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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120502023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-05
- Tag1912-05-02
- Monat1912-05
- Jahr1912
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Bezug-Preis »«« 1« V»tzr t„«rhalb Deutschland, «ad der deutsch«, Kolonien oiekleliShrl. d.« Mk.. «onatl. I^V «». „»schl- Poftbeftellaeld gerner tu Bel,le». Danemarl. den D-nauktaaten, Italien. Uuiemdura. Niederlande, Ror» weaen, Oesterreich. Unearn, Nudland, Schweden und Schwel». In allen üvrlaen Staaten nur direti durch dl» Geschäfte still« de» Blatte» «rdältltch. Da» Lrip»t,»r la,«blatt erscheint 2mal tL-ltch. Sonn. u. geierta,» nur morgen». Udonne»,nt»«>nnahm« S»dan»«»gali» 8, det „seren Irügern, Aili, len. Spediteuren turd Uana-westellen, sowie Bostämiern und > Briefträgern. «>»,«lv«r»a»»»»r«t, U> Bk. Abend Ausgabe. MpMerTagtblaü 114 8S2 lRachtaaschlu») Lel.-Änschl. 14 6SS N46S4 Handelszeitung. Lankkonto: Allgemeine Dentich« Lredit» Anilalt «rüdl 7L/77 Deutsche Bank. Filiale Letpjig Dep .Kals« Srimnr. Eteinweg ll. W.7«L' Amtsblatt des Rates und des Polizeiamtes der Llaöt Leipzig. Anzeigen-Preis s»r linsrral, au» ileiprtg an» Umgebung di, tspaltig» Peituetl« S Pf die SleNam». »eil, l Ml »an „»wärt» M P>. NeNamen l^V Mt. Inserat, von Uedärden tnr amt» lichen Teil di« Petitretl» w V» Seichästeantetgen mit Plagvorlchrtfleu lm Breis, «rdödi Xadattnachlartl. Betlagegedadrllielamt. auflag« L Ml. o Tausend erkl. Poftgeoühr. Teildetlage böyer. Felterteilt« «uliroae können nicht »uräL- aerogen werden Für da» ikrscheiaen an vellimmien Tagen and Plauen wird keine (baranite übernommen. länietgen»Annavm«: 2»„»nt»gaII« ll det sämtliche» Filialen u. allen Annoncen, Lroebtitonen vr» 2n» and Au»lande» Druä »nd Beel», Fische» ch Rüestei Inbader: Paul Rürlte». RedaMo» an» »eschäst.stell«: Iodanniigass« L -au»l - Filiale Dee»»,,: Eeeiirage t. l lTelevbon »821). M. 223. vomierst»-, üen 2. Mal >s>2. 106. Zshrgsuy. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten. Vas Mchtiytte. * König Friedrich August hat das Pro tektorat über die im Juni in Annaberg statt findende Posamenten-Ausstellung über nommen. (S. Sachsen.) * Im Hafen von Ruhrortist es aus Anlatz des Schiffer st reiks zu Unruhen gekommen. (S. den bes. Art.) * Der am Mittwochabend in Johannisthal ab gestürzte Flieger Hösli ist seinen Verletzungen e r - legen. — In Frankfurts. M. stürzte heute der Flieger Robert Sommer ab. Er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. (S. Sport.) Der Sakai. —* Die Gründung des Jungdeutschland, bundes und seine Ausdehnung auch in dem Posenschen Gebiete hat bei den Polen die Besorgnis geweckt, datz tm Rahmen des Jungdeutschlanddundes auch vereinzelte Mitglieder der polnischen schulent lassenen Jugend sich für die deutschen Bestrebungen gewinnen lassen könnten, und diese Furcht hat zu einer neuen Propagierung der Sokolvereine geführt. In diesen sogenannten Turnvereinen sammelt sich bekanntlich die nationalpolnische Garde, die sich im wlitischen Turnipiel sehr viel mehr als im körper- ichen betätigt. Kürzlich ist nun wieder der Jahr es- »ertcht des Verbandes der Sokolvereine er- chienen, der einen bemerkenswerten Ueberblick über bre Ausdehnung durch das ganze Reich und über yr starkes Wachstum während der letzten Jahre gibt. Die Zahl der Vereine ist von 164 im Jahre 1908 auf 225 im Jahre 1911 gestiegen: die Mitgliederzahl von 7668 im Jahre 1908 auf 9404 im Jahre 1911. Der Sokolverband ist in 13 Gaue geteilt, die sich über das ganze Reich verbreiten. Im Gnesener Bezirk umfaßt er 16 Vereine mit 606 Mitgliedern, im Posener 39 Vereine mit 1129 Mitgliedern, im östlichen Posen 23 Vereine mit 526 Mitgliedern, in Oderschlesien 22 Vereine mit 576 Mitgliedern, in Westpreutzen 14 Vereine mit 377 Mitgliedern. In der mitteldeutschen Gruppe finden wir in Berlin I 7 Vereine mit 160 Milgliedern, Berlin il 3 Vereine mit 65 Mitgliedern, Berlin 111 3 Vereine mit 45 Mitgliedern. Tharlottenburg 4 Vereine mit 85 Mit gliedern, Köpenick 1 Verein mit 14 Mitgliedern, Oberschönewerde 3 Vereine mit 34 Mitgliedern, Rix- dorf 4 Vereine mit 50 Mitgliedern, Schöneberg 2 Vereine mit 25 Mitgliedern, Tegel 2 Vereine mit 20 Mitgliedern, Weihensee 1 Verein mit 20 Mit gliedern. Weiter zählt in dieser Gruppe Dresden 3 Sokolvereine, Leipzig 2, Stettin 1. In der nord westdeutschen Gruppe finden wir unter anderem 2 Sokols in Bremen, 2 rn Hamburg. 3 in Hannover- Linden. Sehr verbreitet sind die Sokols auch ,m westlichen Jndustriedezirk, wo in 5 verschiedenen Gauen 173 Sokolvereinegezählt werden. Mit wenigen Ausnahmen war überall ein starkes Wachstum zu verzeichnen. 15) ÄÜ8. Geschichte eines Frauenherzens. Von Emmy von Pannewitz. ISkachüruck verboten.) Daß ihr Stolz gebrochen würde vor einem Blick aus seinen ernsten Augen und daß nur die Lieb« übrigbliebe, die heiße, nie verlöschende! Sie dachte an ihr Kind! Ihr süher Georg! Wie sie ihn liebte im Grunde ihres Herzens. Und doch war sie ihm keine gute Mutter geworden. Ihr Stolz bäumte sich auf gegen das Mitleid, das sie las in den Augen der Menschen; sie wollte kein Mitleid, von keinem, mochte man sie kalt, hart und herzlos nennen, nur nicht be mitleiden! Ihr Wunsch war erfüllt, sie hatte sie gut zu spielen verstanden, die große Komödie des Lebens, sie hatte ihre Rolle ganz erfaßt. Wer brauchte es denn zu ahnen, datz die gefeierte Ada Wikborg in mancher verzweiflungsvollen Stunde auf den Knien lag und versuchte zu beten, um den rechten Weg wiederzufinden, von dem der Stolz sie fortgetrieben? Aber so oft ihre Hände sich falteten, ihre Lippen fanden nur das eine Gebet: „Hans, komm und hilf mir"; — er würde ihren Ruf hören, er würde kommen und ihr helfen! Heute war er ihr so nahe. Mußte er nicht wissen, datz sie ihn nötig hatte, den Freund? Er kam nicht. — Er hatte sie vergessen. Ein eisiger Strom rann durch Adas Glieder. „Weiter", sagte sie halblaut. Weiter mutzte sie die Rolle spielen, die ihr auferlegt war. Sie klingelte. Die Jungfer erschien. „Ich möchte Toilette machen! Wieviel Zeit ist noch bis zur Abfahrt des Zuges?" „Eine Stunde, gnädige Frau." „Gut, beeilen wir uns. Legen Sie etwas Rot auf, ich möchte nicht, datz man sähe, wie die Kopf schmerzen mich gepeinigt haben." „Zu Befehl, Frau Baronin", und die geschulte Dienerin ging an ihr Werk, und bald stand di« schöne Frau mit blühenden Wangen und lächelndem Munde in eleganter Reisetoilette fertig da. Sie saßen im ToupL. Noch eiken letzten Blick schickte Ada zu den Ruinen de« Schlosses hinauf, nicht ahnend, daß dort ein Sexz heißer schlug in dem seligen Gedenken des Wiedersehens mit ihr! Am andern Morgen ging mit großen Schritten der Professor auf die Villa zu. Lin erwartungs Der Schisserstrelk am Meller- rheln. Die Nheinschiffahrtsaesellschaften versuchen Arbeits willige zu heuern. Bei der Mainschisfahrtsgesell- schaft sind fast alle Streikenden durch Arbeitswillige ersetzt worden, der normale Verkehr konnte bis jetzt noch nicht ausgenommen werden, da es sich meist um ungelernte Leute handelt. Die Reedereien haben sich bis jetzt zu den Forderungen der Arbeiterschaft in keiner Weise ge äußert. Die Rheinschiffahrtsgesellschaft „Rhcnania" mit dem Sitz Homberg am Rhein, sowie einige Firmen des Nuhrortcr Schleppvereins haben die Forderungen der Streikenden bewilligt. Das Echiffspersonal der betreffenden Gesellschaften hat die Arbeit bereits wieder ausgenommen. Der Schiffsverkehr im Mann heimer Hafen bat nach der „Frkf. Ztg." bedeutend nachgelassen, obwohl die Mannheimer Schiffahrt vom Streik nicht betroffen ist. Es kommen nur wenige Schiffe vom Niederrhein an, und in den Kohlenhäfen ruht die Arbeit vollständig. Die vom Streik betroffenen Reedereien erklären, datz sie bereit sind, die Forderung der acht stündigen Nachtarbeit und der Sonntagsruhe zu be willigen. Sie weigern sich jedoch, Verträge ab- zujchlietzen, um in Ausnahmefällen freie Hand zu haben. In Köln treffen täglich zahlreiche Arbeits willige auf den Rheinschisfen em, die größtenteils aus belgischen und holländischen Hafenstädten, von der Elbe und der Oder kommen. Die Reedereien beilagen sich, datz Streikposten Arbeitswillige in Booten von den Schiffen herunterholen. Es mangelt an polizeilichem Schutz. Polizeischiffe halten die Rheinschiffe an und untersuchen dieselben, ob sie vorschriftsmäßiges Personal an Bord haben. Da die Reedereien mit ihren neuen Leuten längere Kontrakte abgeschlossen haben, scheinen sie von einer Wieder einstellung der Ausständigen abzusehen. O Ausschreitungen Streikender. Wie aus Köln gemeldet wird, hat der Rheinschiffer, streik bereits zu Ausschreitungen geführt. Im Ruhrorthafen wurden arbeitswillige Schiffer überfallen und schwer mißhandelt. Gestern trafen mehrere mit Arbeitswilligen besetzte Boote in den Ruhxhäfen ein. Die Reeder hoffen, in kurzer Zeit den Betrieb wieder aufnehmen zu können. Nachklänge ZU üen GrelgMen in üen Lena- -olütelüern. Zum Protest gegen die Vorkommnisse an der Lena feiern, nach einem Telegramm aus Petersburg, dort 54 000 Arbeiter in 148 Fabriken und Werk» stätten. 2« den inneren Höfen von mehreren Fabriken stimmten die Arbeiter das Totenlied zum Gedächtnis der erschossenen Arbeiter an, so daß die Polizei ein greifen mutzte. Der Polizeipräfekt hat 74 Arbeiter und Studenten beiderlei Geschlechts zu zehn Tagen bis drei Monaten Arrest verurteilt wegen Teilnahme an den Stkatzenunruhen der letzten Tage. volles Lächeln spielte um seinen ernsten Mund, als die Glocke mit lautem Schall seinen Eintritt meldete. „Befiehlt der Herr die Zimmer zu sehen, die gestern frei geworden sind?" fragte ein freundliches Mädchen mit weitzem Mützchen auf dem dunklen Haar. „Frei geworden?" klang es von den Lippen des Mannes, mit verstörtem Ausdruck betrachteten seine Augen das Mädchen. „Ja", plauderte dieses fort, „der Herr Baron von Wilborg mit Gemahlin und Dienerschaft. Die Herr, schäften fuhren gestern mit dem Abendzuge ab, sind den ganzen Mai bis zur Hälfte des Juni hier gewesen. ..^zch wollte den Herrschaften meine Aufwartung machen. Wie ich sehe, komme ich zu spät. Ruhig kam es von seinen Lippen. „Ich danke, ich will sie nicht bemühen weiter." Ei» leises Lüften des Hutes, und er ging, in grösster Eile seine wenigen Effekten zu packen, um den nächsten Zug zu erreichen. Roch nicht 24 Stunden später als Ada und ihr Gatte fuhr auch er der nord deutschen Heikiat zu. der er seit länger als drei Jahren ferngeblieben! In dem großen, schönen Garten, der das Häuschen an der Teller Heerstraße umschloß grünte und blühte es an allen Ecken und Enden. Die Vorübergehenden blieben stehen, und manches Mal war es schon vor gekommen, daß eine Dame fragend eintrat, um zu wissen, ob hier eine Gärtnerei und ob die herrlichen Zentifolien und Gloire de Dijon wohl verkäuflich seien. Lächelnd hatte dann die alte Frau Horst den Kopf geschüttelt, aber wenn die Fragende ihr gefiel, so hatte sie ihr flher Rosen mit auf den Weg gegeben. Auch heute stand die alte Dame vor ihren Rosen stämmen, mit liebevoller Sorgfalt die schönsten aus suchend, um ihre» Sohnes Zimmer zu schmücken. In der lasche der -rotzen blauen Schurze knitterte «in Papier, die unverkennbare Form eine» Telegramms zeigend. Heute war e» gekommen, vor wenig Stun den, das Kommen ihres Sohne» meldend. Drei Jahre und darüber war er ihr ferne geblieben, die Reise war zu w«1: aus Süddeutschland, und da» Geld mutzte gespart werden. Was er ihr wohl erzählen würde? Ob sein Herz noch immer frei war? Viel» leicht holte er sich den Segen der Mutter? Lin glück liches Lächeln verklärte die Züge der Alten. Ihr Hans! Er war f» ihr Stolz, ihr alles in der Welt. Wenn er nur «n Glück fand, wie sein ehrliche«, goldenes Herz. sei» treues Gemüt es verdienten. Die Interpellation in der Rrichsdurna. Bei Besprechung der Interpellation über die Er eignisse an der Lena enlärte der Handels minister, er sei von dem Ministerpräsidenten er mächtigt, namens der Regierung kateg orisch die in der Presse und der Duma geäußerte Beiürchtung m dementieren, datz die Wahrheit über die Ereignisse nicht zutage gefördert werbe. Die Negierung iei fest entschlossen, eine umfassende uno eingehende Untersuchung über die,e traurige Angelegen heit zu veranstalten. Es sei notwendig, das Verhalten aller beteiligten Beamten aus- zutlären, sowie die wirtschaftliche Lage und die Arbeitsbedingungen in den Lenagoldfeldern und die ganze Entwicklung des Streiks, der zu der furcht baren Katastrophe vom 17. April führte. (Beifall rechts und in der Mitte.) Der Handelsminister luhr fort: Die Regierung hat beschlossen, dem Kaiser die Notwendigkeit zu unterbreiten, die Unter suchung der Ereignisse an der Lena im weitesten Umiange vorzunehmen und ihn zu bitten, damit eine unabhängige Persönlichteir, die Las Vertrauen des Kaisers genieße, zu betrauen (Bciiall rechis und im Zentrum. DasErgebnisderUntersuchung wirdinweit- gehendstem Matze veröffentlicht werden. Obwohl die Ungeduld der Oeffcntnchkeit vollständig begründet ist, muß doch ugenanden werden, datz es der Regierung unmöglich ist, die Untersuchung zu be schleunigen, weil gegenwärtig jede Verbindung zwischen Urtutsk uno dem Lenadistrikt unter brochen ist. Sobald die Verbindungswege wieder hergestellt sind, begibt sich eine Untersuchungskom- miffion an den Ort der Ereignisse. Die Regierung wird von ganzem Herzen dem Wunsche des Hauses nach Ausarbeitung eines Gesetzentwurfes entsprechen, der die Dingung der Arbeiter auf den Gold- und Platinaseldern, sowie die Arbeitszeit und die Woh nungsverhältnisse der Arbeiter regelt und die Arbeiterversicherung gegen Krankheit und Unglücke fälle auf Sibirien ausdehnt. (Beifall rechts und im Zentrum.) Der itslienilch-rürkilche Krieg. Ein Lebenszeichen von Enver-Bei. Nach einer Meldung des Komiteeblattes „Terdschu- mini Hakikat" traf bei Verwandten Enver-Beis in Saloniki folgende» Telegramm aus Der na ein: ^Ztehe nach dem Süden, um dem Scheich der Senussi entgegenzugehen. Allen Brüdern Gruß. Enver." Das gleiche Blatt veröffentlicht den Aus ruf eines Jungtürkenklubs in Konstantinopel für eine Sammlung zugunsten der durch den Krieg geschädigten Küstenbevölkerung. * . Die Winengrsahr. In Konstantinopel geht das Gerücht, daß ein Schleppdampfer bei der Insel Samothraki, südlich von Dedeaghatsch, durch die Explosion einer Unterseemine gesunken sei. 13 Personen sollen ums Leben gekommen sein. Die Rede des russischen Ministers des Aeußern l Ssasonow hat nach einer Konstantinopeler Meldung in türkischen Kreisen einen ungünstigen Eindruck ge macht. Ein Teil der türkischen Presse spricht seine Unzufriedenheit offen aus, nur „Sabah" meint, daß selbst die unfreundlichen Stellen in der Rede des Ministers nicht dazu angetan seien, di« russisch-türkischen Beziehungen zu stören. Im Gegensatz hierzu hat das Expose des Grafen Dcrchtold in den Psortekrcisen einen ausgezeichneten Eindruck gemacht namentlich die Stelle, in der das Vertrauen ausgedrückt wird, datz seitens Italiens für den Frieden auf dem Balkan nichts zu befürchten sei. Das Expose wurde im Ministerrat verlesen, wo es auch ein«n sehr befriedigenden Eindruck machte. Deutsches Reich. Leipzig, 2. Mai. * Zur zweiten Lesung des Kolonialetats hat die Wirtschaftliche Vereinigung des Reichstags den An trag gestellt, den Reichskanzler zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß der Alkoholimport für den Konsum der einheimischen Bevölkerung in den deutschen Schutzgebieten stetig mehr eingeschränkt werde und darauf hinzuwirken, daß die am 5. Februar 1912 vertagte Brüsseler Konferenz zur Revision des afri kanischen Spirituoscnhandcls bald wieder zusammen trete. - Inkrafttreten des Schiffahrtsabgabengesetze«. Der „Reichsanzciger" veröffentlicht die Verordnung betreffend teilweises Inkrafttreten des Gesetzes über Len Ausbau der deutschen Wasser st ratzen und die Erhebung von Schiffahrtsabgaben, vom 24. Dezember 1911. Danach treten die Artikel 1 und 3 bis 7 des genannten Gesetzes für das ganze Reichsgebiet, der Artikel 2 für das Stromgebiet der Weser am 1. Mai 1912 in Kraft. - Der Ausschuß des Wahlvereins der Reichs- und Freikonservativen Partei hat eine Sitzung des Gesamtvorstandes der Partei auf den 11. und 12. Mai «inberufen. Abgeordneter Freiherr v. Zedlitz wird über die politische Lage iprechen, im übrigen stehen organisatorische Fragen auf der Tagesordnung. * Abschluß der nationalliberalen Einigung«- Verhandlungen. Wie die „Nationalztg." nntterlt, sind die Beratungen der Einigungskommission, die eine Vermittlungsformel für den Ausgleich zwischen den Jungliberalen und dem bekannien Be schluß des Zentralvorstandes finden sollte, gestern zu Ende geführt worden Die Einzelheiten sind vor läufig noch vertraulich, doch ist di« Absicht, den Vertretertag zu verschieben, an dem Wider spruch der Jungliberalen gescheitert. Der Ver tretertag wird also am 12. Mai doch stattfinden und sich mit dem Kompromiß zu beschäftigen haben. * Das Präsidium des Hansabundes beruft den Gesamtausschutz auf den dritten Jahrestag, der Gründung des Hansabundes, den 12. Juni, ein. * An der Konferenz zur gesetzlichen Festsetzung von Sicher ingsmaßnahmen und -einrichtunaen auf den transatlantischen Dampfern, die am 6. Mai im Reichsamt des Innern stattfindet, werden nach der „Voss. Ztg." etwa 100 Personen teilnehmen. Den Vorsitz führt Staatssekretär Dr. Delbrück. An wesend werden sein außer den Reichskommissaren Vertreter der gesamten deutschen Schiffahrtskor porationen und Großreedereien, so von der See berufsgenossenschaft Direktor Schauseil und Richard Krogmann aus Hamburg, ferner Delegierte des Nautischen Vereins, des Vereins deutscher See fischer, des Maschinistenbundes usw. Äon der Hamburg - Amerika - Linie kommt wahrscheinlich Generaldirektor Ballin, ferner bestimmt Direk tor Warnholtz, der Leiter der technischen Abteilung Kapitän Polis und Oberinspektor Sachse. Ferner aus Bremen vom Norddeutschen Lloyd General- Sie kannte ihn ja, ihren alten Jungen! Weich wie Wachs in den Händen der Liebe, eigensinnig, schroff und ablehnend, wo man ihm den eigenen Wil len aufzwingen wollte. Er müßte die rechte finden, nicht jede patzte für diesen unnahbar stolzen Mann mit dem weichen Kinderherzen. Ob er die rechte immer noch nicht gefunden? Zeit würde es, er war fast vierzig Jahre! Wie lange war sie schon die Frau ihres Hans gewesen, als der in demselben Alter war. Frau Horst rechnete nach. 28 war ihr Mann gewesen, als er sie heimgeführt an seinen beschei denen Herd. Sie war acht Jahre jünger, und als ihres Mannes vierzigster Geburtstag gefeiert wurde, da ging Hänschen schon lange in die Schule, wurde gerade nach Quarta versetzt. Wo doch die Jahre blieben. Ihr Gatte ruhte nun schon lange auf dem Friedhof an der Langen Laube, kurz ehe er geschlossen wurde, hatten sie ihn hinausgetragen. Nun wuchs schon der Efeu üppig an dem einfachen Kreuze empor, wie gut, datz sie ihn noch dort be graben, es war so weit hinaus nach dem neuen Fried hof bei Döhren, und das stille Grab mit dem Bänk chen daneben war doch ihr liebster Spaziergang. Dort fühlte sie ihm sich so nahe, der so früh sie allein ließ mit ihrem Kinde! Wohin verirrten sich ihre Gedanken! Rasch die Blumen geschnitten und hinauf getragen in da« kleine Stübchen, das mit seinen frischgewaschenen Vorhängen, dem blütenweiß bezogenen Bette solch anheimelnden Eindruck machte. Ihre schönen Federn, ihr ganzer Stolz, sie waren freilich hinausgeworfen, wie der Junge nur nicht fror unter der dünnen Steppdecke, ganz ohne Unterbett. Nein, das wäre chr zu hart, sie war es bequemer gewohnt aus der Jugendzeit. Die schönsten Rosen, hübsch in einer ge malten Vase, — noch «in Werk ihres teuren Ent schlafenen^— geordnet, kamen auf den runden Tisch vor dem vofa. Wann er wohl kam? „Komme schon heute", da stand es mit Blaustift geschrieben in großer Schrift. „Heute." Das heute ist lang. Don wo er wohl kam? Aus dem Schwarzwald, soviel wußte sie. Aber Kurs bücher. Reiserouten, das war ihre schwache Sette. Konnte sich doch heute noch nicht aus den großen Hannoverschen Bahnhof finden, obwohl er nun fast zwanzig Jahre stand. Da, klirrte nicht das Pförtchen? Ja, das war er, di« hohe, breitschultriqe Gestalt, den weichen, grauen Filzhut auf dem dunklen Haar? Mit jugendlicher Behendigkeit eilte sie die steile Treppe hinab, mir raschen Schritten kam er di« Schieferplatten des Haupteinganges daher! „Mein Mütterchen", und mit starkem Arm umfing er die zierliche Gestalt der glückstrahlenden Frau. Die beiden saßen, eng aneinandergeschmiegt, auf dem mit grünem Rips bezogenen Sofa in der „besten Stube". Hans hatte seiner Mutter erzählt von den Jahren seiner Abwesenheit. Waren auch seine Briefchen fleißig in das stille Haus an der Eilenriede geflogen, so gab es doch so manches noch nachzuholen in seinen Berichten. Er hatte erzählt von seiner Ar beit, die ihn so viel länger in Süddeutschland fest gehalten, als er geglaubt, die Neuaufstellung des umfangreichen Archivkataloges war eine sehr müh same gewesen, da der verstorbene Archivar mitten aus seiner eben in vollster Gesundheit begonnenen Tätig keit durch einen unerwarteten Tod herausgerissen war. Jetzt nach drei Jahren war das groß« Werk vollendet und sein Aufenthalt in Süddeutschland da mit beendigt, da er sich nicht entschließen konnte, als außerordentlicher Professor in seiner akademischen Laufbahn wieder von vorn anzufangen. Mit stummem Kopfnicken hatte die alte Dame den Ausführungen ihres Sohnes gelauscht. Mit keinem Wort unterbrochen. Jetzt konnte sie aber doch die Frag«, die ihr schon lange auf der Zunge ge schwebt, nicht mehr unterdrücken. „Hans, gab es denn gar keine hübschen Mädchen dort?" Es klang so ängstlich, das war nicht Neu gierde, die da fragte, das war der innigste Wunsch eines treuen Mutterherzens, der sich in dieser Frage Bahn brach. Hans lachte. „Doch Mütterchen, und sogar sebr hübsche", — er dachte an das liebliche Profes- serentöchterchen mit den blonden Zöpfen und den strahlenden Blauaugen, das in so kindlich naiver Weise sein herzliches Wohlgefallen an dem stattlichen Mann« bewiesen. Er gedachte auch des Vaters, der in gemütlich schwäbischer Weise es ihm nahegelegt, sein Eidam und Nachfolger im Lehrstuhl zu werden. Ein spöttisches Lächeln glitt über seine Züge na« konnten alle niedlichen Schwabenmädel einem Manne sein, der eine Ada Wilborg gekannt! „Nun Hans, du bist ja so stumm! Soll mein Wunsch sich denn nie erfüllen?" „Arme Mutter, ich kann dir nicht helfen, die kleinen Mädel dort unten passen nicht für deinen anspruchsvollen Jungen." ^Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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