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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.10.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061021020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906102102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906102102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-10
- Tag1906-10-21
- Monat1906-10
- Jahr1906
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Liese» Blatt wkd de» Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe -»gestellt, während e» die Pos!-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. SerugsgedM: W»N'I>»>,r««b»»' »»,«»-»l>c, taali» Zu>r«»ui>« dxrUi unsere Boiin »d»»»« und »»r,r»«, an Eouu uni» Mnnlasen nur einmal« »Me »oP> kund a»«>«t»rti«k»»»i »Ussonür« , «N de« » Mt »0 P- Bes «mmaNarr Zutl«a»»« durch d« «os,»M '„bneBekellatld,. Knd msl «»Iivreckendem Zulchlaac N ochdruit aller «Nike! u. Oriainal >ittt«ilun,eu nur mit deutlicher yuelleuanuab« l.Dicad. Utacbr. ") «ulaisl«. vlachlrüalich« üonarar- «nsprüche dlelben miderrickslchl>,t: «vtrianal« Ptanutirwlr werden nicht auidewadri. Trlenramm-Adrelse: «»«rtchl»» »r«»de». HsAvLIrr-sl L8LV Dntck und Verlag von Aepsch L Reichardt in Dresden. 8viL«ir-^ ulvvr. l'uket 15 I'kx. Anreizen-tack. Annahme von tlnkündl«u»i«» bis »achiniilaa» » Uhr' Sonn- un» Seien»«« nur Manrnsnahe » von l> bi« V,i Uhi Dl» r lvaltiae Brund. ^ile Ic«. « Stllmv « Pf, / An» kiiuol»un»en aul der Nrtdalieite.«ceUe » Pf« : die rlvailiie Zeile aus Lert- ieite so Pt«. al« Enioesandt Zelle « Pi«. gn A»»«»r« n«ch »»«>- und Srtert,,e» i lvalli»« «riindtiile sv Pt,., aus Privaliejle «v Ps,, 2ivatli«e Zeile am Terlleiie und al« Eluaksandl so Pkg. Audwärti«e8us. träae nur ,e«e» Borausvejadlun«. Bcleiblülter lolien to Pseuvac. Sernsprrchrr: Sir. U und rosa. HauplgeschäftSsicll«: Rarienstt.ro. tu« 1 riov«unksr6. V. un < ino Vet !cu»k»»t«Uv «IrÄ Lm voiü» « vl I-unttiin-Lcitc- mit uk- bclvrl. klUitlt om 1'ulcel. DM" ..l^eNrivg^-Üs-ilernpulver Verslmxte vdewisede VerLe ^t.-kes.. kllr Sie V llsclie 1«» vH Lertt— ül>8beste: > ^«Käjoppen, 'Ill^illln/ü^e. ^uxÄmüntvl, ^»xckilütv, Voiinslen-^usi üsluiitz kür Ilitiiiv» u. Herren xröksts ^.usvädl um kls.t/,6 vulpkiodit du« 8po/-inIx68eMst von «Aa». I'lvvlrll uu:- V»r«I, 8vI»I«88»L» IV«. 88. ülU», ÄildFd 2ni«,«I> llleneste Drahtberichte. Hosnachricktcn, LandeSßnwde, A»g»st»sbrlicke, Mordtaten bei Sckandau. Gerichtsveihandl. ST»« V» vnlkßtl. Der Kaiser in Bon», Franzos. Ministelklise. „Manon", Liederabend Snianne Tcssoir. Die Frau im Weidmannslleide. Lrrti» naä kr»aüro. Sonntag, 21. Oktober IW6. Neueste Drahtmelvungen vom 20. Oktober. Die Braunschweigische Frage. Brau »schweig. Zu dem dem Landtage zugegangenen Berichte der staatsrechtlichen Kommission über die Regierungs vorlage wegen Neuwal, l eines Regenten bean-ragte die Kommission, zu beschließen: Die Landcsversammlung spricht ihre veberzeugung dalün aus. daß ohne einen endgültigen Bcr- zicht der sämtlichen Agnaten des herzoglichen Hauses auf Hannover eine Verständigung zwischen Preußen und dem Herzog von Cumbcrland nicht zu erhoffen ist. und gibt dein Reaentschaftsrate anheim, einstweilen den Landtag zu vertagen und erst dann wieder zusammentreten zu lassen, wenn entweder eine die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen dem Regcntschastsrate und der Landcsversammlung erfordernde Er- klärung des Herzogs von Cumberland eingeganqen ist, oder ohne daß solches geschehen, eine Frist von drei Monaten verstrichen sein wird. Lohnbewegungen. Dortmund. (Prio.-Tel.) Angesichts der morgigen B e r g a r b c i t« rv e r s a m in I u n a en ermahnt die Berg- arbeiterpresse zu unbedingter Aftihe. Man möge sich nicht.,u unbe- sonnenen Schritten hinreihen lassen. Die Arbeiterpresse k>» zeichnet dabei die «Behauptung der Vertreter der dentschen Berabaubezirke, die heutigen Löhne reichten, den gesteigerten Lebensmittelpreiien gegenüber aus. als reinsten Hohn, der artige Bemerkungen seien geeignet, aufreizend zu wirken, unterdessen wird bekannt, daß eine große Anzahl von Zecken vereits eine Lohnerhöhung hat eintreten lassen, namentlich sind die Löhne der geringer bezahlten Arbeiicrkaleaorien derart aufgebessert, da^ sie einer ISprozentigen Lvbnerböhung gleich- kommcn. Den iSchlepvcrn aus .ttzonsolidation" wurde eine Lohn- erhöbung um 50 Mg. vra Schickt zugebilligl. Beuthen. Nach Mitteilung der Verwaltung der Donners in arck - Zinkerzgrube ..Ncuhoi" fuhren gestern bei der Nachtschicht 13 Manu ei», während 2 4 3 aus- ständig blieben. In der heutigen ifrnh'chickt fuhren 55 ein und 314 blieben ausständig. Der Ausstand bezieht iich nur auf die Arbeiter unter Tage: über taas wird ununterbrochen ge arbeitet. Der Sövenicker Kassenraub. Berki«. sPriv.-Tel.s Die .Höven ick er treten ein mütig für ihren Bürgermeister, als auch für den Kassenrendanten v. Wildberg ein. Die Stimmung wird auch in der beute abend stattsindenden außerordentlichen Stadtverordnetenversammlung enkivrechenden Ausdruck finden. — Wie aus Potsdam gemeldet wird, hat der s ätsche Haupt mann dort am Mittwoch voriger Woche seine -s'inziersausrüituna. Uebsrrock, Mantel Und Hose, bei einer Trödlerin erstanden. Gleichzeitig wollte «r auch einen Helm kaufen, fand jedoch wegen «einer eigenartigen Kopsiormation kein ^geeignetes Eremvlar. Mit S«poren, die er ebenfalls verlangte, konnte ihm die Trödlerin auch nicht dienen. Er trug bei seiner Ankunft in Potsdam noch einen Vollbort. Zur Lage in Frankreich. «Paris. Präsident ^alliöres batte gestern mit dem Senatspräsidenten Dudoit eine Besprechung über die Ka binettskrise und wird beute nachmittag mit dem Hammer- präsidenten Ärisson tonieriercn. Hu parlamentarischen Kreisen glaubt man, daß Halliores. uni jede Verzögerung zu vermeiden, sich sofort Pi Clömenceau wenden und ihm die Bildung des Kabinetts übertragen werde. Paris. Infolge der von mehreren Blättern unter Hin weis aus den «Untergang deS Unterseebootes „Lut in" erhobenen Forderung, daß man den Bau weiterer Unterseeboote cinilellen »olle, fahle die Hlotlenliga eine Reso lution. in der erklärt wird, der Wert der Unlerseeboote ici durch/ die Katastrophen des „Fariadel" und des „Lutin" «ichl vermindert. Die Liga sei überzeugt, daß das Vertrauen der Ossihierc und Mvnm'chaiten zu dieiem Berteidigunasmiitel unerichütlert iei. und sehe i» dem Ungliicksialle einen weiteren Grund, au oer Vervollkommnung der Untcr-seeboolc cheiter- zuarbeiten. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Ein kaiserlicher Ukas verfügt, daß so fort allen russischen Untertanen ohne Unterschied der Abstammung, jedoch mit Ausnahme der sibiriichen ?>re>nd° Völker, hinsichtlich des Staatsdienstes gleiche Rechte zn- crteilt werden. Ferner wird die Bestimmung aufgehoben, nach der Bauern beim Eintritt in höhere Schulen und den Staats dienst aus den Bauerngemeinden auSgejchloisen werden. Den Bauern wird freie Wahl ihres Wohnsitzes anheimgestcllt, und sie erhalten unbefristete Pässe Petersburg. Der lm erliche Ukas, durch den sofort allen russischen Untertanen ohne Unterschied der Abslainmnng hinsichtlich des Staatsdienstes gleiche Rechte zuerleilt werden, bezieht sich, wie nachträglich gemeldet wird, ausschließ lich aus die Bauern. Petersburg. Zur Vermeidung der bei den erben Reichst» » in a wählen oorgokommenen Mißverständnisse interpretiert der Senat die Maßregeln dahin, daß nur bäuer liche Hofbesitzer das Wahlrecht in einem Dorfe ausüben können, nicht aber auch Personen bäuerlicher Hcrkunil. die der Dorf gemeinde nicht mehr angehörc». Hiinichliich der Fabrikarbeiter erklärt der «Senat, daß dicielbcn nur in ae«chloise»cn Gruppen wählen können. Moskau. Der H a n d e! s m i n > st c r hielt in. einer Versammlung deS Börscnkomitees eine Programmredc. in der er betonte, daß trotz des grogen. durch die Streiks und Auf stände u«m. des Vorjahres entstandenen Unheils doch eine Heilung des gegenwärtigen Zustandes wahr- z un eh men sei. Bei den Arbeitern dringe der Gedanke durch, daß mit Ausbünden nichts Ernßhastes zu erreichen sei und daß die Ausbünde sogar mehr'ach zu Lohncrinäßigun- gen geführt batten. Hm Ministerium sind Projekte für Geh'he über die Arbeiterfrage ansgearbeitet worden. Es werden oc- «'ondere Fliedci'tSkammern zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Fabrikanten errichtet werden. Weiter werden die Errichtung von Mtcrspcnsionen und- Versicherun gen sowie ähnliche Wohlfahrts-Einrichtungen geplant. Einige der Gesetze werden noch vor der Eröffnung der Dnina dekretiert werden. Die Gerüchte, daß die Duma nicht zur angesagten Zeit eröffnet werde, ieien absolut ialicb. Der Minister woüdtc iich an die Vertreter des Hansels mit der Auisorderui'g, an der Schonung geordneter Zuilände in Rußland mitznwirkcn. Uttwctternltckirikhtcn. Londo ». Ein hcft' acr Rordstur IN hat in Schott land und dem nördlichen England ungeheure Verheerungen angerichtet. Gestern abend war der Eiienbahitoerkehr unter brochen. Schnsahrt und Fischerei waren gestöri. Habana. Ter Zyklon begann am Mittwoch um die Mittagszeit und erreichte seinen Höhepunkt Donnerstag morgen. In der Stadt kamen 20 Personen, alles Eubancr, ums Leben. Der Materialschaden wird aus 2 Millionen Dollars geschätzt. Die Tabakernte ist ernstlich gefährde!. Keltereien »nd des Schlußes des Lberpräsidenten. von Schorlemcr-Lieier geplant. Um 8 Uhr gedenkt der Kaiier in Lieser den Sonderzug zu besteigen und morgen vormittag in Wildpark ciuzutrcsscn. «Köln. iPriv.-Tel.j In der verflossenen Nach! wurden in einer Spielhölle in einer Wirtichast der Kreuzgasse etwa 40 Personen angelrosien, darunter gewerbsmäßige Spieler und Buchmacher, die zu dem bevorstehenden Pferderennen bereits hier cingetroiien sind. Acht Perwnen wurden,«oiort festaenom- men. darunter zwei, die bereits längere Zeit'steckbrieflich ver- iolgr werden. Eine Perdu brachte gerade ein gestohlenes Rad in Las Haus, als die Beamten dort revidierten, ein zweites gestohlenes Rad Hallen Lic Diebe bereits weiter untcrgcbrachl. Frankfurt. Die „Franks. Ztg." meldet aus Newyork: Das Bundcsgcricht hat die Newyork Centralbahn zu einer Geldstrafe von 180 000 Dollars verurteilt wegen Ber- .... lctzung der Äntitrustgesctzc. Frankfurt. Die „Franks. IPg." von gestern, in Bonn. Der Kaiser begab sich beute morgen OD Ulst iu Begleitung des Prinzen August Wilhelm und des Gc'olges im Automobil nach Lieser. Dort ist eine Besichtigung der meldet aus Belgrad der Nähe der Stadt Knmanowo ici eine ISO Mann starke, wohlvrgaistsicrte bulgarische Bande anigetancht, bei der iich Sarosow befinden soll. Schleswig. iPriv.-Te!.! Aus Itzehoe wird gemeldet, daß ans dem im dortigen Hasen liegenden ru'iiichen «Schooner „Almo" gestern eine bewaffnete IN c u t c re i ausgcbrochen ist. Die Matrosen nberiielcn den Steuermann und den Kavitän. Während letzterer niedergeschlagen wurde, entkam der Steuer mann durch die. Fluch!. Die Meuterer demolierten daraus die Kajüte, die Schissscinrichiung und die Schitsskaße. Nom. „Giornale d'Italia" widmet der Anwesenheit des deutschen Staatssekretärs v. TI ch i r > ch ky einen längeren Artikel, in Lein bcroorgchobcn wird, daß Herr v. Tschirschkn als Tourist reise, ohne irgendwelche besondere Mission, zumal zurzeit keinerlei besondere Fragen zwischen Berlin, Wien und Rom 'ckwcl'ten. Uebriqens liege die Leitung der deutschen auSwärligen Politik in den Händen des allein verantwortlichen Reichskanzlers. Biserta Ein dänischer Dancher stellte fest, daß die Hanvilukc des gesunkenen Unterseebootes halb geö'inet sei und daß in der Leimung zwei Leichen liegen. Christiania. Nack einem Telegramm deS Norsk Telegr. Byron aus San Francisco ist die Gjöa-Ezpe- dition gestern dort eingetroncn. Alle Teilnehmer befinden sich wohl. ÄmunLien und seine Begleiter werden über New York nach Christiania reisen. London. Aus Tokio wird dem „Doiiv Telegraph" ge meldet, Graf Lkuma habe den zurzeit in Iaoan wenenden Mitgliedern des deutsche» Reichstages gegenüber geäußert. General Stössel habe in Port Arthur alles Erfordern liche getan. Er habe sich als fähigen Befehlshaber gezeigt, »nd die Ucbcrgabe der Festung sei gerechtfertigt gewesen. London. sPrlo.-Tel.i Wie die Exchange Tclegravb Com pany meldet, haben die marokkanischen Aufsässigen die Truppen des Sultans in der Nähe von Mazagan überrascht. Es er folgte eine «Schlacht, weiche die ganze Nacht hindurch an- dauerie. Die Truppen des Sulians sollen in die Flucht ge- triebe» worden sein, nachdem sic mehr als 100 Mann verloren hätten. Auch der Verlust der Aufständischen soll schwer ge west» «cin. Ocrtliches und Sächsisches. Dresden. 30 Lktober —' Während der Kvnigl. T>stel zu Ehren des Grotzhcrzogs von Sachst»-Wtii»ar-Eisr»i,ch in Schloß Pillnitz brachte gestern Se. Majestät der K ö »ig folgenden Triiikiptuch auS: „Eure König!. Hoheit heiße ich als lieben Verwandten, als werten Bnndesgcnosien und teure» Gast hier bei mir will- Knnst nnd Wissenschaft. ß* Sünigl. Hojoper. Neueinstudiert: „Mauon." Es sind drei Jahre verflossen, daß „Marion" zum ersten Adale auf der Dresdner Hssbühne gegeben wurde. Die Over hat da- der Masse ne tschen Musik willen. Weniger angenehm berühren Manons Schicksale. Die Opern- Manon hat nichts von der Kiaft und rstahrheit, in der Abb« Preoost die Er- lebnissc seiner Manon Lescaut schildert. Der stark theotra- lische Aufbau der französischen Librettisten saßt zwar die Hauptmomente der fesselnden Oriyinal-Erzäh'Iung zusammen, ober wie bühneneffektvoll auch einig« dieser Szenen gestaltet sein mögen, lassen sie doch kühl bis ans -Herz hinan. Wir können uns nicht erwärmen, noch weniger mitfühlen für diese Eameliendome des 18 Jahrhunderts, die mit Ehrlichkeit und Treue spielt, wie die Katze mit der Maus: die nur den liebt, der zurzeit das meiste Geld hat, und diesen auch nur io lange, bis er durch/sie ruiniert ist; die an Champagnertrinken und Hasardspiel-«schwinds»cht zu Grunde geht, bis zur Dirne herabsinkt und endlich, nur weil cs die brutale Bühnenlogik so will, am Wege, auf dem Transport nach der Galeere, in den Armen ihres ersten Geliebten stirbt. „Das Geschick will es so — und das ist die Geschichte von Manon LeScaut." Sauer- lüß, konditormäßig, wie diese Bonbonverse, mit denen Manon ihrem Mhnenleben Valet sagt, ist die Handlung. Einige Wirkungen der szenischen Vorgänge sind indes ebenso glänzend erprobt, wie cs die Massenetsche Musik ist. Sie ist ais das Beste anerkannt, woS er geschaffen. Wohl tritt uns Massenet auch in diesem seinen besten Werke, ähnlich wie im „Weither", „König von Lahore", in der „Herodias", als Eklektiker entgegen, und wer seiner Musik ganz froh werden will, wird auch eklektischer Hörer sein müssen. Indem er sich aber aus dem Vorhandenen das Beste auswählt, tut er das mit dem Geschmocke eines feinen, geistvollen Künstlers und eines berufenen Meisters. Cr kennt genau seinen Ambroise Thomas, seinen Gounod, Bizet und andere seiner berühmten Landsleute; er hat von Richard Wagner gelernt, mit Leit motiven umzilgchen, die Form geschickt auszulösen: er kennt die Geietze der Deklamation vollkommen, und wenn er sich auch nicht immer beherrschen kann, die Vorbilder seiner Bcgcistc. rirng mitsprechcn zu lassen, io filchet er doch so zahlreiche aeist- volle Züge und eigene Genieblitze, um seiner Musik einen besonderen Stil, eine a p a r t e P h y s i ogn o m > e zu geben. Dieser begegnet man vor allem in den Szenen, in denen er daS Graziöse und Anmutige zur Hauptsache macht, und in den deklamatorischen Stücken, die er zu Melodramen von außer ordentlich seinem Empfinden gestaltet, wie sich seine Musik denn' auch mehr durch Feinheit und geistreiche Züge, als durch Tiefe auszeichnet. Beijpiele hiervon geben u. a. der Marsch der Köche, der unbegieitete Gesang der drei zweifelhaften Däm chen, das reizende Zwiegespräch Manons und des Grieux, die erste Zwischenaktsmusik, das Menuett der Manon. Die Tragik liegt ihm ferner. Wenn er sich dazu »ersteigt, wird er mehr geräuschvoll als echt, oder er verfällt ins Raffinement. So steht er um der bloßen Wirkung willen nicht an, die Sing stimmen von den Blechbläsern verdoppeln zu lasse» ßDuett des 3. Aktes) und die nach leichtem, gefälligem Ausklinaen ver langenden Eböre, wie gleich den ersten („sie sind da"j mit den mächtigsten orchestralen Ausrüstungen zu versehen, ja er scheut, wenn feine Kraft, wie im 4. Akte, erlahmt, nicht zurück, die grellsten Effekt« zu Hilfe zu nehmen. Allerdings entschädigt er dafür, wie schon erwähnt, mit zahlreichen herrlichen nnd graziösen Momenten, im Ausdrucke deS schwärmerisch Senti mentalen, in geistreichen, glänzenden Details, in der meister lichen Beherrschung der Form und nicht zuletzt in dem bunten, wechselvollen Zauber flimmernder und glitzernder Schattierun gen. Jedenfalls aber ist seine Musik immer so gehalten, daß man ihr mit voller Achtung begegnen müssen wird Nament lich werden die objektiven Musiker seine „Manon" als ein Werk von reichem, schöpferischem und künstlerischein Inhalt schätzen, als eine der besten Opern der neueren Kunstepoche, die teder mit Vergnügen und Genuß hört, der an der effek tiven Musik, der Klangjchönheit und einer meisterlichen Arbeit noch Freude haben kann. Die Aufführung war vorzüglich vorbereitet und «erlief unter Herrn v. Schuchs Führung glänzend, vor ausvcr- kaustem Hause so rauschend ausgenommen, daß cS nach den Abschlüssen der Hanptszenen bi« zu einem Dutzend Hervor- rufen kam und nach dem letzten Fallen des Vorhanges sogar zu minutenlangen, außerordentlich lebhaften Ovationen. Wae Manon in ihrem vielbcwegten Leben gewesen: eine Sen sation, wurde sie gestern auch ans der Dresdner Hof bühne. Es lohnt sich reichlich, sic z» sehe» und zu hören. Den gewaltigsten Erfolg erzielten die Träger des Werkes, Frau Wedetind und Herr Burrion Manon. Grieuz/s. Was beide an berückender Schönheit und Klangreiz der Stimmen, in der Vollendung des Vortrags darboten, kann andererseits nur in den seltensten Fällen erreicht, kaum aber übertrofsen werden Wir meinen hiermit nicht nur die brillanten, rein koloristischen Leistungen Frau Wedekinds, oder geradezu faszinierende Elnzclzüge Vurrians, sondern die Gelamtein drücke. die Totalität dessen, was beide aus vollster künstlcrljchcr Kruft hergobeu. Einzelne Szenen, wie das O-ckur-Anckant« des zweiten Bildes („Ich schließe die Augen"), dos Duo im Sprechzimmer des Seminars, das Finale der Spielszene und des letzten Bildes werden wohl allen, die sie gestern hörten, von großartigen! und anhaltendem Eindruck geioyrden sein. Und bei diesem stimmlichen ombarras ckv riefte»««? des einen wie des anderen, bei diesem Ueberquellen der Tonschönheit und Klangfülle hatte man Herr» Burrian als „indisponiert" gc- meldet! Würde man vorausictzcn können, daß eine König!. Generaldirektwn überhaupt »nd jemals zum Scherzen aufgelegt jcin könnte (T so wäre man versucht gewesen, bei diefcr Meldung an einen scherz zu glauben. Gescherzt hat also nur Herr Burrian, indem er der Regie die Schrecken der Indisposition und die mit einer solchen fast immer verbundene Absage ein- jaatc. Wir wünschen ihm dafür, daß er bis an sein Lebens ende immer so „indisponiert" sein und bleiben möge, wie er eS gestern gewesen. Seine künstlerische Zukunft ist ihm dann bis in die fernsten Zeiten gesichert. — Ganz vortreiAch, ein Edelmann von, Scheitel bis zur Sohle, war wieder Herr Perron als Gras des Grieux. Kein anderer unserer Hos- opernsänger spielt ihm derartige, stach vornehmer Repräsentation und dramatifchem Elan verlangende Rollen noch. Mustergültig besetzt sind auch die ü ls Rokoko gezeichneten Kokotten mit den Damen Serbe, v. d. Osten und Schäfer. Drei ganz reizende Figuren, wie aus den Nipptisch gehörig. Hem Kieß ist ein schneidiger Lescaut, und die Herren Rüdiger nnd Höpsl repräsentieren ganz trefflich den Morfontaine und Bretigny. Auch die übrigen zahlreichen Episoden sind mit geeigneten Künstlern besitzt. In solch ausgezeichneter 'Dar- stellung gegeben, wird „Manon" nicht verfehlen, für lange Zeit eine starre Anziehung zu werden. II. 84. ß* Frl. Susanne Dessoir, von früher her schon dem musika lischen Dresden wohlbekannt, «ab gestern im Saale des Palmen- aartens einen L i c d c r-A b c n d. Die künstlerischen Kosten des Programms wnrden ausschließlich von Franz Schubert be stritten. Im Zeichen dieses Großen aller Liederkunst läßt sich's gut siegen; und dcr^Ersolg. den die Aonzcrtgeberin gestern errang, war wohl mehr Schubert, als ihrem Gesänge zu danken. Frl. Sessoir verfügt über «inc hübsche Stimme, deren sterbliche
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