Delete Search...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-10
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188905103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890510
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-10
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.05.1889
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
.«003 ibsAti rZ«Nr; «KZ-L >43 93 85- Z ^?a 7« N » 419 2b 58 izz ui I ?21S2LLK 4 34 82 ?21 U L 417 35 52 78 ^ ^ 495 517 52 U ^ 422 522 60877, 90 28« 88 98 z« °7 96 206 57 U 64 202 81 Ni U 65 607 22 5 z v > l4 519 «0 885 7K >22 Lo 53 528» 91 405 25 C 518 M 42 82 328» >11026 66 N M 2 90 800 899 U - »»031 15 W> > 96 817 981 gz > 810 87 981 62 y Z 73 75 88 917 51 > 781 37081 IN lz l 721 38 12 888jj ' 43 529 71 50275! 'S 625 711 875 M ^ 60 220 M 8518 ! -7 65 67 78 225« ! 1 12 2 2 375 1171, >3 55 65 181LII >2 5 6 801 19 Will >1 936 47015 Skj! 6 12« 68 90 91U ' 1 56 983 49021 ki 1 39 97 215 52 W 18 89 311 28 A 52 > 403 28 71 97 5« ! >0 411 35 719197 442 531 88 527 75 98 733 55 888 K ! 85 90 1 6 95 57M 58014 188 28 16 98 213 251 186 «0052 7812 12 66 98 719 W 712 72 89 95 KM 44 03013181II! ! 128 228 55 91 M ! 5019 50 51 175 ! 868 80 911 L I 2 710 815 52 1 165 08210 97 1 2 1 5 1 58 62 82 M I 65 67 219 MSI« 1 85 99 155 75 2« 108 12 60 235 N 71 317 41117 U ! 15 27 301 8 W H 75003 22 88 71 I 29 70077 185 278 8 24 74 308 8812« 230 35 521 5151» 882 739 811 23 Ai 74 919 81011 IN 9 74 820 28 987 «7 ! 3 76 610 721 12 91 I 710 90 857 59 A 51 67 91 Sös W S1 1 843 92 951 80 81 8 58 719 21 25 9U '10 59 120 295 SIS 95 928 83 51 52 SS 88 757 852 85 M 1 26 89 98 M 91 106 11 13 2! 97 977 S3021! 611 56 81 7Ä! 862 7 1 88 902 8 it ! 67 90 927 99 9kW 955 56 «Ml! «8035 111515« ««019 122 SS 77 i» Gable»; gihim sdors. HilbcrÄ»!, Sdors mit Nr. WS. - S. Jahrgang. —-W>>^^———————— rie a» jedem Wochentag Abend (mit dem Latum des folgende» Tages) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: i Meine Botschaft 2 Sächsischer Erzähler 3 Sächsische Gerichtözeiturig 4. Sächsisches Allerlei 5 Jllnstr. Nnterhaltungsblatt 6 Sonntagsblatt 7 Lustiges Bilderbuch löstet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 7b Psg, Sächsischer Mi>kS-A»jkiM. Unparteiisch« tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Die Hnuptbltitter dcs^Sächs. Landes-Auzeigerr- erscheinen (ohne dessen Eitra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonde,-Ausgabe als: tllizcigcnprris: Nc»»n einer schmalen Corpnszeile „Chemnitzer General-Anzeiger" für monatlich nur bO Psg. mit Zntragen; außerhalb Chemnitz nionatlich 57 Pf. mit Zntragen. (Post-Zeitungs-Preisliste: Freitag, w. Mai 1889. Der Sächs.LandeS-Anzclger ist eiiigetragt» in der Post-ZeitnngS-Preisliste: Nr. 513^ Fi>rA1>o»tte»le»erschei»tjee!nmaltuiJabrr Sommer Eisenbgh:isahrt>ianhcftfür Lachsta. Winter Eiscubahniahrvianhest für Sachs». Jllnstr- Kalender de- Sächsische» Landbote». ZilustrincsZahresbuch des Landes-Anjti-tr-. BerlagS-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstrabe Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. den Eimnclimgsbetrag (in Brirsinnrlen) ^«lle (Ispaltige Petitzeile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — 2 ii -n ^okpusschnst bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung de Kr!« ülinplile'li li H, L ^ »» <4, lo 41) r ^ ^ rtlt^klsjkll lvlllll-ll llllt Vlv ^>v4llllllufj Lllvllllllt.il lvLIllLll- vH «lllv >)"l-Illj völ. 1ll,Ol)6tI «lllslllstzk llllllst-ll. ^)l-ll l.4sV4VL»IIch ^ ">7 0 I » cn ohne P> c> oau,t ch lag glcichzeNig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Landes - Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter Bei Bestellungen von Auswärts wolle man der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Amtliche Allzeigen. Im Handelsregister für tun Stadtbezirk des iinierzcichncte» Amtsgerichts tvnrdc heute aus Fotinm 2588 verlantbart, daß Herr Carl Friedrich -itchenberg in Folge Ablebens ans der Firma Carl Rechenberg in Chemnitz als Teilhaber ausgeschirdcn ist. Chemnitz, am 7. Mal 1889. Königliches Amtsgericht, Abth. ». Nohr. Tr. Stollberg. Sonnabend, den 11. d. M., Nachmittags 2 Uhr solle» i» Dorfchemnitz 2 Zweifußmaschinen, 1 Viersersenmaschine und 1 Zweilängemnaschine g ge» sosor>igc Baarzahlnng öffentlich versteigert imdeu. Sauunclort für Bieter: Drechsels Restauration in Torfchemnitz. Stollberg, am 2. Mai 188 g. Der Gerichtsvollzieher beim Königl. SlintSgerichte daselbst. Köhler. Drahtnachrichten nnseres Anzeigers. Vom 9. Mai. Esten. Die „Rheinisch-westfälische Zeitung" meldet: Die gestrige Bersammluug der Bergleute in Gelsenkirchen beschloß a» der ISprvzentigen Lohn-Erhöhung und der sicbetlsiüildigen Schichtdauer sestzuhalien. In der Versammlung wurde mitgciheilt, cs sei Ver bindung milden BcrglentcnEnglands, Belgiens und Schlesiens gesucht und gefunden; für den intcriiatioiialeil Charakter der Bewegung spräche» auch die für die Streikenden von auswärts gesandten Summen. Odessa. (Privatnachricht.) Hier fanden Verhaftungen hervorragender Personen wegen politischer Vergehen statt. Die Polizei entdeckte eine wcilverzweigie Bewegung russischer Revolutionäre, zu welcher zahlreiche Offiziere »nd Beamte gehöre». Paris. (Privatnachricht.) Hier sind bereits gefälschte Eintrittskarten zur Ausstellung in Umlauf. — Die Klage des Ober staatsanwalts Beaurepaire gegen Zeitungen wegen Verläumdmig Wurde vom Zuchipolizeigcricht vor die Geschworenen verwiesen. Wie«:. (Privatnachricht.) Der Liechtenstcin-Clnb verwarf ebenfalls die Schulgesetz-Vorlage. Zürich. (Privatnachricht.) Die Untersuchung in der Bouiben-Asfaire ergab, das; keine dirccte Verschwörung vorlag. Es waren lediglich Versuche, neue Schrecken-Waffen zu schaffen. r Zöpfe, der m edcr einmal, Ml > lavenleben süh hen." t zu nehme»?' die Lippen M t S-strecken dm ! so leicht über i« ^ rascht zurück rasch athinend, F I >c» in» des lieb« ßc mit den Leu!» >enfragen. gab sie mit ! vrt: .Esistl«" die Lintter icrenstasi verraiht» >ern gehabt, !t ihr den jetzt äscht. Seitdem >' 'ort a», er B! ^ sie jene schli»»«> § >lgen gehabt l ' iväre, dein ich ^ j :n meinem B tvcrden, und di4 Stillen Feuer»«" da drinnen, ^ den armen L' e sie hocherrölh!^ iittheilungen. Ä warum, doch, i und daß Sie > ihre Stimme . ^eberdig schlageW Fortsetzung solgt- Dev Tod des Giofel» Tolstoi. H) Chemnitz, 9. Mai. Aus Petersburg wird das Ablebe» des schon lange kränklichen russischen Ministers des Innern, des Grafen Tolstoi, gemeldet. Ein altes Wort sagt, daß ma» von Tvdten nichts als Gutes reden solle, und fern sei cs, von dem Menschen Tolstoi Ucbles zu sprechen, aber von dem Minister und Politiker etwas Gutes zu sagen, das ist beim besten Willen unmöglich. Wenn ein Mann dem Zarenreiche Unheil gebracht hat, so ist es Graf Tolstoi gewesen, der enge Verbündete der Panslavisten, der Anführer der Partei der Stvckrnssen, die jede freiere Bewegung auf das Entschiedenste bekämpfe» und die Unter drückung des Deutschthums in Rußland als ihre Lebensaufgabe be trachten. Unter all den fanatischen „nationalrussischcn" Politikern war Tolstoi der fanatischste und mächtigste. Obgleich dem Kaiser Alexander wiederholt von einsichtsvollen Männern Beweise erbracht wurden, welche unheilvollen Folgen da- Shstcm des Ministers des ! Innern haben müsse, bewahrte der Zar dem Grafen Tolstoi ein Iblindes Vertrauen. Er genehmigte Alles, was Tolstoi ihm vor- üg, und noch mehr verfügte dieser eigenmächtig. Die Gewalt des I russischen Ministers des Innern ist eine sehr weitgehende, und Graf Tolstoi hat von seine» Machtbefugnisse» einen uniimschränktcn Ge brauch gemacht. Zahlreiche „Verschickungen" haben unter seinem Re giment!: stattgesiinden, und besonders können die baltischen Deutschen ein Lied von der Gerechti'gkeitslicbc d:s mächtige» Ministers singen, Iber geschriebene Verträge und verbriefte Rechte gleich Null achtete j inid rücksichtslos gegen die trcnestcn Unlcrlhanen des Zaren vorging, In»r weil sie ihre Stacken nicht unter das Stockrussenthnm beug cn Die Schelmenhütte. Noinnn von August Butscher. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ich werde schweigen", erwiderte er gepreßt und versank in Ilikses Nachdenken. Nach einer Weile fragte er ablcnkcnd, indem er lauf ein rothes Blümchen an dem Busen des lieblichen Mädchens Idtntcte: „Willst Du Deinem Lohengrin nicht das Blnmlcin schenken? IT» Strauß ist entblättert, aber ich nähme so gern Blume um Blume, I^is sie zusammen wieder eine» Strauß geben." Rasch nestelte sic cs los und reichte cs ihm mit holdem Er> lEhen, indem sic sagte: I „O wie gerne! und noch tausendmal mehr. Es soll aber kein IHtUick bedeuten. Man heißt die kleinen rochen Angen „Blnts- Uchflei,," bei uns und sagt allerlei davon." Er »ahm c» lächelnd und murmelte mir: „Mag es bedeuten was cs will, wenn es nur bedcutlings- >b°ll ist!" Auch diese Bemerkung war fast zu bedeutungsvoll und er lenkte I>"!i dem, hochgebildeten und hochgesinnten Leute» eigenen Takte rasch I»b, indem er die Schclmensnsc, die er nicht mehr von sich lassen Wlllc, in ein Gespräch über jene wunderbaren Wolkcngebilde ver- Wilclle, die sic miteinander betrachtet hatten und die fast wie eine IDo» erschienen waren. Die Eindrücke, die sie beide empfinge», Immmlcn merkwürdig überein und cs war seltsam, daß hier über ITingc gmdet wurde, die ins Jenseits hiliüberragten, während f ^bc,m„ das Diesseits in seinen gemeinsten Auswüchsen sogar eine lke über das Edle in der Mcnschcnnatur spannte. Aber sic bliebe» nicht mehr lange ungestört, denn die cintretciide Aeliiieuwirch!» rief die Tochter ab und schwang das bleierne Dichter ihrer Rede an der Stelle des goldenen der Tochter. Und I!.. Wurden ihn, wirklich rasch die Augen bleiern schwer und er machte H sobald als thimlich los, »m mit schweren Gedanken de» Hei»>- p'? °»rch die stille Nacht anzutrete», »och verfolgt von den süßesten -M-irte,, der Wirthin von der Waldschenke. wollten. Tolstoi's Macht schwankte nur einen Augenblick. Es ist erst wenige Monate her, als er mit einem Gesetzentwurf hervortrat, welcher für die Landbevölkerung wieder eine persönliche Abhängigkeit, also eine gewisse Art von Leibeigenschaft, entführen wollte. Das war selbst dem Zaren aber zu arg, und dieser Gesetzentwurf wurde beseitigt. Man sprach damals vom nahen Rücktritt des Grafen Tolstoi, aber er gewann schnell seinen früheren Einfluß am Hofe zurück und ist als Minister, jedenfalls der mächtigste Mann des ritssischeii Reiches nach dem Zaren, gestorben. Seine Anschauungen gehörten dem Nussenthum längst vergangener Zeiten an. Er hat mit ihnen seinem Vatcrlandc wahrlich keinen Segen gebracht. Der allcrschlimmste Dienst aber, welchen Graf Tolstoi Rußland erwies, war» daß er mit aller Gewalt jede ernstliche Reform ver hinderte. Er war der grüßte Gegner der Wünsche, welche sich auf die Einführung der konstitutionellen Verfassung bezogen, »nd er hat cs verstanden, den Kaiser trotz aller nihilistischen Attentatsversnche auf seiner Seite zu halten. Entschuldigen kann die unheilvolle Politik Gras Tolstoi's nur seine starre Ueberzengnng von der Vor- trcfflichkeit seiner Ansichten, er war einer von den Staatsmänner», die selbst von den bittersten Erfahrungen keine Lehren cmnchmen. Seine Partei und seine Freunde haben wohl Anlaß, um seinen Tod zu Iranern, Rußland dagegen nicht. Ob Graf Tolstoi's Tod eine Äciidcrnng im russischen Regierungssystem Hervorrufen wird? Die Erwartungen und Hoffnungen hierauf dürfen nicht sehr hoch gespannt tvcrden. Der Führer der altrussischen Partei ist allerdings gestorben, aber die Partei ist in ungemiiiderter Kraft geblieben, sie hat das Ohr des Kaisers. Es läßt sich also wohl annehmeli, daß der neue Minister gleichfalls ein Mann von Tolstoi's Geist sein wird. Ob er des Verstorbenen Fähigkeiten besitzen wird, ist allerdings mehr als fraglich, denn, von seinem Standpunkt aus betrachtet, war Tolstoi ein bedeutender Mann, andernfalls Iväre es ihm kaum ge lungen, sich so ausgedehnte Macht zu verschaffen. Politische Rimdschan. Chemnitz, 9. Mai. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist ans Kiel wieder in Berlin eingctrosfcn. Der Aufenthalt in unserem ersten Kricgshafcn hat dem Monarchen nngenlcin zngesagt, und sowohl über die dort versammelte Flotte, wie über die von ihm besuchten Arbeiten des Nordostscekanals hat sich der Kaiser mit rückhaltlosem Lob ausge sprochen. Die Kaiserin kehrt am Freitag von Schloß Grünholz bei Eckcrnförde, wo sie ihre Schwester besucht, nach Berlin zurück. — Der Reichstag hat seine Arbeiten wieder ausgenommen. Aber der Anfangsbesuch ist bedauerlich schwach und noch bedauerlicher ist es, daß die Wcitcrbcrathung der Altersversicherung mit geringer Theilnahme verfolgt wird. Die Sitze des Hauses waren zeitweise außerordentlich schwach besetzt. Geklärt haben sich die Ansichten während der Ferien nicht, alle Parteien und alle Redner bleiben bei ihre» früheren Anschauungen stehen. Staatssecretär von Bötticher hatte Recht, wenn er sagte, so werde man nicht von der Stelle komme». Hoffentlich wird das Interesse in den nächsten Tagen etwas stärker, denn sonst können die Debatten noch wer weiß wie lange dauern. — Die Ncichsrcgierung hat dem Schweizer Biludcsrath die protokollarischen Anssagen des Polizci-Jnspectors Wohlgemulh, in welchen derselbe entschieden bestreitet, rechtswidrige Handlungen in der Schweiz begangen und den Schncidernieister Lutz zu Provoka tionen aufgcsvrdert zu haben, übermittelt. Der Bundesrath in Bern wird sich unverzüglich mit der Angelegenheit beschäftigen. — Aus dein westfälischen Strcikgebict wird berichtet, daß sich die Arbeitseinstellung nun auch auf größere Bezirke des Dortmunder und Essener Reviers ausgedehnt hat. Außerdem sind durch Kohlen- mangcl viele Werke stillgclcgt, wodurch die Zahl der Arbeitslose» »och steigt. Selbst ans dem Krupp'schcn Gußstahlwerk hat der Be trieb des Bcssemer, des Schieneuwalz- »nd des Blechwalzwerkes ein gestellt werden müssen. Die Arbeiter werden ans dem Werke ander weitig beschäftigt. In Gelsenkirchcn herrscht Ruhe» hingegen fand Als er durch die Küche, wo die Schclinensuse rothbestrahlt am lohenden Feuer saß, ins Freie schritt, sah er trotz seiner müden Augen den „Herrn Braumeister" schwankend neben ihr stehen, der jetzt, ihn erblickend, höhnisch grinsend den Arm um das holde Wesen legen wollte. Aber sie stieß ihn zurück, daß er taumelte, und war mit wenigen Schritte» an Haueisens Seite, dessen Hand sie im Dunkel mit den beiden ihrigen umfaßte und schwer athmend und fast schluchzend flüsterte: „O denken Sie nichts Schlimmes von mir, gute Nacht, gute Nacht und auf Wiedersehen!" Damit eilte sie hinweg. Er aber flüsterte unwillkürlich, wenn auch diesmal mit fast thränenranher Stimme: „Gute Nacht, Du mein herziges Kind!" 3. Allerlei Gewinde. Die großen kirchlichen Feste haben eine Vor- und Nachfeier, wie der Tag zuweilen durch eine Morgen- und Abendröthe seinen Weg umkränzt. Die Kinder dieser Welt ahmen bei diesen Festen diesbezüglich auch die Kinder des Lichtes nach und dehnen Feiern zuweilen in eine nicht wehr sehr schickliche Länge. So war es auch in Hasclrain. Hier bereitete sich Großes vor, denn auf den ersten Oktober war die Eröffnung der Eisenbahn angcsetzt. Die eiserne Schienenschlange hatte sich mit staunenswcrthcr Schnelligkeit das Thal heraufgewunden und jetzt — einige Tage vor dem Feste — schmückte sich die neue und wunderbare Schöpfung mit fast überreicher Schönheit wie eine Braut, während die träge und grämlich dahinschlcichende Donau »eben ihr fast altjüngferlich aussah. Die Wärterhäuschen glänzten noch ölfcucht mit ihren grüngestrichenen Läden und das Stationsgebäude von Haselrain war aus der Erde geschossen, wie ein gleißender Fliegen« chwamm, dem es mit seiner rothen Dachkuppel mit den blitzenden Feiisterüngen ein wenig ähnelte. Vor dem golden blinkenden Telegraphen, der durch das Fenster strahlte, standen die Bauern und ließen sich von den „Hcchingern" erklären, allerdings mit wenig Erfolg, daß hier mit dem Blitze geschrieben werde. a»f der Zeche „Gras Moltkc" bei Gladbeck ei» blutiger Zusammen stoß zwischen de» streikenden Bergleuten und dem Militär statt. 3 Personen wurden dabei gelödtet und 5 verwundet. Es heißt, die Zechenverwalllingen hätten sich über eine Lohnerhöhung für die Ar beiter entschieden; eine Abnahme des Streikes wäre dann also bald zu erwarten. Die Zahl der ausständigen Arbeiter war am Mittwoch auf wehr als 30000 angcwachse», wiederholt wurde Militär in die Strcikbezirke gesandt. Der durch den Stillstand der Arbeiten ringe- trctcne Schaden ist i» jedem Fall recht erheblich. — Die feiernden Zechen, die meistens Militärwachen erhalte» haben, haben Noth. Kohlen für die Wosserhallnngsmaschinen zu beschaffe», ohne bereit Betrieb die Bergwerke ersaufen. — Die in Herne erfolgte Tödtung eines Arbeiters durch Polizeibcamte hat keinen ursächlichen Zusammen hang mit dem Streik. Die Arbeiter hatten eine Schlägerei unter sich. Einer derselbe» gab auf den hinzutrctenden Beamten zwei Pistolenschüsse ab, worauf dieser durch einen Schuß de» Angreifer »iederstreckte. — Aus Zanzibar hatten englische Blätter berichtet, daß die Araber lebhafte Abneigung gegen die Weißen zeigen und ein deutscher Matrose i»> Streit verwundet sei. Das ist richtig. Einige Sklaven händler haben die Zanzibariten anfgcstachelt, und ihnen namentlich ganz falsche Anschauungen über Wißmann's Expedition beigebracht, als deren wahrer Zweck die Unterjochung von ganz Zanzibar hinge- stcllt ist. Daran denkt natürlich Niemand. Es ist zu hoffen, daß, nachdem Hauptmaun Wißmann im deutsche» Schutzgebiet die Ord nung wieder hcrgcstellt hat, und die bezüglichen Operationen Iverden ja in allernächster Zeit ihren Anfang nehmen, von selbst in Zaiizibar wieder volle Ruhe cinlreten wird. Oesterreich-Ungarn. Die deutschen Abgeordneten im öster reichischen Abgeordnelciihause haben die Erklärung abgegeben, sie würden aus dem Hause austreten, wenn das neue Schulgesetz de- Ministers von Gautsch Annahme finde» sollte. Vor der Hand scheint aber wenig Aussicht hierauf zu sein. — In Bosnien und der Herzegowina ist wegen der herrschenden Unsicherheit das Standrecht proklamirt. Italien. Es heißt, ein Thcil der italienischen Garnison vom Massunaß soll Asmara besetzt habe», dort aber den weiteren Verlauf der Ereignisse in Abessinien abwarten. Ministerpräsident Crispi lehnte in der Deputirtenkammer wiederholt jede unbesonnene Politik ab. Die Regierung werde sich von Fall zu Fall entscheiden. Frankreich. Der Jubel über die gelungene Ausstellungs- Eröffnung dauert in den Pariser Zeitungen und in der Bevölkerung in nngeschwächtcm Maße fort. Spaltenlange Berichte werden über die einzelnen Festlichkeiten gegeben und allerdings sind alle Stimmen darin einig, daß eine Illumination, wie die der Ausstellung vom Montag Abend, bisher wohl kaum dagewese» ist. Die kleine deutsche Kunstausstellung findet widerspruchslosen Beifall, sie bietet allerdings ganz ausgezeichnete Werke. Präsident Carnot ist bei allen Ansfahrten der Gegenstand enthusiastischer Kundgebungen. Der Präsident hat bei den Festlichkeiten gezeigt, daß er ausgezeichnet zu repräsenliren versteht, fern von aller Anmaßung ist nnd mit großer Gewandtheit die Leute zu behandeln versteht. Für die Bvtilaiigisten mag es recht bitter sein, aber cs bleibt Wahrheit, ihr General ist vergessen. Die Zahl der Personen, welche die Ausstellung bisher besuchten, beträgt ctivas über 400000. Ruhestörungen von Belang sind bisher völlig ausgeblieben. Nur bei dem Begräbniß von Rocheforts Sohn fand ein kleiner Zwist mit der Polizei statt, der aber keine Beachtung verdient. — Der Attentäter Perrin war, wie im Gegensätze zu> manchen früheren Meldungen nunmehr fcstgcstcllt ist, in den Kolonien wegen Untcrschleifs entlassen. Er hatte den Revolver mit 5 blindem und einer scharfen Patrone geladen; die letztere ist abgeschossen. Da er znrechntlngsfähig ist, wird ihm nnn doch der Prozeß gemacht werden müssen. — Der Senalsausschuß vernahm die früheren Minister Grauet nnd Lvckroy über die sogenannte historische Nacht, in welcher Bonlangcr einen Staatsstreich geplant haben soll. Beide leugneten jeden strafbaren Thatbestand. Unter den bei Dillon beschlagnahmten Schriftstücken befand sich eine Ausstellung des leitenden Boiilangisten- comitees, in welcher ausgerechnet wird, daß für Bonlanger 436 Man- Etwas weiter davon standen, Unheil witternd, die alten Weiber nnd wackelten mit den Köpfen, während die nie rostenden Zungen, gerade weil sie nie rastend waren, den Untergang der Welt mit Sicherheit voranssagten. Die Bahn führte jetzt hart an der Scheuer der Becherwirthin hin — von ihm war selten die Rede — und man merkte cs kaum, daß die Donau wie ein willenloses schwaches Kind gleichsam auf die Seite gedrückt war. Die Zeit der Wunder und Zeichen war eben angebrochen und das Erscheinen des „Antichrist" also nahe. Scho» dampfte zuweilen der schwarze Unhold, di- Locomotive, als „Dvnnerroß" durch die bis jetzt so friedlichen Gelände und einer Probefahrt hatten sich sogar die »ntcriiehmungslustigsten Bürger von Haselrain anvertrant, sehr zum Entsetzen ihrer Weiber. Der alte Nottele war natürlich einer der ersten gewesen und hatte nach der Wiederkehr so schief geladen, daß er den „silberne» Becher" nur wie ein Schraubenzieher erreichte. Als ihn aber die alte Beeren stasi, die zuweilen die Kellnerin zu spielen hatte, darüber intcrpellirte, stammelte er, nie n>» eine Antwort verlegen: „Du glaubst gar nicht, altes Blech, was das Eisenbahnfähren den Menschen wirbelig machen kan», es ist zuviel Idee »nd System darin, das bringt selbst den gescheitesten Mann um alle Conscqnenz." Mit dieser etwas confnsen Erklärung aber fand er diesmal nur tanbe Ohren, denn sein Rausch war zu »»verkennbar. Die letzten Tage vor dem Feste brachten überhaupt alles an- Rand und Band. Man arbeitete zu Hause nur das Allernöthigste und lungerte die übrige Zeit an der Bahnlinie umher, über die der eherne und feuerspeiende Pflug dahinrascn sollte. Der Schmied hatte stets etwas vor der Thüre zu thun, und mit dem alten Nottele zu verkehre», wenn dieser seinen Zollstab spazieren trug, denn er hatte die schwierige Aufgabe erhalten, einen Triumphbogen zu verfertigen, der sein gelehrtes Haupt um den Schlaf der Nächte brachte. Der Schultheiß und die Gemeinderäthe machten bedenkliche Gesichter und halten sehr viel auf dem Rathhause und noch mehr im WirthShause zu thun, wo sich oft bedenklich lange Debatten über den Werth und Nutzen der Eisenbahnen entspannen, bis die Becherwirthin schließlich einige hinauswarf. Fortsetzung folg». -5
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview