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Dresdner Journal : 17.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189304176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-17
- Monat1893-04
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 17.04.1893
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W87. Montag den >7. April, abends. I80L veriixsprelrr ?ür vrsilloo vielt«l.jlürlicl> 2 KO ?k, ksi Ü«a ü»i»8rl. äsutreks-n I'n-l»i>«t»lt«L viertsl- Mdrlick 3 ^l»rk; r.»»-,e-rka!b «le» «Ivulscdeu lisickss tritt kost- uu«t Lt^mpslrliscklltz t»i»ru. LiQSSillU ^'uuil»e«u! IO kk. ^n^iioül8UU8>«8Vl»UI>rv»r kür äsu kaum einer ^espnltever» Heile kleiner kekrikt 20 ks. Unter ., klnze.nrunlt" clie 2mls KV kk. öei 7'itbelleu- uvä iiitkernsntr «ntspr. XuksoütLS ürsedeluv»: ^L^iicla rnit ^nsmrlrm« «ter 8onn- u keiertr^e »benä». ksrnspreeü-Ausoülues: ktr. 1285. Dres-mrIMrnck. Für die Geiamtletlung verantwortlich: L^ofrat Otto Banck, ssrofeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. LuuLliino rou ^ukünill^unxen «»»»„^rtsr I.vipr,^: />. > , l^omminsionür «ter I>r >llil« r .lournuls; Lswdur^ Lerlin Vlhn l.tipr>j; 2L»vl Nro«Iau r-.inksiiN ». U.: ,i ><-<//,,,- Ler«lu-tViou-Itrmi.uijj ?r»x Lsiprix-rrsnlikult s. IU. »ünellsn: ^»et. .>/<-«><!/ k»rt, l-onckon S-rUn-krsnIlturt ». «r.-Sluttx»«: «L 6'o., v-rlia: /ni attdenciunt, Lr«rli»u: Ssnuavor: l7. L'c^iiss/tr/ SsUs s. 8. /. «1 t-Ä. Uerausxederr Löoi^I. Lipectition «les Ores«lner ^ournnls. vrsstleo, itvinzerstr. 2V. kernsxrselr-^oseliluss: Kr. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 13. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Lehrer Johann Ernst Herrlich in Neudorf das Albrechtskreuz zu ver leihen. Dresden, 7. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die erledigte Revierver walterstelle auf Grillenburger Revier im Forstbezirke Grillenburg dem zeitherigen Forstassessor Gustav Adolf Bräsel auf Rossauer Revier im Forstbezirke Zschopau unter Ernennung desselben zum Oberförster zu übertragen. Wekcrnntrnachung, die Anmeldung zu dem an der Königlichen Turnlehrer-Bildungs Anstalt zu Dresden ab zuhaltenden Lehrkursus zur Ausbildung von Turnlehrern betreffend. An der Königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt zu Dresden beginnt am 29. Mai a. e. ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrern. Die Theilnehmer an diesem Kursus müssen minde stens den vollen Nachmittag jeden Wochentage»' zur Verfügung haben. Gesuche um Zulassung sind unter Beifügung l. des GeburtS- oder Taufscheins, 2. eines ärztlichen Gesundheitszeugnisses, 3. eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4. eines selbstgefertigten Lebenslaufes, 5. der Zeugnisse über die genossene wissenschaftliche und turnerische Vorbildung bei dem unterzeichneten Ministerium bis zum 15 Mai u e. einzureichen. Dresden, am l2. April 1893. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. von Seydewitz. Götz. WekannLrnachung. Am 20. April d. Js. wird der an der Linie Leipzig-Lausigk Geilhain neuercichtete Haltepunkt Oberholz für den Personen- nnd Gepäckverkehr eröffnet ES werden daselbst die Personenzüge Nr. 772, 774, 778 und 780 in der Richtung Leipzig-Geithain und die Züge Nr. 771, 773, 775 und 779 in der Gegenrichtung zur Aufnahme und zum Absetzen von Reisenden nach Bedarf halten. Das Nähere ist aus den auf dem Haltepunkte selbst sowie aus den auf sämmtlichen Verkehrsstellen der Linie Leipzig-Geithain angebrachten Schalteranschlägen zu ersehen. Die Personen- und Gepäcktarife werden auf dem Haltepunkte Oberholz und auf den Nachbarstationen ebenfalls mittels Anschlags bekannt gemacht werden. Dresden, am 14. April 1893. Königliche Generaldirektlon der Sächsischen Staatseifenbahnen. Hoff nann. * " ' ' Lunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Roman von A. G. v. Suttner. Kt (Fortsetzung.) „Wenn Du glaubst', versetzte die andere, schnell eingehend, dann besah sie die Gegenstände und stellte plötzlich die überraschende Fraye: „Meinst Du wirk lich .. . sind die Sachen so viel wert?" ,Hch glaube, daß sie weit mehr wert sind", er widerte Zoe, über diese plötzliche Wendung etwas kleinlaut geworden „Übrigens, wenn Du willst, kann man sie ja noch abschätzen lassen." „Nein, mein Kind; weißt Du, eS war nur wegen der Genauigkeit; Genauigkeit gehört zur Ordnung." „Gewiß, Tante." „Gut also . . . aber wären nicht Zweitausend eigentlich genug?" „Nein, ich muß unbedingt den vollen Betrag haben." Auf diese bestimmte Erklärung ließ sich endlich die Tante herbei, den Wunsch ihrer Nichte zu erfüllen, aber sie gab zu verstehen, daß sie auf baldige Ein lösung rechne, da ihr sonst die Interessen dieser Summe entgingen. „Ich werde mir alle Müde geben, und wenn es nicht möglich wäre, so müßtest Du eben die Sachen verlaufen — oder im Notfälle zahle ich Dir die Interessen." Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 17. April. (Tel. d DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser sind gestern abend 1412 Uhr aus Kiel wieder hier eingetroffen. Brüssel, 17. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Zustand des gelegentlich einer gestrigen Kund gebung verletzten Bürgermeisters BulS ist zufrieden stellend; die Verwundung ist nicht schwer; der Bürgermeister ist nicht genötigt, das Bett zu hüten, er empfängt bereits Besuche und hofft in einigen Tagen seine amtliche Thätigkeit wieder übernehmen zu können. Der König ließ sich nach dem Be- stnden desselben erkundigen. Zu der Stadt herrschte abends viel Leben, ohne daß die Ruhe gestört wurde. Bei einigen unbedeutenden Aufläufen wurden Verhaftungen vorgenommen. Mehrere Regimenter bleiben in den Kas.rnen konsigniert. Belgrad, 17. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern vormittag fand ein feierliches Tedeum statt; die Truppen waren in Parade in den Straßen aufgestellt. Zn der Kirche hatten sich daS Offiziercorpü und die Minister versammelt; neben den radikalen warnt auch die ehemaligen fortschrittlichen Minister mit Garascha rin dort- selbst versammelt. AIS der König in der Be- gleitung einiger Minister erschien, gab die Artil lerie Salutschüsse ad. Nach dem Gottesdienst fand großer Empfang statt. Der König zeichnete bei dieser Gelegenheit die sämtlichen radikalen und fort schrittlichen Minister durch Ansprachen auS. Nach mittags empfing der König Garaschanin in einer Sonderaudienz und dankte demselben für die bis herige korrekte Haltung Velimirovic wurde zum Präsidenten deS Staatsrates ernannt, Ristic und Belimarkovic sind pensioniert worden. — In der gestrigen Parteisitzung der Liberalen beantragte Avakumovir, daß die Liberalen sich an den Wahlen nicht beteiligen sollten; Ribarac sprach sich dagegen auS. Die radikalen und fortschrittlichen Blätter feiern die Dynastie Obrrnovic als Lolködynastie. Die liberalen Zeitungen stellten ihr Erscheinen rin. Dresden, l7. April Emin Pascha. Wie alle kühnen und erfolgreichen Reisenden, die der Erforschung des dunkeln Erdteils sich gewidmet haben, ist auch Emin Pascha oft totgesagt worden, aber jedesmal kam dann bald die erfreuliche Kunde, daß der unermüdliche Gelehrte noch lebe und seine wissenschaftlichen Arbeiten noch weiterführen könne Jetzt scheint leider kein Zweifel mehr möglich, vr. Stuhl mann hat vor wenigen Tagen in Köln die Be fürchtung ausgesprochen, der Pascha sei ermordet worden und wie die „Times" melden, sind am Freitag in Sansibar Briefe von Tippo Tips Sohu einge troffen, welche den in einem Kampfe erfolgten Tod Emin Paschas und seiner Leute bestätigen. Die „K. Z." widmet dem bedeutenden Manne einen Nachruf in dem es heißt: Von einem romantischen fast märchenhaften Schleier ist der Lebenslauf Eduard Schnitzers um«,eben. Jahre lang richtete sich die Aufmerksamkeit der ganzen zivili sierten Welt auf den Kampf, den der von der Kultur und jeder Verbindung abgeschnittene kühve Europäer an den Quellen des Nils gegen die zahllosen Scharen des Mahdi führte. Auf verschlungenen Pfaden hatte das Geschick Eduard Schnitzer aus Schlesien an die Ufer der Hiermit war der Handel abgeschlossen. Zoe dankte und raffte die Banknoten zusammen. Sie atmete auf, als sie wieder auf der Gasse stand. Am nächsten Morgen fuhr sie selbst nach Mühl dorf; sie hielt es für angezeigt, dem Vater diese Angelegenheit nicht zu überlassen. Der Direktor, der sie kannte, war über den Be such höchlich überrascht und sein Erstaunen wuchs, als ihm Zoe ankündigte, daß sie gekommen sei, um eine Forderung zu begleichen, welche man auf Buchen- feld hatte. „Aber ich bitte, verehrte Baronesse, ich wüßte nicht, was wir von Ihnen zu fordern hätten!" „Doch, doch," und sie bestand darauf, daß man ihr über das von Eytzing gelieferte Material genaue Rech nung lege. „Vierzehnhundertzwanzig Gulden? Ganz gut," sagte sie die Summe ablesend. „So — und hier noch der Betrag von tausend Gulden, den mein Vater Herrn v. Eytzing noch schuldet." „Davon weiß ich nichts. Das kann ich unmöglich annehmen." „Aber ich weiß davon und ich muß Sie dringend bitten, den Betrag in Empfang zu nehmen. Ich müßte denselben sonst bei Gericht erlegcn und das wäre mit sehr langwierigen Umständen verbunden. Wenn Sie Herrn v. Eytzing Bericht erstatten, bitte ich Sie, einfach zu sagen, es sei für die Auslagen in Venedig, wo er eS übernommen hatte, unseren Zahl meister zu machen." Der Direktor fügte sich endlich und schrieb eine Empfangsbestätigung, die Zoe hastig zu sich steckte. Jahrhunderte lang verborgenen Quellen des Nils geleitet. In Oppeln 1840 geboren, von jüdischen Eltern abstammend, hatte der Knabe schon früh das leb- Hafteste Interesse an den Naturwissenschaften gezeigt. Die Sehnsucht, fremde Länder mit eignen Augen zu sehen, trieb ihn hinaus, sobald er sein Staatsexamen bestanden hatte. Über Triest kam er nach Antivari und gewann die Gunst des dortigen Paschas, der ihn auch später nach Kleinasien mitnahm. In die Eigen art des Mohammedan>smus wußte er sich bald zu versetzen Der türkische Name, den er sich wühlte, Emin „der Getreue", die vollständige Beherrschung des Türkischen und Arabischen, wie das gemessene, selbstbewußte, würdevolle Auftreten und die Beobach tung der äußeren Formen des Islams ließen wohl den Glauben erstehen, er sei Moslem geworden, aber wie er seiner Schwester einmal schrieb, barg die Schale doch einen ehrlichen Deutschen. Mit Hrkki Pascha besuchte Emin noch Arabien und Armenien, dann als sein Freund 1874 in Ja nina als Gonvcrneur von Albanien gestorben war, kam er noch einmal zu den Seinigen zurück, aber schon nach einem halben Jahre konnte die Heimat den For scher nicht mehr fesseln. Der Khedive Ismael strebte danach, die Grenzen seines Reiches nach Süden zu er weitern ; er zog viele Europäer in seine Dienste und auch l)r. Emin Effendi folgte als Arzt einem solchen Rufe. Gordon Pascha damals noch Gouverneur der Äquatorialprovinz, lernte ihn kennen und betraute ihn mit wichtigen Sendungen an den König von Uganda, und als es sich später darum handelte, einen Ersatz für seinen Nachfolger, den unfähigen Mudir Ibrahim Fauzi, zu finden, ernannte er besonders auf Rat l)r. Junkers 1878 den deutschen Arzt dazu mit dem Titel eines Bey. Zehn Jahre lang hat Emin, der später auch Pascha wurde, die Verwaltung von Hat-el Estiwa geführt; ein Gebiet unterstand ihm, das an Größe dem Deut schen Reich mit Frankreich und Österreich gleichkam; aber die Beamten, mit denen er diese riesige Provinz beherrschen sollte, waren fast durchweg unzuverlässig, meist Verbrecher, die man aus Ägypten verbannt hatte. S>e bedrückten die Bevölkerung in jeder Weise und ebenso thaten es die Soldaten, besonders w«nn es galt, die Steuern zu erheben. Und daneben schürten überall die Sklavenjäger, denen Gordon den Unter gang geschworen hatte, die Erbitterung. In diese Ver hältnisse trat Emin Pascha hinein; aber er erlahmte nicht in oem schweren Ringen. Mit unerschütterlicher Zähigkeit verfolgte er seine Pläne zur Entwickelung des Landes. Durch stete Reisen in allen Teilen seines Gebiets erwarb Emin Pascha sich eine genaue Kennt nis des Landes wie der Bevölkerung, und darauf ge stützt konnte er so große Erfolge erringen Die früher feindlichen Stämme wurden seine Freunde, als sie sahen, daß er ihnen Schutz gegen die Beamten und die Sklave-jäger schaffte. Sie folgten den An weisungen, die er gab, um Hilfsquellen der Natur zu erschließen. „Er hat das Unmögliche möglich gemacht," so äußert sich Georg Schweinfurth, „er hat Kulturen in die dortigen Ländereien eingeführt, die bisher un bekannt waren.' Pflanzen und Tiere wurden accli- matisiert, Handwerk und selbst Industrie gefördert, Lehrer angestellt, Wege angelegt, ein Postdienst ein gerichtet, die Stationen wieder aufgebaut, und nach zwei Jahren warf die Provinz statt des sonst üblichen Ausfalles von 50000N bis 800000 M. be reits einen Reinertrag von 160 000 M. ab. Und neben dieser amtlichen Thätigkeit ging eine un ausgesetzte wissenschaftliche Arbeit. Land und Leute, die Tier- und Pflanzenwelt wurden eingehend erforscht, alle Zweige der Geographie und der Völkerkunde durch wertvolle Beiträge bereichert. Mit den größten Ken nern Afrikas stand der einsame Mann in regem Brief- Jetzt erst, als sie wieder im Wagen saß, fiel ihr ein schwerer Stein vom Herzen „Frei, frei von der drückenden Last!" seufzte sie auf. „Es waren keine Freundschaftsopfer, die er uns zu bringen gedacht — es war die Angabe für den Kauf einer Sklavin — und diese Sklavin sollte ich sein!" XXII. Schon lange vor der festgesetzten Stunde war das Geiichtsgebäude von Menschen förmlich belagert. Ein erregtes Gemurmel lief durch die Menge nnd in ein- relnen Gruppen gab es heftige Erörterungen über den Prozeßfall, die fast in Wortwechsel übergingen; auch ärgerliche Bemerkungen wurden hörbar, wenn neue Ankömmlinge nach Vorweisung einer Bescheinigung von den wachhabenden Gendarmen durch daS Thor gelassen wurden. Man hatte sich genötigt gesehen, Karten auszuteilen, da der Saal den vierfachen Raum hätte bieten müssen, um alle die Leute unterzubriugen, die al- Zuhörer gerne an der Verhandlung teilgenommen hätten. Darod ebcn Unzufriedenheit jener, die nicht mehr berücksichtigt worden waren und welche jetzt über Bevorzugung und Parteilichkeit murrten. Ein besonders starkes Kontingent stellte daS Offiziercorps, das in zweifacher Weise a» der Sache interessiert war; erstens einmal, weil derjenige, der das Opfer des Zweikampfes geworden, ihr Kamerad gewesen, und dann weil einer der Angeklagten, der übrigens schon ein volles Geständnis abgelegt, vor kurzem noch zu den Ihren gezählt hatte Jetzt war er von der Militärbehörde bereits ab geurteilt und der Offizierscharge für verlustig erklärt worden, er stand somit dem Livilgerichte zur Ver wechsel und nach den Anstrengungen des Dienstes schrieb er abends lange Berichte in seiner kleinen, fast lithographisch scharfen Schrift für deutsche wissenschaft liche Zeitschriften, die von den Fachmännern als muster- giltig erklärt wurden. Toch was er mit jahrelangem Bemühen in seiner Provinz geschaffen hat, scheint'alles verloren zu sein. Die ägyptische Herrschaft im Sudan brach zusammen, als der Mahdi die Fahne des Aufstandes erhob, und mit Gordons Fall in Ehartum wurde Emin Pascha die letzte Möglichkeit genommen, nach Diorden eine Verbindung zu unterhalten. Er zog seine Streitkräfte in Wadelai zusammen, denn wie er seinem Freunde Felkin schrieb: „Unsere Länder aufgeben? Gewiß nicht." Es ist bekannt, wie dann Mackinnon, der Leiter der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft, als Führer eines Ausschusses deu kühnen Ämerikaner Stanley gewann, um eine Expedition nach den Nil quellen zu führen. Lange Zeit haben die beteiligten englischen Kreise gesucht, ihr Unternehmen als rein idealen Beweggründen entspringend hinzustellen, aber von verschiedener Seite her wissen wir, daß der wahre Zweck des großen Zuges die Ge winnung der Äquatorialprovinz für England war. Emin Pascha wollte Unterstützung, vor allem Schieß bedarf haben, aber nicht aus seinem Ge biete fortgeführt werden. Er glaubte sich mit der noiwendigen Munition im stände, auch dem Anprall der Mahdisteu begegnen zu können, aber Stanley zwang ihn, als die englischen Vorschläge keinen An klang fanden, zum Abzug nach der Küste. Als l)r. Peters, der auf die falsche Nachricht vom Untergang der Stanleyschen Expedition durch deutsche Freunde Emins zu seiner Unterstützung abgesaudt wurde, nach einer fast beispiellos kühnen Reise mit einer Handvoll Leute am Viktoria-Nyanra ankam, erhielt er die Meldung, der Pascha sei bereits abmarschiert. Am 10 November 1889 hatte Emin Pascha aus den Zinnen des deutschen Forts zu Mpuapua zum ersten Male wieder die Fahne seines Heimatlandes erblickt Wenige Wochen später zog er an der Seite des Majors v. Wißmann mit Stanley, dessen Offi zieren und dem Pater Schynse, der den Marsch zum Meere so reizvoll beschrieben hat, unter dem Donner der Geschütze in Bagamoyo ein, doch schon am nächsten Tage mußte der Telegraph nach allen Teilen der Welt die Nachricht bringen, im Schutze des Deutschen Reiches angekommen, habe der Mann, der so viele Gefahren glücklich überwunden hatte, einen lebensgefährlichen Unfall gehabt. Es dauerte lange, bis Emin Pascha sich von seinem Krankenlager erheben konnte, das die treue Sorge Or Brehmes und Hanptmanu Richel manns vor jeder Störung bewahrte. Noch während er lag, hatten ihn Sorgen um die Zukunft gequält. Er hatte schon früher dein Major v Wißmann mitgeteilt, daß er es vorzfihe, für sein Vaterland zu arbeiten, uud tief gerührt war er gewesen, als schon beim Empfang in Bagamoyo ihm ein Glück wunsch Kaiser Wilhelms und eine hohe Ordensaus zeichnung mitgeteilt wurde. Sv übernahm er es freudig, im Auftrage des Reichskommissars eine Ex pedition nach dem Victoria Nyanza zu führen. Er wollte die Gebiete zwischen dem See und dem Tan ganyika durch Verträge und Stationen sichern, und wie er einem Freunde mitteilte, beabsichtigte er auch den Engländern in Uganda und Unjoro zuvorzukvm- men, die damals noch nicht der britischen Interessen sphäre zugcsprochen waren. Am 20. April 1890 brach der Zug von Bagamojo aus, und als er nach beschwer lichem, durch Regen aufgehaltenem Marsch in Mpua- pua Rast hielt, konnte Emin Pascha die zu seiner Rettung entsandte und jetzt zur Küste ziehende Expe dition des Dr. Peters begrüßen, der von diesem Zu sammentreffen eine interessante Schilde« ung gegeben fügung. Seit dem vorigen Abend befand ec sich in Gewahrsam im Gerichtsgebäude, die Erwartung der Neugierigen sollte sich vaher nicht erfüllen, daß er in wenigen Minuten inmitten einer Eskorte erscheinen werde; ob in Ketten oder nicht, darüber war man verschiedener Meinung — für erstere Annahme stimmte jedoch die Mehrzahl, da ihr dieser Nebenumstand dramatischer und zur Sachlage passender schien. „Jetzt tauchle Doktor Ratmann auf und wurde so gleich von einigen wißbegierigen Klienten umringt: „Sind Sie auch vorgeladen?" „Natürlich; ich war doch Mitglied der Gerichts- kommijsion." Richtig! Da mußte er ja in alles nähere ein geweiht sein und darum war im Diu Doktor Ratmann in den Augen seiner Befrager eine hochwichtige Per sönlichkeit. „Haben Sie Eytzing schon gesehen?" — „Hat man von Tannenberg näheres erfahren?" — „Wird der Prozeß heute zu Ende geführt werden?' Und so folgten die Fragen Schlag auf Schlag; endlich auch: „Ist es wahr, daß man Cloßmann in Ketten bringen wird? Da muß er ja jeden Augenblick kommen." „Cloßmann sitzt schon seit gestern dort oben — und ich wüßte nicht, was die Ketten bei der Sache zu thun hätten." Der Arzt nickte den Leuten zu und verschwand im Gebäude. DaS war wieder eine Enttäuschung! Nicht einmrl diesen Spaß sollte man haben! Jetzt hieß es plötzlich: „Ein Wagen! ein Wagen!" Und in der That kam ein geschlossener Wagen herangerollt. „DaS sind die Buchenselder Pferde!" riefen ein paar Stimmen, und dirfe Nachricht brachte eine all-
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