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Dresdner Journal : 13.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-13
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 13.10.1882
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V 23S Freitag, dm tL October. 1882. Ldoooemeotopeoior Im x»L,»» 6oot»ek«o 8«ic^«: ^Lbrliobr.... 18 ^Mrlicd. 4 !1»rlc 50 ?k. Livreto» kluwwero: I0?k. La»««rk»Id <Ie» äoutocken keiol»«» tritt?o«t- uo<I 8tempelru»< dimu. Insoratooprelvv r kür 6«a k»uw einer ^espnlteosa kstitreils 20 kk. vnter „kXoxeeLnät" 6>s 2eile SO i f. Lei Vnlüellen- uvä 2iÜsrvsittr 50 AusselU»^. Lrsebelneo: 1'L^Iicii mit Xuevttkws äer 8oon- und keiertn^a Abowä» Lür äsa kol^ooäeo 1's^. Drcsdnn Journal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»»er»<evannaiin>e »ii«vUrt»: />>. Lra«li»tetter, Comwi»»iovLr äs« Oremlner 1ourv»Is; S»mdors L»rU» Vi«v - l-eixiix 8»»«l ?r»nktort ». u <e kc>A/er, U«rl>ll -Vi«o «»mdoi^- kr»^ - l-sii-riG - ^r»olltrirt ». Ik.-Nvocdov: LrrllLi , Lr«m«n: . Lc/ttott e, 8r»«I»a » Lurean ^'mii Ladat/i),- ^r»iilltrti-l ». U.: A ^aeAer'sods Nuckknittiluoz; OvrUi«: 0 HkMee; S»m>ov»r: 6. ?»rti Lorlio - rr»»ktarr ». ».- Stotixirt: Haude <tc t)o., Sawdarx: Lte»»er. U v r « a » x v d o r r Löviel. Lrpeäition äe« vresüner ^ourvLl», Örssäeo, Lvio^erstr»»»« Ho. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 12. October. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Wirkliche Geheime Rath und HauSmarfchall Graf Vitzthum von Eckstädt und der Königliche Garten director Gustav Friedrich Kraufe die von Sr. Ma jestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihnen verliehenen OrdenSdecorationen und zwar Er sterer den Kronenorden I. Klasse mit dem Emaille- Bande deS Rothen AdlerordenS, Letzterer den Rothen Adlerorden IV. Klasse annehmen und tragen. Nichtamtlicher Lheit. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Mittwoch, 11. Oktober, AbendS. (Tel. d. Boh.) In der heutigen Sitzung des Ab geordnetenhauses, welche theilweise einen stürmischen Verlauf nahm, wurden drei mit der Judeufrage zusammenhängende Interpellationen an die Regie rung gerichtet. (Vgl. den ausführlichen Sitzungs bericht unter „TageSqeschichte".) Der Abg. Geza Onody richtete bei Begründung seiner Interpella tion über die Tisza - Eszlarer Affaire vehemente, ehrenrührige Angriffe gegen den Oberstaatsanwalt Kozma. Seine an den Justizmivister gerichtete Interpellation lautet: Hat der Herr Justizminister Kenntniß von dem auch in mehreren Nummern deS „Függetlenfeg" ventilirten Umstande, daß der im TiSza-E-zlarer Triminalproceß mit Umgehung der competenten Nyiregyhazaer königl. Staatsanwaltschaft zur Leitung der staatSanwaltlichen Agenden entsendete Staats anwalt deS königl. Gerichtshofes für den Buda- Pester Landbezirk, Emerich HavaS, ein untergeord netes Organ zu falscher Zeugenschaft gegen den Un tersuchungsrichter zwang? Wenn er davon Kennt- niß besitzt, hat er Verfügungen getroffen, daß der die Function des öffentlichen Anklägers so miß brauchende Staatsanwalt, tnS er im ordentlichen Rechtswege zur Verantwortung gezogen werden kann, von der fernern Leitung der staatsanwalt- lichen Agenden in diesem Strafproceß enthoben werde? Der Justizmiuistrr Pauler erklärte, daß ihm der von Ouody erwähnte Fall bekannt sei, daß die Anzeige erstattet und das Verfahren eiugeleitet sei. Ehe letzteres abgeschlossen ist, müsse man sich jedes UrtheilS enthalten. Buda-Pest, Donnerstag, 12. October, Mit tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Bilanz des durch den Finanzminister Grafen Szapary in der heutigcn Sitzung des Abgeordnetenhauses eiuge- reichten Budgets für das Jahr 1883 ergiebt Folgendes: Ordentliche Ausgaben 288 848 002 Fl., mithin 451689 Fl. mehr, als im Vorjahre, UebergangSauS- gabcn 6 503 276 Fl., mithin 3 000 829 Fl. mehr, Investitionen 21771855 Fl., mithin 7 639 456 Fl. weniger, außerordentliche gemeinsame Ausgaben 5 588 351 Fl., mithin 8 343 659 Fl. weniger. Zu sammen 322711 484 Fl., mithin 12 530 597 Fl. weniger, als im Vorjahre. Ordentliche Einnahmen 280732 758 Fl., mithin 4597 732 Fl. mehr, UebergangSeinnahmen 20 297 111 Fl., mithin 8 204 077 Fl. weniger, zu sammen 301029 869 Fl., mithin 3 606345 Fl. weniger, Deficit 21 681 615 Fl., mithin 8924 252 Fl. weniger, als iin Vorjahre. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Im Kunstverein. Die Ausstellung in diesen Räumen leidet seit einiger Zeit an einer auffallenden Dürftigkeit, fo daß eine öffentliche Besprechung nur wenig dankbaren Stoff gefunden Haden würde. Der Grund liegt an vorüber gehenden Zufälligkeiten, zum Theil auch daran, daß gegenwärtig andere Ausstellungen den Arbeitsschatz absorbirt haben, oder manche versandte Btlder noch nicht wieder anderweitig und refp. auch hierher in Tour- gekommen sind. Im Allgemeinen wurde ost Gelegenheit genommen, den regen Eifer unferer leitenden AuSstellungScommif- sion hervorzuheben und die mancherlei Fortschritte an zuerkennen, deren sich unsere permanente Ausstellung zu erfreuen hat. Da man voraussetzen muß, daß eine möglichste Förderung der guten Sache gewiß den Sinn aller da bei Betheiligten erfüllt und eS Pflicht ist, das Noth wendige niemals zu verschweigen oder in charakterlose Redensarten einzusargen, so mag hier ein Wunsch aus gesprochen werden, der gewiß überall da, wo man einen kleinen Fond von UrtheilSkraft besitzt und offen und ehrlich sein will, einen lauten Wiederhol! finden wird. E» ist dies der Wunsch, für die Zukunft bei Auf nahme der eingesrndeten, oft leider nur sogenannten Kunstobjecte eine größere kritische Strenge walten zu lassen. Richt die Menge, sondern der Wetth und da» Londou, DonurrStag, 12. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS CabinetSmitglied Mr. Dod son hielt gestern eine Wahlrede iu Scarborough, in der er erklärte, die Regierung sei entschlossen, nach Herstellung einer ständigen eingeborenen Re gierung Aegypren so bald als möglich zu räumen, die Volksvertretung soweit thunlich einzuführen, eine freie Schifffahrt auf dem Suezranal herzu- stellen und daS Uebrrgewicht deS Einflusses frem der Mächte auSzuschließen. Der Secretär deS Schatzamtes, Mr. Court ney, äußerte sich ähnlich bei einem Meeting in Torpoint, indem er hinzufügte, daß Aegypten die Kriegslasten werde tragen müssen, selbst wenn die BondSbefitzer darunter leiden sollten. St. Petersburg, Donnerstag, 12. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dem „Journal de St. PöterSbourg" zufolge find über den englischen Plan hinsichtlich ArgyptenS den Mächten noch keinerlei Mittheilungen zugegangen. Die Nach- richten über Ablehnung oder Billigung desselben feiten der Mächte find daher unbegründet. Konstantinopel, Mittwoch, 11. October, Nachmittags. (W. T. B.) Baker Pascha ließ den Obersten Syngr und Baker, welche von dem Khe- dive engagirt find, Baker Pascha bei der Reor ganisation der ägyptischen Armee zu unterstützen, die telegraphische Aufforderung zugrhrn, morgen nach Aegypten abzureisen. Alexandrien, Mittwoch, 11. Oktober, Nach- mittags. (W. T. B.) Die ägyptische Armee soll, wir daS Journal „El-Ahram" meldet, in Zukunft 1V VW Mann betragen. Offiziere und Soldaten, welche der Theilnahme au der Rebellion verdächtig, würden zu derselben nicht zugelaffrn werden, die Offiziere ausschließlich Türken oder Cirkasfier sein. Kairo, Mittwoch, 11. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Die UntersuchungScommission setzte heute daS Zrugenverhör fort; die Aussagen der einzelnen Zeugen waren ohne besondere Wichtigkeit. Arabi wurde AbendS vernommen, und soll daS Verhör desselben morgen fortgesetzt werden. Dresden, 12. Oktober. Dasjenige, was man die ägyptische Frage nennt, löst sich nunmehr m eine Reihe von einzelnen Punkten auf, welche England auch einzeln, und zwar mit ziem licher Muße zu behandeln gedenkt. Eben weil diese stückweise Behandlungsart beliebt wird, ist eS nicht wahrscheinlich, daß man eine Conserenz oder einen Congreß bemühen wird, für welche jedenfalls erst nach Abwickelung der einzelnen Punkte die Zeit gekommen wäre. DaS nächstliegende Geschäft ist der Hochver- rath-proceß, den man gegen Arabi und Ge- roffen eingeleitet hat. Ueber der Zukunft deS ehrgei zigen VerfchwörerS scheinen sich die Wolken ziemlich drohend zusammenzuziehen. Es ist die Praxis der Engländer aus ihren Kriegen mit halbwilden Völker schaften in den heißen Welttheilen, daß sie, ohne mit Humanitätsrücksichten viel sich zu beschweren, wirksame Exempel statuiren, welche nach der Abschreckungstheorie zugeschnüten sind. Der Rath, eS auch diesmal bei der alten Praxis zu belassen, hat sich mehrfach sorge- drängt. Und wenn eS heißt, man habe Beweist für die direkte Mitschuld Arabi'S an den Unthaten in Alexandrien in Händen, so sieht die- ganz so aus, als solle daS Publicum auf blutige Urtheile vorbereitet werden. Bon den Papieren Arabi'S ist mehrfach die Rede gewesen. Mar darf begierig darauf fein, ob diefe Papiere nicht auch etwas über den Zusammen hang Arabi'S mit den Franzosen verrathen werden, von dem seiner Zeit stark die Rede ging. Die oberste geistige Interesse heben eine Ausstellung. Durch einen Ballast von Schwächlichkeiten, wie sie sich bei uns mit soviel eitler Bescheidenheit behaglich breit machen dür fen, degradirt man den Eindruck selbst auf Kosten des wenigen Tüchtigen, welches sich vorfindet und für sich allein zu einiger Wirkung kommen würde. In der Kunstpflege ist die Rücksicht gegen die Kunst selbst stets die vornehmste aller Rücksichten. Die Rücksicht gegen die Person steht nicht bloS viel tiefer, sondern sie kann sogar die Feindin der Rück sicht gegen die Kunst werden, dieselbe vernichten und somit den Begriff „Kunstpflege" illusorisch machen, ja in sein Gegentheil verwandeln. Dies hat der leut seligste und edelste Humanismus immer zu erwägen, sobald das gute Herz dem Urtheil des Geistes liebe voll vorauSeilen und den Weg abschneidrn will. Er macht in letzter Instanz doch ohne Frage einen beleidigenden Eindruck, fo oft Bilder zu fehen, die durch ihre Haupteigenfchaft, unglaubliche Stümperei höchstens spaßhaft auf den Beschauer einwirken können. Ihre Aufnahme ist nur erklärbar durch die weiteste, toleranteste Gutherzigkeit gegen den Einzelnen. Doch diefe Gutherzigkeit wird, wenn man logifch und con- fequent fein will, zur Hartherzigkeit gegen die Ge- fammtheit, gegen die Kunst und die wirklichen Künstler, we'che Letzteren doch da- Recht haben und mit Selbst gefühl beanspruchen dürfen: ihre Schöpfungen von dem lallenden Dilettantismus unterfchieden zu fehen. Die öffentlichen Provuctionen der Unfähigkeit oder de- völlig unentwickelten Schülerthum- mitten hinein gestellt in die Arena, die den Meistern dienen, den Sinn de» Menfchen erquicken und erleuchten soll, da verletzt den gebildeten Grfchmack und eine ästhetische Entscheidung in dem Proceß haben sich die Engländer Vorbehalten. Wie man der „Politischen Lor- refpondenz" aus Kairo schreibt, tritt der Khedive Tewfik Pascha mit Feuereifer für die Erforschung und Bestrafung Aller ein, denen ein Verschulden an den verübten Gräuelthaien zur Last fällt oder die an der Rebellion hervorragenden Antheil nahmen. Die beiden Specialcommissionen in Tantah und Alexandrien entwickeln eine große Thätigkeit in der Vornahme von Verhaftungen und Einleitung von Untersuchungen rücksichtlich der gegen Europäer be gangenen Ausschreitungen. Der Gouverneur von Alexandrien und die MudirS in den Provinzen sind beauftragt, allen an sie zum Zwecke der Erleichterung der Untersuchung gerichteten Anforderungen ungesäumt zu entsprechen. Jeder abgeschlossene UntersuchungSact ist mit den betreffenden Belegen an den SpecialgerichtS- hof zu leiten, dem allein die Rechtsprechung zusteht. Ein Delegirter der Specialcommissionen fungirt vor dem SpecialgerichtShofe al» Ankläger. Die Confular- Vertreter sind eingeladen, den Sitzungen der Commissio nen beizuwohnen, dürfen sich jedoch an den Berathungen nicht betheiligen; dagegen sind sie berechtigt, durch die Präsidenten Mittheilungen an die Commissionen ge langen zu lassen. Die Sache ist dieses Mal keine der berüchtigten orientalischen Spiegelfechtereien, sondern wird mit Ernst betrieben. Unter den Verhafteten be finden sich: der Polizeipräsident von Alexandrien zur Zeit deS Massacre, Said Bey Kandil, der Gouverneur von Tantah, Danisch Pascha und der berüchtigteMussa elAkkad, der den Pöbel zu den Gräueln vom 11. Juni ausgestachelt Halle. Nicht mindern Eifer zeigt Tewfik Pascha für die strenge Bestrafung der Häupter der Revolte, in welcher Hinsicht er feiten der Engländer, die sich zunächst die Freiheit der Entschließung nach allen Seiten hin wahren zu wollen scheinen, nicht die gleiche Unter stützung und Förderung findet. Abdalla Pascha, der Unterrichts-, und Hassan Scherei Pascha, der Bakuf- minister im Cabinet Ragheb, ferner der Director des Preßbureaus Rlfaat Pafcha und zahlreiche Redactcure der arabistischen Presse, darunter auch der fanatische Redacteur des „Taif", Abdalla Nurin, sind in Haft genommen worden. Nur in einer speciellen Richtung legen die Engländer großes Interesse an der Elllirung und Bestrafung der Schuldtragenden an den Tag, was nämlich den in Alexandrien mit der weißen Flagge getriebenen Mißbrauch betrifft, unter deren Schutze erst daS schrecklichste ZerstörungSwerk zu reifen ver mochte. Französische» Blättern wird aus Kairo unter dem 8. d. M. berichtet: Es finden fortwährend zahl reiche Verhaftungen Statt. Die Anklagekammern ar beiten gleichzeitig in Alexandrien, in Kairo und in Tantah. Der Sollicitor d'Alderfhot und der Advocat Mac Napier, welche die Vertheidigung Arabi'S über nommen haben, machen zahlreiche Schritte zu Gunsten ihres Clienten. Wenn sie nicht die Einsetzung eines gemischten Tribunals durchsetzen können, so beabsichti gen sie, auf Inkompetenz des Kriegsgericht- zu plai- diren und den Nachweis zu führen, daß Arabi sich nur vor ottomanischen Gerichten zu verantworten hat. Consequenter Weise wollen sie dann auch die Ueber- führung Arabi'S nach Konstantinopel verlangen. —Eine solche Forderung erscheint im Interesse der persönlichen Sicherheit Arabi'S auch durchaus berechtigt, wenn eS sich bestätigen sollte, was man der „Frks. Ztg." aus London telegraphirt. Hiernach hätten die englischen Autoritäten in Kairo eme Untersuchung angeordnet auf die Nachricht hin, daß am vorigen Sonnabend Nacht der Anführer der Palasteunuchen mit etlichen Bewaffneten in die Zelle Arabi's gedrungen fei und ihn fo mißhandelt habe, daß fein Leben in Gefahr kam. Ein anderer politifcher Gefangener fei gleichfalls mißhandelt worden. Kränkung ist einer ethifchen sehr nahe verwandt. Aber sie verwirrt auch den ungebildeten Geschmack, denn endlich giebt eS überall Menschen, die bei stümper haften Bildern glauben können, so sähe irgendwo Gottes herrliche Natur wirklich aus, oder fo müsse wenigstens die Kunst ihr Abbild darstellen. Welche Schädigung deS Schönheitsgefühls, ja der Seele, die wehrlos solchen Eindrücken unterliegtl Die Herren Verfasser solcher Bilder können nichts für ihre Unfähigkeit, denn Niemand kann über seinen Schatten springen Man sei aber nicht zu weich gegen dieselben, sondern lasse sie in der Stille die Freude genießen, im Kreise ihrer Familie für einen großen Meister zu gelten, der eS der Welt schon zeigen würde, wenn er nicht zu bescheiden wäre, in die Oeffentlichkeit zu treten. Bei diesem Zuckerbrod deS süßen Wahns, von welchem die Selbstzufriedenen stets die Tafchen voll haben, sind ehedem viele Privotpinfel, Canzonenpieper und Tondichter sehr glücklich und dabei für die Welt völlig unschädlich gewesen. ES wäre engherzig, den Dilettantismus zu ver dammen, der in Mußestunden so viele edle Empfin dungen erweckt und fördert. Aber eS ist gefährlich, feine Mußestunden mit Musestunden zu verwechseln. Der Dilettant beschäftigt sich lediglich für sich selbst mit werthlofem Zeitverlust, der Kunstler beschäftigt sich für sich und die Welt mit unschätzbarem Kunstgewinn. Gewiß, der Unterschied ist so groß, w e die Nothwen digkeit, die Begriffe nicht zum Nachtheil der feineren GkisteScultur wie Kinderspielzeug durcheinander zu werfen. ES sei da« nächste Mal über einige der hübschen Objecte der Au-stellung gesprochen. O V- In England bildet selbstverständlich die ägyptische Frage fortdauernd den Gegenstand lebhafter Erörterung in Versammlungen und in der Presse. Die ravicalen Blätter greifen die Regierung sehr energisch an und stimmen der jüngsten Erklärung Bright'S zu, daß der ägyptische Krieg keine bessere Rechtfertigung, al- früheie Kriege habe und daß zweifellos, nachdem das Blut vergossen, die Kosttn bezahlt und die Ergebnisse er sichtlich und erwogen sind, denkende und christliche Männer ihn verdammen würden. Die „Weekly DiSpatch", der Sprechsaal deS fortschrittlichen Bür ger- und Arbeiterstandes, liest dem Premier Gladstone den Text darüber, daß er angeblich im Namen der FriedenSgrundfätze einer Milftärtyrannei ein Ende ge macht habe, während in Wahrheit eine crasse Militär tyrannei allein im Siande sei, Tewfik auf dem Throne zu holten. Nur mit einem fremden Söld- lingSheere könne dies geschehen; und wo blieben da die „freien Einrichtungen", welche Gladstone dem ägyptischen Volke dringen zu wollen behauptete? In der That stimmen alle Berichterstatter an Ort und Stelle, liberale und conservative, darin überein, daß Arabi mehr Anhang habe, als man sich ursprünglich bewußt gewesen sei; daS zeige sich von Tag zu Tage mehr, trotz der Uedettäuserei Solcher, die durch Ab fall von »hm sich selbst zu rette > suchen. „Gerade deshalb muß Arab» sterben!" sagen nun viel: Euro päer in Aegypten; „dann wird man die Ordnung besser ausrechteihalten, die Schulden leichter emtreiben können". So meldet der Berichterstatier der „Daily News" auS Alexandrien. AuS Kairo andererseits schreibt der dortige Mitarbeiter auS bester Quelle, keine echten Schriftstücke seien, waS man auch sagen möge, blS jetzt gesunden worden, welche Arabi's Mit schuld an den Mordthaten in Alexandrien beweisen. „Man wird die Schriftstücke wahrscheinlich finden, wenn man sie braucht, obwohl sie bis jetzt weder ent deckt, noch auch vorhanden sein mögen", bemerkt die Redaction dazu sarkastisch. Ja, sie nennt sogar den Wunsch der dortigen Europäer nach Hinrichtung de» Hauptes der ägyptischen LandeSvertheidigung einen „niederträchtigen und grausamen". Wie lange diese Stimmung bei der Redaction vorhalten wird, ist schwer zu sagen; denn die .Daily News" sind in jüngster Zeit eine zweite „Times* in schwankender Haltung geworden. Bei den „Timer" ist dies seit vielen Jah ren ein System; eS lohnt sich daher nicht oft, dem Sinne ihrer Orakel auf die Spur zu kommen. Kaum hat man den Sinn erkannt, so redet die Gottheit schon wieder in anderm Tone. Gegen die Abschlachtung Arabi's durch ein dienstfertige-ägyptisches Standgericht erheben sich zahlreiche liberale Blätter als gegen ein schmachvolles Verbrechen, welches nie durch Auslieferung des Gefangenen, der sich den Engländern ergab, hätte möglich gemacht werden sollen. Ebensogut hätte ja England einst Napoleon I. an die Bourbonen au»- liefern können. Der gefangene Cetewayo wurde vom englischen Hofe mit Auszeichnung empfangen. Arabi ober soll den Tod erleiden, weil er die von der No- tabelnversammlung ihm übertragene Landesvertheidl- gung leitete. Arabi selbst war fo weit von aller Rachsucht fern, daß er den wenigen Gefangenen, die in feine Hände fielen, vielmehr die ausgezeichnetste Behandlung gewährte. Die Europäer in JSmailia schützte er, den Suezcanal berührte er nicht, die Uber- fluthung des Landes zur Schädigung des Feindes unterließ er. Lagesgcschichte. Dresden, 12. October. Von dem königl. ungari schen Minister für Ack rbau, Gewerbe und Handel ist mit Rücksicht auf das wiederholte Vorkommen von Fällen, in denen die Vorschriften des internatio- Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Sie hob ihre immer noch schönen Augen ernst zu ihm auf. „Ja, Hermann, ich that es — aber eS war nicht so schwer, wie Du wohl in diesem Augenbl ck denkst; — nur ein kurzer Kampf, in dem mir die Liebe zu meiner Schw ster half und dann noch eine Zeit, wo ich mich an die Leere, die in mir entstanden war, ge wöhnen mußte. Darauf aber konnte ich getrösteten Sinnes weiter leben und nach wenigen Jahren schon Oskal'S Vater meine Hand reichen, ohne daß mir nur noch ein Schatten von der Sehnsucht nach einem an dern G schick geblieben wäre." „Und meine Aeltern?" fragte Hermann mit stocken der Stimme, „wußten sie, erfuhren sie eS je, was Du für sie gethan hattest?" Sie legte ihre Hand auf die feine. „Du wirst mir wohl glauben, daß davon mit Worten nie die Rede qewcsen ist, aber ich meine fast, sie haben eS geahnt, denn je reiner und schöner sich ihr Glück entfaltete desto mehr liebten beide auch mich; und als Louise Deinen Vater allein ließ, er aber fühlte, daß er ihr bald folgen würde, da wählte er mich, um mir sein TbeuersteS, sein Kind, anS Herz zu legen, w^il er wußte, daß Niemand auf der Welt durch fo heilige Bande mit ihm verknüpft war." „Ja wohl, heilige Bande!" rief Hermann ergriffen, „doppelt heilig, weil ich Dir für zwiefache Liebe zu danken Habel"
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