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Dresdner Journal : 05.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-05
- Monat1893-05
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 05.05.1893
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^10». Freitag den 2. Mai, MM 18!)3 DrrMerZMmal lacht: Kunst und Wissenschaft. ir ecke ^rw. Lebens länger zu ertragen. Wozu auch. Die ihn liebten, deckte schon längst das kühle Grab. Nie- »Litt, lall« r,m o . llb . 1«S . 1«» Al» der alte Oberamtmann von seinem Jnspek- tion-qange durch die Felder heimkehrte, traf er alle» im Herrenhaus« in der größten Verwirrung. Die Ichwa» >Ulcr v ,v mm einen golly dir Ein ¬ st der Lab ll ge- lrvle» Froh- entlich tagen, engen, innen, e Be ;bann t und * Am 4. d. M. besuchte Se. Königl. Hoheit Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, die Bildhauerwerkstatt des Prof. Hultzsch, um die Figurenmodelle „Kur fürst Moritz von Sachsen" und „König Albert von Sachsen" (für die Fürstenschule in Meißen bestimmt) in Augenschein zu nehmen. DrrSden, 5 Mai. Die Aussichten des OrleaniSmuS. Die Zusammenkunft, welche der junge Herzog von Orleans dieser Tage in Brüssel oder Ostende mit mehreren Mitgliedern der Partei seines Vaters haben wird und bei der eL sich im wesentlichen um die Fest- der nicht zu unterschätzen ist, aber selbst die Gegner ¬ schaft des Papstes wird nur temporär sein, denn die mentarier geladen waren. Der Bievenvetter. Erzählung voo C. Crome-Echwiening. (Schluß) Die Nacht hatte HinrikS finsteren Entschluß Für di« Geiamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. Ne»ax»pr»l», PKr Droaäen viortoljXbrticb 4 KO t»«t 4»* äeutaeken I'o»t»a«t»lt«a MlrUev S Hark; »u«ert»Lll> <1vut»ct>ea tritt koat- ua<1 8U-mpoIru»cl>Iu^ bioio. Lia»«Iv« Kümmern: 10 kk. Xuvüa»l8un»»tked8l>rei>r Vltr 6eo Naum einer ^«»palteven 2«il» blei»« >«1»ri1t tO kk. Unter „Lio^saanüt" äi« 2«il» SO kk. Lei 1^dellen- un<1 2ilkern,uta vntapr. XulaedlaA. Irsekelneur ^tblleü mit Xuanndme «ter 8oun- u. koierta^e »deoäi» ksrnaprecd - Xnaedluaa: Kr. 1285. Tagesgejchlchte. Berlin, 5. Mai. Se. Majestät der Kaiser be- sichligten gestern vormittag 9 Uhr auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam die Bataillone des I. Garde regimen s z. F. An die Besichtigung schloß sich ein Gefechtsexerzieren im Feuer, an welchem eine Batterie von der 2. Garde Feldartilleriebrigade und drei Schwa dronen Gardeulanen teilnahmen. Nach Abnahme des Parademarsches führten Se. Majestät die Truppen persönlich nach der Kaserne zurück. — Der Reichskanzler Graf v. Caprivi wurde gestern vormittag wiederum zu längerem Vortrage von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen. Abend» fand bei dem Reichskanzler ein Diner statt, zu wel chem die Minister, Staatssekreiäre und einige Parla- oder scheinbar, wie in Frankreich, augenblicklich keinen Gegner mehr hat. Wo und wann die Orleans in den letzten Jahr zehnten intrigiert haben, bewegen sich somit ihre Intrigen immer in der gleichen Richtung, ausgenommen den kurzen Moment, wo der Graf von Paris mit Bou langer Hand in Hand gegangen ist. Die Familie sucht ihr Vermögen zu vermehren und sucht ihre Familienbeziehungen zu verbessern. Nebenbei sucht sie in Frankreich nicht in Vergessenheit zu ge raten. Aber was sie nicht sucht, wenigstens nachweis lich nicht gesucht hat, ist durch Anwendung wüster Agitationen, immer den boulangistischen Seitensprung abgerechnet, oder durch Anwendung von Waffengewalt in Frankreich oder bei Gelegenheit eines Weltbrandes mit fremder Waffengewalt auf den französischen Thron zu gelangen. Was in dieser letzteren Beziehung erzählt worden ist, dürfte ziemlich alles auf Unkenntnis, Flun kerei oder grobe Übertreibung der Thatsachen heraus - kommen. Auch gegenwärtig sind, im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen die Orleanisten in Frankreich natüilich wieder an der Arbeit. Aber wo nicht viel Hoffnung ist, kann auch nicht viel Anstrengung sein. Alles, was man hoffen kann ist, aus dem Wahlkampf nicht ganz vernichtet hervorzugehen, und dementspre chend >st die Agitation nur eine sehr geringe. Auch die Besprechung, die in diesen Tagen der junge Herzog von Orleans in Ostende und Brüssel mit verschiedenen Anhängern seines Vaters, namentlich mit solchen, die der jüngeren Generation, der Gene ation des Herzogs selbst angehvren, haben soll, kann nur auf die Wahlen Bezug haben. Soviel man aus allerbester Quelle hört, wird vur die Nützlichkeit oder Unzweckmäßigkeit eines von dem Grafen von Paris zu erlassenden Mani festes erörtert werden. Daß diese Erörterungen durch den Herzog von Orleans und nicht durch seinen Vater dn Grafen von Paris oder, richtiger gesagt, daß sie nicht von dem Grafen von Paris allein und nicht allein mit den älteren Elementen der Partei geführt werden, liegt für alle, die der orleanistischen Bewegung in den letzten Jahren gefolgt sind, auf der Hand. Ohne daß eine Spaltung in der Partei ein getreten wäre, hat doch der alte Graf seinem Sohne, der, nebenbei bemerkt, wohl hier und da leichtsinnig ge wesen, aber durchaus nicht unbegabt und politisch keines wegs eine Null ist, einen gewissen Anteil an den Ge schäften und der Leitung d.r Partei einräumen müssen. Und eine Folge dieser Anerkennung des Herzogs von Orleans, als berechtigt mit zu raten, ist die Zusammenkunft des „Petit duc" mit dem jugendli chen Teil der Führer der Orleanisten in Ostende und Brüssel. zur Reise gebracht. Er fühlte sich unfähig, die Last seines Amtlicher Teil. Mulketin. 5. Mai. — Se. König!. Hoheit Prinz Max haben in der vergangenen Nacht mehrere Stunden ruhig geschlafen. DaS Fieber ist gering der Husten unbedeutend. DaS Allgemeinbefinden befriedigend. 0r. Fiedler. alte Trude redete verworrenes Zeug durcheinander, von ihrem jungen Herrn, der sich erschießen wolle und von Marie, die wie eine Rasende davongesahren sei. Erst ein kräftiges Donnerwetter des Alten er zwang eine leidlich geordnete Darstellung. WaS eigentlich passiert sei, blieb auf Mutmaßungen basiert. Immerhin jedoch ließ er sofort anschirren, um selbst hinauszufahren. Daß da etwa» Sonderliches passiert war, stand fest. Just in diesem sehr ungeeigneten Momente kam auch seine Frau zurück. Die alte Dame mochte den Zusammenharg ahnen, aber sie brachte nichts weiter hervor, als ein stotterndes: „Wie konnte das nur ge schehen!" Aber auch sie war einig mit ihrem Gatten, daß er sofort hinauSfahren müsse. Aber das erwies sich als unnötig. Noch einmal erschien der Horstfeldener Wagen in der Kastanien allee. Der brave Wallach warf Schaumflocken nach rechts und links. Eine solche Doppelfahrt hatte er noch nicht erlebt. Marie hing am Arme HinrikS und der führte sie den Eltern zu Das junge Mädchen sank weinend in die Arme ihrer Mutter. „Wir haben unS verlobt, sie und ich, Onkel!" rief Hinrik. „Für un» giebl'S kein Trennen mehr. Gieb' uns Deinen Segen I" „Junge I" rief der Alte. „So hab ich's immer gehofft. Tausend Segen über Euch!" DaS herz brechende Schluchzen der alten Trude — jetzt geschah's aus Freude — machte alle erst darauf aufmerksam, daß fast das ganze Hofgesinde Zeuge dieser Scene war. Als im behaglichen Wohnzimmer flüchtige Er klärungen gegeben waren, seufzte die Frau Oderamt ¬ mann plötzlich recht laut und deutete auf das Fenster Im feierlichen schwarzen Anzüge kam Fritz Geiding daher, ein kostbares Bouquet in der Rechten. „Ich will ihm entgegengehen und ihn vorbereitend Als der ehrliche Junge eine Viertelstunde später da- Zimmer betrat, konnte er nur mit Mühe seine liefe Bewegung verbergen. „Ich hatl'S anders gemeint, Marie, nun nimm diese Blumen als Glücksboten für Dich entgegen!" „Ich konnte nicht anders, Fritz," sagte das schöne Mädchen leise. „Ich wußte eS nur nicht, daß ich ihm längst schon angehörte!" „Dem Birnenvetter!" rief lustig der Alte. „Kopf hoch, Fritz. Auch für Dich blüht noch ein junges Menschenkind! Aber nun Rheinwein her — wir feiern Verlobung!" — (Ende ) K. Hoftheater. Am Sonnabend, den 13. d. M. findet gelegentlich der Anwesenheit Sr. Königl. Hoheit des GroßherzogS von Hessen im Opernhause eine gemischte Vorstellung „auf Allerhöchsten Be fehl" statt, zu welcher die Anmeldungen für Plätze im ersten Rang bei dem Königl. Oberhosmarschallamt anzubringen sind, während für alle anderen Plätze die Bestellungen wie immer an der Tageskasse angenommen werden. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 5. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung de» Reichstage» polemi- fierte Abg. v. Manteuffel (kons.) gegen deu Abg. Richter, namentlich mit Bezug auf dessen nichts sagende Erwähnung de» 4V Millionen-Geschenkes, und brmrrkte weiter, daß die Sachlage eine besondere Beleuchtung erhalte durch die eigen» zur Ablehn ung der Vorlage herbeigreilten Elsaß-Lothringer, bereu Land doch vor allem durch die Vorlage geschützt werden solle. Die Konservativen würden für den Antrag Huene stimmen. Wien, 5. Mai. (Tel. d. Dreidn. Journ) Wie di« „Politische Correspondenz" au» Buda-Prst meldet, werden die Delegationen am LS. Mai in Wieu einberufru, die Thronrede soll am 27. Mai verlesen werden. Prag, 4. Mai. (D. B. Hd.) Spät abend» wurdeu zum zweiten Male gegen die Fenster de» Deutschen Kasino» von unbekannten Personen Steine geschleudert. Die herbrigerufene Polizei vertrieb die anzesammelte Menge und nahm einige Verhaftungen vor. Pari», 4. Mai. (W T. B.) Wie in parla' mevtarischeu Kreisen verlautet, wird der Depu> tierte de Mahy an den Minister de» Auswärtigen, vevelle, am Montag über die Lag« auf Mada- ga»kar und die ägyptische Angelegenheit eine An- frage richten. London, 4. Mal. (W. T. B.) Da» Ober- hau» nahm die zweite Lesung der jüdischen Heere»- Hill an, welche eine Reorganisation der indischen Armee dahin bezweckt, daß dieselbe eine größere Zentralisation al» bisher erhält. London, 4. Mai. (D B Hd.) Ein englischer Dampfer stieß im Ärmelkanal mit einem un bekannten Dreimaster zusammen. Der letztere ist mit seiner ganzen Bemannung gesunken. Dundee, 4. Mai. (W. T. B) Der Streik der Jutearbeiter ist beendigt. Die Arbeiter nahmen eine Lkproz. Lohnherabsrtzung an und werden morgen die Arbeit wieder aufnrhmen. Chicago, 3. Mai. (D. B. Hd.) Bei dem Hagrlsturme, welcher gestern über Alton (Illinois) niederging, waren die Hagelkörner durchschnittlich von brr Größe eine» Hühnereies. In der Stadt ist thatsächlich keine Fensterscheibe ganz geblieben. Ein in der Ausstellung auögebrocheneS Feuer hat daS große Kasino zerstört. Weiterer Schaden ist nicht entstanden. NewAork,4.Mai. (D B Hd.) LLWNKohlen- bergleute in Ohio haben, da ihnen eine Sprozcn- tige Lohnerhöhung abgeschlagen worden ist, die Arbeit niedergelegt. fetzung des Verhaltens dieser Partei bei den bevor stehenden Wahlen in Frankreich handeln dürfte, lenkt die Aufmerksamkeit der Presse wieder einmal aus diese jetzt ziemlich weit im politischen Hintergrund stehende Partei. In einer gut geschriebenen Pariser Zuschrift deS „Hamb. Corr." finden wir die Stellung beleuchtet, welche die Orleans gegenwärtig einnehmen, wobei zu gleich die Thätigkeit, welche sie in den beiden letzten Jahrzehnten entfaltet haben, in daS richtige Licht gesetzt wird. DaS genannte Blatt schreibt: ES hat eine Zeit gegeben, wo von den europäischen Staatskanzleien hinter allem, waS in Frankreich, und hinter vielem, waS sonst in der Welt passierte, orler- nistische Intrigen gesucht wurden. Dann gab eS wieder eine Zeit, wo sich niemand um die Prinzen des Hauses Orleans kümmerte. Die erste der gedachten Epochen hat um die Mitte der siebziger Jahre begonnen, bald nachdem der letzte Bourbon älterer Linie, der Graf von Chambord, seine Hoffnungen, noch einmal König von Frankreich zu werden, in die weiße Fahne ge wickelt, begraben hatte. Die zweite Epoche dauert, vom Ende der achtziger Jahre ausgehend, noch heute an. Während beider Phasen machten sich Übertreib ungen geltend. Die Orleans sind nie so gefährlich und nie so thätig gewesen, wie man von 1875 bis gegen daS Jahr 189V angenommen hat, und sie waren und sind seither lange nicht so resigniert und apathisch, als gemeinhin geglaubt wird. Man dürfte sogar ziemlich das Richtige treffen, wenn mau sagt, daß die leiblichen und politischen Erben Loui- Philipp r seit dem Jahre 1870 ununterbrochen gletch- mäßig vorsichtig, aber gleichmäßig konsequent an der Arbeit waren, an der Arbeit, die Republik zu minieren und die Wiederkehr der orleanistischen Herrschaft vor zubereiten. Diese Minierarbeit ist zu einzelnen Zeiten mehr hervorgetreten als zu anderen, da» aber ist mehr eine Folge äußerer Umstände, als eine Folge größerer oder geringerer Thätigkeit gewesen. Die Verhand lungen mit dem Grafen v. Chambord um die Mitte der siebziger Jahre: der Tod des Grafen und die Fusion der Orleanisten mit den Legitimisten, von denen sich nur die „Blancs d'ESpagne" — die aus unversöhnlichem Haß gegen die Nachkommen von Philipp Egalito zu Don Carlos übergegangenen Ultra- royalisten — abzweigten; die etwa in dieselbe Zeit fallende Verheiratung verschiedener Töchter auS dem Hause Orleans mit verschiedenen Söhnen regierender europäischer Familien (unter ihnen ist bekauutlich der jetzige König von Portugal) und endlich die Ausweisung des Grafen von Paris mit seinem äliesten Sohne, so wie des Herzogs von Aumale, das alles bedeutet für die Orleans eine Zeit des Aufschwungs insofern, als sich alle Welt mit ihnen beschäftigte, als sie an Ansehen und Anhängern gewannen. Dann kam der Rückschlag mit dem Tode des sehr einflußreichen, sehr rührigen, sehr reichen Meisters der politischen Intrige, deS Herzogs von Montpensier,der nicht nur zu den SöhnenLouisPhilippS, also zu den Oheimen de» Grafen von Paris gehörte, sondern der auf den Grafen noch besonderen Einfluß hatte als der Vater seiner Frau. Es folgte der Krach des Boulangisinus, der in seinem moralischen Fall auch den Grasen von Paris und viele von dessen dis dahin angesehensten Parteigängern hineinzog, ferner die Rückberufung des Herzogs von Aumale, der feil her in dem Bestreben, sich mit der Republik gut zu stellen, von den Orleanisten offen als Verräter bezeichnet wird, nnd endlich die ELcapaden deS Herzogs von Orleans, des ältesten Sohnes des Grafen von Paris. Diese Jugendsünden des „Kleinen Herzogs", „ls pet.it üue", mögen nicht schlimm sein — eine etwas indelikat zurückgegangene Ver lobung mit einer Cousine, rin Skandalprozeß mit dem Mann einer Sängerin, ein paar andere kleine Abenteuer — aber hübsch sind sie auch nicht und davon abgesehen, daß sie dem Grasen von Paris viel Hahn auf. Nur an den Stecher brauchte er mit leisem Finger zu rühren, und es war geschehen. ES giebt eine Wonne der Leids. In diesem Augenblicke kostete er sie au». Jetzt, da er im nächsten Augenblicke mit seinem Tode alles sühnte, durfte er sein ganze» Empfinden noch einmal der Ge liebten — Verlorenen weihen. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. E» war halb zwölf. Warum noch zögern? Festen Griff» faßte die Rechte die Waffe und hob die todbringende Mündung empor — da — waren e» nicht rasche Schritte, die sich näherten? Rascher hob er die Waffe, jetzt gab'- keine Zögerung mehr. „Hinrik, ach, Hinrik!" Der Ruf schlug an sein Ohr, wie eine Botschaft aus einer anderen Welt. Die Waffe flog aus den Schreibtisch zurück, taumelnd erhob er sich. „Das war — da- war Mariens Stimme!" Der starke Mann schwankte, als er aufstand, zur Thür stürzte und sie aufriß. Sein Blick traf Marien» ohnmächtig rurückgesunkene Gestalt und mit einem Schrei, in dem sich Bestürzung und Jubel seltsam mischten, riß er sie empor und an seine Brust. Sie schlug die Augen auf — ein seliges Lächeln trat auf ihre Züge — ihre Arme schlangen sich fest um den geliebten Mann, als solle nichts mehr ihn von ihr Nennen und ihre Lippen flüsterten: „Nun stößt Du mich nicht wieder von Dir, Hinrik!" mandrm zur Freude lebte er. So sollte denn der letzte Morgen der Ordnung seiner Angelegenheiten gelten Niemand sollte in seiner Nähe sein, wenn er die Bilanz seines verfehlten Leben» zog. Die Knechte be orderte er aufs Feld, mit dem letzten derselben sandte «r die alte Trude mA einem erheuchelten Auftrage in die Stadt. Ihr würde sein jäher Tod am wehesten thun, sie sollte also am entferntesten sein. Eine wohlige Ruhe kam über ihn, al- alles um ihn her menscheenleer und still geworden war. Und nun schrieb er seinen letzten Willen. Die Ordnung seiner Angelegenheiten bereitete ihm keine sonderliche Mühe. ES war alles in Ordnung. Seinen Leuten bestimmte er Legate, reich und ansehnlich, der alten Trude da- größte Horstselden verschrieb er Morien au» Dankbarkeit für jenen Brief, den er nun > mit hinabnehme in» Grab. ' Nun war er fertig. Die Feder hatte ihre Dienste gelben. Der Rest blirb der Waffe übrig. Er lud die eine mit der Sorgfalt de» Jäger», letzte da» Zündhütchen auf den Piston und zog den Xnvadmo von Xnliilnittxnnxon »uxv^rtsr icomruissioiiür «tu« l>e> ^<li<or .louenn!»; Niuodu-k verUv Vl»o L»»«l ». N«rl>n Visa - »«mdurA ». U. tlnaeksa: ^«<1. «F (.'s.,- vrrlio: Zn« (7. ScXüwtef, S»Us ». S.: z. <8 Co. Ueraarxederr Xüoißl. ürpeäitioa ü«-» DrerUoer Zonraali. vrertlen, Lvivgerstr. zy. korasprseb-Xoneblu»»: Kr. 1285. haben sie auch manche alte Anhänger au» persönlicher Verstimmung der Republik in die Arine getrieben. Ohne jeden politischen Einfluß auf den Gang der orleanistischen Hauspolitik, denn diese Hauspolitik ist e», was man gemeinhin die orleanistischen Intrigen nennt, mögen die Auf- und Niedergänge deS Glück- sterues deS HouseS Orleans nicht gewesen sein; ganz zum Stillstand ist diese HauSpolitik aber nie ge- komm n, so wenig wie sie je ein besonders beschleu nigtes Tempo angenommen hatte. Die Orleans sind ihren ziemlich allen ihren Familienmitgliedern gemein samen Eigenschaften nach unter den historischen Fürsten- samilien eine Spezialität: Sie sind keine ritterliche keine krieberische, keine soldatisch hervorragende Sippe, sie sind ein Geschlecht von Großkausherren mit einem Stich ins Abenteuerliche. Und so wie ihr Familien charakter, ist auch ihre Hauk Politik. Diese ist nicht kühn, niemals gewaltthätig, aber schlau und vorsichtig be rechnend; sie hat zum letzten Ziel die Wiedererlangung der französischen Krone, aber sie geht diesem Ziel nicht thatkräftlg zu Leibe, sie setzt nicht alles auf eine Karte, sondern verstärkt langsam und geduldig die eigene Position rechnet mehr auf die Fehler deS Gegner- als auf die eigenen Tugenden. Trotz allen scheinbaren Mißerfolge- ist bei dieser ihrer Politik die Familie Orleans doch von Erfolg zu Erfolg geschritten. Sie bat damit begonnen, ihr sehr großes Vermögen noch »«deutend zu vermehren. Der Herzog von Mont- vensier allein hat über fünfhundert Millionen hinter- Utssen und der Herzog von Aumale ist auch Hunderte von Millionen reich. DaS Gesamtvermögen der Familie Orleans dürfte, wenn es nicht das größte der Welt ist, so doch jedenfalls eines der allergrößten sein. (Die Vorsicht der Orleans, ihren Reichtum nie mals bei ihrer Politik aufs Spiel zu setzen, beweist, daß sie mehr Liebe zum Gelbe als zum Throne und wahrscheinlich auch mehr Talent zum Bankier als zum Herrscher haben ) Dann hat eS die Familie Orleans, obwohl sich da» Schicksal gegen sie verschworen zu haben scheint und sie um einen Thron nach dem anderen kommt (auch der brasilianische ist ihr nun verloren gegangen und Portugal wird ein recht un sicherer Besitz), verstanden, sich mit ihren Allianzen ganz auf der Höhe der regierenden Familien zu er- h l1«n; alle großen katholischen kaiserlichen und könig lichen Höse sind mit ihnen nahe verschwägert, auch au» neuester Zeit; und wäre der Papst nicht gar so unerbittlich, sie hätten ihre Töchter auch schon häufiger unter die Thronhimmel protestantischer Fürsten- Häuser gebracht. Viel Geld und dir guten Familien- beziehungen, die beiden hauptsächlichsten Vorbeding ungen zur Erlangung weltlicher Macht, haben sich die Orleans also nicht nur zn erhalten gewußt, sondern sie haben beides in den letzten Jahrzehnten, trotz des widrigen Geschicks, das sie vielfach verfolgt hat, noch vermehrt. Und vermehrt haben sich auch, wenn zwar mehr qualitativ als quantitativ, ihre Anhänger in Frankreich. Was die Bonapartisten, die als Familie wie als politischer Faktor vollständig im Beifall sind, an Partei gängern verloren haben, haben die Orleans gewonnen; was von recht» als Neurepublikaner sich unter dem Drange der Notwendigkeit und unter der Firma, da» Gemeinwesen konservativer zu wachen, der Republik an- schtteßt, geht den Orleanisten kaum aus den Händen, denn bei der ersten Gelegenheit werden alle diese Opportunitätsrcpublikaner zur Monarchie zurückkehren und die Monarchie kann jetzt kaum wo anders Her kommen als von dem Hause Orleans. Nur im Papst ist dem Orleans in letzter Zeit ein Gegner entstanden, -81 he Geld gekostet und ihm und seinem Sohn in der Kurie wird, solange sich auf der Welt noch Monarchie eigenen Familie bittere Feindschaften eingebracht haben, und Republik gegenüberstehen, und das wird wohl in alle Ewigkeit sein, immer lieber zur Monarchie als zur Republik halten, wird die Freundin der Republik nur da sein, wo diese in Wirklichkeit, wie in Nordamerika,
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