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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188901181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-01
- Tag1889-01-18
- Monat1889-01
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.01.1889
- Autor
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,'sHatts -Sjähriger wähl von dtr. IS. — Der jede» Wochentag Abend (mit Da tu« de» folgenden Tages) zur Berfendun« gelangende „Äächstsche LandrS-Nnzriger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: l. «lein» Botschaft 2. Sächsischer Erzähler d. Sächsische GrrschtSzeitnug 4. Sächsisches Allerlei b. JllnstrirteS NnterhaltnngSblatt 6. Sountagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestelle» monatlich 70 Psg., lei den Post-Anstalten 75 Pfa. lPost.Zcitimgs-Preisl.sür l 889Nr. 5138) Siichftscher Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse» «nd Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede. Buchdruckerei. Chemnitz. Lheaterstratze Rr. S. Fcrnsprech-Anschluß Nr- 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz tap. IW «on dm HanKtblättrrn de» „Sächsisch«« LandeS-AnzeigerS" erscheint (ohne tzefft» tägliche Extra-Beiblätter) ein» billiger« Sonder-AuSgab« unter dem Titel: Chemnitzer General.Anzeiger für monatlich nur 50 Psg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. lgeitungS-Preirliste für 1889: Nr. 19??.) Anzeigenpreis: Raun, einer schmalen CorpnSzeile IS Pfg. — Bevorzugte Stelle (lspaltige Pctitzcile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Enirücknngöbctrag (in Briefmarken) beifügen lj« 8 Silben Corpusfchrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. —- Tie Anzeigen finden ohne Preisausschlag gleichzeitig Verbreitung durch de» „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes - Anzeigers ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) sichert NN sucht n Milch ldrefse in erfahrcn. ie. annar: ne» bittet D. B. ,. Abends, kameraden t dein in tfindenden ingeladen. Januar v. B. N80.A6N Löbrtön Oontor- I?adtilr- c Ora^- 2., äön uuä sovvi« tä 8e- tä I'srn c reielis Hieraus NA 2U rsstätts (esslieU awilie >. -raut. Beweise ^im Tode H lieben, sbesondere ling für n> Grabe, Chemnitz- freiwillige Geselliger llen herz- Zittwe brich riluabius, Lluwen- oräiAunA AetooUtyr, bieräurvi iitlvr Vorst.): Male: noren. n Lindau, lorst.): reter gen. 3 Acten liingor. iinnner de in«-'' i-j- Sächstsche .halt: Der iptverhand« id thüriiigi« !i>, Bantzeitz Freiberg, n, Weimar. ^treffend). Amtliche Anzeigen. Gerichtstag in Wittgensdorf am 81. Januar 188». ExveditionSzcit von Vormittags 10 Uhr an. Anmeldungen hierzu sind spätestens bis zni» 18. dieses MonatS bei Herrn Ortsrichter Nehnert in Wittgensdvrf z» bewirke». Liinbach, am 15. Januar 1889. Das Königliche Amtsgericht, v,-. Wetzel. Holzversteigeruttg auf Lichtenwalder Forstrevier. In der Rcvierparzclle „Haselleithe" bei Lichtenwalde, Abth. 57, sollen künftige» Montag, den 81. Januar d. I.. von Vormittags 10 Uhr an 13 Naliutknbiknieier eichene, eschene, lindene, birkene, Ahorn- und Hvrnbaum- Scheitc, sowie 5370 Gebund hartes Schlag- und Abramnreißig, sodann am folgende» Tage, als Dienstag, de» 88. Januar d. J„ ebensalls von Vormittags 10 Uhr au 21 eichene Klötzer von 19 bis 58 om Mittenstärke und 3 bis 6 m Länge, 10 eschene 29 birkene 12 lindene 6 Ahvrn- 3 Hornbaitm 21 17 21 21 25 62 - 38 55 65 43 5 3,-und 4 - 3 - 4 - 2,5 bis 5,5 - 3 - 6 - und 10 Stück eichene Gartensäitlen von 2 m Lange unter Vorbehalt des Angebotes »nd gegen gleich baare Bezahlung, welche an jedem Tage »ach beendeter Auktion im Gasthofe zu Lichtenwalde statt znfinde» hat, an den Meistbietenden versteigert werden. Lichtenwalde, am 14. Januar 1889. Gräflich Vitzthnm'sche Forstverwaltung. Neueste Nachrichten. London» 16. Januar. Aus Zanzibar werden über den Kampf bei Dar-es-Salaam am Freitag noch folgende Einzelheiien gemeldet: der erste Angriff aus die Miffionsstation erfolgte früh Morgens. In derselben befanden sich zwei Missionäre und drei Schwestern, von welchen letzteren eine (Schwester Fingerlein) verwundet wurde. Vier Sklaven entflohen auf das Kanonenboot „Möve." 100 befreite Sklaven, welche sich auf der Station befanden, sowie der Missions diener und Arbeiter wurden in das Innere weggeführt, um verkauft zu werden. Die Stadt wurde ausgeplündert und niedergebramit. Die „Möve" eröffnete daraus ein mehrstündiges Bombardement, wodurch der Rest zerstört wurde. Die Insurgenten blieben unbe schädigt. Die Britisch-Jndier und Missionare sind aller Mittel entblößt in Zanzibar angelangt. Die Unyamwezi-Neger, welche bekanntlich jüngst mit einer Karawane aus dem Innern angekommen waren, wurden verschont und schworen dem Jnsurgentenführer Bu schiri Treue. Die Insurgenten marschiren auf eine drei Meilen entfernte Missionsstation, wo mehrere deutsche Missionare und 150 befreite Sklaven schutzlos sind. Buschiri wirbt Krieger an und zwar für einen Monatssold von 9 Rupien (1 R. — 2 Mark), 10 R. Geschenk und freie Rationen. Wien, 17. Januar. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Das „Wiener Fremdeublatt" bezeichnet auf Grund authentischer Infor mationen die Nachricht eines Wiener Correspondenten der „Nowoje Wremja": Oesterreich-Ungarn schicke sich an, den ganzen Sandschak Novibazar zu occupiren, sowie alle daran geknüpften Mittheilungen als vollständig erfunden. Der 18. Januar. Mehr nnd mehr verblaßt die Lebhaftigkeit der Erinnerung an die großen Ereignisse der Kriegsjahre 1870/71. Wohlthätig haben die Jahre die Wunden, welche der Krieg geschlagen, vernarben lassen, aber nicht minder verwischte die Zeit die Eindrücke, die damals das deutsche Volk erregten. Und doch empfand man bis zum vorigen Jahre die Kricgsperiode noch als Ercigniß der Gegenwart, lebten doch noch die hervorragenden Helden und Staatsmänner z»m größten Theil, denen jene Erfolge zu verdanken waren, stand doch an der Spitze des neuerstaiideiicn deutschen Reiches noch der erhabene greise Fürst, dem Deutschlands Söhne in imponirendcr Einmiithigkcit an dem denkwürdigen 18. Januar 187 l die Krone des neuen deutschen Kaiser reiches deutscher Nation darbrachte». Anders sind die Empfindungen, zu denen in diesem Jahre die Wiederkehr des 18. Januar Anlaß giebt. Wir fühlen es deutlich: das große Jahr 1870/71 gehört nicht mehr in dem Maße wie bisher zur Gegenwart, es wird von der Vergangenheit beaniprucht. Jene hehre Heldengestalt, welche dem deutschen Volke gleichsam als ideale Ver körperung des deutschen Kaiserthumes galt, sank im März des vergangenen Jahres ins Grab, ihm folgte schon im Juni der als „deutscher Kronprinz" so volksthümlich gewordene Kaiser Friedrich, nnd ein jüngerer Sproß des Hohenzollerngeschlechles, der noch ein Kind war, als der letzte siegreiche Krieg gegen unseren Erbfeind hinter den Vogesen geschlagen wurde, bestieg den Thron des deutschen Kaiserreiches. Wohl ist durch diesen Wechsel keine besonders durchgreifende Veränderung in der politischen und sozialen Entwickelung des deutschen Reiches-hervor-, gerufen worden; wie Kaiser Wilhelm ihn begonnen, so wird der staatliche Ausbau bes Reiches gewissenhaft fortgesetzt. Daß das ge schieht, dafür bietet uns schon die fortdauernde Wirksamkeit des „eisernen Kanzlers" genügende Gewähr. Aber die Gestalt des alten Kaisers halte sich so festgewurzelt in den Herzen aller Deutschen, daß sich der Wandel recht deutlich fühlbar machte und daß die Empfindung hervorgerufen ward: wir leben in einer neuen Gegenwart, die großen Ereignisse vom Beginn des vorigen Jahrzehntes gehören nunmehr der Vergangenheit an. Daß solche Gedanlen sich gerade am acht zehnten Januar dem Nachdenkenden aufdrängen, ist sehr erklärlich; ist doch gerade die Person Kaiser Wilhelms 1. von dem 18. Januar unzertrennlich. Gar manichfache Segnungen hat das deutsche Volk durch die endliche Einigung errungen. Gewissenhaft sind Regierungen und Reichstag bestrebt gewesen, zu dem Gebäude, das Kaiser Wilhelm gemeinsam mit Alldeutschland begründet, Stein auf Stein zu fügen. Auf den verschiedensten Gebieten des staatlichen Lebens sind neue, durchgreifende Gesetze geschaffen worden nnd noch wird am inneren Ausbau des Reiches rüstig gearbeitet. Aber auch nach außen hin hat das deutsche Reich, Dank seiner kraftvollen Einheit, eine erfolg reiche Politik ausgeübt. Während früher die auswärtigen Völker vor den Angehörigen der einzelnen deutschen Staaten gar wenig Respekt bezeugten, kommt man jetzt allenthalben den Mitbürgern des Deutschen Reiches mit Achtung entgegen, ja noch mehr, Deutschland hat sogar die Führung der europäischen Großslaaten erhalten! Es ist mithin ein günstiges Bild, das die Stellung des deutschen Reiches nach innen und nach außen uns an diesem 18. Januar bietet. Möge es unseren Staatsmännern beschicken sein, mit eiserner Energie, aber auch mit weiser Mäßigung Deutschland auf der Höhe zu erhalten, auf welcher es jetzt steht! —o— Verschworen — Verloren! Eine niedersächsischc Dorfgeschichte von Heinrich Sohnrey. (Vccsasjcr von „Die Leute ans der Lindenhütte.") Fortsetzung. Nachdruck verboten. Da hüpfte der himmclsrohe Philipp mit beiden Beinen auf und Karl last »in den Hals fallend, rief er: „Karl, jetzt gebe ich ein Faß Einibcckcr zum Besten, so groß Du cs haben willst!" „Nein, Philipp, das will ich gar nicht 'mal! Indessen, sollte Dich Jemand frage», wo ich heute Abend gewesen wäre, sagst Du: Er ist ja mit mir zusammen in der Spiiinstlibe gewesen, ver stehst Du?" Kichernd bemerkte Philipp: „Na, Karl, das ist aber auch was! Wenn Du weiter nichts willst!" „Pst, pst! Mußt nicht zu laut werden! — Nein, Philipp, weiter verlange ich auch nichts; — bloß wenn Dich Jemand fragen sollte, wann ich in die Spinnstube gekommen wäre, sagst Du — na — so sagst Du: Spätestens ui» dreivicrtel acht — hörst Du?" „Ja — Du, es war aber schon um dreivicrtel neun!" ,,D» sagst: um drei» ertel acht I — verstehst Du?" „Ei natürlich, was kommt denn darauf an!" „Ganz viel für Dich, Philipp! Sagst Du: um dreiviertel acht, so kriegst Du Auguste; sagst Dn aber: um dreivicrtel neun, so kriegst Dn sie nicht!" „Das wäre ja aber putzig, Karl!" „Laß eS sein, wie es will! Wenn Du August« haben willst, so thue, wie ich Dir gesagt habe." „Ei, Karl, meinst Dn denn, ich wollte es nicht thun? Da ist meine Hand! Schacher und Pümpeleise will ich heißen, wenn ich nicht um dreiviertel acht sage." „Gut, Phil pp! Mußt mir aber auch fest versprechen» daß Du von dem, was wir j tzt miteinander abgemacht haben, keiner Mutter- seele etwas sagen willst." „Da hast Du abermals meine Hand, Karl!" ' „Schwöre mir'S l" „Ich — schwöre Dir'-!" Politische Rundschau. Chemnitz, den 17. Januar. Deutsches Reich. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Anklageschrift gegen Gcffcken. An der Spitze steht folgende Ordre des Kaisers an den Reichskanzler: „Auf Ihren Bericht vom 13. beauftrage ich Sie, den Bundesregierungen und dein „Reichsanzeiger" die amtlichen Mittheilungen zu machen, welche erforderlich sind, »m den Negierungen und den Rcichsangchörigen ei» eigenes Urthcil über das Verhalten der Reichsjustizverwaltuug in der Untersuchnngssache wider Gcffcken zu ermöglichen. Zu diesem Zwecke bestimme ich, daß die Anklageschrift, im „Reichsanzeiger" veröffentlicht und nebst den Anlagen derselben dem Bundesrathe behufs Verwerthung im Sinne Ihres Berichtes mitgetheilt werde." Der in dieser Ordre erwähnte Bericht des Reichskanzlers nimmt zunächst Bezug auf die bekannte Entscheidung des Reichsgerichts und sagt dann, der Jmmediatbericht sei seiner Zeit erfolgt, weil die Presse des In- »nd Auslandes die Publikation des Tagebuchs zu Entstellungen benutzt habe, durch welche die Schädlichkeit jener Veröffentlichung für das Reich und das königliche Hans wesentlich gesteigert wurde. Analoge Entstellungen Als Karl um halb elf nach Hause kam, fand er den Mann in Uniform beim Vater. Das war nichts »»gewöhnliches, kam doch der Gendarm nie nach Stocksen, daß er nicht auch beim Baucrmcistcr einkehrte. Gleichwohl war es Karl anznsehen, daß er den ihn scharf fixirenden Wächter des Gesetzes in diesem Augenblick dahin wünschte, wo alle Wasser zusammenflicßcn. Und daß er dazu alle Ursache hatte, das sollte sich alsbald zeigen. Der Gendarm drehte heftig an seinem Schnauzbart, stand mit einem Ruck auf und sagte zu dem wie versteinert dasitzenden Bnnermeister: „Nehmen's nicht vcrübel, Baucrnieister, wenn ich den Burschen einem kurzen Verhör unterzieh. 'S ist meine verdammte Schuldigkeit." Und er hob an, sich an de» wieder gar keck dareinschauenden Karl wendend: „Der Förster des Grafen will Sie heule Abend bei Ausübung der Jagd betroffen haben" . . . „Hahaha!" lachte Karl. Unbeirrt fuhr der Schnauzbärtige fort: „Auch behauptet der Förster, daß Sie zweimal auf ihn an gelegt und ihm zweimal dicht am Kopfe vorbei geschossen hätten".. Karl brach wieder in ein gewaltsames Lachen ans. Da reckte Plötzlich der Banermeister seine vierschrötige Gestalt auf; zitternd und das gefurchte Gesicht fast zum Weinen verziehend, keuchte er: „Junge — Höllenbrand — lache nicht so!" Nun that sich die Kammcrthür auf, eine Frau mit abgehärmtem Gesicht seufzte i» die Stube und klagte: „Ach Gott, ach Gott, was ist denn nun wieder?" „Ach, Mutter, gar nichts! Legt Euch doch nur wieder zu Bett!" rief Karl der Frau zu; die aber warf sich gleich in der Thür einen Nock über »nd kam und trat zwischen Vater nnd Sohn. „Der Förster will- beschwören können, baß er Sie in dem Wilddieb erkannt hätte," fuhr der Gendarm in drohendem Tone fort. Da griff die Mutter mit beiden Händen in die Luft nnd stöhnte: „Junge, Du bist mein Tod!" Jetzt wurde es dem Bursche» aber zu heiß. „Der Förster kann sonst was beschworen!" rief er ärgerlich, „um welche Uhr will er mich denn gesehen habe», möchte ich bloß 'mal frage»?" „Die Thurmglocke hätte gerade acht geschlagen!" gab der Gen darm zur Antwort. „Acht?! Hahaha! Da will ich Ihnen nur gleich aus dem Traume helfen: — wolli's erst verschweigen, weil Sie ja jed»n der Thatsachen und des Gerichtsverfahrens fänden gegenwärtig in der reichsfeindlichen Presse dcS In- und Auslandes statt und wür den ausgebeutet, um die Unparteilichkeit der kaiserlichen Justizver« waltung zu verdächtigen. Es sei daher nothwendig, den verbündeten Regierungen nnd der öffentlichen Meinung ein eigenes Urtheil zu ermöglichen. Dieser Zweck würde erreicht werden, wenn die Anklageschrift im „Reichsanzeiger" veröffentlicht würde und die gesammten Unter lagen derselben dem Bundesrathe zugingen. Daran schließt sich die Anklageschrift. Aus derselben geht hervor, daß Gcffcken sich auS dem etwa 700 Seiten umfassenden, ihm 1873 vom damaligen Kronprinzen übergebenen Tagebuche, das hauptsächlich militärische Nachrichten enthielt, einen etwa 20 Seite» füllenden Auszug von den hauptsäch lichsten politischen Nachrichten gemacht hat. Als er sich nach dem Tode des Kaisers zur Veröffentlichung unter Weglassung ihm bedenklich -ÄKtinender Stellen entschloß, sei sein Zweck ein lediglich historischer gelWn., Eine Ermächtigung hierzu habe er nicht gehabt. Es werden weiter Zeugenaussagen des Generals Stosch und Gustav Freitag's angeführt, aus denen hcrvorgeht» daß Kaiser Friedrich eine Veröffentlich ung des Tagebuches nie gewünscht hat, da es zn viel Persönliches und Politisches enthielt. Dann wird die Behauptung näher ausge- führt, daß die im Tagebuche veröffentlichten Thatsachen das Ber- hältniß Preußens zn dem Reich und de» anderen Bundesstaaten, sowie die Stellung ausländischer Regierungen zu», Dcntichen Reiche schädigte». Für das erstcre wird Bezug genommen auf Berichte der preußischen Gesandten bei den deutschen Höfen über den Eindruck, den die Publikation dort gemacht habe. Mit Bezug aus das Aus land habe die Publikation das Reich doppelt gefährdet: erstens durch Stärkung der kriegerische» Neigung der Deutschland feindlichen Mächte, zweitens durch Schwächung des Zutrauens der Bundes genossen zur Festigkeit des Deutschen Reiches. Zum Beweise werden Gesandtschaflsbcrichte aus Petersburg und Paris angeführt. „Als Diplomat, Staats-Völkcrrechtslchrer konnte der Augeschuldigte über de» wahren Charakter der veröffentlichten politischen Nachrichten nicht im Zweifel sein, falls er nicht geisteskrank war, was allerdings die Familie, wie zwei Hamburger Acrzte annahmen, während es der Berliner Stadtphysikus Wolf verneinte, welcher nur langjährige Hypochondrie mit periodischen Anfällen von Augst und Verwirrtheit annahm. Motive und Endzweck der Veröffentlichung liegen in der öffentlichen Diskreditirnng der Reichspolitik, Außerdem war im Geheimen bezweckt, die Politik des Reichskanzlers bei dem Kaiser in Mißkredit zu bringen. Hierfür spreche eine von dem Angeschuldigten entworfene Denkschrift mit dem Titel „Ausblicke auf die Negierung Kaiser Wilhelms II." Aus der Anklageschrift ergiebt sich endlich, daß der Erlaß Kaiser Friedrichs an den Reichskanzler nebst den) Aufruf „An mein Volk" vom 12. März 1888 von Gcffcken verfaßt wurde nnd zwar bereits im Juni 1885, als Kaiser Wilhelm in Ems einen tiefen Ohmnachtsansall hatte. Gcffcken habe die Entwürfe damals mit Stosch besprochen, am 26. August 1885 seien sie dem Kronprinz^ zugestellt worden. Roggenbach und Stosch haben sich übrigens dahin ausgesprochen, daß nach ihrer Ansicht Geffcken sich nicht bewußt gewesen sei, daß seine Veröffentlichung das Wohl des deutsche» Reiches zu gefährden geeignet sei. Beigefügt sind zwei Briefe Roggcnücich's vom 24. August und 6. September 1888. — Betreffs der kolunialpolitischen Vorlage für den Reichstag verlautet, daß sie bis jetzt dem Bundcsrath noch nicht zugegauzen ist. Ucberraschungen wird sie kaum bringen. Die Forderung beträgt zwei Millionen. Sie erscheint vielleicht in der Form eines Nach- tragsetals. Die Amrerbmig der Truppen soll durch die Ostafrika nische Gesellschaft erfolgen, die Verfügung über dieselben aber dem Reichskommissar zustehe». — Der „Köln. Ztg." wird aus Petersburg geineldet: Die Nach richt des „Daily Cyrvnicle", der russische Militär-Attache in Wien, Oberst Zujew, habe dem Kaiser von Oesterreich im Aufträge des Zaren friedliche Erklärungen gegeben und Rußlands Wunsch über mittelt, einen inoäus viveucli ans der Balkanhalbinsel herzustcllen, ist ans der Luft gegriffen. Dazu schreibt in ähnlicher Weise die Quark zur Anzeige bringe»; aber nun will ich's Ihnen nur gleich sagen, weshalb der Förster mich nicht gesehen haben kann. — Ich bin ja de» ganze» Abend i» der Spiunstilbe gewesen!" „In der Spinnstnbc gewesen?" fragte der Gendarm, indem er heftig den Kopf zuriickwarf. „Und ich horche den ganzen Abend im Dorfe herum und finde die Nester alle ansgeslogen! und alle Burschen im Kruge! Und »»» wollen Sie in der Spinnflube gewesen sei»? Hören Sic mal . . ." „Wenn Sie'» nicht glauben wollen, Herr Wachtmeister, — so frage» Sie doch Philipp Dubenkrvpp, der war auch mit i» der Spiiinstubc." „Der auch? Hm! Na, da müssen Sie aber höllisch artig Kind chen gespielt habe»; denn ich habe auch unter Augersteiiis Fenstern gestanden, aber nichts pon einem Burschen gehört!" „Eben weil wir wußte», daß der Herr Wachtmeister i»> Dorfe hernmspukte." „Mag's der Kukuk wissen! Mag ich auch die dickste Dunkelheit abwarten und den Hals unterm Mantel tragen — immer kriege» sie mich gleich spitz, immer geht's gleich wie ein Blitz durch's Dorf: Kinder, der Wachtmeister ist da! — Und da denkt den» der Herr Amtshanptmami, man kümmert sich um nichts und hörte und sähe nichts, weil »>a» alle Nacht bis über die Ohre» in den Daunen steckte. Na, also Hab' ich doch mm wenigstens 'ne Kleinigkeit." „Aber, Herr Wachtmeister, Sie wollen doch daraus nichts machen?" jammerte die bleiche Mutter und setzte rasch hinzu: „Warten Sic, Herr Wachtmeister, ich trage Ihnen erst etwas auf. Sie sind gewiß hungrig geworden, und so können Sie doch den weiten Weg nicht machen. Ich weiß wohl, wie einem Menschen zu helfen ist." Aber der Herr „Wachtmeister" wehrte mit der Hand und sagte, „Frau Bancrmeistern" solle sich nur keine Umstände mache», er muffe „wirklich danken"; da er indeß weitere Maßregeln, die ihre liebevolle Absicht hätten vereiteln können, nicht ergriff, so humpelte sie geschwind hinaus — und humpelte so lange aus und ein, bi en: ganzer Berg von Wurst und Schinken auf den Tisch ge bracht war. Nun ging das Röthigen an. Die Frau mit den ausgesuchteste« 1 D
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