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Dresdner Journal : 27.07.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-07-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187207278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-07
- Tag1872-07-27
- Monat1872-07
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 27.07.1872
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187S. «172 Sonnabend, den 27. IM ArLS-nerZMMl TddrUed» . UMM 1-)»drliod! i ru». zsUsr Loiodo» ?«t- und ä«Q L»um «io« neq>»It«ovn Lsilor IZt lizr. Vot« „Lio^«>»oat" ät« 2«ii«! > Ktlr äso L»om vm«r Verantwortlicher Redacteur: 3- G. Hartmann. -S-- ----S >rch alle ßtai, lir. v» Kg- ik >s -rnst- in den g e» daß di« StttL- >ei d«»- dere Fischerciplätze. Weiter wird die Canal, von dort an der belgischen und hannöverschen Küste hin bis Helgoland gehen und endlich an der schleswig-holsteinischen und jütischen Küste hinauf und nach Kiel zurück. den zoologischen, Magnus den botanischen Theil der Beobachtungen übernommen. Die Fahrt, welche beim schönsten Wetter begann, wird zunächst nach Bergen in Norwegen gehen, hier dürste die „Pommerania" etwa in 8 Tagen eintreffen. Bon dort geht es zu den Shet landsinseln und alsdann an der englischen Ostküste abwärts, mit Exkursionen auf die Doggerbank und an- »d vn Lr»el»«loe»r wit ^oaoadro» äer kovo- ooä Mr äo» fohxaoäeo l^. lirter io^. d >» ' bef. Ri»««!»« Isowmsro- 1 tljsr)8t»wp«l»v»vt>l»K di»»». l»,or»t«»pr«l»»r m. «rken >««»«« It. Lagcsgeschlchic. Dresden, 26. Juli. Ueber die Ankunst und die Anwesenheit Sr. Majestät des König- in Leipzig theileu wir zur Vervollständigungunserer im gestrigen Blatte gegebenen telegraphischen Meldung aus den heu tigen Leipziger Blättern hier noch Folgende- mit: Nach der „L. Z." traf S«. Majestät am 24. Juli Abends H9 Uhr mittelst Extrazugs auf der köuigl. Ministerium de- Innern. Für dru Minister: Ur. Weinltg. cgrS»- 7L mudg- !sall«o Ordert Literatur. Die in Leipzig bei Siegismund u. Bolkenig erscheinende „Zeitung für da- höhere Uuterricht-wesen Deutschlands" zeichnet sich durch das ernste Bestreben au-, in verschiedenen größern Corrrspondeuzartikeln einen sachlichen Ueberblick von dem Material zu geben, besten Wege und Reform sie sich gewidmet hat. Sie zählt tüchtige Mitarbeiter auf, und finden sich bereit- mehrere wichtige Fragen in ihren Spalten gediegen behandelt. Dresden, 26. Juli. Die Ballotvorlage der englischen Regierung ist jetzt bekanntlich Gesetz geworden, wenn auch nur provisori-, schr- (auf die Dauer von acht Jahren), und jede Par laments- oder Municipalwahl in England mutz ferner hin auf dem Wege der geheimen Abstimmung vorge nommen werden. Es dürfte daher für unsere Leser von Interesse sein, die einzelnen Bestimmungen über da- neue englische Wahlverfahren etwas näher kennen zu lernen, um so mehr, als die eintretende Veränderung in demselben eine radikale ist. Abgeschafft ist zunächst die Wahl durch Händeschau, welche längst zur Comödte geworden war und häufig den Anlatz zu ernstlichen Prügeleien gab. Allerdings bleibt die soge- uannte Nomination bestehen, aber sie wird in einem geschlossenen Raume abgrhalten und es werden autzer dem Wahlvorsteher und dessen Gehilfen nur die ver schiedenen Candidaten nebst je drei Freunden zugelasten. Die Nomination selbst dauert zwei Stunden, und eine weitere Stunde ist für die Einreichung etwaiger Ein wendungen gegen die Candidaten bestimmt, deren Ge wicht der Wahlvorsteher zu prüfen hat. Sind nicht mehr Kandidaten angemeldet, als Sitze erledigt, und find gegen diese Candidaten keine stichhaltigen Ein wendungen zu Protokoll gegeben, so schließt der Wahl akt und die Namen der sonach rechtmäßig gewählten Candidaten werden öffentlich bekannt gemacht. Ueber- steigt jedoch die Zahl der Candidaten die der erledigten Sitze, so wird die Wahl durch den Wahlvorsteher ver tagt und Letzterer veröffentlicht die Bekanntmachungen zur Regelung der namentlichen Abstimmung. Sollte ein Kandidat zwischen dem Tage und der Nomination und dem der Abstimmung sterben, so fangen die Vor gänge von vorn an. Wenn nun, wie meist der Fall, zwei oder mehrere Kandidaten sich um den nämlichen Sitz bewerben, so trifft der Wahlvorsteher nach erfolg ter Nomination alle Vorkehrungen zur namentliche« Abstimmung. Er hat für die nöthigen Wahlstationen an jedem Wahlorte zu sorgen, die Vorsteher für jede einzelne dieser Stationen zu ernennen und die nöthige Anzahl von Ballotkasten, Ballotzetteln, Stempelmaschi- nrn und Wählerlisten zu beschaffen. Diese Wahlstatto- nen dürfen nur ausnahmsweise in besonders errichtete : Buden verlegt werden, und es kann jede Schule, die ! vom Parlamente subventionirt, und jede Räumlichkeit, welche au- den Localabgaben unterhatten wird, un- liches an. In Straßburg geht man mit dem Gedanken um, ein kunstgewerbliches Institut (Schule und Mu seum) zu errichten. In München wird, dem Verneh men nach, die Kunstschule für Mädchen, welche bisher eine Prrvatan statt war, mit der königlichen Kunst gewerbeschule, welche unter Dyck's Leitung steht, ver einigt werden. Daß sich auch Dresden an solchen Re formen bethriligt, braucht nur erinnert zu werden. Der Umbau des allen Galeriegrbäudes, der bereits be gonnen ist und für den der vorletzte Landtag 100,000 Thlr. bewilligte, wird für da- historische Museum und die ebenso weltbekannte PorzcUansammlung, so wie für die Schnorr'schen Kartons, für Vorbildersammlungen mit Zeichncnsälen und Räumen zur Nachbildung von Abgüssen und anderen Vervielfältigungen ebenfalls ein * Der Bau der Kölner Domthürme schreitet rüstig fort; auch werden in den Kirchen von St. Gereon, St. Martin, St. Maria im Kapitol und St. Maria in Lhskirchen Rrstauration-ardriten ausgeführt. Von der Kirche St. Apostel wird der südliche Kreuzflügrl wieder aufgebaut. Der Rathhausbau in Köln ist so weit, daß die beiden Stockwerke ihrer Fenignellung entgegengehen. Die Arbeiten am neuen Theater schrei ten ebenfalls glücklich Wetter, daher wohl die Vorstel lungen in den ueuen Räume» am 1. September d. I. beginnen können. Feuilleton. (Redigirt von Otto va»L.) Knastivdustrie. Mit Recht hat man sich darüber zu freuen, daß sich auch Italien, diese alte vormal- dlühende Heimath der Künste und Gewerbe, an der neueren Pflege der Kunstindustrie betheiltgt. Eine der schönsten Gründungen der neuen Aera auf kunstgeschicht- ttchem Gebiet ist da- fett der Dantefrter des Jahres 186b allmählich erwachsene Nationalmuseum in vargello oder dem Palazzo del Podest» zu Flo renz. Mit gediegenem Geschmack ist dieser prächtige mittelalterliche Palast zur Aufnahme der mannichfal- ttgsten Erzeugnisse der Kunst und de- Kunsthandwerker eingerichtet worden; man hat et meisterhaft verstanden, die Innendekoration ganz dem Charakter des Bauwer kes gemäß zu behandeln, und hat io ein in hohem Grad« harmonisch wirkendes Ganze erzielt. Der Zweck de- Museums ist derselbe, den das Kenstngtonmuseum, das österreichische Museum für Kunst und Industrie und das bayersche Nationalmuseum verfolgen: nämlich verborgene Kunstschätze, besonders des Mittelalters und der Rrnatssancezeit, anS Licht zu ziehen, und denjenigen Kunstwerken, denen bisher eine ihrem Werthe entprrchende Aufstellung mangelle, eine solche zu gewähren. Zu den Zierden deS neuen Museums gehören Mtchrlauge- lo's „Sterbender Adonis", desselben Meister- unvoll endet gebliebener „Sieg' und die Brutu-büste; Dona- tello's eherner David, Giovanni da Bologna'- welt berühmter Mrrcur, die beiden Reltefplatten mit Abra ham'- Opfer, welche Ghtbrrtt und Brunelleschi als Coucurrenzarbeiten für die Thür des Baptisteriums lieferten. Dat Kuusthaadwerk ist u. A. durch eine reiche MajoUkensamwtung, Kollektionen von Gläsern, Mödelu, eine bedeutende Waffeusammlung x. vertreten. L- r^ht sich dies« Thatsachr» in Deutschland Wesevt- « 17 Barl, id er itd«» a »er. irbal- Lhlr. « bei >re« Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Freitag, rv. Juli, Nachmittags shS Uhr. (Tel. des Dresdn. Journ.) Ge. Maje stät der König hat heute Vormittag 8 Uhr einer Vorlesung des Hofraths Professors Ur. Wiede mann über chemische Zusammensetzung der Kör per und ihr magnetisches Verhalten, von L bis 10 Uhr einer Vorlesung des Professors Ur. Fried berg Uber deutsches Privatrecht und von 12 bis 1 Uhr eiu« Vorlesung des Professors Lange über römische Literaturgeschichte bk-gewohut. Die Zeit von 10 bis 12 Uhr »idmete Te. Majestät der Be sichtigung der Röder'schev Roteudruckerei und «ine« Besuche des städtischen Museums. Paris, Douuerstag, 2S. Juli. (W. T. B.) Der eiuzige Sohu des Herzogs v. Lumale, der Herzog v. Guts«, ist heute Nacht gestorbeu. — >« der spanischen Grenze wurden neuerdings wieder Wasfea aufgefangeu und mit Beschlag belegt. — In Denain, Departement-du-Nord, haben sich linkende Arbeiter zusammengrrottet vud den zur Aufrechterhaltung der Nahe herangezogenen Trup pen Widerstand geleistet, so da- von diesen das auf sie gerichtete Feuer erwiedert wurde. Es wurde «iuer der rumuliaaateu -etödtet. 40 Unruhestifter wurden verhaftet. Paris, Freitag, 2«. Juli. (W.T.B.) Sester« hat in Abscou (Norddrpartemrnt) eiu Zusammenstoß zwischeu strtkruden Arbeitern und Truppe« statt- gesunde«. Ans beiden Seiten iss gefeuert und dabei eia Arbeiter getödtet wordeu. Die Arbeiterbewegung scheiut daselbst durch auswärtige Ageateu der Ja- teruatiouale veraulaßt zu seiu. Die heutige« De- pescheu melde« eiae erhebliche Abaahme der Laf- rrgaag. Versailles» Dovnerstag, LS. Jali, Lbrads. (W. T. B.) Die Natioualversammluug hat heate die dritte Lesung des Heeresdieustgesrtzes begönne« und wird morgen die Beratbung des Gesetzes über die Bestenernug der Rohstoffe beendigen. Geschichte and Alterthumstandr. 0r. August Etsenlohr, der Heidelberger Arghptologe, reiste in die sem Frühjahr nach England, um nebst andern ägyp tischen Alterihümern von geringerer Bedeutung eine von A. C. Harris, dem verdienstvollen Herausgeber der llivrogl^tnoi 8t»nä»rä«, in einem Mumiengrabe aufgefundenen Papyrusrolle zu studirrn. Sie ist die schönste, größte, bestgeschriebrne und besterhallene aller bis jetzt aufgefundenen ägyptischen Papyrusrollen, 40H Meter lang und 42H kenttmrter breit. Vom Ende der Regierung Ramses III. (Herodot's Rampstntt) stam mend, ist sie über 3000 Jahre all und girbt wichtige Ausschlüsse über die polnische, religiöse und Kultur geschichte jener Zeit. In der sogenannten hieratischen (aus Hieroglyphen, Buchstaben- und Sylbenzrtchen ge mischten) Schrift geschrieben, enthält sie eine Ansprache des Königs Ramses III. an sein Volk und alle Mensche«, über seine Thate« und Leistungen während seiner Regie- Die Tommisfion zur Begutachtung des Luttags auf Vertagung der Nationalversammlung wird Montag die Erklärung des Präsidenten Thiers darüber eutgegenuehmev. Bern, Donnerstag, 25. Jali. (W. T. B.) Zwischen dem deutsche« Reiche und der Schweiz ist riue Eouvrutio« zu« Abschlusse gelaugt, durch welche de« Aerzteu und Tbierärzten i« Elsaß «iaerseits, iv den schweizer Greuzcautouen Basel- stadt, Baftllaud, Solothurn, Bern andererseits die freie Ausübung der Praxis vrrstatttt wird. Rom, Donnerstag, 2S. Juli. (Tel. d. N. ft. Pr.) Es wurde hier eiu Individuum verhaftet, welches bereits a« demftlbeu Laae, an welchem das Attentat gegeu de« König von Spanien stattfaad, davon nuterrichtet »ar. Nom, Douuerstag, 2S. Juli. (Tel. d. Boh.) Nach de« „Journal de Nome' hei-t der vege« des Verdachts der Mitschuld au de« Madrider Attentate Verhaftete Victor Jaques uud ist eiu i« »telfacheu Beziehungen zu den Jesuiten stehender Correspoudeat des Pariser Blattes „Univers". Kopenhagen, Donnerstag, 25. Jule. (W. T.BJ Laut amtlicher Bekauutmachuua ist das am 1. Mai 1868 erlaffeue Gesetz, betreffend Maß regeln aege« die Einschleppung der Lholera, bis auf Weiteres deu aus St. Petersburg oder Kron stadt kommende« Schiffe« gegenüber wieder i« Kraft getreten. , vr«»ä»«r ^oar»»I»; : s. Ln-r-f, L»««, u. s. «E- 1ü-i,I NewI»»»n«M>m X, wet ». X-XMied«»: «o«e, v-rUo: F. L : L. Se-iiott«, : F ckkanvcn'» ÜNrM» v « ».X: L Fae-e^-eL« u. /. '«Le Luadd., Sucht» ; <0 vo., Ml«» Ft. F Oo. tt«r»a»x«k«rr Lü»i«l. L»p«cUtio» ä«, vr««t»«r ^our»»!,, vrsixteo, Uv. 1. rung, mit einem Rückblick auf die seines Vaters Setinecht und Großvaters Maneptah II. Srti, welche einer Revo lutionszeit religiösen Eharakters ein Ende gemacht, und giebt zuerst an, wie er selbst, Ramses III., die Wiederher stellung des altägyptischrn Kultus ins Werk gesetzt habe durch Wiederaufbau aller Tempel und reiche, diesen ge spendete Geschenke, welche bei jedem Einzelnen umständlich aufgezählt werden. Zum Schluß beschreibt er sodann noch seine eigenen KriegSthaten und andrrweite Verdienste um sein Reich. Jene religiöse Revolution fällt aber mit Moses' früher« Aufenthalte in Aegypten, mit seiner monotheistischen ReligionSstiftung- oder Wiederherstel lung, und ihre Bekämpfung und Niederwerfung mtt dem Auszüge der Juden aus Aegypten zusammen uud die biblische Erzählung darüber empfängt durch den ägyptischen PapyruS theilS Bestätigung, theil- neue Aufschlüsse oder wohl auch Berichtigung, vr. Eisen- lohr hielt unlängst über diesen Gegenstand einen aus führliche« Bortrag im Heidelberger historisch-philosophi schen Vertin, worin er eine vollständige Urbersrtzung des geschichtlichen Schlusses der Ramses'schrn Ansprache mitthetlle. Dieser Vortrag wird gegenwärtig gedruckt. Außerdem wird die ganze Rolle von Hinrichs in Leip zig in der Urschrift gedruckt werden, nach der genauen Abschrift, welche sich l)r. Etsenlohr davon genommen. Forfchuvgsreisr. Am 21. Juli segelte aus Kiel das preußische Schiff „Pommerauia" ab, um die Tour zur Erforschung der Fauna und Flora der Nordsee zu beginne«. An Bord waren vr. Ad. Meyer, Prof. K. MöbiuS, vr. Jacobsen auS Kiel, Prof. Fr. E. Schultze aus Rostock, Dr. Magnus aus Berlin, vr. Metzger aut Hannover. Die Mehrzahl der Genannten wird während der ganzen Reise an Bord bleiben. Meyer und Jacobson haben den physikalisch-chemischen Theil der Beobachtungen, Möbius, Schultze und Metzger StaatSbahn über Freiberg und Chemnitz in Leipzig ein und wurde auf dem Perron von dem Staatsmtnister des Kultus und öffentlichen Unterrichts vr. v. Kerber, Kreisdirector v. BurgSdorff, Rector Maanificus geh. Medicinalrath Prof. vr. Wunderlich, Generalmajor Senfft v. Pilsach, Bürgermeister vr. Koch und Polizei director vr. Rüder, sowie den auf hiesiger Universität studtrenden Erbprinzen von Sachsen-Meiningen Hoheit, und Prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt Durchlaucht, ingleichen dem wirkt. Geh. Rath Grafen Hohenthal auf Knauthain, ehrfurchtsvoll empfangen. Im Gefolge Sr. Majestät befanden sich die Oberstallmeister General major v. d. A. v. Thielau-Rüsstng, Hofmarschall Graf Vitzthum v. Eckstädt, der Generaladjutant Generalmajor Krug v. Nidda und der CabinetSsecrrtär Sr. Majestät geh. Hofrath Bär. Als Se. Majestät von dem für da- Publicum abgeschlossenen Perron heraustrat, um in die bereit gehaltene Hofequipage einzusteigeu, wur- den Allerhöchstderselbe durch wiederholte lebhafte Hoch rufe von der zahlreich versammelten Volksmenge be grüßt. Am königl. PalaiS hatten sich zum Empfange Sr. Majestät eine Ehrrncompagnie vom 107. Regiment mtt dem Mustkchor, daS Offizierskorps de- Regiments, sowie die hier wohnhaften Reserveoffiziere in Parade aufgestellt. Nachdem Se. Majestät die Front entlang »-geschritten und die Parade abgenommen hatte, zog sich Allerhöchstderselbe in das Palais zurück, wurde aber bei dem Erscheinen am Fenster und auf dem Balcon von der versammelten Volksmenge wiederholt durch Hoch rufe ehrfurchtsvoll begrüßt. Die Militärmusik spielte noch einige Stücke vor dem königl. Palais. — Am 25. Juli Vormittags begab Sich Se. Majestät um acht Uhr in- Universitätsgebäude, um die Vorlesung des Eonststorialraths Prof. vr. Baur über praktische Theologie, um 9 Uhr die Vorlesung des Prof. vr. Stobbe über deutsche Rechtsgeschichte anzuhören. Um 10 Uhr verfügte Sich Sr. Majestät nach der Pleißen- burg, um daselbst einer landwirthschaftlichen Vor lesung des Professors vr. Blomeyer beizuwohnen, sodann aber nach dem Kuhthurm, um unter Leitung der Professoren vr. Blomeyer und vr. Stohmann die daselbst seit Kurzem eingettchtete landwirthschaftliche Anstatt in Augenschein zu nehmen. Von 12 bi- I Uhr Mittag- beehrten Se. Majestät die Vorlesung deS Prof, vr. Zürn über thierärztlichc Geburtshilfe mtt Seiner Gegenwart. — Wie das „L. Tgbl.' meldet, fand Nach mittag 2 Uhr im k. PalaiS das Diner statt, wozu außer den vorgenannten Professoren verschiedene andere hervorragende Personen geladen waren. Don 6 bis 7 Uhr Nachmittags besuchte der König noch die Vor lesung deS Herrn Prof. vr. Peschel über europäische Staatenkunde; der Abend blieb der freien Verwendung Vorbehalten. Nach demselben Blatte wird die Anwe senheit Sr. Majestät in Leipzig sich bis zum 31. Juli Vormittags erstrecken. Es sind in Aussicht genommen am 26. Juli der Besuch der Vorlesungen von Hofrath Prof. Vr. Wiedemann (physikalische Chemie), Prof, vr. Friedberg (deutsches Privatrecht), Prof. vr. Ebers (über ägyptische Denkmäler), Prof. Vr. Crrdner (über Paläontologie) und Besichtigung der Notendruckerei von Röder; am 27. Juli der Besuch der Vorlesungen von geh. Justtzrath Prof. vr. Schmidt (Pandekten), Prof, vr. Zirkel (Petrographie), Staatsrath Pros vr. v. Strümpell (Geschichte der alten Philosophie), die Be sichtigung des Fettviehhofs, des Stickereigeschäfts von Hirtel und des physiologischen Instituts de- Herrn Hosralhs Prof. vr. Ludwig; am 28. Juli die Besich tigung des JohanniShospttals, der Thonbergstraßen häuserkirche, des pathologischen Instituts, der Loggia im neuen Museum, der Caserne, der Milttärbaraken auf dem Erercirplatze und der Gärtnerei von Mosenthin in Eutritzsch; am 29. Juli der Besuch der Vorlesungen von Prof. vr. Czermak (in dessen eigenem Auditorium), Prof. vr. Leuckart (Naturgeschichte der Thiere), Prof, vr. Voigt (Geschichte der römischen Republik), die Besichtigung der Papierprägeanstalt von Meißner und Buch und der Schnellpressenfabrik von Swiderski; am entgeltlich benutzt werden. Nur aller Schaden und alle wirklich veranlaßten Ausgaben müssen vergütet werden. Jede Wahlstation hat an einem Ende die Sitze für den Wahlvorsteher, seine Schreiber und die von den Candidaten ernannten Agenten, welche zu- sehen, daß Niemand den Namen eine- Wählers miß braucht; am andern Ende vollständig abgeschlossene Räumlichkeiten — je eine für je 150 Wahlberechtigte — in welchen die Wähler ihre Wahlzettel, die sie nach Prüfung ihrer Berechtigung vom Wahlvorstande erhal ten haben, unbeobachtet bezeichnen können. Diese Wahl zettel sind mit den Namen der einzelnen Candidaten versehen, und diejenigen Candidaten, für welche ein Wähler zu stimmen wünscht, bezeichnet er mtt einem Kreuz. Auf die officielle Stempelung deS Wahlzettels mit einer nur dem Wahlvorsteher bekannten Marke und auf die Vorkehrungen für ein Scrutinium, falls ein solches sich al- nothwendig Herausstellen sollte, brauchen wir nicht näher einzuaehrn. Hat nun ein Wähler den mtt dem officirllen Abzeichen versehenen Wahlzettel in dem abgeschlossenen Raume markirt, so kehrt er zu dem Sitze deS Wahlvorstehers zurück und wirst, den Zettel in den Ballotkasten. Sobald dies geschehen, hat er da- Local zu verlassen. In drei Fällen ist e- gestattet, daß Jemand anderes den Ballotzettel für einen Wähler markirt: für Blinde und anderweitig phnsisch geschwächte Personen; für Israeliten, wenn die Wahl an einem Sonnabend vorgenommen wird, und für solche Wähler, die nicht lesen oder schreiben können. In dem Un genannten Falle hat der Betreffende dem Wahlvorsteher eine bezügliche Erklärung zu Papier zu geben, dieser markirt den vallotzettel in Gegenwart der Schreiber und Agenten auf die gewünschte Weise und hält über die Wahler dieser Klasse ein besonderes Register. Nach dem die Wahlstunden — die unverändert bestehen bleiben — vorüber find, wird der Ballotkasten versiegelt und Niemand, auch nicht der Vorsitzende, wenn er nicht der Wahlvorsteher des betreffenden Bezirks ist, darf den selben öffnen. Auf diese Weise soll verhindert werden, daß nach geschehener Wahl noch gefälschte Zettel rin- geschmugaelt werden, während vor Beginn der Wahl der betreffende Vorsitzende den Anwesenden zu zeigen habe, daß der Kasten leer sei. Also, wie gesagt, der Kasten jeder einzelnen Station, so wie die betreffenden Papiere werden versiegelt und an den Wahlvorsteher des Bezirkes abaeliefert, welchem die Zählung der Stimmen, in Gegenwart' seiner Schreiber und der Agutte« der verschiedenen Candidaten obliegt. Ueber du Art und Weise dieser Zählung giebt es nun wieder verschiedene Vorschriften, auf welche wir nicht näher einzugehen brauchen. Sobald da- Ergebniß der Ab stimmung festgestellt ist, verkündigt der Wahlvorsteher die Namen der gewählten Candidaten und diese sowohl, wie die Zahl der für einen jeden Candidaten abgegebe nen Stimmen wird sobald als thunlich durch den Druck veröffentlicht. Die Wahlunkosten, darunter auch die Entschädigung für die Wahlvorsteher und deren Gehil fen, fallen, wie bisher, den einzelnen Candidaten zur Last, da aber in den meisten Fällen die Errichtung be sonderer Wahlbudrn und stets die Errichtung von Red nertribünen wegfällt, feiner auch die bisherige Taxe der Wahlvorsteher u. s. w. abgeschafft ist, so werde« wir in Zukunft voraussichtlich nichts mehr von jenen fabelhaften Summen hören, mit denen der Engländer sich bisher oft die Ehre erkaufen mußte, zum Besten seines Bezirkes und des ganzen Landes an den Be- rathungen in St. Stephen- Theil nehmen zu dürfen. Amtlicher Theil. Vre-tzea, 25. Juli. Se. Königliche Majestät haben dem ersten Assistenten bei dem Fivanzzahlamte, Ludwig Eduard Gehlhaar, da- Ehrenkreuz de- Verdienst orden- allergnädigst zu verleihen geruht. Verordnung, die Erklärung der Elsaß-Lothringer für die fran- zösische Nationalität betreffend. Nach Art. 2 de- Frankfurter Frieden-Vertrag- vom 10. Mai 1871 (ReichSgesrtzblatt vom Jahre 1871. S. 225.) haben diejenigen Elsaß-Lothringer, welche beab» sichtigen, die französische Nationalität zu behalten, noch vor dem I. October dieses Jahre- eine hierauf bezüg liche Erklärung bei der zuständigen Behörde abzugrbcn. Al- diejenigen Behörden, vor welchen solche Er klärungen innerhalb deS Königreich- Sachsen nieder- gelegt werden können, werden hiermit die Gerichtsämter und Stadträthe bestimmt und erhalten diese Verwal tungsbehörden hierdurch Anweisung, diese Erklärungen, welche sich darauf zu beschränken haben, daß der Er klärende unter genauer Angabe seiner Personalverhält« nisse, insbesondere des Tages und Jahres, sowie de- Orte- seiner Geburt und seines vollständigen Namen- protokollarisch ausspreche, daß er sich für die französische Nationalität entscheide, entgegenzunehmen und nach Ab lauf der obengedachten Optionsftist ttn Originale anher unmittelbar etnzuseuden. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 22. Juli 1872.
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