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Dresdner Nachrichten : 24.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-09
- Tag1927-09-24
- Monat1927-09
- Jahr1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.09.1927
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71. Jahrgang. A» «0 Sonnabend, S«. September 1027 Gegründet 1856 vrabtansckrtfti VachrUbte« Dr»«»»» F»rnsvr»ch»r » Sammrlnmnmrr > v» v^i Nur für Nacht,esvrSch«! »0011 Lau, >^>Mt. »oeblUn. B-zug->D«bilhr Dt« Lnietarn »»rd«u nach Doldmart b»r«chn«t: dt« «tulvaltta» « nun drrtte autzrrkalb 2RPs,. Offer>«ng«büdrNPfi. Ausw. AustrSg« ,«,rnBorau,b«,aI,I,. Schrtftl»ttu«, und Laust,«schSüiftrll»: Mari«aftrah« 20.2 Druck «. D«rlag von Lirpsch ck Nrtchardt tn Dr«»d«n Postscheck-Konto ic>«» Dr«»d«u Nachdruck um mtl drutltchn Qu«ll»nan,ad, «.Dresdner Nackr.'« rulStfto Unvertanal« Sckrittstücke werden nick, autdewabrt. MMINM INMNI kMANMNI »t I!>1 M IM ^.'.'N'IlMixuiirtlllUUMUIUUl.IM.MU ?7A? 7M7 KestLUDLidt Lrrropat>ok 8or^r^Lst»encl OesvNseI^LsktsLdvr»«L Bauriss "IlttMtMIIU ttlMlltll »MI»»«»»! UUHSHtiLLUS Jer ttaMe Tod des Botschafters v. Maltzan. Bestürzung iu Berlin und Genf. — Die Ursachen -es Unglücks völlig ungeklürt. Ein deutscher Pionier in Amerika. Das jähe Sterben unsere» Botschafters tn Washington, Freiherrn v. Maltzan, der unmittelbar vor dem Antritt der Reise zur Rückkehr auf seinen Posten einer Flugzeug, katastrophe »um Opfer gefallen ist, erinnert die hastende moderne Welt wieder einmal an bas mahnende Dichterwo«: „Rasch tritt der Tod den Menschen an, eS ist ihm keine Frist gegeben. ES stürzt ihn mitten auf der Bahn, e» reißt ihn fort vom frischen Leben.* Aus einer erfolgreichen und noch tn hohem Maße verheißungsvollen diplomatischen Laus- bahn ist der Verewigte herausgerissen worben, und das Deutsche Reich hat den Verlust einer Kraft zu beklagen, die unter unseren heutigen auswärtigen Vertretern nicht nur tn erster Reihe stand, sondern wohl als die beste überhaupt angesprochen werden durfte. Die Summe der reichen Er- sahrungen, die Freiherr v. Maltzan in seiner ausgedehnten diplomatischen Praxis angesammelt hatte, konzentrierte er aus seine Tätigkeit in Amerika, bei der er ganz besondere Umsicht und Geschicklichkeit entfalten mußte, um das deutsch- amerikanische Verhältnis nach dem Kriege wieder in freund schaftliche Bahnen zu lenken. Die deutsch-amerikanischen Be ziehungen sind nicht so einfach, wie man sich das hierzulande aus Grund gelegentlicher Berichte über Begrüßungsfeierlich- ketten und offizielle Empfänge vielfach vorstellt. Die Kriegs hetze war In Amerika so zügellos, daß das tief tn den BolkS- körper eingedrungene Gift noch heute nachwirkt. Hetzfilme laufen noch heute, die Schulbücher für den Geschichtsunter richt sind noch deutschfeindlich eingestellt, und die „Bindestrich- Amerikaner*. wie man drüben die Deutsch-Amerikaner spöttisch zu nennen pflegt, haben nach neun Jahren seit dem Ende -cs Krieges noch nicht einmal den unbeschränkten deutschen Unterricht in den Schulen wieder durchsetzen können. Alles in allem wird bas öffentliche und private Leben in Amerika immer noch von einem starken Unterton der Unfreundlich keit gegen Deutschland beherrscht. „Amerika deutschfreund, lich?" fragt ein guter Kenner von Land und Leute», der Professor an der Hamburger Universität Dr. Rein, und gibt darauf folgende Antwort: „Ein ganz kleiner Anstoß kann genügen, um über Nacht die seit dem Kriege immerhrn ruhiger geworbene öffentliche Meinung des Landes wieder zur Raserei gegen Deutschland aufzupeitschen. Der Schlamm hat sich nur abgesetzt, er ist aus dem Wasser noch nicht ver schwunden." Diese Feststellungen sind nötig, um die Schwierigkeiten der Aufgabe, die unserem verstorbenen Botschafter tn Washington gestellt war, voll zu ermessen. Um solche ein- gewurzelten Vorurteile auszumerzcn, bedarf es einer har- manischen Mischung von sachlicher Energie mit taktvoller Zu- rtickhaltung, beides Eigenschaften, über die Freiherr von Maltzan in ungewöhnlichem Maße verfügte. Er verstand es, mit feinstem Eingehen auf die Eigentümlichkeiten der ameri kanischen Volksseele, die falschen Urteile über Deutschland zu berichtigen und der Wahrheit entsprechende Ansichten einzu- bürgern. Dabet paßte er sich den drüben herrschenden An» schauungen tn geschickter Weise an. was als oberste Voraus setzung eine» Erfolges seiner Bemühungen unbedingt nötig war. Die ungewöhnlich herzlichen Beileibskundgebungen, die aus Washington tn Berlin etngelaufen sind, und der warme Nachruf des Berliner amerikanischen Botschafters Schurman, sind sprechende Beweise dafür, in wie hohem Maße es Freiherrn v. Maltzan gelungen ist, wertvollste deutsche Pionierarbeit jen- seits des Ozeans zu leisten und sich dabei eine sehr starke Wertschätzung auch der amtlichen Kreise in Washington zu sichern. Maltzans Wirken tn Washington schließt mit einem starken Aktivsaldo ab, zumal er nicht nur das offizielle beutsch-amerikanische Verhältnis erneut in freundschaftliche Bahnen gelenkt, sondern auch die BolkS- stimmung fortgesetzt zu unseren Gunsten beeinflußt hat. Die Einwirkung auf die Oesfentltchkett übte er insbesondere durch eine umfangreiche Aufklärungsarbeit über die wahren Kriegs- Ursachen und durch rastlose Belehrung über Deutschland be tretende amerikanische Jrrtümer aus. Zu dem Zwecke unter- nahm er weite anstrengende Reisen im ganzin Lande, was noch nie vor ihm ein deutscher Botschafter in ähnlicher Weise getan hat. Es wird schwer halten, für den Freiherrn von Maltzan einen Nachfolger zu finden, der sich durch eine gleiche Eignung für den schwierigen Washingtoner Posten ans zeichnet. Wie öas Anglück geschah. Schwierige Bergungsarbeiten. Schlei», 28. Sept. Da» Flngzengnuglück. de« der dentsch« Botschafter Freiherr ». Maltzan »«« Opfer siel, ereignete sich hente vormittag knr» »dr 16 Uhr. Da» Flugzeug hatte die StabtSchleiz von Norde« her in Richtung anf Hof über» flogen. ES «nrie beobachtet, dich dt« linke Tragfläche offenbar eine» Defekt hatte. Der Führer versuchte unter halb deS Kirschdühl, etwa » Kilometer südlich der Stadt, ««. mittelbar «eben der Chaüssee Schlei,—Hof, anf einem Gtnr,, acker «otznlände». Alle« «nfchein «ach brach jedoch dre linke Tragflüche bereits in der Lnft. DaS Flng- »eng stürzte steil z« Bode« «n» «rnb sich, mit de« Motor «ach nute«, tief in die Erb« ei». Der abgebrocheneFlügel liegt etwa 26 Meter abseits de» Flugzeuge«. Da» Flugzeug ist vollständig zertrümmert «ad bildet eine» »irren Hanfe« von Metall« »nd Maschinenteile«, ««gengonge« «ollen anch eine Kenersänle «nd eine« explosionsartige« Knall beobachtet habe». Anf die Meldung von dem Unglück «Ute« sofort die Leitung der Lufthansa tu Weimar, ein Abgesandter de» thüringischen Ministerium», der Lustofftzier der Thüringer Landespolizei aus Weimar, sowie.Oberstaatsanwalt Dr. Meißner aus Gera an die Unfallstelle. Mit de» Bergungs arbeiten konnte erst in de« spüte« NachmittagSstnnde« be gonnen werden, da den technische« Sachverständigen die Mög lichkeit zur Feststellung des Tatbestandes gegeben »erde« mnßte. Die Bergung der gräßlich verstümmelten Leichen machte große Schwierigkeiten. Bis um 6 Uhr abend» waren zunächst die vier Passagiere geborgen, während die Leichen des FlLgzeugführerS und des Borbmonteur» noch unter dem zwanzig Zentner schweren Motor begraben liegen. Gegen 7 Uhr abends gelang eS, anch den Pilote« «nd den Bordmontenr deS verunglückte« Flugzeuges a«S den Trüm mer« herausznziehcn, so daß nunmehr alle Leichen geborgen sind. Sie wurden auf einen mit Stroh bedeckten Wagen gelegt und im Laufe des Abends nach der städtischen Leichenhalle tn Schletz gebracht. Die Polizei ist damit beschäftigt, die bei den Toten gefundenen persönlichen Ausweise und Wertsachen zu ordnen. Die Anlersuchung -er Flugzeugkrümmer. Schleiz, 28. Sept. Nachdem bereits im Laufe de» Nach- mittags Ministerialrat Mühlig-Hofmann vom Reichsverkehrs. Ministerium an der UnglttckSstelle etngctroffen war. kamen gegen Abend auch zwei Vertreter der Deutschen Versuchs- anstatt für Luftfahrt in Schleiz an. Sie begannen sofort mit der Untersuchung der Flugzeugtrümmer, um die Ursachen des Unglücks aufzuklären. Vis jetzt läßt sich nur sagen, daß die Untersuchung außerordentlich schwierig ist, da die ganze Ma schine eigentlich nnr einen wüsten Trümmerhaufen bildet. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Kommission natur gemäß der abgebrochenen Tragfläche des Flugzeugs, die etwa 26 bis 86 Meter vom Hanptteil des Flugzeuge» entfernt liegt. Es steht jedoch schon fest, bqß die Augenzeugenberichte, wonach der Flügel bereits in der Luft abgebrochen sei, mit großer Vorsicht ausgenommen werden müssen. Jedenfalls hat der bisherige Befund der Sachverständigen einen Beweis für diese Annahme noch nicht erbracht. Die Maschine ist offenbar aus einer Höhe, für die die Angaben zwischen 160 und 800 Meter schwanken, abgestürzt. Sie hat sich dann mit der Spitze mit einem furchtbaren Aufprall in den Boden eingegraben. Anch die Berichte, daß der Propeller in der Lust zersplittert sei «nd eine Strebe zerschlagen habe, werben zunächst alS nicht bewiesen angesehen. Man neigt vielmehr der Ausfassung zu, daß der Propeller erst aus dem Erdboden zersplittert sei., Da für sprechen auch durchaus die starken Erdkrusten an den ge fundenen Propellerteilen. Da eS gegen 7 Uhr bereits stark dunkelte, mußte die Untersuchung abgebrochen werden. Sie wirb morgen fort- gesetzt. Irgend etwas Endgültiges läßt sich nach der Angabe der Sachverständigen vor morgen früh nicht sagen, wenn es überhaupt gelingt, die wirkliche Ursache des Unglücks aufzu klären. Der Pilot und der Bordmontenr, die allein imstande wären, sachgemäße Auskünfte darüber zu geben, durch welchen Schaden bas Unglück veranlaßt wurde, sind tot. Bet den Be richten der Augenzeugen muß man berücksichtigen, daß es sich um die Aussagen von Laien handelt. Schon aus diesem Grunde muß auch die Meldung als wenig wahrscheinlich an gesehen werben, daß der Motor in der Luft explo- diert sei. Im Falle einer Explosion ober eines Vergaser brandes wären sicherlich die Flugzeugtrümmer nach dem Auf schlagen auf den Erdboden inBrand geraten, was aber nicht der Fall war. Das eventuelle Borltegen eines Matertal fehlers würde sich jedoch wahrscheinlich noch nachträglich fest- stellen lassen. Staatsanwaltschaft und Polizei haben die Trümmer des Flugzeuges mit Beschlag belegt, bis die Unter suchungen der Sachverständigen abgeschlossen sind. Im Laufe des Abends wurde die Unglücksstelle von der Polizei in weitem Kreis durch einen provisorischen Zaun abgesperrt. Das Gelände, anf dem sich bas furchtbare Unglück ereignet hat, liegt zwischen Schleiz und Heinrichsruh, etwa eine halbe Autostunde von Plauen entfernt. Die Trümmer der Maschine, die ein furchtbares Bild der Zerstörung bilden, liegen etwa auf der Mitte eines Abhanges von etwa 1k Kilometer Länge auf einem Stoppelfeld, das von Wald umgeben ist. Die Polizei hatte Mühe, die große Schar der Neugierigen in an- gemessener Entfernung zu halten. Aus nah und fern waren sie herbeigeetlt, so daß auf der Landstraße, die etwa 180 Meter neben der Unglücksstelle verläuft, eine lange Reihe von Autos und Motorrädern stand. Der Gattin des Botschafter» v. Maltzan, die sich von München aus an die Unglücksstelle begeben wollte, ist nahe« gelegt worden, dies nicht zu tun. Ein Racheakt unwahrscheinlich. Botschaftsrat »iep führt die Geschäfte. lDrahtmelbung unsrer Berliner Schriftlettung.f Berlin. 23. Sept. Daß das Unglück bet Schleiz einen Racheakt für die Hinrichtung von Sacco und Vanzetti dar stellt, der dem Botschafter v. Maltzan gegolten habe, wird tn den Kreisen des Auswärtigen Amtes als ganz unwahr- schein! ich bezeichnet, da ja Freiherr v. Maltzan schon An fang Juli dieses Jahres Washington verlassen hatte, also zu einer Zeit, als die Sacco-Vanzetti-Angelegenhett nicht nur der Oesfentltchkett Europas, sondern auch der Amerikas noch nahezu unbekannt war. Die Geschäfte der deutschen Botschaft in Washington wird auch nach dem Tobe MaltzanS der Bot schaftsrat Kiep, der frühere Retchsprcssechef, weiter- führen. Wann und wo die Beisetzung Maltzans erfolgen wird, ist noch unbestimmt. Der Termin der Beisetzung wirb jedoch so angesetzt werden, daß ReichSaußenmtntster Dr. Stresemann und Staatssekretär Schubert, so- wie die übrigen Herren des Auswärtigen Amtes, die zurzeit als Mitglieder der deutschen Völkerbunbsbelegation in Genf festgehalten sind, an ihr werden teilnehmen können. * Nach Ansicht der Deutschen Lufthansa kann den Piloten Willi Charlett keine Schuld treffen, denn Charlett. ein Mann von 36 Jahren, der seit 1912 als Flieger tätig war. hat im regelmäßigen Luftverkehr bis jetzt über eine Viertel- Million Kilometer znrückgelegt, ohne anch nnr ein einziges Mal eine« Zwischenfall, geschweige den« einen „Bruch" er, litten zn haben. Er galt als einer der besten BerkehrS- Piloten der Deutschen Lufthansa. Dieses Unglück bei Schletz ist das dritte schwere Unglücks von dem die deutsche Luftfahrt in kurzem Zeitraum betroffen worden ist. Das erste hat sich vor etwa zwei Monaten bet Marburg ereignet, wobei gleichfalls Tote und Schwer verletzte zu beklagen waren, das zweite ereignete sich gestern im Schwarzatal» dem nun heute das dritte von noch gröberem Umfange folgte.
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