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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-30
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1890
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Erfcketnt tägliH früh 6'/, Uhr. Krtarlisn und Lr»rdition 9»doane«goffe 8. -»rechAuodrn der UtLarlion: vormuiaq« 10—12 Ubr. RachmiuagS ü—t> Uhr. s»> «i»^i„»»e, »«»t «ch »» N«»»«», «M „r»«»>O Annatz«« »er flr »te «ickM«>»e»»e Nummer brfttmmten Jusrrntr «» Wochentase» dt« L U»r Nackmitr«»«. ou e»uu» uud F«stt«,en sritz bi»Utzr. 3n den Filialen für Znl.-^nuahme. ktt» Ü1e»»'« Sorli» Olsrr» Haha), UntberkrötSirraß« 1. L.«t« L-sche, ik»ih«rtie»ftr. 2» pari. und Köntgsplatz?, >ur bi« '/,» Utzr. riMgtr.TllgebliL Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnementsprsi» vierteljährlich 4>/, Mk. l»rl. Vrinqeriohu h VN., durch »te Post bez«ae, 6 Vir Jede einzelne Sk»mm« A) As Belegexemplar 10 Ul. Gebühre» für Extrabellaa,, (>a Taqedlatt-Formo! gesalzt! »bnr Poftbe'ördrrung 60 Mk. unk Poftbejürderung 70 Mk. Jalerate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. «rotzerr Schnstrn laut n»s. Prr>s»«rz«ich,ih. TadeAarischer «.Ziffernsatz uach höherm Tarif. Rrltamen »ater de» Medactt»,«strich die «aelMüt. ZeilebOAs.vardeiFamilteinachrfchte» die «gefpaltene Zeile 40 Ps. Iiierat« fi»L stet« «» die Uxtzetztlt«» z» i«»de». — Rabatt wird »«chl -egede». Zahtaag pnmLamaramt» »der durch Paft» uachuahme. 8S. Tonntag den 30. März 1890. 81. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarlen zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpvMtloa äe8 IvSlprlKer 1»8vdlLtt«8. Amtliche Bekanntmachungen. orffeittliüt Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den S. April 1880, Abend» «»/, Uhr, t« G««l« der vornraligen Haudrlsbörse an» Staschniarkte. Tagesordnung: I. Bericht de« Stistung«-. Bau» und OekonomieauSschusse« über verkauf deS Bauplatze» Nr. 7 deS PaicelliruagS- planr« für den Boublock ll. de» südwestlichen Be bauungsplanes. II. Bericht de« OekonomieauSschusfeS über: ». Conto 12. „Anlagen" de-HauShallplaneS sür 1890 in Verbindung mit der Borlage, betr. Erhöhung der Pos. 26 „außer» ordentlich" de« Conto 12; d. NalhSmittheilungen rregen Umgestaltung der zwischen Johannapark und verlängerter Marschnerstraße ic. gelegenen Wiesen, die Eingabe wegen Reguüruoa der Wiesen zwischen der BiSmarck» und Earl Tauchnrtzstraße. sowie die Vorlage, belr. Autsührung von Schleußenanlagen rc. aus den Wiesen zwischen Bismarckstroße und Scheibenholze. III. Bericht VeS Verfassung«- und Finanzausschuss«« Über Errichtung einer slävlischen Schiachlvieb-Versicheruag«- anstatt am städtischen Vieh» und Schlachlhose. IV. Bericht de« Finanz- und BauauSschusseS über rin Er- weiterungSproject für die Talgschmelze auf dem Vieb- und Schlachldose, Ausstellung erner Kühlanlage rc. für dieselbe u»d Anschaffung eine» Dampskessel«. V. Bericht de« Finanzausschusses über ». die HauShalt- Pläne der Kirchencosse und der Kirchengemrindecasse der Parochie Tbonderg-Neureoduitz; b. den HauShallplan der Kirchenärar-, Friedhofs- und Kirchengemeindecasse der Parochie Gohliö; c. die HauShallpläne der evan- gelisch-lulherischen Klrchengemeinden Alt-Leipzig auf da» Hahr 1890. VI. Bericht VeS Bau-, Ockonomie» und Finanzausschusses über: Ueberlassung eines Arealstreise»» an die Kirchen- gemeinbe zu Sl. Marcu«. VII. Bericht des Bau», Oekonomie», Finanz, und Stiftung«- AueschusieS über: Herstellung von Tracten der Straße» ?. <^, II und deS Täubchenwcge« in Leipzig» Reudnitz, B^rdrcilcrung deS Gerichtswege» und Areal» auökaujcheS. Bekanntmachung. Für Ostern d. I. sind 4 AuSstatlungSspenden im Betrage von 77 2L «7 ^4 58 40 S4 ^ und 40 ^ 56 an hiesige arme unbescholtene grauen, welche sich in der Zeit zwischen Ostern vorigen und Ostern diese» Jahre« verheiralhet l aben, von unS zu vergeben. Die Spende von 40 ^4 64 kann nur an ehelich Geborene, die von 40 .4k 56 ^ nur an liesige Bürger-lvchter vergeben werden. Gesuche sind unter Beisügung der EhcschließuiigSbeschelnigung, eines von zwei diesigen Bürgern bei Bürgerspflicht au-gestelllen Zeugnisse» über die Unbescholtenbeil und Bedürftigkeit der Bewerberin und eiucr GeburlSbescheinigung bi« zum 5. April d. I aus dem Ralhhause, 1. Obergefchoß. Zimmer 11, emzureichea. Leipzig, den 13. Mürz 1890 Der Stath der Stadt Leipzig. Wo vr Tröndlin. oagner. Bekanntmachung. Die Erneuerung der Fußwege »n der Dusourstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau»Berwaltung, RathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen oder gegen Ent richtung der Gebühre» entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Srnrurruna der Austwege in der Dufourstra-e" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 12. April 1890 Nachmittag« 5 Ubr einzurriche». Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehiien. Leipzig, den 27. März 1890. DrS Rath» der Stadt Leipzig Id ><43. Straßrnbau-Drvmtatio». Bekanntmachung. Für den Neubau der städtischen Gewerbeschule an der Grafst» und Wächterftraße zu Leipzig sollen: 1) die Glaser-Arbetten, 2! die LisSdler'Arbrtte«, 3) die Schlosser Arbeiten vergeben werden. Die bezüglichen Unterlagen Uber die angeführten Arbeiten und Lieferungen sind in unserem Baubureau, in der Grassi- und Wächt>rstraße, gegen Zahlung von 2 ^4 zu entnehmen »nd b,s zum 15 April er. Nachmittag 5 Uhr in unserem Bauamte, Hochbau-Berwaltniig, Ralhdau« !l. Obergeichoß, Zimnier Nr. 5. versiegelt und mit entsprechender Aufschrift versehen, wieder abzugeven. Die Au-wahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung sämmllicher Gebote behalten wir un» vor. Leipzig, den 27. Mär, ,890 Des Ratb» der Stadt Leipzig . v> 1534. Ba« Depatatiaa. Rilln«»1sHtt,itztii>». Da» dem hieüge» 3ohann>«ho»p«tal gehvrig«, ca. 8 dw Vom Marktplatz in Leipzig entfernt« Stittergat iplaatzig nebst den damit wirthschastlich vereinten bäuerlichen Grund stücken soll mit einem Areale von 3 Acker (süchs.) — IHR. —» 1 d» SS » Gebäuden »nd Hof raum, 1V « - 150 » — 5 » 81 - Gärten. Park und Weidenau lagen, 40« . . — . — 224 - 69 - Feldern, 50 » - — » — 27 » K7 - Wies«», 2- » — »— z-ll- Teich. 472 Acker (sächs.) — OR. — 2«l da 22 a zusammen auf die Zeit vom I. Ialt I8»0 bi» so. Juni I»«8, also aus 18 Jahre, verpachtet werden Die im vrrzüglichsten Dünger- und Culturzustande befind lichen Felder bestehen »i der Hauptsache au» Zuckerrüdenbodeu, die Wiesen au« besten Auenwiesen. D>r Gebäude sind in guter Beschaffenheit, vollständige Brennerei mil über 50 0001 EontliigenispirituS ist damit verbunden. Inventar im Werlhe von ca. 8l 000 -4k ,st käuflich zu übernehmen. Wir laden P'chtliebhaber. welche ein verfügbare« Ver mögen von 140 000 -4k Nachweise» können, ein, Pachtgebolr bei un« rinzureichen. Die verpachlungSbedingungen können von unserem Oeko- nomie-Inspeclor. Herrn Scksret«, IohanniSplatz 9 hier, be zogen werden. Wegen sonstiger Auskunft bez. Besichtigung de« Rittergut» bitten wir, sich ebenfalls an den Genannten zu wenden. Leipzig, den I». März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. lin. »ret Vr. Trvnvl etschmer, Ass Gesucht wird der am 21. December l855 geborene Handarbeiter Gustav Adolf Alohr, welcher zur Fürsorge sür seine hier in öffentlicher Daisenpflege befindlichen Sinder anzuholten ist. Leipzig, am 25. März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig, Arme». Amt. S..K. IV» 83ä 90. Ludwig-wolf. Hr. Der Inhaber de« abhanden gekommenen Sparbuch- Ser. I Nr. 15,887 wird hiervurch ausgefordert, sich damit binnen drei Monaten und längsten« am 30. Änoi 1890 zur Nachweisuag seine« Rechte«, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei unterzrichneler Anstalt zu melden, widrigen falls der Sparcassenordnung gemäß dem angrmelveten Verlust träger nach erfolgter Beeidigung seiner Anzeige an Stelle de» abhanden gekommenen Buche«, welche» alSban» sür »»- giltig zu erklären ist, ein neue« Buch ausgestellt werden wird. Leipzig, de» 28. März 1890. Die Berwaltung de» Leiddause» uud der Sparcassr. Bcssenltiche Sitzung -er Handelskammer TirnStag, De» i. April 1890. Nachmittag» » Utzr t» deren Ettznngssaalc, Neue Börse, Tr. I. Tagesordnung: 1. ReMranbe. 2. B-nchie n) de« Finanz AuSichusseS. b) de« peamerplstungz. Ausschusses über die Nechnungrii für da» Aatzr I8SV^ 8. Berichte de« HandrlsgesetzgebungS-AuSschusse« über ») die Bor» pellung de« Aewerbevereia« zu Jena, da« Waarrntzan« für deutfch« Beamte betr.; d) dir -ingabe der Handel«, kammer zu Gittingen. die Gründuaa d«N Actle»- gksrllschaste« betr.; o) eine»Handel»,edrauch t» Mal». grichäst. 4. Verichi de» Bank-, Münz« und Börsen-AuSlchussc« über die Miaisterwl-Borlaqe, die Ausprägung eluer gröberen Menge von Lcheidkmnuzen betr. Hieraus nicht-öfsealliche Sitzung. >. SMilche MdilsiWschiilk ftr K»>irr. (111. Bürgerschule, JohaantSPIatz 8—7.) Die An- und Ndmeldungeu werde, i» der Zeit »oa Montag den 14. bi« Donnerstag de« 17. Avril e»tgege»ge»o»««,: Vor» mitta,« »oa 10—1» Uhr bade, sich die an« tzlestaen Tchnlen Adgegangene». NachMitta,« von 4—6 Uhr die von auswärts Kommenden zu melden. Schüler, welche nicht im Bezirke der l. Fortbildungsschule wohnen, können »ur dann Ausnahme finden, wen, sie von d,r Dueciion des Bezirkes, z» dem ihr, Wohnung gehört, die schriftlich« Genehmigung zum Besuche der 1. Fortbildungsschule brtbrinaen. G. Nächster, Direcior. MiltMtlv koi-lbiläan^seknle für Knsden. v>« Xumeläunss neu etniretenäer 8ebüler üväer Uont»ir, äeu 14. Xpril, di» VounerataL, äso 17. Xpril ä». 1»., Vormittag« ron 10—1 Vkr nnä Xnolimittng^ von 4—S vbr «t»tt, uoä r«»r am 14. uoä 15. Xpril »olelier au» bieiirzon 8ckul»v, am 16. uo<1 17. Xpril >I«r roa »u,i»trt, kommenäen Xuok Kat,ur »olden /eit äl« Hdwaläau, <ier in aaäore Letprlaer »okulen Ubertreteuäeo väor >»«d »aiuürta o«r »tekeaäen Sebvler »n «rkblasn. veipnizr, ä-n 30. Uitr, 1890. vr. 8teert. K««t1icht Ki,,t»kr1t»schilt. lGrnsststrak», >r,runder de« Tanser»at«rt«».> Zur Ausiteüu», der Schüierardetten, weich« D«en»ta,. de« I. Adrtl. »«« »—5 vtzr, Mittwoch, de« 8. April, »ou »—11 uud 1»—1 Utzr stoltfinde», sowie zur Sffriitltchen Gntlaffuna tzer Lchüler Mittwoch, tzen 2. «prtl, 11-1» Utzr, werde» Elter» nutz Bormüutzer. sowie G-»»rr un» Freunde der Anstalt hierdurch ergebenst eiugeladen Ta« vetzrereolentu«. Die aii>c»ki>e AwArlm, »an Lchülrrzetchnunaru der städt schrn Echulen: Tboma«., Nicolai, und Realgymnasium, Neuischule, höhere Schule sür Mädchen, Forlbiltung«lchulen für Knabe« und Mädchea. sümml- lich« Bürger- und Bezirk«lchulen, lowte der Bereinigten Freischnl« findet stati in den Raumer, der I. Bürgerschule für Knabe», 1 Drepp«, geöffnet Palmsonntag von 2—S Uhr, Montag nnd Dien««ag von früh 9-6 Uhr Nachmittag«. Ktndrr haben nur ln Begleitung ihrer Litern Zutritt. k«»»r 11I»,or. Päd». Ze>che»t,sprclor. «onuatzeud. »., 5. April, v.rwttl-,« 1 » Utzr soll t« Hose de« alte, 9°hauai«do«vitaieS 1 «arstaüpkerd (Fuch«wallach) gegen voarzahiung an den Meistbietenden verkanst werde». vie JuASude in Rußland. Rußland« Neigung, sich in die Angeleaenheiten anderer Mächte zu mischen und dadurch den europäischen Frieden zu gefährden, ist glücklicherweise schon seit längerer Zeit ruhigeren und srieblicheren Anschauungen gewichen, wir haben zwar nicht großes vertrauen zu den Absichten Rußland«, aber au« allen Anzeichen, weiche in die Oefsentttchkrit bringen, läßt sich entnehme«, daß Rußland vorläufig nicht daran denkt, den europäische» Frieden zu stören. Um so schlimmer find aber die Zustände un Innern Rußland«, und diese erscheinen um so gefährlicher, weil die Regierung diesen Zuständen gegenüber einen Grad von Sorglosigkeit zeigt, welcher mit den Anfor derungen der Zeit in schroffstem Widerspruch steht. Man kann sagen, daß Rußland heute in den Zustand dumpfer Theilnabmlosigkeil an allem versunken ist, wa« sonst ra« öffentliche Interesse anzuregrn und zu fesseln geeignet ist. Die Regierung huldigt dem Grundsatz der Unterdrückung jeder selbstständigen Regung nach Forteulwickeiung und Lerbosserung der staatliche» Einrichtungen, die Rückkehr zum AbsoluliSinu« in seiner schroffsten Form erscheint al« da« einzige und Haupl« ziel der ganzen ReglerungSthätigkcit. Nach der gegenwarlig maßgebenden inneren Politik Rußland- ist dort da- Ideal erreicht, wenn Niemand uichr eine eigene Meinung zu äußern wagt. Wir haben un« stet» zu der Auffassung bekannt, daß Neuerungen in Rußland nicht überstürzt werten dürfen und daß bei der weiten Ausdehnung de« Reiche« über halbcivi» listrte und zum Theil noch im Naturzustände lebende Völker und bei der außerordentlichen Verschiedenartigkeit der Be- standtheile der Bevölkerung der llebrrgang vom absoluten zum BcrsaffungSstaat nur schrittweise geschehen kann, wir baden auch mit unserer Uederzeugung nicht zurückgebalten. daß die Aushebung der Leideigenschast, wie sie geschehen, mehr Nach- theil« al« vortheile mit sich gebracht hat. Damit ist aber Nicht gesagt, daß schrankenloser Despotismus dir den verhält» nisten angemessene RegirrungSsorm io Rußland sei. Die politisch« Erzirdung Rußland« muß vielmehr in einem den Berhällnistea angepaßten Zeitmaße geschehen und von Stufe zu Stufe sortschretten, statt wie unter Alexander ll. durch tlebertragllng der Einrichtungen civittsirter Staaten aus em noch in der Kindheit befindliche« SkaatSwesen die natürliche Enlwickeluao ru überstürzen nnd zu gefährden. Schwur gerichte in Rußland sichren einfach zur Aushebung der Straf gesetz«. während die EivilgertchtSbarkeit n»r «ine leere Form ist. hinter welcher sich Willkür und Laune, wenn nicht gar Gewaltthäligktzit verbergen. Die Ermordung Alexander'« ll. hat Rußland in seiner Entwickelung um ein Menschenalter rurückgebrachl, die Schand- that der Nihilisten hat genau da« Gegentheil von dem erreicht, waS sie bezwrckle. Die Dynastie ist dadurch nur in ihrer Uebcrreugung bestärkt worden, baß sie kein« ihrer Borrechte ansopsern dürfe, wenn sie nicht der hereinbrechenben Flulh de« Umstürze« Thür und Thor öffnen wolle. Unler der Negierung Alexander'- U. herrschte in Rußland eine milde, dem Fortschritt zugetbane Verwaltung, e« war alle« dazu vorbereilet. Rußland Dasjenige zu geben, wa« die Nihilisten jetzt gebieterisch fordern. Die Frau, welche neulich an de» Zaren einen offenen Brief richlele, preist die RegierungSzeil Alexander'« ll. al» eine Zeit der Reformen und der Hofsnung gewährende» Au-blickc aus die Zukunst, sic legt seinem Nach folger an« Herz, daß er zu den verlassenen Wegen seine» Baker« zurückkehren möge, damit er die berechtigten Wünsche Rußland« nicht länger unerfüllt lasse. Dieser Brief bestätigt also lediglich die Lbatsache, daß Alexander ll. für seine menschenfreundlichen Absichten verfolgt und ermordet wurde und daß demgemäß der Nachfolger wenig Neigung empfinden konnte, die Wege seine« ermordeten Vater« weiter zu wandeln. Die nihilistische Bewegung hat unter Alexander III. Fort schritte gemacht, wie die zahlreichen Entdeckungen von Vcr- schwörungSherden während seiner Regierung zeigen, aber die Unterdrückung-maßregela haben sich stärker erwiesen al« die auf Umsturz de» Bestehenden bedachten Kreise, die Nihilisten wagen e« nicht, au« ihrer Verborgenheit hervorzutreten, und wenn sie »« thaten, so geschah e« vergeblich. Dadurch ist die Regierung in den Hustand einer Sicherheit versetzt worden, die in Wahrheit nicht vorhanden ist, denn die Unzufriedenheit mit dem Bestehenden tritt bei jeder Gelegenheit mächtig bervor, besonder« unter der studirende» Jugend. Die Unbotmäßigkeil der Studenten gegen die Rectoren ist seit einer Reihe von Jahre» in Rußland chronisch, und zeitweise Schließung der Universitäten, die Verhaftung zahlreicher Studenten und Irenae 'Brstrasuna derselben hat ihren Zweck verfehlt. Die üngst von der landwirthschastlichea PelrowSki-Akademie in Ro«kau au«gegangene Bewegung bat sich bereit« nach St. Petersburg sortgepflanzt. wo die Studenten sich mit ihren Eommilitonen i» Moskau solidarisch erklärt haben, und c» ist mit Sicherheit zu erwarten, daß auch die übrigen russischen Hochschulen in dir Bewegung mit hineingezoge» werde». Diese Störungen de« akademischen Studium« in Rußland sind von den schwersten Nachtheilen für die Gesamiiitenl- wickeluug begleitet, und wenn da» so sortgeht, dann wirb c» bald genim an Kräften fehlen, um den Nachwuchs sür die höheren Slaat«ämter zu stellen. Und wenn der Ersatz da ist, so ist er von revolutionärem Geiste beseelt, und die jungen Aspiranten für die höheren Staatsämter treten n»t An- schaumigen in ihre Laufbahn rin, welche mit de» an maß gebender Stell« herrschenden in, unlösbaren Widerspruche sichen. Die Deportationen nach Sibirien haben einen so grau samen Eharakter angenommen, daß bereit» die Aufmerksamkeit de« Auslande« dadurch erregt worden ist. In England Hot da« Parlament sein Mißfallen darüber geäußert, so daß die russische Regierung nicht umhin konnte, der Sache ihre Aus. nierksamkeit zuzuwende». Die unrneiischliche Aursübrung der von obenher ergangenen Befehle ist aber nur eine Folge de» System«, da« dir schwersten Bedenken hrrvorrust. Die Recht», pflege wird zum Possenspiel, wenn trotz erfolgter Freisprechung die sogenannte Verschickung »n Verwaltung«wege beschlossen u>kd in« Werk gesetzt werben kann. Und au« diesem unhalt baren System ergeben sich auch bi« Auswüchse, wie sie Beamte darstrllrn, welche al« alleinige Richtschnur ihrer Handlungsweise ihre» persönlichen Borlheii anseheu. Iu dieser Beziehung ist Rußland in die schlimmsten Zeiten seiner despotischen Ver gangenheit zurückgrsuuke», e» macht sich eine persönliche Will- i kür der Machthaber, ein Grad von Habsucht und Verachtung I aller Forderungen der Menschlichkeit breit, der nicht ohne die schlimmsten Folgen bleiben kann. Dem Vernehmen nach ist die englische Kundgebung an höchster Stelle nicht ohne Ein druck geblieben, e» sind Untersuchungen angeordnet worden, die hoffentlich nicht ergebmßlo« bleiben werden. Auch die Zustände iu den Ostseeprovlnzen spotten jeder Beschreibung, durch die Russificirung um jeden Preis ist rin vollständiger Stillstand aller behördlichen Thätigkeit eingetreten, die Ge richte stehen still, die Verwaltung bleibt mit Mühe in schleppendem Gang, da« Bildung-Wesen an der früher deutschen Universität und in den Schulen liegt darnieder, weil Lehrer und Schüler sich gegenseitig nicht verstehen. Da« alle« sind Anzeichen einer drohenden Katastrophe, deren Bedeutung nicht verkannt werden darf. , preußischer Landtag. ** Berlin, 28. März. Da« Abgeordnetenhaus ist heute io die Ferien gegangen, um am l5. April sich wiebrr zu versammeln. Heute hielt e« noch eine sehr kurze, kaum eine Slunde währende Plenarsitzung ab. in weicher eine große Zahl von Nummern der Tagelorbnung erledigt wurde. Bon allgemeiner Bedeutung waren nur die Anträge aus Regelung de« Beginne« und de« Ende« der Schulpflicht, sowie wegen Bestrafung der Schulversäumnisse. Doch da sich die Kencnsiiiuinung geilend machte und die Banke de« Hause» nur äußerst schwach besetzt waren, wurde selbst bei diese» wichtigen Bvischlägcn jede grundsätzliche Erörterung ver mieden und dedaltelo» Ueberweisuug an die Unlerricht«- commissio» beschlossen. Dagegen verzichtete man sür heute aus die Beralbung dc» Antrages über die Einführung eine» BuSnahmetaris- zur Erleichterung de« Versandte« von Ge treide, Malz und Mühlensabrikaten nach den westlichen Provinze». Bcmerken-werlh ist. daß von den Petitionen, welche die Commission zur Erörterung im Plenum sür nicht geeignet erachtet hat, die Petition au- Leipzig — vom „Deutschen Frauenverein" um Zulassung der Fraue» zum mebicinischen und Lehrer-Studium — an die Unlerricht-commission zurück, gegeben wmrd«. »Wenn wir die Summe dessen ziehe», va« da« Abgeord netenhaus iu 2>/, Monaten — e« ist seit dem 15. Januar versammelt gewesen — geleistet hat, so ist e« herzlich wenig, und osten sprechen e« Mitglieder aller Parteien au«, daß man aus keiner Seite befriedigt ist. Die Hauptaufgabe. die Fertigstellung de« Budget«, ist nicht gelöst worden, und e« ist unbestreitbar, daß daran lediglich da« Abgeordnetenhaus selbst die Schuld trägt. Von andere» bedeutenderen Gesetzentwürfen sind gar keine in Frage gewesen, weder hat die Regierung solch« eingebracht, noch die Parteien. Da« Wildschabengesetz, welche« unverändert wie im vorigen Jahre wieder eingegange» ist. ist in der Commission mit vielem Fleiße berathrn worden, doch e« ist wiederum keine Aussicht, daß etwa« zu Stande kommt; ebenso steht e« mit dem wichtigen Gesetz Über die Unterhaltung der schlesischen Gebirg»flüsse, welche» endgillig al« gescheitert anzuschen ist, nachdem c« in der Commission abgelebnl wurde. Da» Secundoirbahngesetz und die Eisenbahnverstaatlichung«- Vorlage werben angenommen werde», außerdem haben einige Vorlagen von lediglich localer Aedenlnng alle drei Lesungen passirt und zum Theil auch die Zustimmung de« Herrenhauses gesunden. Wie ist e» nun zu erklären, daß da- Abgeordnetenhaus in der langen Zeit, in welcher e» in keiner Weise durch ein gleichzeitiges Tage» dc» Reichstag» bebinderl war, so wenig zu Stande gebracht hal'? E» ist allerdings richtig, daß am 20. Februar die Wahlen zum Reichstag stallsanden und daß wegen dieser Wahlen eine vierzchutägige Vertagung statt- gesunden hal, aber anderseit» bleibl doch zu berücksichtigen, daß noch niemals ein Clal so wenig Schwierigkeiten geböten hat. E» sind auch im gesammtcn Etat von säst t600 Will Mark kaum 60 000 gestrichen worden Die Ursache der geringen Leistungen liegt in der „Nedewuth". welcher hier gar zu sehr freier Laus gelassen wird. Da» Hau» und die größere Zahl der Redner Hallen c» sür angczeigt, über alles Mögliche zu spreche», nur nicht über die Gegenstände der Tagesordnung, und die Anwendung derGeschäst-orbnuilg ist hier eine viel zu nachgiebige und lässige. Hier wurden von den .Frei sinnigen'' und Uilrainoiitonen die Wahlreden eingeübt, und von der anderen Seite blieb man die Antwort nicht schuldig, hier wurden Gegenstände ou»sührlich erörtert, welche nicht vor den Landtag, sondern in den Reichstag gehören, hier aber ver suchte auch Herr Windlborst cinen neue» Eullurkamps i» Scene zu setzen, obgleich ihm tagtäglich nachgewiesen wurde, daß auch »»kl der geringste Grund zu einer berechtigten Be schwerde verbanden sei .Schabe ui» die Diäten!" so hörten wir vielfach sagen, und in der Thal ist der Eindruck unvermeidlich, baß nicht wenige der Herren Volk-verlreler sich kürzer fasse» würben, wenn sie nicht sür die Zeil ihre» Berliner Vergnügen» so gut entschädigt würde». Einen solchen Eindruck hat der Reichstag niemals gemacht, »nd wen» die Geschäftsordnung »ich! strasser gchankhabt wird, ist die Befürchtung gerechl- scitigt, daß da» preußische Abgeordnetenhaus an Ansehen in den Augcn der großen VvikSmassen verlieren wird. M-6. Berlin. 28. März. Die in drn letzten Tage» stall >e- habten kirchen polttilchen Verhandlungen im Abgeor!'- netenhause „nisten bei jedem Mann mit gerechtem UrlheilSvcr- mögen den Eindruck binterlossen haben, daß »n begründete» Magen de« katholischen Volkes in Preußen über Vernachlässigung oder Zurücksetzung seiner kirchlichen Inierrssen kein Stoff mehr vorhanden i». Von der klerikalen Presse war man daraus vorbereitet worden, daß wiederum eine Menge schweennkgendster Magen vorgebracbt werden würden. Aber was wirklich vorgebrachi wurde, war über alle Erwartung dürtiig, und nnr niaßlo« übertriebene oder geradezu falsche Behaupiungen der CentruiiiSredner konnten den Anscti ui erwecke», daß überhaupt noch taltbnre Beschwerden vorhanden sind. Was über die Handhabung deS Einspruchsrechts gegen geistliche Ernennungen. liier Veiiiochlctisiquirq de« katholischen Volkeichu - wrsenS. über Zliriickiktziing der katholffchr» Geistlichen in der Schul- t spection, übe, Verletzung der Paiiiöt u. bergt, vorgebrachi morde», wurde vom Eultu-'mmikter Mit so handaretsllcben Lhatiache» zurück, gewiesen, daß das Eentruin selbst daraus nur „och mit nichi-Ia lende» Redensarten zu erwidern wußte. Herr Windihorst hat eik.ärt, sich ongesich,« der knitschen politischen Geiammtlage erne gew ssc Zurückhaltung oulziierleaen: diese Zurückhaltung entsprang aber ofi n- bar wenigrr jenrr Rücksicht als dem Mangel an Stoff z» irgrntwt' wirksame» »nd begründete» Magen. Wir werden >a sehr», ob bet der drillen Lesung de- EiaiS, nachdem inzwischen gewisse ultrainon. tane Hoffnungen eine starte Ernüchterung erfahrt,, haben, d.r EeniruiNLjübrer den krlienoolg,scheu Streit wirksamer aojiiüaien im Siaude sein wird. Je teullichcr laS Eenlium mit sinne» Forde rungen hervorkcitt, um so liebrr kann r« uns sein. Dana muß e«
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