordnungsmäßig geführt und rechtzeitig eingereicht werden und daß nach Eingang derselben allenthalben weiter in Gemäßheit v.-n tz 12 der Ausführungsverord nung verfahren wird. Freiberg, am 6. Dezember 1890. Die Königliche Bertrksschulinspektion. IVr. Ilskvriiorii. vr. HVlnkIvr. Auktion. Montag, den 15. d. M. kommen 1) Nachmittags 2 Uhr, bei dem amtsgerichtlichen Auktionslokale hier, 1 ein- . spänniger Spazierschlitten, und 2) Nachmittags 3 Uhr, ans einem Werkplatze an der Olbernhauer Straße, in der Nähe der Fischer'schen Restauration 30 kleine Grab-Sandsteine gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Freiberg, am 10. Dezember 1890. Aktuar HolimtUt, G.-V- Nochmals die Rede des Kaisers. Im Anschluß an die gestern gegebene Zusammenstellung don Preßstimmen über die Kaiserredc fahren wir heute mit der Wiedergabe von Zeitungsäußerungen fort. Neben dem bereits erwähnten konservativen „Deutschen Tageblatt" ersteht der humanistischen Bildung eine Verfechterin in der „Köln. Zeitung". „Soll die antike Welt mit ihrem Schönheitssinn und ihren Idealen rettungslos und unwiderbringlich sür uns versinken", fragt das rheinische Blatt, „soll unser jugend licher Sinn sich nicht mehr aufrankcn an den klassischen Muster beispielen stolzen und opsermuthigen Bürgersinns, sollen Zeus und Apollo und Athene sich zu wesenlosen Schemen verflüch tigen, soll der Glanz antiker Dichtung verlöschen und der Ge dankenreichthum antiker Philosophen und Geschichtschreiber verschüttet werden, sollen Griechen und Römer mit ihrer stoatli- chen Gesinnung uns so fern und fremd werden, wie dir begrabene Welt der Babylonier und Assyrer, der Egypter, Inder und Chinesen? Coll die Menschheit mit Unterbrechung des geschichtlichen Mrurstroms und der historischen Kontinuität geistig von der Hand in den Mund leben? Das sind die Fragen, um welche gekämpft wird. Die Meinungen gehen in diesen Fragen weit auseinander und sind noch ganz ungeklärt, und wir halten es schon deshalb sür selbstverständlich, daß nicht die volle Autorität der deutschen Kaisermacht für eine bestimmte Lösung eingesetzt wird. Und wir möchten auch einem Mißbrauch entgegentreten, der bereits mit den Kaiserworten zu Gunsten einer einseitigen Lösung getrieben wird. Wir sind der Ueberzeugung, daß der Jugendunterricht unendlich viel an idealem Schwung, an ge- müthlicher Wärme, an erhebenden und begeisternden Momenten verlieren, daß er eine handwerksmäßige und materialistische Nütz- Weitsrichtung befördern würde, wenn das klassische Alterthum ausgemerzi würde oder im Lehrplan eine nebensächliche Stelle erhielte. Und wir glauben, daß damit lediglich jene Mächte verstärkt würden, welche in unserem Staatswesen ohnehin stark genug nach der sozialdemokratischen Richtung hindrängen. Wir wollen deshalb keineswegs die klassische Philologie und ihren Betrieb am Gymnasium als makellos und unfehlbar hinstellen ; wir können uns nur nicht entschließen, Wohlgemuth und leichten Herzens auf die bewährten Nährquellen der Kultur zu verzichten." Mehr im Sinne einer nationalen Erziehung unter Ver zicht aus die bisherige Bevorzugung der humanistischen Studien öchrt sich die „Nat. Ztg." wie folgt: „Wie auch immer die Debatten innerhalb der Versammlung verlausen werden, durch die Rede des Kaisers ist der schwere bureaukratische Bann, der über diesen Konferenzen lag, gebrochen, die Frage ist durch ihn vor das Forum gewiesen, vor das sie in letzter Instanz ge hört: vor das deutsche Volk. Ueber die Formation des Unter richts und die Schulordnungen mögen wie billig, die Schul männer entscheiden, aber die Erziehung, die Bildung der Jugend in ihren letzten Zielen ist eine allgemeine, eine Volkssache. Nicht nur um die Zukunst der Schule, des Gymnasiums oder der Realschule, sondern um die Zukunft unseres Staates han- I dell es sich in diesen Dingen. Formal mögen diese Konferenzen, I Wie es der Herr Minister des Unterrichts mit einigem Nach- I druck betonte, sich auf Aenderungen im preußischen Schulwesen I beschränken, aber die Worte des Kaisers werden in dem ganzen I Deutschland einen mächtigen Wiederhall finden. „Wir müssen I °1s Grundlage für das Gymnasium das Deutschenehmen; wir I sollen nationale junge Deutsche erziehen und nicht junge Grie- I chen und Römer" — in diesem Ausspruch des Kaisers kommt I einer der lebhaftesten Wünsche der öffentlichen Meinung zn I einem scharf bestimmten Ausdruck. Wir empfinden bei dem I nationalen Aufschwung und Selbstbewusstsein aller Völker die I Lost der klassischen Bildung, die in den alte» Gymnasien unsere I Jugend drückt, mit jedem Jahre schwerer. Daß unserer Sprache I und unserer Geschichte der Vorzug vor den Sprachen und den I Historien der Völker des Alterthums gegeben werde, erscheint I als eine berechtigte Forderung, deren Bedeutung noch wächst, I , E"n wir den geringen praktischen Werth bedenken, den jetzt I vollkom menste Kenntniß der lateinischen Sprache und I s» Geschichte besitzt. Längst hat die lateinische I Sprache ausgehört, Vermittlerin der Völker zu sein; längst die römische Geschichte das Typische für die moderne Staatsent wickelung verloren. Diese Bewegung zur Einkehr in unsere Geschichte, gleichsam in den Mutterschooß der Nation beginnt mit der Aufrichtung unseres neuen Reiches, sie ist eine Folge unseres siegreichen Krieges gegen Frankreich, wie die Schwär merei für die Romantik, die literarischen und künstlerischen Werke des deutschen Mittelalters in dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts aus demselben nationalen Gegen ¬ satz des deutschen und französischen Wesens entsprang. In der Lehrerschaft nicht weniger als unter den Laien regte sich seitdem der Wunsch nach einer Erneuerung der Schule im deutschen Sinne, und die Schwierigkeit seiner Verwirklichung liegt nicht sowohl in der Trägheit oder dem Widerstand der Menschen, als in den Dinge» und der Gewohnheit. Ungleich langsamer, als auf jedem andern Gebiete kann sich auf dem der Schule ein so durchgreifender Wechsel vollziehen, wie es die Ersetzung des lateinische» Unterrichts durch den deutschen, die Verdrängung des klassischen Sa en- und Geschichtsstoffes durch die deutschen Götter- und Heldensagen unv den Vortrag der vaterländischen Geschichte bis 1870 sein würde Teun ganz sortsegen will Niemand die klassische Bildung, selbst Güßseldt denkt sie wenigstens durch die Lektüre von Ueber- setzungen griechischer und römischer Schriftsteller der Jugend einzuflößen. Wie man der deutschen Sprache, der deutschen Geschichte, der erweiterten Geographie neben dem Lateinischen und Griechischen Raum verschaffen kann, ohne die Schüler zn sehr zu überbürden, das ist eins von den Problemen, dessen Lösung die öffentliche Meinung von der Schulkonferenz wenig stens »»gebahnt sehen möchte. Unserer Meinung nach würde sich dieser erste Versuch einer höheren „deutschen" Schule im Sinne des Kaisers viel leichter in dem beweglicheren Rahmen der bestehenden Realgymnasien, als in dem des alten huma nistischen Gymnasiums aussühren lassen. Drei Sprachen: Griechisch, Lateinisch und Deutsch mit gleicher Berechtigung neben einander, würden sich gegenseitig nur Licht und Lust rauben; Homer und die Nibelungen, in gleicher Weise, grie chisch und mittelhochdeutsch gelesen, gelehrt und erläutert, würden den Schüler nur mit derselben Langeweile und Gleich giltigkeit erfüllen. Darüber sind Alle einig, die Schule stärker als bisher mit deutschem Sinn und Geist zu erfüllen, die Meinungen gehen erst bei der Frage auseinander: welche Güter man über Bord werfen soll, um Raum für die neuen zu schaffen. Anch die andern Wünsche des Kaisers, daß mehr als bisher sür die körperliche Gesundheit und die Charakterbildung der deutschen Jugend in der Schule gesorgt und das Arbeits pensum erleichtert werden möge, sind oft ausgesprochene, aber selten von den Pädagogen beherzigte Wünsche des Volkes. Wie weit ihnen jetzt in der Neuordnung des höheren Schulunter richts Rechnung getragen werden wird, bleibt dahingestellt. Denn die in der nächsten Zukunft ihnen entgegenstehende Schwierigkeit, die Ueberfüllung der einzelnen Klassen, kann nicht mit einem Federstriche beseitigt werden. Ob aber, nach der Meinung des Kaisers, die Verwandlung der Realgymnasien in Realschulen, auch wenn das Abgangs- zeugniß von ihnen zu dem einjährigen Freiwilligcndienst be rechtigte, das humanistische Gymnasium vou Schülern entlasten und in seiner Lehrweise freier gestalten würde, erscheint sehr zweifelhaft. Die meisten wohlhabenden Eltern würden ihre Söhne in das Gymnasium senden, theils weil diese Schulen in den Augen des Staates für die besseren und bevorzugteren gelten würde», theils weil der künftige Beruf des Knaben sich in vielen Fällen nicht frühzeitig vorhersehen läßt und der Uebergang von der lateinloscn Realschule zum Studium allzu schwierig wäre. Ter Vorzug des jetzigen Realgymnasiums ist, daß es sowohl für das Universitäts- und polytechnische Studium als auch für die höheren gewerblichen Berufe vorbereiten kann. Bei der bloßen Zweitheilung würden die Realschulen als Schulen zweiter Klaffe betrachtet und gemieden werden. Eine Aristokratie des Unterrichts, der Lehrer und der Schüler würde innerhalb der deutschen Jugend geschaffen werden, welche die einheitliche nationale Erziehung derselben völlig illusorisch machte. Von der gefährlichen Nebenbuhlerschaft des Realgym nasiums befreit, würde das alleinherrschcnde humanistische Gym nasium alle Einseitigkeiten einer Gelehrtenschule ausbilden: dadurch würde das innerste Wesen derselben nicht geändert werden, wenn man fortan auf den Gymnasien statt griechischer mittelhochdeutsche Grammatik und statt klassischer Mythologie germanistische triebe." In der freisinnigen Presse sind die Ansichten über die kaiserlichen Reformideen gecheckt. Erfreulich ist es übrigens, daß die Angelegenheit bisher nicht im Entferntesten mit Partei sragen verquickt, sondern ausschließlich als nationale Bildungs frage in der Presse behandelt worden ist. Während die „Frei sinnige Zeitung", bekanntlich das Organ Eugen Richters, den Aussührungen des Kaisers saft bedingungslos beipflichtet, macht die „Boss. Ztg." mehrfache Bedenken geltend. Einiges aus den be- merkenswerthen Artikeln dieses Blattes wurde bereits gestern mitgetheilt. Nur der folgende Passus sei noch nachgetmaen: „Grieche und Deutscher sind nicht Gegensätze; im Gegencheik, Liebe zum Vaterlande, Treue gegen das Gesetz, Begeisterung für die Freiheit nnd Größe der Nation kann man auch auS den klassischen Studien saugen. Und haben sich nicht unsere größten Dichter, Denker und Menschenfreunde, haben sich nicht unsere edelsten Patrioten an den Griechen und Römern ge bildet, erhoben und immer neu erquickt und erfrischt? So hoch wir die Pflege vaterländischer Geschichte und Literatur stellen, so zweifeln wir doch, daß sich Homer durch Nibelungenlied und Gudrun, Cäsar und Tacitus durch Treilschke und Sybel ersetzen lassen. An den dreihundert Spartanern in den Tyer- mopylcn kann man so gut Vaterlandsliebe, an Mucius Scae- vola so gut Heldenmuth lernen wie an den Sagen der Edda oder einem deutschen Mittclalter, das doch Jahrhunderte hin durch nur eine Geschichte der fremden Einflüsse und der inneren Zerrissenheit gewesen ist. Nirgends mehr als in der Geschichte der klassischen Völker tritt die Bürgerpflicht, der nationale Stolz in die Erscheinung; nirgends mehr als in den klassischen Staaten wurde schon, wie es der Kaiser jetzt verlangt, eine gleichmäßige Bildung des Geistes, der Seele und des Körpers, die Harmonie, die Kalokagathie gepflegt. Wenn das Gym nasium bei vielen Schülern die erwünschten Ziele nicht erreicht, so erreicht es bei den guten um so mehr. Und wie häufig rst das von dem Kaiser mit Recht getadelte Berechtignngswesen an den ungenügenden Leistungen schuld! Daß hier Wandel ge» schassen werden soll, ist erfreulich, obgleich der Vorschlag, eine besondere Prüfung für den einjährigen Militärdienst einzuführen, noch nicht hinreichend ausgesührt ist, um eine sachliche Beur- theilung zu gestatten. Nicht die Daseinsberechtigung, sondern nur das Monopol soll dem Gymnasium abgesprochen werden. Nicht an den Grundlagen des Gymnasiums soll gerüttelt, sondern sein Ausbau vervollständigt werden." Die Reform des Berechtigungswesens macht die demokratische „Franks. Ztg.", die die Worte des Kaisers als „dem Volke aus der Seele gesprochen" bezeichnet, zum Gegenstand einer eingehenden Besprechung, die in dem folgenden positiven Vorschlag gipfelt: „Für alle Berufsarten, die eine über die Volksschule hinaus gehende Bildung erheischen, sollte die Berechtigung zum ein jährigen Dienst gleichmäßig an die Bedingung geknüpft werden, daß sie die Vorbildung zum Beruf erreicht haben. Ohne Ab- solvirung der für die einzelnen Berufe bestimmten Anstalten keine Berechtigung, dafür aber auch leine Unterscheidung dieser Anstalten nach Lehrplan und Lehrjahren. Damit wäre auch die richtige Gliederung der Schulen gegeben; das Gymnasium und die lateinlose Realschule mit neunjährigem Kursus für die gelehrten Berufe und für die höhere Beamtenlaufbahn, die Bürgerschule mit sechsjährigem Kursus sür das Erwerbsleben, die Technik und die Snbalternkarriöre. Wir setzen dabei vor aus, daß den Abiturienten der Realschulen die gelehrten Berufe, insbesondere die Medizin und Rechtswissenschaft, ebenso offen stehen müssen, wie den vom Gymnasium Entlassenen; die Prüfungen, die sie später in diesen Fächern ablegen müssen, werden zu beweisen haben, ob sie ihr Wissen nach der alt sprachlichen Seite, soweit es dessen bedurfte, ergänzt haben werden. Die Folge einer solchen Einrichtung würde eine segensreiche Ausgleichung sein, jede Schule erhielte die Elemente, die für sie paffend wären, keine brauchte einen ihrer Natur fremdartigen, der Erfüllung ihrer Aufgabe hinderlichen Ballast mitznschleppen. Der Zudrang zu den gelehrten Berufen würde schnell derart Nachlassen, daß die Klage über die Ueberproduk-
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