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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320304012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932030401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Enth. Beilage: Der D.N.-Kraftfahrer (Nr. 9, Seite 9-10)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-03
- Tag1932-03-04
- Monat1932-03
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1932
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Lachse« land- und Gurt- > 8,34. lAnsang.) M«r, 'M M„ 7,«7 bk,., ,18 Br., 8,,7 M., ar 103« 8,31 Br, kürz ISA dt» Aufsicht». gauanstalt G. m. 1V. Mürz. chl. Reichold geb. irt Arno Geor, enschel, srüderer nttz und Niedrr. lpen: Nachlaß pen. Z wt <kau: erk, Zwickau. lAnsang) MSk, 5,53, Oklober 8.57 : seit. — Aenuv- I, Ma« 7,7t, Re- ,cr UM, Rovember >nd 35. Antimon, rei« 42 bi« 428, rlinn se Flaschel > OuneeS« ii,i. bis lS-j. Pickel 248, Ausland 3? Swansea iLchil- ov «Psund Sier- «l«n Rr. » sob kilbrr lPence se Gold «Lchtiiinz März. Austrieb: 37 «Ufte, » «alvcn, »e, zusammen 23>il igcsiihr« 1« Rinder, in Reichsmark sür ! 23 bis 23, 3. «ialie «lasse 15 bis 2N. 41, 4. «lasse 81 bi» 48, 2. Klasse 42 bi» 5. Klasse «8 bis «». )e, 5 «alben. Ge- titel, Schaf« ohne nn 2. März. Grotz, b: b«8 Stttrk Aus- «famttendenz: k: Hochtragende und Sorte »W bt» 830, de Rinder, 1. Sorte 123 bi» 180, sährtae dis 283, n. 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Tardteu hat zu diesem Zweck bet den diplomatischen Vertretern Oester reichs, Ungarns und der Kleinen Entente in Paris einen Schritt unternehmen lasten, um zu klären, in- wieweit diese Staaten bereit wären, eine Art wirt- sch östliche Donausöderatton zu bilden. TardieuS Plan geht dahin, nicht nur Deutschland von den Nach- solgestaaten und darüber hinaus vom südöstlichen Europa zu isolieren, sondern auch der Anschlußbewegung in Oesterreich da durch die Basis z« entziehen, daß Oesterreich gewisse wirtschaftliche Vorteile im Rahmen eines festen «irt» fchastttchen BtindnisteS mit der Tschechoslowakei, Ungarn, Südslawten «nd Rumänien geboten werden. Da die ungarische Negierung in letzter Zeit tn Parts An leiheverhandlungen geführt hat und Oesterreich gelegentlich seine finanzielle Abhängigkeit von Frankreich sehr stark hat empfinden müsse», glaubt Tardteu offenbar, natürliche wirtschaftliche Schwierigkeiten dieses gegen Deutschland gerichteten Planes überwinden zu können. Der französische Ministerpräsident hat hiermit die schon beim Friedensschluß von St. Germain aufaetauchten Pläne einer Donausöderation unter dem Einflub Frank- reichs und der Ausschaltung Deutschlands wieder aus gegriffen. Was ihn dazu bewogen hat, dürfte einmal der Gedanke sein, die angeblichen Gefahren, die sich ans einer Zollunion zwischen Deutschland und Oesterreich für Frankreich hätten ergeben können, ein sür allemal zu be seitigen. Der Hauptgrund ist aber ohne jeden Zweifel der, die am rv. Juni beginnende Tributkonserenz im französi schen Sinne vorzubereiten. Deutschland soll isoliert «nd damit mürbe gemacht, eS soll erneut aus die Kni« gezwungen «nd zur Annahme eines »ritten TribntplaneS berettgemacht werden. Die Vorbereitungen der französischen Pläne wurden in der Weise getroffen, dab man insbesondere Oesterreich und Ungarn, die bet der heutigen WtrtschastSgestaltung Mitteleuropas nicht existieren können, finanziell bis ans das än berste erschöpfte. Dies ist gelungen, und namentlich Oesterreich ist völlig am Ende seiner Kräfte angelangt. Das amtierende Wiener Kabinett Bure sch, das sich, wie entgegen anderslautenden Meldun gen sestgestellt werden mub, Deutschland gegenüber durch- aus loyal verhalten hat — auch die Ausschiffung Scho bers darf nicht so verstanden werben, als ob Dr. Buresch einen grundsätzlichen Kurswechsel seiner Politik vorgenom- men hätte — sah sich am 1k. Februar genötigt, eine Er- klärung an die Mächte herauSzugcben, tn der aus- gesprochen wurde, dab die österreichische Negierung »mit allen Staaten, die dazu bereit sind, tn Verhandlungen über eine wirtschaftliche Annäherung etnzutreten" wünsche. ES wurde damals betont, dab es eine LebenSnotwendtg- kett für Oesterreich sei, das; solche Verhandlungen statt fänden und zu positiven Ergebnissen führten. Die Er wägungen nun, die ans Grund dieses österreichischen Hilfe rufs tn Berlin angcstellt wurden, führen jetzt dazu, dab In gewissem Sinne eine Durchkreuzung der Pläne Tardtcus erfolgt. Es mub aber hierbei betont werden, daft es sich hierbei nm keine eigens für diesen Zweck auS- gcdachte Aktion handelt, vielmehr liegt der Entschluss zu dem deutschen Schritt, der heute durch den deutschen Bot schafter tn Wien bekanntgcgcben wurde, weit vor dem Sie DsnausKerallen als Nrmkmilltl vvrUavr Lotutttlaitang Zeitpunkt, an dem Tardteu seine EinkreisungSpläne gegen Deutschland erörterte. Der deutsche Schritt sieht eine Hilfe für Oesterreich in der Welse vor, dab sich Deutschland bereu erklärt, Oesterreich Präferenzen für seinen Export nach Denlsch, land zu gewähren. Das bedeutet, bas; Deutschland trotz der schweren Notlage, in der es sich selbst befindet, gewillt ist, österreichische Waren aufzunchmen, um durch diese Exportmöglichkeit dazu bci- zutragen, Oesterreich am Leben zu erhalten. Ueber die hierzu notwendigen Einzelheiten werden die Verhandlung gen schon tn kurzer Frist beginnen. Die von Deutschland gewährte« Präferenzen allein find aber nicht ausreichend, das Elend, in dem sich Oesterreich befindet, entscheidend zu mildern. Man hosst, da« die Bekanntgabe des deut schen Hilfsangebots dazu führt, dab «och weitere Staaten als Grobabnehmer sür die österreichischen Erzeugnisse diese Präferenzen gewähren werden. Hierbei ist in erster Linie an Italien gedacht, dessen Bedeutung für den österreichischen Absatz ja hinreichend bekannt ist. Gelänge es, ein Präserenziystem dieser Art auf breiter Basis durchzuführen, so wäre das tatsächlich die wirksamste Durchkreuzung der französischen Pläne. Darüber, das; eine Donauföderation, wie sie Herrn Tardieu vorschwebt, aus die Dauer ganz unhaltbar ist, dürften sich auch die geistigen Väter dieses Planes klar sein. Die Föderation, die Tardieu jetzt erstrebt, ist nämlich wirtschaftlich gesehen ein Mistgebilde, und selbst die Goldberge, über die Frankreich verfügen kann, würden nicht ausreichen, eine solche wirtschaftliche Konstellation durch längere Jahre am Leben zu erhalten. Lediglich ein wirtschaftlicher Zn- sammenschlub in dem Sinne, wie er schon durch die deutsch österreichische Zollunion vorbereitet werden sollte, vermag die mitteleuropäischen Staaten am Leben zu erhalten. SS zeig« sich jetzt auch, dab der von Deutschland und Oesterreich damals angeregte Präserenzgedanke sich immer mehr durchsetzt. Man hat von deutscher Seite versucht, Präserenzvcrträgc auch mit Rumänlen und Ungarn abzuschlteßen, jedoch scheiterte daö am Widerspruch der meistbegünstigten Staa ten, wie SowjetrußlandS, Englands, der Türket usw. Jetzt sind nun Verhandlungen etngeleitct worden, die hoffen lassen, dab diele Staaten auf ihren Einspruch verzichten. ES ist in diesem ganzen Zusammenhang lehr interessant, das; man selbst in den wenigen Pariser Blättern, die über hinreichende wirtschaftliche Einsicht verfügen, daran zwei- felt, ob Tardieu seine Pläne werde durchsetzen können. SS wird die Ausgabe der RetchSregierung sein müssen, gegenüber Herrn Tardteu selbst mit allem Nachdruck zum Ausdruck bringen zu lasten, daß Deutlchland seine Manöver durchschaut «nd daß eine wirtschaftliche Gesundung Mittel europas ohne Beteiligung Deutschlands völlig ausgeschlossen ist. Der Reichskanzler hat den deutschen Botschafter in Paris, von Hoesch, zu einer Besprechung nach Berlin gebeten. Man wird annehmen können, das; im Mittelpunkt dieser Besprechungen die neuen Pläne TardieuS stehen werden. ES wäre zu wünschen das; Herr von Hoesch, wenn er nach Paris zuriickkehrt, an den dortigen amtlichen Stellen nachdrücklich gegen das Unsinnige und Törichte einer von Frankreich abhängigen Donauföderation protestier«. Eine besonders üble Nolle in der ganzen Angelegenheit, die Frankreich verficht, hat wieder einmal der tschechische Austen- Minister Bene sch gespielt. Er hat sich wieder einmal tn der Nolle des „französischen Gendarmen In Mitteleuropa" gezeigt. Mastgebend für Ihn war ganz offenbar das fran zösische Gold, denn die letzte grobe Anleihe, die die Tschecho- slowakei von Frankreich bekam, hat sie tn der Erwartung treuer Dienste erhalten. Tardiku übersetzt die ReiMrgierung Berlin, 8. März. Wie verlautet, ist nicht bekannt, dast der französische Ministerpräsident Tardieu den deutschen Botschafter in Paris oder die deutsche Vertretung in Gens über seine Pläne eines wirtschaftlichen Donaubundes zwischen Oesterreich, Ungarn und der Tschechoslowakei unter richtet hat, obwohl er tn Genf sowohl den englischen wie auch den italienischen Austenminister darüber ins Bild ge setzt hat. Diese bewirbt unterschiedliche Behand- kmig steht im krassen Gegensatz zu der Tatsache, dab sich Deutschland und Oesterreich seinerzeit beeilt hatten, -en Plan einer Zollunion in allen europäischen Hauptstädten gleichzeitig amtlich bekannt,»geben. „Richt ohne Deutschland" Wien, 8. März. In einer Grobdeutschen-Versammlung nahm Bundesminister a. D. Dr. Schürsf zur Frage einer Zollentente der Donaustaaten Stellung Er sagte, dab nach wie vor in Oesterreich der Wille und die Notwendigkeit zu einer WtrtschastSgemeinschast der Donaustaaten bestehe, die jedoch nur mit Deutschland zusammen eine dauernde und erfolgreiche HtlsSgemeinschaft für Mittel- «nropa bedeute« kö»««. Dar«» »rüste jeder verfrrchp dtefe mitteleuropäische Wirtschaftsgemeinschaft ohne Dentsch- land zu bilden, wegen der fragwürdigen wirtschaftlichen Bedeutung und Auswirkung als nutz- und aussichts los abgelehnt werden. Eireeruwltz unterwegs nach Verltn Wie«, 8. März. Der Präsident der Wiener Handels kammer. Bundeskanzler a. D. Streeruwttz, ist zu einem zweitägigen Aufenthalt nach Berlin gereist, um dort an einer Tagung im ReichSkuratortum für Wirtschaftlichkeit tetlzunehmen. Rmutman für St« ich uns »er Tribute Laubs«, 8. März. Der Präsident des LanbelSamteS, Nu ne im an, sprach sich heute tn einer Rede, die er vor dem Verband der AuSlandSjournalisten hielt, sür bt« Ein stellung der Kriegsschulden- und Reparationszahlungen au». Er betonte, dab diese Zahlungen den Welthandel lahm legten, den internationalen Güteraustausch ver hinderten und an dem katastrophalen Sturze der Weltmarkt- preif« schuld seien, der ein» der wesentlichsten Moment« der gegenwärtige« Srtse sei. Dee Reichspräsident Durch Beschluß des Reichstags ist nunmehr aus Vor schlag der RetchSregierung der 18. März sür den ersten Wahlgang für die NeichSpräsidentschast nnd der 10. April für den zweiten Wahlgang festgesetzt worden. Damit stehen die Termine sür einen der wichtigsten Wahlakte des deut schen VersassungslebenS fest. Seine Bedeutung ergibt sich aus der sehr elnslubretchen Stellung, die dem Reichsprä sidenten durch die NeichSversassung und vor allem durch die Praxis des deutschen Staatslebens der letzten Jahre, nament lich durch das Notverordnungsrecht des Artikels 18, über liefert worden ist. In den ersten Jahren der deutschen Re publik, als der Reichstag und die Mehrheitsparteien, ent gegen den VersassungSbesttmmungen, in dem Gefühl ihrer Allgewalt das Schicksal der Negierungen noch von Partei konstellationen und den Wünschen scheinbar allmächtiger Par lamentsgruppen abhängig machten, schien es, als ob in der Praxis der Reichspräsident lediglich ein dekoratives Amt tnnehätte, besten Bedeutung sich im wesentlichen in formalen Funktionen erschöpfe. Damals erscholl gegenüber der All gewalt der Mehrheitsparteien und ihrem ost unwürdigen Feilschen um Ministersessel der Rus: Mehr Macht dem Reichspräsidenten! Unterdessen hat das Parlament alles getan, um sein Ansehen durch Unentschlossenheit, durch seine Unfähigkeit, «inen tragsähigen Mehrheitswillen zu bilden» und durch Verantwortungsscheu gegenüber den Folgen seiner eigenen Taten, so gründlich zu zerstören, dast ihm gar nichts anderes übrigblieb, als sich freiwillig weitestgehend aus unserem BerfastungSleben au-znschalten. Im Lause dieser Entwicklung zeigte sich nunmehr, dab der Reichspräsident bereits tn der Weimarer Verfassung über anbcrordcntlich grobe Machtbefugnisse verfügt, die eine Erweiterung bald als überflüssig erscheinen lieben. Tatsächlich wuchsen seine Machtbefugnisse so, dab der Reichspräsident nicht nur neben, sondern an Bedeutung und Selbständigkeit sogar vor den Reichstag trat, der sich In den ersten Jahren demokratischer Begeisterung gerne als der eigentliche politische Machtsaktor fühlte. ES hat sich im Laufe der verfassungsrechtlichen Entwicklung in markantester Weis« gezeigt, dab auch die starren Paragraphen der Ncichs- verfastung unter dem Wandel der politischen Verhältnisse nnd den Erfordernissen des praktischen Lebens sich mit neuem Inhalt erfüllen lasten. Gewisse Bestimmungen, die über die Rechte der Volksvertretung handeln und die jahre lang einseitig im Vordergrund standen, sind znrückgetrctcn, während die verfastungSmäbigen Rechte des Reichspräsiden ten dafür auf das stärkste in den Vordergrund der politischen Praxis rückten. ES hat sich ein verfassungsrechtliches Ge wohnheitsrecht ausgebildet, das kaum wieder in die Zeiten des unumschränkten Parlamentarismus zurückverwandelt werben kann. Damit ist die Reichspräsidentenwahl zum mindesten ebenso stark in den Brennpunkt der politischen Er- eigniste gerückt, wie das bis jetzt eigentlich nur von den Parlamentswahlen galt. Der Reichspräsident hat durch die Fülle wesentlicher Aufgaben, die gewohnhcitSrechtlich jetzt stark unterstrichen worden sind, einen Einflub aus den Ab lauf des politischen Geschehens, der bereits über dem des Parlaments steht. Da er außerdem In der Lage ist, den Reichs, tag jederzeit anszulösen, da seine Absetzung durch Volks entscheid auf Grund eines Parlamentsbeschlusses praktisch unmöglich ist «nd er auf den langen Zeitraum von sieben Jahren gewählt wird, während die Legislaturperiode des Reichstages nur vier Jahre beträgt, ergib« sich, dab viel stärker als Parlamentswahlen die Persönlichkeit des je weiligen Reichspräsidenten unserem politischen Leben ihren Stempel aufzubrücken vermag. ES braucht wohl angesichts dieser Tatfache keiner Hervorhebung, wie entscheidend es ist, welche Persönlichkeit durch beu Wahlakt tn den Besitz so starker Machtbefugnisse kommt, die man nicht mit Unrecht sogar für bedeutender al» die Befugnisse des Kaisers be zeichnet hat. Im einzelnen vertritt der Reichspräsident das Reich völkerrechtlich. Er schriebt im Namen des Reiches Bündnisse und andere Verträge mit auswärtigen Mächten, er be glaubigt und empfängt die Gesandten, er ernennt und ent läßt die Reichsbeamten nnd Offiziere, er hat vor allem auch den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht des Reiches, und er übt das Begnadigungsrecht aus. Besonders wichtig aber ist da» Recht des Reichspräsiden ten, den Reichskanzler und bleNetchSmint- st er zu ernennen und zu entlassen. Dieses Recht
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