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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-04-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186704119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-04
- Tag1867-04-11
- Monat1867-04
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1867
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^ -- ^ . , -» NWM Examen in der Illebvngsschule. Wir waren neulick Gaft bei dem in der Ziller'schen UebungS- schule abgehaltenen öffentlichen Examen und fühlen uns gedrungen über den guten Eindruck zu berichten, den dasselbe auf uns und andere Anwesende gemacht hat. Wir hörten über Religion und Naturkunde examiniren. Beides wurde angeschlossen an die biblische Erzählung von der Manna in der Wüste. Die Religionölehre benutzte dieselbe zu einer Be trachtung über das Gottvertrauen, nachdem die Erzählung selbst in zusammenhängendem Vortrage von den Kindern vorgeführt worden war. Die Kinder erzählten so treu und fließend und doch dabei so naiv, daß wir unsere Freude daran hatten. Man sah deutlich, daß ihnen kein Punct der Geschichte dunkel geblieben war. Ihr moralisches Uriheil über daS Benehmen der ISraeliten war sicher und klar und die Verallgemeinerung desselben ergab sich von selbst. DaS ist doch offenbar der richtigere Weg gegenüber dem andern, den Katechismus Punct lür Punct durchzunehmen und aus ihm die Lehren der Moral zu gewinnen, vom Abstracten zum Concreten schreitend, waS bekanntlich dem kindlichen Gedanken gange gar nicht entspricht. Hier dagegen gelangen die Kinder von concreten Handlungen, die ihnen so dmtlich vor der Seele stehen, als hätten sie sie selbst witerlebt, zum allgemeinen sittlichen Urtheil, stellen die Norm selbst auf und müssen daS selbst gegebene Moral gesetz um so entschiedener alS bindend empfinden. Die Naturkunde hatte auS jener Erzählung zwei Stoffe be handelt: die Manna und den Coriander. Sie ging davon auS, daß wir nicht wüßten, waS jene biblische Mauna für ein Stoff gewesen fei. daß wir aber noch jetzt den eingetrockneten Zuckersaft gewisser Bäume und Sträucher mit diesem Namen bezeichneten, und knüpfte daran eine Besprechung der übrigen Producte von Baumsäften, die Kindern dieses Alter- bekannt sind. ES waren mancherlei Versuche damit angestellt worden. Die Kinder hatten beobachtet, wie Kirschharz, Gummi arabicum, Colophonium, Ter pentin und dergl. in Wasser, Spiritus und Terpentinöl sich ver halten; sie wußten die betreffenden Gläschen mit Sicherheit auS den übrigen herauszufinden und zu entwickeln, was sie daran ge lernt hatten. Der Coriander war gesät und als der Same einer Doldenpflanze erkannt worden, was wiederum Anlaß gegeben hatte unsere bekannteren Doldengewächse: Kümmel, Fenchel, Drll, Möhre und dergl. zu behandeln. Daß die K.nder, denen alle die besprochenen Gegenstände in natura Vorlagen, bei solchen Bespre chungen die größte Lebhaftigkeit entwickelten, läßt sich denken. Sie brauchten nicht Gelesene- oder Vorgetragenes nachzusagen, sondern nur anzugeben, waS sie selbst gesehen und erkannt, und waS darum doppelt fest und sicher in ihrem Gedächtniß geblieben war. Wenn eS nun zwar als allgemein anerkannter Grundsatz gilt, daß ohne Anschauung kein naturwissenschaftlicher Unterricht gedeiht, so ist eS doch wohl nicht bloS unS bekannt, daß gegen diesen Grundsatz noch allzu häufig gesündigt wird. Wir freuen unS, auch hier die Ziller'sche Schule auf dem richtigen Wege zu sehen und haben mit Bedauern gehört, daß einer so tüchtigen Anstalt der Staat beharrlich seine Unterstützung versagt. Wir sahen hier zum ersten Male die neulich von Herrn vr. Willmann in seinen Vorträgen so warm befürwortete con- centrirende Methode practisch angewendet. Leider erlaubten unS unsere Geschäfte nicht, auch bei den übrigen Theilen deS Examen- gegenwärtig zu sein. Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Donnerstag den 11. April. Verschiedenes. * Leipzig, 10. April. (Reichstag.) Wir tragen zu un ser« gestrigen Berichte über die Sitzung am S. April die Reden von Schwarze und v. Wächter kurz nach. ES handelte sich um Abschnitt XIII de- Entwurf- der Verfassung, der von Schlich tung von Streitigkeiten und von Strafbestimmungen (§ 68—70) handelt. Herr vr. Schwarze sagte in seiner Rede: Wir haben jetzt für die Wehrkraft gesorgt, nun müssen wir für de« Recht-» frieden sorgen. Der Entwurf bietet bei privatrechtlichen Streitig keiten nicht die Bestimmung de- Art. 30 der Wiener Schlußacte. Ich habe nicht weitgehende Anträge gestellt, weil wir erst Er fahrungen in dieser Beziehung abwarten müssen. Schaffen w r kräftige RechtSinstitutionen, damit der Rechtssinn im Volke gestärkt werde. — Abgeordneter vr. v. Wächter sprach: Eme Spruch behörde hat nur nach den Acten ihr Urtheck zu fällen; ich scblagc vor, eS W Competenz der Landes-Regierungen zu belassen. Auch zur Entscheidung von Streitigkeiten unter den Bundesstaaten kann der Weg der Gesetzgebung kaum gewählt werden. Es muß ein eigenes Organ geschaffen werden, wie es die preußische Negierung auch im Jahre 1849 beabsichtigt hat. Wir müssen ein unparteii sches Organ haben, und als solche- schlage ich Ihnen das Ober appellationsgericht zu Lübeck vor. — In der Abendsitzung erledigte sodann der Reichstag den Abschnitt XIII. der Bundesverfassung und genehmigte Art. 68, 69, 70 mit Amendements von Twesten und Wiggers (Rostock). Die Bestimmung deS preußischen Straf gesetzbuch- wegen Erregung von Haß und Verachtung gegen Ver ordnungen der Bundesregierung wurde auf Antrag Twesten's gestrichen. Schluß der Sitzung 9»/^ Uhr. * Leipzig, 10. April. (Der Streit um Luxemburg.) Trotz aller Aufregung in den Zeitungen und an der Börse, trotz dem Manche behaupten, es müsse der Krieg zwischen Frankreich und Preußen auSbrechen, sind doch keineswegs alle Mittel er schöpft, um den Frieden zu erhalten. Handelt eS sich doch nur um »en ganz bestimmten Punct, vm die Festung Luxemburg. Frankreich behauptet, sie sei in den Händen Preußens eine Drohung gegen Frankreich, während Preußen sagt, die F.stung in Frank reichs Händen sei eine Bedrohung von Deutschland. Wenn Frank reich auf den Besitz des Lande- Luxemburg verzichtete und Preußen die Festung in die Luft sprengte, wäre kein Streitobjekt mehr vorhanden. Die N. Allg. Ztg. spricht in ihrem heutigen Leitartikel wie folgt über die Angelegenheit: Die nationalen De monstrationen, welche durch die Luxemburger Frage in allen Theilen Deutschlands hervorgerufen wurden, haben einerseits den sehr beachtenSwerthen Beweis geliefert, wie wenig gerechtfertigt die oft gehörte Behauptung war, die Constituirung des Norddeutschen Bunde- würde daS Gefühl der Zusammengehörigkeit der deutschen Stämme schädigen. Im Süden, wie im Norden, in der Presse, in den Volksvertretungen und in freien Versammlungen erhell sich da- deutsche Volk, um feierlich gegen jeden Gedanken zu pro testiert, der darauf hinauslaufen könnte, in die Abtretung eines durch seine Nationalität Deutschland zugewandten Lande- zu willigen. Aber so achtenSwerth in dieser Beziehung diese Demon strationen auch sind, so müssen wir doch auch andererseits darauf Hinweisen, wie ungeeignet dieselben werden, wenn sie, über daS Maß eines ernsten Proteste- hinanSgehend, sich in Drohungen gegen unsere, im Puncte der nationalen Ehre mit vollem Recht so leicht erregbare Nachbarn ergehen. Wozu diese Aufregungen, diese vor zeitige Begeisterung? Niemand kann darüber im Zweifel sein, daß ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich ein Natioual- krieg sein würde, ein Krieg, der sich nicht mit einer oder mit zwei gewonnenen Schlachten entscheidet, nicht einmal mit der völligen Niederlage deS einen TheilS, sondern ein Krieg, bei welchem der Ueberwundene sich nur vor dem Sieger beugt, nur um neuen Athem zu schöpfen, neue Kräfte zu gewinnen, und dann den Kampf wieder zu beginnen. * Leipzig, 10. April. Die Dr. N. schreiben: Die Entbin dung I. K. H. der Frau Prinzessin Georg wird dem Vernehmen nach zu Ende de- Monat- April oder Anfang Mai erwartet, und ' soll da- Wochenbett im prinzlichen PalcnS auf der Langestraße abgehalten werden. — In competenten Kreisen wird der alsbaldige Zusammentritt der sächsischen Ständeversammlung nach Schluß de- Reichstag- erwartet. — Die Enthüllung de- Hähnel'schen Standbildes König Fsiedrich August II. ist, wie man hört, für Mai und den Geburtstag de- verstorbenen König- in Aussicht -enommen.
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