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Leipziger jüdische Wochenschau : 06.01.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-01-06
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193301060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19330106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19330106
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1933
- Monat1933-01
- Tag1933-01-06
- Monat1933-01
- Jahr1933
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 06.01.1933
- Autor
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6. Jahrgang) Nr. 1 I \ VN] l'MiS Leipzig, den 6. Jan-1933 LJLPS Die „Leipziger Jüdische Wochenschau erscheint am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Anzeigenpreise: Berechnung erfolgt nach Millimeterzeilen Es kostet die 6gespaltene 41 mm breite Zeile 15 Rpf im redaktionellen Teil 20 Rpf. Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Wo Juden leiden... Tagung des Board of Jewish Deputies D’Arigdor Goldsmid legt definitiv das Präsidentenamt nieder In der am Sonntag, dem 17. Dezember, stattgefundenen Tagung des Board of Deputies of British Jews machte der Vorsitzende des Law and Parliamentary Committee, Lionel •aa 0 n ’ Mitteilung, daß die Bemühungen des Com mittee, O. E. d’Avigdor Goldsmid zum Verbleiben auf seinem Präsidentenposten zu bewegen, erfolglos geblieben Sind. Cohen und andere Redner würdigten sodann in An sprachen die siebenjährige Wirksamkeit Goldsmids als Präsidenten des Board. O. E. d’Avigdor Goldsmid ergriff ■^ann selbst das Wort, um nochmals die rein persönlichen Grunde seines Rücktritts darzulegen. Er versicherte den Board seines weiterbestehenden tiefsten Interesses an den Arbeiten des Board. Die Lage in Polen Es gelangte sodann durch Leonard G. Montefiore der Bericht des Joint Foreign Committee über die jüngsten antisemitischen Ausschreitungen in Polen zur Verlesung. Der Bericht enthält eine Korrespondenz mit dem polnischen Gesandten in London, Skirmunt. In einem Schreiben des Committee an den Gesandten wird der wachsenden Besorg- nis , u i rn c * as Schicksal der Juden in Polen angesichts der sich häufenden antijüdischen Ausschreitungen in mehreren großen polnischen Städten Ausdruck gegeben. Mögen, heißt es in dem Schreiben, bei dem ersten Ausbruch in Lemberg gewisse dunkle jüdische Elemente beteiligt gewesen sein oder nicht, der Effekt war dennoch der, daß friedliebende jüdische Bürger, die nicht entfernt mit diesem Ursprung m Beruhrung gewesen waren, Opfer der Ausschreitungen geworden sind, Wohl wird anerkannt, daß ohne eine ener gische Aktion der polnischen Polizeibehörden der Verlust an Leben und Eigentum der Juden weit größer gewesen wäre, dennoch bleibt der trübe Eindruck von den Vorgängen bestehen. Die jüdische Gemeinschaft Englands weiß der polnischen Regierung für ihre jüngste Intervention zugunsten ihrer im Auslande bedrängten jüdischen Staatsbürger Dank und erkennt die Absicht, der Regierung allen ihren Bürgern, unbeschadet der Rasse und des Glaubens, Schutz ange deihen zu lassen, an. Demgemäß bittet das Committee, aß durchgreifende Maßnahmen zur Verhütung weiterer Ausschreitungen und zur Bestrafung der Urheber der Un ruhen und der Teilnehmer an denselben ergriffen werden. Der polnische Gesandte würdigte in seinem Antwort schreiben die Haltung des Joint Foreign Committee in dieser Frage und versicherte, daß die polnischen Behörden die notwendigen Schritte zur Sicherung der Ordnung er griffen haben. Er glaube, daß diese Vorsichtsmaßnahmen sich als überflüssig erweisen werden, da die Unruhestimmung bereits abgeflaut ist. Montefiore gab seiner Meinung dahin Ausdruck, daß die Haltung des polnischen Gesandten die gleiche sei wie die semer Regierung, daß die höhergestellten Beamten in Polen die Ausschreitungen beklagen, daß aber untergeordnete Organe ihre Vorgesetzten nicht unterstützten. So sehr die barbarischen Ausschreitungen in Polen geeignet sind Ent rüstung zu wecken, so habe sich das Committee in seinem Brief an den polnischen Gesandten Zurückhaltung aufer- egen müssen, da die polnische Regierung in mindestens drei Landern zugunsten ihrer verfolgten jüdischen Staats angehörigen interveniert hat, wobei besonders auf die Aktion der polnischen Regierung zugunsten polnisch-jüdischer Staatsangehöriger in Deutschland hinzuweisen ist. In der Aussprache kritisierte M. H. Davis, Präsident der F ederation of Synagogues, sehr scharf die milde Sprache des Joint Foreign Committee in dem Brief an den polnischen Gesandten und wies auf das tadelnswerte Verhalten des Lemberger Wojwoden hin, der doch gewiß nicht ein unter geordneter Beamter genannt werden darf. Der Wojwode hat erst 24 Stunden nach Beginn der Ausschreitungen ein gegriffen und die Warnungen der jüdischen Führer unbe achtet gelassen. Ein Jude, der mit einer blutenden Kopf verletzung sich zu einer Polizeistation schleppte und um Schutz bat, wurde dort ausgelacht. Der Chefredakteur der „Jewish Times“, Morris Myer, führte aus, die jetzige pol nische Regierung stehe den Juden freundlich gegenüber, die Feinde der Juden seien zugleich Feinde der Regierung. Die Vorgänge in Polen seien nur Szenen in dem großen Drama der Juden Osteuropas. Tragödien ereignen sich auch in Deutschland, Österreich und Rumänien. Der Wirt schaftsboykott ist nicht minder schrecklich als die Aus schreitungen. Die Lage in Deutschland Leonard G. Montefiore verlas dann den Bericht des Joint Foreign Committee über die Lage in Deutschland. Die politische Spannung in Deutschland ist nach der Bil- au 1 g d i er neue . n .»Präsidialregierung“ durch General von Schleicher gewichen. Ohne Unterbrechung aber wütet die antijüdische Boykottafitation durch die Nazis, und die wirtschaftliche Lage der deutschen Juden gibt weiterhin Tagung der jüdischen Jugendvereine Deutschlands Die Neunte ordentliche Delegiertentagung des Verbandes der jüdischen Jugendvereine Deutschlands fand am 25 und 26 Dezember in Frankfurt a. M. statt. Sie wurde durch Dr med. G. Löffler in Anwesenheit von über 200 Delegierten zahlreichen Vertretern von Vereinen und Organisationen und einer großen Zuhörerschaft unter dem Motto „Der Kampf des jungen Juden um seine Existenz ist der Kampf der Judenheit um ihre Zukunft“ eröffnet. Grüße und Wunsche überbrachten der Tagung Dr. Hahn im Namen der Stadt, für die Gemeinde der Vorsitzende der Jugend kommission, Sanitätsrat Dr Ettlinger, für den Allgemeinen deutschen Rabbinerverband und den Konservativ-jüdischen Gemeindeverein Gemeinderabbiner Dr. Jakob Horovitz (Frankfurt a. M.), für die Großloge Bne Brith, die drei Frankfurter Logen und für den Verein Israelitischer Lehrer und Lehrerinnen J. B. Levy und für den Ortsverband Montefiore und den Hessischen Landesverband Alfred Speyer. Die gedankliche Grundlage für die zweitägigen Verhand lungen gaben zwei Referate von Dr. Ed. Strauß (Frank furt) über „Jüdische Antwort auf die Fragen der Zeit“ und von Dr. Paul Eppstein (Mannheim) über „Wirtschafts kampf und Lebensgestaltung der jungen Juden“. Dr. Strauß ging von der gegenwärtigen geistigen Situation aus, die keine Ornamentik des Geistes vertrage, sondern ihn als Wirklichkeit schaffenden Motor in das Leben ein beziehen und in diesem Sinne Philosophie, Theologie und Politik in Einklang bringen wolle. Die Emanzipation habe die Welt der Sicherung und die innere Einheit des jüdischen Menschen zersprengt und damit die Bestandteile seines Daseins gleichsam exemplifiziert. Zugleich bemäch tigte sich der Juden eine Problematik eigener Art. Er wurde zu einem Wesen, daß Ich sagte, und als Individuum wurden von ihm Entscheidungen gefordert. Die Zeit des Anlaß zu schwerer Besorgnis. Die Behörden in Breslau nehmen gegenüber der Forderung der Nazi-Studenten auf Entlassung des Professors Ernst Cohn einen festen Stand punkt ein (den sie aber inzwischen aufgegeben haben. D. R.). Daß die mitteleuropäischen Universitäten sich aus Zentren des Liberalismus zu Brutstätten der Reaktion verwandelten, hat seine politischen und wirtschaftlichen Gründe. Der deutsche Anwalt-Verein z. B., der für einen Numerus clausus für Anwälte überhaupt eintritt, veröffentlichte Zahlen, die zeigen, daß, während noch im Jahre 1901 in Deutschland ein Anwalt auf 8000 Einwohner kam, heute schon ein Anwalt auf 3000 Einwohner kommt. Solcher Art sind die Schwierigkeiten, denen die akademische Jugend in ihrem Kampf um eine nackte Existenz begegnet. Solche Schwierigkeiten bestehen auch in dem medizinischen Beruf. Wenn Herr v. Papen das Wahlalter von 20 auf 25 Jahre erhöhen wollte, so scheint einer der Gründe hierfür der Wunsch gewesen zu sein, Politik möglichst von den Universi täten fernzuhalten. Das Pogrom von Aden ungesühnt In dem Bericht über Aden wird festgestellt, daß der Chief Commissioner von Aden eine Untersuchung über die Feststellung des den jüdischen Pogromopfern zugefügten Schadens abgelehnt hat, weil er den Standpunkt vertritt, es könnte von Schadenersatz keine Rede sein, wenn Schul dige nicht festgestellt werden konnten. Das Committee plant weitere Aktionen in dieser Sache. liberalistischen, individualistischen Denkens aber sei nun vorbei, und die Tatsache, daß die Judenheit eine schick salhafte Gemeinschaft darstelle, trete offenkundig zutage Die Berechtigung des Verbandes ergebe sich einmal aus der Tatsache, daß der einzelne nach außen als Glied der Ge meinschaft mit dem „Wir“ aufzutreten autorisiert sei und durch das Austragen der Spannungen, der Zeit und der Umwelt innerhalb des Verbandes aus den Tiefen des jüdi schen Seins, durch eine jüdische Antwort auf die Fraee der Zeit. & Dr. Eppstein (Mannheim) gab in seinem Referat auf Grund von wissenschaftlichen Untersuchungen ein anschau liches Bild von der Wirtschaftsstruktur und den beruf lichen Aussichten der deutschen Juden. Klar trat die Binnenwanderung der deutschen Juden, die eine Konzen tration in den Städten und zugleich eine Verstreuung in mittlere und kleinere. Gemeinden zur Folge hat, sowie der Bevölkerungsrückgang der deutschen Juden, die Erhöhung des Heiratsalters, die Krise der Familie, der Geburten rückgang und die Überalterung zutage. Die wirtschaft liche Lage sei für den Juden doppelt hart, da für ihn noch die typisch jüdische Notlage, der wirtschaftliche Antisemi tismus und Boykott sowie die Scheu des jüdischen Arbeit gebers, jüdisch aussehende Menschen anzustellen, hinzu komme. i- y°Tr Y erband . for Y ert Dr - Eppstein akute wirtschaft liche Nothilfe zusätzlicher Art. Daneben müsse den Massen ideologische Hilfe gewährt werden. Die Frage, ob die Judenheit sich das Judentum materiell noch leisten könne beantwortete Dr. Eppstein in fünf Teilen. Er wies die Proletarisierungstendenz innerhalb der deutschen Juden heit statistisch nach, die aber nur, vom objektiven Maßstab aus gesehen, eine Änderung der Klassenlage bedeute, am objektiven Habitus der Umgeschichteten wenig ändere (wobei er auch die ganz andere Zusammensetzung des jüdi schen Proletariats berücksichtigte). Er sprach ferner über die Berufsumschichtung der deutschen Judenheit, über die Ansätze zu Kollektivbildungen, über die Frage, ob die Verstärkte Tanzkapelle Fränyu Mora INTIPIE BAR ■ ■ _ Freitag und Sonnabend immer Sonderabend! Allwöchentlich von Sonntag bis Donnerstag die billigen Sekttage MarkenseRte M 5.50 p»r 1/1 Flasche einschl. aller Steuern Man achte auf die Lichtreklame am Königsplatz >3 9 • j^euGAOiiq eag Z091 «Artf» A t t n rn cn 'rtn t i r» a t ttn AA
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