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Dresdner Journal : 17.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186503175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-17
- Monat1865-03
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 17.03.1865
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18«S .4? 64 Freitag, den 17. März. -kSkrlieb: « lm a-aUm»« '^MrI -1 ., 1» ,, .. ,. l tritt ko-,' °°ä »lou.tlieb iu Vr-L^! Id »ssr. s 8t«»P«l-»- Numw.ro! 1 «rr. »«dlo« tu°»- »nstratenpretst: kür ä«o N«uw «io«r -„polteo.o 2.II»! 1 kkgr- Vot«r „Liox«»»oat" äi« L.U.i 2 «Ur. erschrttu«: r«UU«L, mit Kuaoudw. ä.r Sonn- ooL k»l«r1»U«, Kd.oä, kür ä«o ,olU*-»ck«o r»U. DreMerÄoilrM. - Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. - »»stratenallmch« «tswürl» >l^lpii>: k». ko^xvororri», Oowwiisiooitr «I«. Dr.iäuer ckouruul«; »bellfl»,., tt. Ikiioi.r», L. In.»«»; Licwburx.KIioll» Vool.ro; L-rtio: Oiraviv»'» Ii« ttuvll- koulll., krr»:or.rrii', liursou; !>r«w»o: L. 8cul.orria; LrsnLoui I.»> i, 8r»»or«; Vroollkurt ». tl.: ck-iko^u'xcl"- liuchh.; Koto: Lvoi r Uövrol o; kori»: v. (28, ru« ä? I>ou, rofou,,, kr»Ut I «. ^uiiuicu'» Uuvlill. r Ml«0! Oowptvir ä. la. >Vieoor Aeituu^, 8tvkLu-z>l. 86-, Herausgeber: Löoigl. Lipräitiou ä«, vr.iäo.r 3ouee»U«, Or.iä.o, ^l»r>nii»lr»»». No 7. Amtlicher Thril. Bekanntmachung deS Ministeriums des Innern. die Karte des erzgebirgischen Koklenbassins betr., vom 11. März 1865. DaS Ministerium des Innern bringt wiederholt hier durch zur öffentlichen Kenntniß, daß die in seinem Auf trag« durch daS topographische Bureau deS Königlichen Genrralstab» in Vr«oo der natürlichen Größe bearbeitete ^UebersichtSkarte de» erzgebirgischen Stein« kohlendassinS vollständig erschienen und in 2 Ausgaben durch C. C. Meinhold und Söhne in Dresden zu beziehen ist, näm lich in einer schwarzen, enthaltend Gewässer, Wege, Ortschaften und Gebäude, Flurgrcnzcn und Grenzen der Abbaufeldcr, und in einer colorirten, in welcher die den verschiedenen Abbauunternehmungcn zugehörigen Flächen durch Farben unterschieden sind. Der Preis der gesammten Karten mit Einschluß des Titels nebst Netzblatt und Erklärung der Zeichen ist co- lorirt 10 Thlr. 5 Ngr. — Pf., schwarz 8 Thlr. Bon den beiden Lieferungen kann jede besonder» bezogen werden und kostet ercl. des mit — 15 Ngr. — berech neten Titelblattes die erste Lieferung colorirt 5 Thlr., schwarz 3 Thlr. 15 Ngr., die zweite Lieferung colorirt 4 Thlr. 20 Ngr., schwarz 4 Thlr. Einzelne Blätter kosten schwarz Thlr. Ngr. Pf. colorirt Thlr. Ngr. Pf. der Titel — 15 — — 15 — Sektion Zwickau .... 1 5 — 2 - Würschnitz ... 1 5 — 1 20 — - Hohenstein ... 1 5 — erste Lieferung. 1 20 — Sektion Glauchau. . 1 5 — - Crimmitzschau 1 5 — 1 15 — 1 10 — - Chemnitz .... 1 5 — 1 10 — - Werdau .... 1 5 — 1 10 — Dresden, den 11. März 1865 Ministerium des Innern. Abthcilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Vr. Weinlig. Demuth. Nichtamtlicher TheiU veb erficht. Telegraphische Nachrichten Tagesgeschichte. Wien: Parlamentarische». Dementi. — Berlin: Kammerverhandlunzrn. Wahlprüfung. Ein Gendarm erschossen. — Königsberg. Attentat. — Stuttgart: Commissionsberichl in der schlcswig- holsteinschen Angelegenheit. — Kassel: Von der Ständcversammlung. — Vom badischen Ober rhein: Vorgehen der erzbischöflichen Curie in der Schulfrage. — Frankfurt: Die Protokolle des Für- stentageS veröffentlicht. — Paris: Gesetz über Ar beitervereine. Mathieu -j-. — Rom: Vermischte?. — Madrid: Kammerverhandlungen. — London: Par- lamentSvcrhandlung. — Kopenhagen: ReichsrathS- verhandlungen. Ministerkrisi». — Warschau: Klo- sternovizcn von Untcrrichtsertheilung ausgeschlossen. Zur Sprachenfrage. — Bukarest: Richter abgesetzt. Ueberschwemmung. — New-Bork: Neueste Nach richten. Lchletwiß-Holstein. (Unioersitätsjubiläum in Kiel. Petition um Rücknahme der jüngsten Zollverfügungen. (Übersiedelung deS Herzogs von Augustenburg nach Nienstedten. Negierungserlaß bezüglich wühlerischer Agitationen in Nordschleswig. Statistische Aufmachun gen für die preußische Negierung ) Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnuchrichten. (Leipzig Löbau) Statistik und ?olkSwirthschaft. Keuilleton. Inserate. Tagrskalender. Börsen- Nachrichten. F e u i l he t o n. 1 Dresden. In seinem 4. und 5. pädagogischen Vortrage sprach Herr Oe. H. Ke ferste in in sehr an regender Weise über „Volkserziehung". Die Fragen, die hierbei zur Beantwortung kamen, lauteten: 1) Was ist VolkSerziehung? 2) Welche Organe haben sich mit derselben zu befassen? 3) Welche Mittel der leiblichen und geistig-sittlichen Erziehung des Volke» lassen sich den ken? Al» Organe der Volksbildung wurden näher cha- rakterisirt: dir Kirche, der Staat, die Gemeinde, die Fa milie, freie Vereinigungen von Privatpersonen und schließ lich jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft. Die Be- theiligung an der Aufgabe der VolkSerziehung ist durch aus nicht blo- al» eine officiell berufliche anzusehen. Al» Mittel der leiblichen (und damit indirekt auch der geistig sittlichen) Pflege deS Volke» wurden genannt und ein gehender behandelt: die Sorge für gesunde Wohnungen, namentlich durch Baugrsellschaflrn, für öffentliche Wasch anstalten und Volksbäder (damit auch der Aeimstc die erquickend« Wohlthat der Reinlichkeit an Kleidung und eigenem Leibe genießen könne), für VolkSgärten oder Parks und besonders für öffentliche Spielplätze namentlich in größer» Städten (damit auch die in ärmlicher Hütt« Aus wachsenden sich auStummeln und frei bewegen können), für gesund« Nahrung durch Speiseanstalten und durch strenge Aufsicht der Wohlfahrt-Polizei über den Vertrieb von Lebensmitteln, für gymnastische Hebungen auch der Erwachsenen wie z. B. durch Ererettien. Die WohnungS- verhältntffe de» Armen wurden besonder» in ihrem Ein fluß auf di« sittlichen Zustände desselben hervorgrhobrn. Al» Mittel der moralischen und intellektuellen Erziehung de» Volke» nannte und besprach der Vortragende: 1) die Presse, deren erzieherische Aufgabe nicht hock genug an geschlagen und die daher nicht gewissenhaft genug geleitet Lcl egi Up h i sche sich licht en. Wien, Donnerstag, 16 März. Der heutige . Botschafter" enthält den Wortlaut einer vom 13. d. M datirten britischen Note an den Grasen Mensdorff, welche den österreichisch-preußischen An trag auf Anerkennung der scblrswig holsteinschen Jnterimsflagge beantwortet. Die britische Regie rung, heißt es in der Not«, habe den Sorschlag reiflich erwogen und sei bereit, die Flagge provi sorisch anzuerkennen, mit dem Vorbehalte der Rechte der schleswig-holsteinschen Stände wie jener Deutschlands, und nur bis zur definitiven Eon- stituirung der betheiligten Hrrzogthumer. Frankfurt, Donnerstag, 16. März, Nach mittags 2 Uhr. (Direkte Meldung ) Der könig lich preußische Bundestagsgesandtr, Herr v. Sa- vigny, geht heute Abend infolge einer Berufung nach Berlin. Das Präsidium bei der Bundes versammlung führt Bayern (da auch der k. k. Bun- dcSpräsidialgcsandte, Freiherr v. Kübrck, abwesend ist). Altona, Donuerstag, 16. März AusSchles - wig meldet der heutige „Altonaer Mrrcur", in Kurzem würde nach dem Herzogthume Schleswig mehr Militär verlegt werden. Nächsten» werde eine Versammlung der Bauernvögte von Angeln stattfindeu, um über die Maßregeln zur Unter bringung der Truppen zn brrathrn. TllgtSgtWchtt- Wien, 14. März. (O. P.) In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses verlas Abg. vr. Herbst den namens deS Ausschusses an das Haus zu erstattenden Bericht über den VrinlS'schen Antrag und die in Bezug auf denselben an den Finanzausschuß gelangten beiden Zuschriften des Staatsministers, die Reducirung der Budgetansätzc betreffend, deren Inhalt vielfach besprochen worden ist. Bei der Berathung im Plenum deS Finanz ausschusses wurde bekanntlich namens deS Gesammluu- nisteriumS die Erklärung abgegeben, „der Vorschlag der Regierung sei formell und materiell ein Ganzes, das entweder angenommen oder abgclehnt werden müsse; jede Abweichung davon müsse ass eine Ablehnung betrachtet werden. Im letzter« Falle müsse die Berathung im ge wöhnlichen Wege stattfinden." — Durch diese Erklärung — sagt der Bericht deS Finanzausschusses — waren die Anträge des ComitöS gegenstandslos geworden und cs entfiel jede Berathung über dieselben. — Es ergab sich aber auch daraus, Laß jede Debatte über die Mitlhci- lung der Regierung, soweit sie eine Modifikation dersel ben anstrebtc, unmöglich war. War jede Aenderung einer einfachen Ablehnung glcichzuachten, so stand dem Aus schüsse und ganz ebenso auch seiner Zeit dem hohen Hause nur die Möglichkeit offen, über das Ganze der Propositionen mit Za oder Nein abzustimmen und auf jedes Recht irgend einer Modifikation zu verzichten, oter aber zu der gewöhnlichen und regelmäßigen Weise der Budgclbcralhung zurückzukehren. Da daS Erstere un möglich empfohlen werden kann, so ergab sich die unab- weislichc Nothwendigkeit, den Antrag zu stellen: DaS hohe Haus wolle beschließen: „Es werde in Betreff des Antrags Les Abgeordneten Grafen Vrints und Genossen zur Tagesordnung übcrgegangen." — Die „Gencralcorrespondcnz" erfährt aus ganz zuverlässiger Oelle, daß die seit mehrcrn Tagen in Len Blättern verbreiteten Mittheilungen über einen angeb lichen Eonflict zwischen Zichy und Palfsy durchaus unrichtig sind. * Wien, 15 März. (Tel.) In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses brachte der Finanzminister v. Plener einen Gesetzentwurf ein, die Verlängerung der bestehenden Steucrerhöhungen auf drei Monate bezweckend. StaatSministcr v. Schmerling erklärte in Beantwortung werden könne. Die Bequemlichkeit mancher Redaktionen, die Spekulation auf einen verdorbenen Geschmack der Menge durch Befriedigung einer ordinären Neugier wirke ähnlich zum Ruin deS Volke- wie ein übel geleitetes Theater. 2) DaS politische und Gcmeindeinteressc, welches die Le- benSbrdingung jeder freien Verfassung und ein Haupt mittel gegen ein rein egoistisches und banausisches Berufs treiben genannt werden müsse. 3) DaS Theater, dessen Einwirkung auf die Menge durch die Höhr der Eintritts preise entweder unmöglich gemacht, oder wesentlich erschwert werde. Da» eigentliche Volkstheater hat besonders die Aufgabe, die großen historischen Gestalten der Vorzeit mit ihrem Streben und ihren Schicksalen dem Volke leben dig vorzuführen und ihm seine eigenen Gebrechen im Spie gel deS Lustspiels vorzuhalten, aber nicht al» leicht ver zeihliche, vom Leben geduldete, sondern als schwer sich rächende Fehler. 4) Die Vereine zur Beschaffung und Verbreitung von guten DolkSschristen, also die Gründung von VolkSbibliotheken, die sowohl der skandalsüchtigrn Winkeltagcspresse, al» schlechten Leihbibliotheken entgegen zu arbeiten haben. Nicht auf Traktätchenvertrieb, son dern auf eine belehrend« und doch angenehm unterhal tende Lektüre ist abzusrhen. 5) Die Unterstützung jeg licher Art von Fortbildungsschulen — wie Abend- und SonntagSschulen — nicht blo» durch Männer und Frauen de» Lehrstande», sondern durch jeden Gebildeten, der einige MittheilungSgabr besitzt. Gerade beim Eintritt in da» Jugrndalt« erscheint die Fürsorge für eine geistige Be schäftigung und sittliche Unterstützung jede» Einzelnen doppelt nöthtg. Die große Zahl jugendlicher Verbrecher erklärt sich zu gutem Theile au» der Vernachlässigung der Fortbildung so vieler junger Leute an» den nirdern Ständen. Aber auch für di« nützlich« Untrrwrisung von Männern z. B. au» dem Handwerkerstand« könnte durch regelmäßige öffentliche Vorlesungen in Abendschulen ge- der Jnteipellation dcS Abg v. Grocholski, bezüglich deS Nothstandes im Hochgebirge Galiziens, daß die darüber verbreiteten Gerüchte übertrieben seien; der Hungertyphus sei nickt au-gebrochen; die Regierung habe Maßregel» zur Abhilfe getroffen. Hierauf begann die Debatte über den Gesetzentwurf, betreffend die Bemessung und Erhe bung der Erwerb- und Einkommensteuer von Eisenbah nen. Die nächste Sitzung ist auf Sonnabend angrsctzt. — Die „Generalrorrespondenz" bezeichnet die Wie ner Nackricht der „Breslauer Zeitung", daß der Kaiser in dem Ministerrathr, in welchem die Antwortnote auf die preußischen Forderungen bezüglich SchleS- wig-HolsteinS brrathrn worden, sich gegen sämmtliche Minister entschieden zu Gunsten jener Forderungen aus gesprochen habe, für gänzlich erfunden. tt Berlin, 15. März. Im Hause der Abgeord neten fand hcute die Fortsetzung der BudgetgcneraldiS- russion statt. Herr Mitschke-Kollande giebt einen geschichtlichen Rückblick. Neue Gesichtspunkte gewinnt er dem Gegenstände nicht ab; er wünscht eine Versöhnung und geht die gestellten sechs Anträge durch, um zu zeigen, daß sie unauslührdarc Forderungen enthalten, die gar nichts mit der Versöhnung zu thun haben. Letztere ist nur möglich, wenn wir uns überwinden und zum Besten des Vaterlandes in einzelnen Punkten nachgeben. Herr vr. Fancher: Cs ist mir immer schwer verständlich gewesen, wie man bisher das Budget so behandeln konnte, wie es geschehen ist, wie man das Budget, ohne seinen organischen Zusammenhang zu prüfen, berathen konnte. Untersucht man jeden Titel der Einnahmen und Ausgaben, so ist jeder für sich nützlich, im Großen nnd Ganzen stellen sich die Lachen anders. Bei den Einnahmen kommen Klagen über Druck, und zuletzt stellt sich Ueberschuß heraus, die Ausgaben werden erhöht, die neuen Aus gaben werden unterschätzt, es entsteht eine Unterbilanz, neue Steuern werden verlangt, und so ist es in Preußen seit der Pro klamation der Verfassung geschehen. Wir sind jetzt zu Ziffern an gelangt, welche sich die Männer zu jener Zeit gewiß nicht im Traume gedacht haben. Jetzt scheint die Budgeieommission dahinter zu kommen. In der Thal ist der Nützlichkeit einer Ausgabe die Prüfung entgegenzustellen, ob die Einnahme, welche diese Aus gabe herbeiführt, nicht schädlich ist. Für die heutige Debatte und die gemachten Vorschläge danken wir der Budgetcommission. Da letzte Budget muß mit den Vorjahren verglichen werden, um zu sehen, ob nicht in diesem Organismus eine Krankheit sich vor- findei. Das Budget hat, wie jeder lebendige Organismus, das Wachsthum der politischen Kraft in sich, dieses Wachsthum zeigt sich aber nicht in Ziffern, und Der ist der rechte Finanzminister, der bei gleichen Ziffern Steuern streichen kann, wie dies in Eng land geschieht. Wir müssen diese Pflicht übernehmen und be dauern, daß unser Finanzminister schweigt. Allerdings, unser Staatshaushalt balancirt, aber wenn Steuerdruck erijttrt und dem schlechte Gehalte gegenübrrstchcn, so ist keine Ordnung im StaatshauShalletat. Mrt dem vollendeten Berichte hat sich die Btrdgetcon'mrssion den Todesstoß gegeben; die Budgetcommission ist ein politischer Kinderschuh, zeigt, daß da» Hau» noch nicht fähig ist, »m Plenum zu dedatliren. Eommissionen sind nur pö- ihig für neue Sachen, da» Budget aber ist eine gekannte Solche. Mit der Behandlung der Sache in England wird viel Zeit ge wonnen, der Kamps zugespitzt auf das letzte Ende. In dem Ge neralbericht ist ein Fortschritt anzuerkennen in Betreff der Eon- tingentirung der indirekten und der Mobilisirung der Einkommen- und Klassenstkuer; letztere zum Au-gleich des Budgets. Die von der Commission gestellten Anträge und der Virchow'sche Antrag zeigen den Weg zur Versöhnung; in ihnen taucht die Militärfrage nur angedeulet auf, um dem Ministerium die Versöhnung zu er leichtern. Das Haus verlangt nichts vom Ministerium, letztere- fordert im Gegentheil die Militärreorganisalion und kann sie nicht bekommen; will es also etwas, muß es etwas bieten. DaS ganze Haus, wie das Volk, wollen die Versöhnung, wollen Einig keit mit der Kron«, wollen Versöhnung selbst auf dem Wege dcS Eompremisses. Eompromiß ist der Sieg deS Patriotismus über den Egoismus, der Sieg der Bescheidenheit über die Anmaßung und wir in Preußen sind patriotische und bescheidene Leutei Regierung-commissar ML Ile will die finanzielle Seite be leuchten. Dem Berichte fehlt eine allgemeine Ucbersicht im Etat, und diesem Mangel Helsen auch die Zusammenstellungen nicht ab. Die Vergleichungen dct Etats von 1849 mit dem pro 1865 kön nen wegen der verschiedenen dabei obwaltenden Verhältnisse nicht maßgebend sein, denn da- Jahr 1818 hatte solche Störungen hervorgedracht, daß alle Etalsposilionkn mir sehr niedrig ««gesetzt werden konnten; da« zeigen die Einnahmen vor 1848. Im Ge- gentheil konnte »er Etat pro I8«15 unter den günstigsten Verhält nisten aufgestellt werden. Auch die Vergleichung der Bruttoein nahme mit der Bevölkerung ist nicht paffend, denn z. B. bei den Einnahmen auS Post und'Eisenbahnen u. s. w- kommt e» nicht aus die Kopfzahl, sondern aus ganz andere Verhältnisse an. Seit 1849 sind auch neue Verwaltungen hinzugtkommen, z. B. Eisen bahnen, sür die 1849 nichts, im Jahre 1865 16 Millionen ausgcworfen sind. AuS den gegebenen Zusammenstellungen läßt sich «in Bild der Entwickelung des preuhrschen Staat- nicht dar stellen, denn die Zahlen lassen sich so, wre es geschehen, nicht an wenden. Nimmt nian den Etat pro >849, so heißt es am Schluffe, die Einnahmen betrugen 88,566,900 Tblr., um aber die Aus ¬ sorgt werden, wie dies unter Andcrm in England und Frankreich der Fall ist. 6) Die Fürsorge für Hebung der Volksfeste durch entsprechende Ausbeutung deS Volks- Humor-, durch Herbeiztehung von gymnastischen und Ge sangsleistungen. Die Beschaffenheit der üblichen Volks belustigung giebt einen sichern Werthmeffer für dessen gei stigen und sittlichen Fond. 7) Die Herstellung öffent licher Museen, besonders kulturhistorischen Inhalts, sowie die Errichtung von Denkmälern auch an kleinern Orten, damit die Erinnerung an die wirklich verdienstvollen Män ner im Volke wach erhalten werde. 8) Die möglichst günstige Gestaltung der Einnahmequellen des Handwer kers und Arbeiter» überhaupt z. B. durch gesunde Gc- werbegcsehe, durch Eröffnung neuer Arbeitsgebiete, durch Förderung productiver Genossenschaften, durch Vorschuß oder Creditvereine, durch gehörig beaufsichtigte und nach humanen Grundsätzen eingerichtete Pfandleihanstalten oder Lombarde und HilfSleihkassen, durch eine vernünftige Han delspolitik, durch Gründung von Armrncolonicn im eigenen Lande, durch angemessene Leitung der Auswanderung rc. Der Sinn de» Volke» sür feinere, aber billige Bedürfnisse, die Möglichkeit, ihm eine behaglichere äußere Eristenz zu verschaffen, gilt als «in wesentlicher Hebel der sittlichen Bildung desselben. 9) Die Gründung von Mäßigkeits vereinen zur Bekämpfung namentlich de» Branntwein genüsse», der zu den schlimmsten Feinden der Volksgesund heit — in doppeltem Sinne — zu rechnen ist und daher seit lange die schärfsten Angriffe, aber leider vergeben», gefunden hat. Dir Strrbrlisten und die Derbrecherstati- stik geben den besten Aufschluß über die Wirkung der Branntweinläden, deren Eröffnung mindesten» auf alle Weise gesetzlich erschwert werden müßte. Die Mäßig« keit-vereine haben sich al» durchaus wohlthätig bewiesen z. B. in Großbritannien; sie müssen mit der Gesetzgebung hinsichtlich de» Branntweinconsum» Hand in Hand gr- gaben zu decken, müsse man l Million Einnahmen aus der Post- verwaliung und 4,660,000 Tblr. aus den Beständen der freiwilli gen Anleihe hinzunehmen. Auch noch andere Abänderungen liegen vor, die eine Differenz von 8 Millionen m «mein Jahre ergeben. Neber die Steigerung der Einnahmen im Jahre >865 kann man sich nicht wundern, sie sind naturgemäß und inchl zu beklagen; die Entwickelung der Verhältnisse muß auf die Steigerung der Einnahmen einwirken. Herr v. Benda: Mögen auch die Jahre 1849 und 1865 der Vergleichung mcht sehr günstig sem, so steht so vrel lest, da- der Etat, vielleicht mit Rücksicht auf die MilttLrreorganifation, sehr günstig gefärbt ist. Wahr ist es schon: die liberalen Regierungen lind in oer Regel theuer, aber die Schuld daran liegt an der c»nservasiven Partei. Der Gcneralbericht enthält nur die Recht- ferttguug sür das Verhalten der liberalen Partei jetzt und in Zu kunft: aus dem von der Regierung eingeschlagenrn Wege wird die Machtentwickelnng des Staate» alter,rl. In Preußen müssen wir jetzt nahezu das Höchste tragen, was Staaten sür das Mili tär ausgeben, und da- wird bei vollständiger Durchführung der Reorganisation noch schlimmer werden. Dl« Grunozüge der Re organisation können wir anerkennen, wir wollen Opfer bringen, wer! wir ein monarchisches Volk sind, aber auf dem Wege, den die Regierung eingeschlagen, wollen und können wir nicht folgen. Herr Michaeli»: Bei dem allgemeinen Berichte kam es darauf an, Thcttfachen festzustcllen, die Entgegnungen oes Regie- rungscommissars entkräften unsre Zusammenstellungen nicht. Redner sührt die- näher aus, ohne Neues beizubringen. Freiherr v. Hovcrbcck: Das Land Hal uns gesagt, wir sollen an unjcrm Rechte sesthalleir und uns auf keinen Scbachcr einlassen. Wir leben seit mehrer» Jahren in einer budgetlofcn Regierung, und doch jprcchen Eonservativc von einem Finanz- fyjtem. Ja, ein cigenthümlichcs System, das zum Verderben des Lande-sührt. Das Volk will sich mit der K rone versöhnen, nicht mit diesem Ministerium, das wir, gestützt aus unser gutes Recht, bekämpfe» wollen, so lange wir können. Nach Popula rität Haschen wir nicht, aber — zugegeben ist, daß unser Verhal teil Popularität herbeiführt— die couservative Partei hat Geld nur sür das Militär, sür alles Andere nur ein warmes Herz (Heiterkeit). — Die Generaldiscussion ist geschlossen, woraus als Berichterstatter Herr Twesten da« Wort nimmt, um zunächst dre Commission wegen der Aeußerunzen de» Regierungscommtf- sarS zu rechtfertigen: Es wird uns zum VorwUif gemacht, daß wir Klagelieder über Steuerdruck anstimmen. Das ist nicht der Fall, wir haben nur Thalfachen constatirt. Was den Vergleich zwischen der Wohlfeilheit des Absolutismus und der Lhcuerung des Liberalismus betrifft, so scheuen wir ihn nicht; die sreiesten Regierungen sind die iheuersten, das ist em Naturgesetz, welches wir anerkennen. Da- preußische Volk ist aber schon fo weit vor geschritten, daß es sich gewiß mcht nach der Wohlfeilheit des Ab- foluti-mu» zurücksehnt. Wir sehen das Entrollen ernes mate riellen Bildes von der Finanzlage als eine Waffe an, die wir mit Recht handhaben dürfen. Die Tendenz aller vorangegangcnen Berichte war, dre Finanzlage als immer ungünstiger sich gestal tend darzustcllen; diese Ansicht theilten Männe- wie Kühne, v. Patow, da kommen auf einmal 5 Millionen Ueberschuß. War das nicht Anlaß genug, sich ein treue» Bild von der Finanzlage zu verschaffen? Wir haben keineswegs aus eine Ermäßigung der Einnahmen angetragen, sondern nur die Veranschlagung bcrfelden nach richtiger» Grundsätzen anempsohlcn. Um ernige Zahlen anzugeben, so ist die Jstemnahme be> den Eisenbahnen im Jahre 1859 au Ueverschuß aus 1,800,000 Thlr. angegeben, im Jahre 1865 ist derselbe nur aus 1,400,000 Thlr. veranschlagt. Im Jahre 1863 war bei der Post ein Ueberschuß von 2 Millionen, er »st jetzt nur aus 1,360,000 Thlr. angegeben, eben so sind die Er träge sür Holzverkäufe von 8,600,000 Thlr. aus 7,600,000 Thlr., bei deu indirecteu Steuer» von 34,300,090 Thlr aus 32H Mill., bei den Bergwerken von 3 aus 2 Mill zurückgewichen. Der Wi derspruch in der Militärsrage ist sormell deshalb zu solcher Höhe gelangt, wett das Ministerium von vornherein mit oem Parla mente umgegangen ist, wie inan mit einem Parlamente nicht um gehen dars. Selbst Herr v Roon erkannte 1862 an, daß die Re gierung ohne Bewilligung der Landesvertretung neue Stellen nicht »reuen dürfe; und trotz der Theorie von der Lücke hält es die Regierung nur für gut, das Nolhwendigste auszugeben. Unser Buogetrecht ist aus dem Punkte, eben so zu werden, wie früher der Abg. Kühne d»e Prüfung der Rechnungen geschildert hat; eine reine Förmlichkeit, ein Gaukelspiel, denn wir haben keinen Einfluß, die Regierung richtet sich budgellos em. Insofern haben wir aus dem Ministerialbeschlusse vom 12. Februar 1864 nicht viel Neues gelernt. Das wissen wir wohl, daß der Staat über bedeutende Mittel verfügen kann, denn im Staatsschatz« waren 25 Mill., dann die Ueberschüffe von 1862 und 1863 un Betrage von 6»/; Mill., die Bestände aus dem Eisenbabnsond 2H Mill. Hierzu kommen 7 Mill. Bestände in der Generalflaalskaffe und etwa 10 Mill. Betriebsfond in den Kassen. Das macht, unter Hinzurechnung von 5 Mill. Eanlionen und 15 M>U an Ein- nahmcrücksiänocn zusammen 68 Millionen. Wu wissen nicht, was davon verausgabt ist. Der Mililäretat beträgt 41 Mill. Thlr, und geht das so fort, so schwillt er aus 50 Mill. Thlr. au; jene 41 Mill, zu bewilligen, werden wir vielleicht wegen der Umbauten von Festungen rc. in der Lage sein, aber jetzt noch nicht. Auch die Ausgabe sür die Marine ist nicht außer Acht zu lassen, für die nächsten Jahre sieben un- also etwa 15 M»U. Bitbrausgaben bevor, und es erwächst sür un- die dringendste Aufforderung, den Mililäretat nicht so zu erhöhen, daß die künf tigen Ausgaben unmöglich gemacht werden. Darum sprechen wir in urffcrn Anträgen von einer unrichtigen Verthcilung der Staats« hcn. 10) Die Aufhebung der Lotterien als solcher Ver anstaltungen, die das Streben nach redlichem und dauer haftem Besitz untergraben. Die volkswirthschaftlichen Be» rathungen haben erfreulicherweise nach dieser Seite bereit» die Initiative ergriffen. 11) Die Prämiirung und öffent liche Belobung sowohl von braven Dienstboten, als von geschickten Handwerkern, um ein solides Streben zu be günstigen. 12) Eine weise geleitete Armenpflege, als deren oberste Gesetze gelten müssen: Aufsuchung der wahren Ursachen der Armuth, Concentration der Unterstützungs mittel, Veranstaltungen, um den arbeit»- und erwerbs fähigen Annen durch eigene Krast und Ansttengung sich aushelfen zu lassen. Als Mittel der Verhütung der Ar« muth gelten natürlich eine gewissenhafte Erziehung und sorgfältige Leitung aller im Elend auswachsenden Kinder. Die Krippen, Klcinkinderbewahranstalten, Rettung-Häuser erscheinen hier al» unschätzbare Einrichtungen zum Besten des armen Volks. Die freien ArbcitS- resp. Armenhäuser haben sich auch z. B. in England sehr bewährt. Thraker. Aus Prag schreibt man UN»: „Da» ver dienstvolle Mitglied der Dresdner Hofbühne, Fräulein Allram, welche den hiesigen Theaterfreunden von ihren srühern Besuchen allhier in gutem Gcdächkntß ist, wird im Laufe diese» Monat» in ihrer Vaterstadt Prag «ine Reihe von Gastrollen gebe« und außer in „Die Unglück lichen", „Die Dienstboten", „Der Kammerdiener" »c. auch in Wilhelmi's Lustspiel „Zurück" auftreten. An fang» Mai soll auch am Prager Theater eine Vorstel lung zum Besten Gutzkow'» stattfinden, welche durch die Mitwirkung de» Herrn Emil Drvrtrnt einen brson- drrn Reiz erhalten wird." —In Brellau eröffnete am 13. März die Hofschauspielertn Fräulein Ulrich von Dresden mit glänzendem Erfolge einen GastrollencyNu» am dortigen Stadttheatrr. Sie gab an diesem Abend«
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