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Dresdner Journal : 14.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187910144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-10
- Tag1879-10-14
- Monat1879-10
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1879
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.1»? SM. Dienita-. de» lä. Octedee. 187S. ^K«»n»«eot»p^»r Iw x»o»«» S«!ek«: ^Lkrliob: . . 18 btarll ^sübi-Iick: 4 bliulc bOkk. Liii/.ol»« ummora: 10 Hai,«rk»Id üe»6cnt«cksv keicke» tritt l'ost- uock 8temi>«Ir»»vdlit^ kinru. lo«<>r»tenprek«<>: kür üen liLum einer xvspaltenen kstitreile 20 ks. Unter „Lingswdnät" äio 2«Ub SO kk. Lriiekoln«» r DüßlilR mit Xuenntims der 8oao- und keiertüge ^beuä» kür äeo knl^vniiea 1'»^. Verantwortlicher Rcdacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. -4- Inserktennnnnkine »»»iviirtxi Leiprix: >'? Lr«nei^tetter, Commiiiiöonür 6e« I>rvsüner öviiru-tli; R»mdur8-Lerlill Vien I.«jp,ix vo-el-vc«»!»« rr->»1:s»>t ». lt: ^/anxe»i«tein L k»A/rr, Li rlin V.' -n-N-im^u! ^- ?c»^-r.«ixri8 krsnilkurt » !l »iinedcu' k>»</ .17,,»»,, S«rUn:i8Hr»>>>t,k>ir<,. Li t-men: A SroilLu: /. Nür^ni; Odemnilr kuiAt, krLnIcknrt » H.: /. ,/«<^e> Vci>e u. F //rrrmann- »cke linetikünülnn^; Ovclnr Ssnnover: 6 k»r>» 8«rIm-krLnIlkur1 » L Studt^itrt: ^eiuüe L Oo.,- SLwbnr^E /k/euc/Aen, Lteiner. Ileransxoker: Nöniel. Lrpeäition 6e» ltresdner ^ournnie, I)re«len, Xivjns?er«»rri«»e Xo 20. Ämtlicher Theil. Dresden, 13. October. Ihre Majestäten der König und die Königin haben gestern das Jagd haus Reheseld verlassen und die Königliche Villa zu Strehlen bezogen. Dresden, 13. October. Se. Majestät der König hat dem vortragenden Rath im Ministerium des Cul- tuS und öffentlichen Unterrichts, Regierungsrath Curt Damm Paul von Seydewitz, den Character und Rang eines Geheimen RegierungSrathS in der III. Classe dcr Hofrangordnung zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und Bolköwirthschaft. Eingesandtes. Beilage. Börsennachrichten. Eelegraphische llachrichtrn. Wien, Sonntag, 12. October, Abends. (Tel. d. Boh.) Auf Einladung des Ritters v. Schmer ling, des Kürsten Friedrich Liechtenstein und deS Ritters v. Hasner versammelten sich heute im Herren- Hause mehr als 4V Mitglieder. Geschienen waren u. A. Cardinal Kutschker, Graf Oswald Thun, Beseczny, Mitklosich und die Generäle Graf Neipperg, Baron Kellner und Baron Roßbach. Baron Kaiserseld und Fürst Adolf Auersperg, welche abreisten, hinterließen Schmerling ihre schriftliche Zu stimmung und Beitrittserklärung. Schmerling wurde mit Acclamativn einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Derselbe entwickelte in einem längeren Expose die Nothwendigkeit der Organisirung sämmtlicher verfas sungstreuen Mitglieder des Herrenhauses zu einer ge schlossenen Parteigruppe unter dem Namen „Verfas- snngspartei des Herrenhauses". Dieser Antrag wurde ohne Einsprache von irgend einer Seite einstimmig angenommen. Folgende zwei leitende Grundsätze für das Partei verhalten wurden aufgestellt: Erstens unverbrüchlich festzuhalten an den Staatsgrundgesetzen vom Jahre 1878, insbesondere an dem tz 11 des Staatsgrund gesetzes über die Reichsvertretung, worin der Umsang der Competenz des Reichsrathes sestgestellt ist, und cntgegenzutreten allen Versuchen, die Rechte des Reichs rathes zu Gunsten einzelner Länder zu schmälern. Zweitens principiell festzuhalten an allen übrigen Gesetzen, insoweit nicht die Zeitverhältnisse eine theil weise Aenderung derselben erheischen. Dieses Programm wurde von sämmtlichen Anwesenden unterzeichnet. Eine der ersten Unterschriften war jene des Cardinals Kutsckker, der erklärte, jeder Verfassungsanhänger müsse diese Grundsätze unterschreiben. Zur Leitung der Partei wurde ein 5gliedriger Executivcomitö mit halbjähriger Functionsdauer ge wählt, nämlich Schmerling, Fürst Schönburg, Fürst Friedrich Liechtenstein, Graf Wrbna und HaSmr. Der Executivcomite hat die Partei bei allen ge eignet erscheinenden Anlässen einzuberufen. Ferner wurde beschlossen, jede Gesetzesvorlage und jede Commissionswahl der Parteibesprechung zu unterziehen. Während der ganzen Verhandlung fiel keme Aeußerung gegen die Regierung. Feuilleton. Aedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonntag, den 12. October wurde Beethoven's „Fidelio" gegeben. Hr. A. Niemann gastirte als Florestan. Diese Partie ist als Gastrolle ungewöhnlich, so wegen ihrer Kürze, als wegen ihrer besonderen Schwierigkeit. Ihre vor waltend hohe Lage und die geniale Rücksichtslosigkeit, mit welcher Beethoven die Singstlmme als instru mentale Dienerin des Gedankens behandelt, machen sie wenig begehrlich und lassen sie auch für den Gast jetzt gesanglich nicht günstig erscheinen. Dennoch gelingt es Hrn. Niemann, durch Adel der Darstellung, und im Einzelnen durch wahren, tief empfundenen Accent des Gesangsausdrucks und der Rede die Hörer sym pathisch zu fesseln. Namentlich der Schluß der großen Arie war eine vollendete Versinnlichung der Beethoven'- scheu Musik — in vibrirendem, vergeistigtem Stimm klange flammt die letzte Lebenskraft nocy einmal von verzückter Vision inspirirt empor. Und ein Triumph begeisterungSvoller Wiedergabe, rin wahrhafte» Ueber- strömen innersten SeelenjubelS, aus den Herzen drin gend und alle Herzen mit hinreißender Gewalt erfassend war die Ausführung des Duett» „O namenlose Freude", und hieran hatte Frau Sachse-Hosmeister gleich schönen Antheil. Der Genuß solcher Reproduction auch nur eine» Musikstücke» überragt bei Weitem den mancher ganzen fertigen Opernvorstellung — cb« uoo tir» „»nulle —, wie Gluck sich au»zudrücken pflegte. Der Beifall de» Publicum» wollte nicht enden. Und wie Wie auS Sarajewo gemeldet war, ist in ver gangener Nacht ein großes Schadenfeuer in Ko- wacic bei Sarajewo auSgrbrochcn. Daselbst brann ten Mühlen mit großen ärarischen Aruchtvorräthen nieder. Durch aufopfernde Anstrengungen deS Militärs unter Leitung deS Feldmarschalllirute- nantS König wurde das anstoßende Brauhaus ge rettet. Paris, Sonntag, 12. October, Abends. (W. T. B.) Der jüngst mit amnestirtr vormalige Re dacteur deS Journals „Pi-re Duchesne", Humbert, ist beute hier zum Municipalrath gewählt worden. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesge schichte".) Die „Agence HavaS" veröffentlicht eine Note, wonach gegen daß Journal „Marseillaise" und gegen Humbert wegen deS zweifachen Vergehens, den Richterstand beschimpft und Thatsachen ver herrlicht zu haben, welche vom Gesetz als Ver brechen bezeichnet werden, die gerichtliche Unter suchung ringeleitet Worten ist. London, Sonntag, 12. October, Mittags. (W. T.B.) Der Staatssekretär deS Innern, Croß, hielt gestern in Leigh eine Rede, in welcher er be tonte, England beabsichtige keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans, sondern wünsche nur den Ausschluß fremder Einflüsse da selbst. Was die auswärtige Politik angche, so habe die Regierung stets das Einvernehmen mit den übrigen europäischen Mächten angestrebt. Auf die orientalische Krage übergehend, hob der Red ner hervor, daß Niemand die türkische Verwaltung mehr mißbillige und sehnlicher die Einführung von Reformen wünsche, als er; Niemand werde die Mißbräuche der Türkei unterstützen. Der Ttaats- srcrctär Croß schloß mit der Erklärung, daß die von England befolgte Politik nicht nur England von Nutzen gewesen sei, sondern auch zur Erhal tung des europäischen Friedens gedient habe. London, Sonntag, 12. October, AbendS. (W. T. B.) „Reuter's Office" meldet anS Simla von heute: General Roberts telegraphirt aus Tera sing, 1300 Meter von Balahissar in Kabul, unter« 10. d., Baker habe der cingebrochenen Dunkelheit wegen den Feind am 8. October nicht mehr an greifen können. Derselbe habe sich in der Frühe des darauf folgenden Morgens mit der Truppen- abtheilung Mac Pherson'S vereinigt: bereits wäh rend der Nacht sei der Feind aber unter Zurück lassung von 12 Kanonen geflohen. Der Feind sei mehrere Meilen weit von der Cavallerie verfolgt worden, habe sich aber so zerstreut, daß nur einige kleine Abtheilungen hätten eingrholt werden können. General Roberts werde am 11. oder 12. d. M. in Kabul einrücken und Balahissar besetzen. London, Montag, 13. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Daily NewS" bringen eine gestern in Lahore aus Simla eingctroffene Privatdepeschc mit der Nachricht, daß General Roberts Balahissar besetzt habe; die vornehmsten Kaufleute seien im englischen Lager erschienen. General Roberts telegraphirt, daß nunmehr 110 Kanonen erbeutet worden sind. Kopenhagen, Montag, 13. October, früh. (W. T. B.) Der Prinz v. Wales und der Groß- fürst-Thronfolqrr von Rußland mit ihren Familien verlassen nächsten Mittwoch Kopenhagen, um nach England resp. Rußland znrückzukekrcn. Dcr König wird sich an demselben Tage zum Besuche seiner Tochter, der Herzogin v. Cumberland, nach Gmunden begeben. für den Gefchmack desselben immer noch die Macht begeistigter, gefühlswahrer, fchön und edel geformter Gestaltung — wovon ein gcnügend fertiges technisches Können untrennbar bleibt — den echten Gehalt künst lerischer Leistungen endgiltig bestimmt, erwies das ge füllte Haus. Frau Sachse-Hofmeister zeichnete sich besonders im zweiten Act aus; Gesangsausdruck und Spiel ge wannen an Wärme und Innerlichkeit, es gelang ihr, manche überraschende Herzenstöne anzuschlagen, und die Ausführung des Dialogs war vorzüglich. Die Gc- sammtvorstellung wurde namentlich von den Herren Decarli — Rocco — und Degele — Pizarro — lobenSwerth unterstützt; sie gehört keineswegs zu den musikalisch vollendeteren unserer Bühne und bietet er hebliche Schwächen. Zum ersten Male — und aller dings etwas verspätet — hörten wir in dieser Oper das Contrafagott (von Hrn. Bräunlich geblasen), wel ches bisher wegbleiben mußte; eS ist in dem großen Duett im zweiten Act von außerordentlicher Wirkung. Herr Niemann wird nochmals als Lohengrin und Tannhäuser auftreten — man kommt damit den Wün schen der Musikfreunde in dankenSwerther Weise ent gegen. C. Banck. AuS der Dämmerung deS Mittelalter». (Schluß zu Nr 288) In München kämpften noch bi» in die Jahre 1770 die Hexen- und Zaubergläubigen unter Führung des Professor» der Theologie Or. März in Druckschrif ten für Zauber- und Hexenthum, und bi» m die französische Kr,eg»zeit diese» 19. Jahrhundert» hatte Layesgeschichte. * Berlin, 12. October. Wie aus Baden-Baden gemeldet wird, empfing Se. Majestät der Kaiser heute Mittag den Generalfeldmarschall Grafen Moltke, welcher Vormittags daselbst eingetroffen war. Der französische Botschafter, Graf v. St. Ballier, ist heute Nachmittag nach Berlin abgereist. Derselbe war vor gestern in Baden Baden eingetroffen, wurde Nachmit tags von dem Kaiser in Audienz empfangen und nahm hieraus an dem Diner bei Ihren Majestäten Theil. Abends folgte derfelbe der Einladung zu einer größe ren Hofgesellschaft, welche in dem großherzoglichen Schlosse stattfand. — Ihre kaiserl. und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, Prinz Wilhelm und die übrigen kronprinzlichen Kinder sind mittelst königlichen Expreßzuges gestern Nachmit tag kurz vor 4 Uhr in Pegli eingetroffen. Der Bürger meister, Marquis Durazzo, empfing die hohen Herr schaften am Bahnhose und hieß dieselben herzlich will kommen; die Bevölkerung begrüßte dieselben mit leb haften Zurufen. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr traten gestern zu einer Sitzung zusammen. — Die „N. A. Z." schreibt: Zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn schweben seit längerer Zeit Verhandlungen, welche den Abschluß eines Vertrages wegen Regelung der gegenseitig zu gewährenden Rechtshilfe in bürgerlichen Rechts streitigkeiten zum Gegenstände haben. Nachdem diese Verhandlungen bisher schriftlich geführt worden sind, ist man jetzt übereingekommen, den Versuch zu machen, ob durch commissarische Berathungen von Vertretern der beiderseitigen Justizverwaltungen eine (Einigung über die noch bestehenden Differenzpunkle zu erzielen sein möchte. Zu diesem Behufe sind in diesen Tagen der Min'sterialrath Or. Ritter v. Harrasowsky vom österreichischen Justizministerium und der Ministerial- rath Zador vom ungarischen Justizministerium in Berlin eingctroffen, und werden die betreffenden Be rathungen demnächst im Reichsjustizamt statlfinden. — Der laufende Monat wird, wie die „K. Z." erfährt, nicht vorübergehen, ohne die Verhandlungen über die weiteren Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich in Fluß gebracht zu sehen. Fürst Bismarck hat vor seiner Abreise dieser Angelegenheit noch ganz besondere Sorgsalt zugewandt und bezüglich derselben alle Anordnungen getroffen, um sie in An griff nehmen zu können. Die Conserenzen werden in Berlin Statt finden, und es sind, wie man wissen will, die Einladungen in den letzten Tagen bereits nach Wien abgegangen. Bei den hiesigen zuständigen Stellen haben die bevorstehenden Conferenzen in den letzten Tagen schon den Gegenstand eingehender Berathung gebildet, deren Inhalt selbstverständlich geheim gehalten wird. — In der gestrigen Sitzung der Generalsynode referirten über die Einsammlung einer Landescollecte für die Berliner Nothstände beziehentlich die Stadlmission Prä sident Hegel und Hofprcdiger Stöcker. In längerer Ausführung verbreitete sich noch der Generalsuperin tendent Or. Brückner über den gegenwärtigen Stand der Kirchensteuerangelegenheit in Berlin, worauf von mehreren Rednern gegen den Antrag Hegel geltend ge macht wurde, daß in ihren heuuathlichen Provinzen dieselben Nothstände vorhanden wären, und deshalb mindestens ein Theil der Collecle für die betreffenden Provinzen verbleiben sollte. Bei der Abstimmung wurde der Hegel'sche Antrag: „Tie Gcncralsynode erklärt sich aus die Vorlage des evangelischen OberkirchenralhS einverstanden, daß für die Berliner Stadlmission eine allgemeine Uirchencollecie, welche alle 2 Jahre abzuhaUcn ist, in dcr Landeskirche zunächst sür » Collecten in dieser Art bewilligt werde, unter Ablehnung aller anderen Anträge mit großer sich in Klöstern der Hexenpater erhalten, welcher die kräftigsten Mittel, Vorkehrungen, Erforschungen rc. wußte und dem sie zu besorgen oblagen. Der letzte Scheiterhaufen loderte jedoch nicht in Glarus in der Schweiz 1782, fondern auf spanischem Boden 1783. Dort war eine Hexe, noch ärger als jener Hahn in der Schweiz, beschuldigt, Eier zu legen — und es ge schah ihr deshalb Recht! Die Verzweiflung muß lachen darüber! Noch eine Hexenverbrennung ist zu verzeichnen, doch nicht als ordentlich gerichtliche, und zwar aus dem an Rußland grenzenden Posen'schen Landestheile, wo eine preußische Commission ganz überrascht und entsetzt noch 1793 bei einem Städtchen einen Scheiter haufen fand, wo kurz zuvor der Magistrat zwei alte Weiber wegen Biehvcrhexens verbrannt hatte. Bauern magistrat! Jedoch erst in diesem Jahrhundert, und zwar 1804 hatte das gelehrte JnquisitionSgericht in Spanien gänzlich ein Ende und die letzten Gefangenen wurden daraus entlassen Obschon biS in unsere Zeit in Frankreich, Belgien, Irland und Schottland, in Ungarn, Rußland, jenseits deS Weltmeeres und selbst auch in Deutschland unter dem Volke Teuselaustreibungen, Bampyrbeschuldig- aungen, Hexenquälereien vorkamen, eS giebt keine An klage, kein Spruch wird in der ganzen Welt mehr ge fällt! Man schätzt die Zahl der dem Teufels- und Hexenwahne gefallenen Opfer auf 9 bi» 10 Millionen! Welche Geister! Welche Herzen, welche Rückschritte im ganzen Menschenthum — dar dem Lichte und der Milde zuzustreben berufen ist. Die Menschheit in der ungemeffenen Summe der Jahrtausende, während welcher sie die Erde durchzieht, erträgt mindesten» Majorität angenommen. Von der „evangelischen Ver einigung" (Mittelpartei) hat sich neuerdings, wie die „N. Pr. Ztg." hört, eine Gruppe der Linken abge sondert. Den Anlaß zu deren Bildung soll die Frage der Stellung zum Protestantenverein gegeben haben. * München, 11. October. Bei der heute im Finanzausschuß der Kammer der Abgeordneten fort gesetzten Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend den Malzausschlag, wurde nur der Art. 2 nach dem Anträge des Referenten Abg. Cränier angenommen, wonach eine Erhöhung des zur Bierbereitung bestimm ten Malzes über die bisher erhobenen 4 M. per Hectoliter erst durch das Fmanzgesetz bestimmt werden soll. Die Annahme dieses Antrages erfolgte mit 8 gegen 6 Stimmen. Die Minderheit wollte, daß die Höhe, be ziehungsweise Erhöhung, des Ausschlags durch den vorliegenden Gesetzentwurf, fonach sofort, bestimmt werde. Sehr eingehend waren, wie man dem „N. C" berichtet, die Erörterungen des Finanzministers, der auf das Wärmste dafür sprach, den Ausschlag um einen ganzen Pfennig zu erhöhen und die Erhöhung mit dem 1. November einzuführen. Der Finanzminister sagte, der Antrag der Regierung sei erfolgt nach reiflicher Ueberlegung. dicUrt von der Ueber- zeugung, daß wir außerdem ohne eine Erhöhung der direkten Besteuerung, die außerordentlich schwer getragen würde, zur Ordnung unserer Finanzverhälmisfe nicht kommen können. An dcr Finanzlage lasse sich nichts ändern, das 16 Millioncndcficit müsse gedeckt werden, es drehe sich nur um die Frage, ob Alles durch Erhöhung dcr dircclen Steuern gedeckt werden, oder ob eine Theilung stattfinden solle und das Deficit theilweise auch durch Erhöhung dcr indirecicn Steuern zu decken sei Letzterer Modus sei absolut uothweudig, weil er sür die Bevölkerung weniger drückend sei. Aus diesem Grunde habe er den Vor schlag gemacht, den Malzaujschlag zu erhöhen; er gestehe aber, daß er dabei zwei Fehler gemacht habe, nämlich daß er nur die Möglichkeit zugegeben, die Erhöhung könne erst am 1 Juli k I. cingeführt werden, er hätte einen andern Etnsührungs- lermin als den I November gar nicht in Aussicht nehmen sollen, und dann, daß er nicht sofort die Erhöhung um l Pf. beantragt habe Ter Minister berührte die Frage hinsichtlich der inneren Berechtigung der indirekten Steuern; die Meinungen darüber feien noch nicht abgeschlossen. Er erkenne die guten Gründe, welche dagegen vorgcbrachl werden, an, allein sie seien im praktischen Leben nirgends durchgedvungen. In allen Staaten, gleichviel ob mit monarchischer oder republikanischer Ver sassung, bestanden indirekte Steuern, überall nehme man an, sie seien leichter zu zahlen, gingen sicherer ein und seien für den Einzelnen minder drückend Hier solle man nicht zu ängst lich jein. Bier bilde in Bayern allerdings für Einzelne ein nothwendiges Nahrungsmittel, aber >um allergrößten Theil einen Luxusartikel; bei der Höhe des Confums könne man un möglich sagen, man könne an diesen Quantitäten des Bieres nichts entbehren Tie theucrsten Biere fänden den größten Absatz. In Abgeordneienkreisen wird vielfach angenommen, daß die Ansicht der Minderheit des Ausschusses die Zustimmung der Mehrheit der Kammer erlangen werde. Bremen, 7. October. Am 28. u. 29. September hielt der evangelische Lehrerbund seine 7. General versammlung in Bremen. Einem ausführlichen Be richte, welcher uns in der „N. Pr. Ztg." vorliegt, ent nehmen wir, daß die Zahl der Mitglieder von 1123 aus 1308 und die Zahl der Zweigvereinc von 13 auf 16 im letzten Jahre gestiegen ist. ?. Landsberg (Berka) hielt einen Vortrag über das Thema: „Die Aufgabe der evangelischen Volksschule angesichts der Thatsache, daß die Autorität aus allen Lebensgebieten erschüttert ist." In der Discussion platzten die Geister einiger maßen aufeinander, als indessen Director Morgenstern (Göttingen) die Versammlung im Anschluß an den gehörten Vortrag zu einer Erklärung gegen die Si multanschule aufforderte, wurde dieselbe freudig ange nommen. Die Erklärung lautete: .Wir Milglicdcr der zu Bremen tagenden 7. General versammlung deS cvangelischcn Lehrerbundes nehmen Ver anlassung, im Anschluß an den Vortrag des Hrn 9. Lands berg über die Herstellung del aus allen Gebieten erschütterten Autorität wie an andern Orten, so auch hier ausdrücklich zu erklären, daß wir >m Gegensätze zur Simultanjchule die Er- Jahrhunderte lang das Wacl sthum eines Wahnes und bedarf Jahrhunderte zum Gesunden aus demselben. Und jo wollen wir noch einen Blick auf den Pro fessor Masius in Leipzig werfen, von welchem der wichtigste wissenschaftliche Anstoß zur Besserung und Aufklärung ausging. Thomasius selbst hatte in einem Htxenprocesse 1698 referirt und nach Carpzov's Auto rität die Barbara Laberenzm zum Tode verurtheilt. Ein College, dessen Namen die Nachwelt leider ver loren, machte ihm im Collegium Einwürfe, sie regten ihn an — und aus dem Saulus wurde ein unver tilgbar wirksamer Paulus. Er ließ zuerst 1701 eine Schrift: „Oe crimiue wagiae" erscheinen, dann „Kurz gefaßte Lehrsätze von dem Laster der Zauberei" (Tlleses iuauzurales äe crimine maß«?) von einem Candi daten Reiche 1703 ausführlich vertheidigen; aus der Halbheit und Nüchternheit wuchs er hiermit zum vollen Muthe empor, er bekannte sich zu den Thesen und ging nun in seinen Schriften „Vom Unfug der Hexerei" demselben, wie auch mündlich, stark zu Leibe. Dieser denkwürdige Mann, welcher auch zuerst muthig und trotz den Anfeindungen seiner Universitatscollegen die deutsche Sprache statt der lateinischen als Un'er- richtSjprache einzuführen und zu erhalten strebte, möge in Herzen und Köpfen edler Menschen, namentlich deutscher, lebendig erhalten werden. Wir sahen bereits, wie in den Jahren die Hexenbrände sich verminderten, die Scheiterhaufen vereinsamter wurden, endlich felten, dann verglommen, erloschen Der Vollsgrist war doch von ihnen nicht ver brannt, die Herzen waren nicht umgeschmolzen. Neben dem schauerlichen Strome des Unsinns sickerte doch eine klare Quelle, sammelte sich zum Gerinne, fchwol-
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