Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

Staatsmim'ster v. Wietersheim: Von der Vorlesung -er Verfuge dürste abzusehen sein, jedoch dürste es erwünscht sein, wenn der Herr Referent das ganz kurze Decret vorlesen wollte. Das Allerhöchste Decret lautet: Aus dem anliegenden Aufsatze werden die getreuen Stände ersehen, in welcher Mäaße der verstorbene Superintendent v. Tischer zu Pirna in seinem letzten Willen zu Stiftung eines Seminars für Lehrerinnen und Erzieherin nen ausgesetzt hat, und welche Hindernisse der Verwirklichung dieser Absicht entgegengetreten sind ' - Kann die Zweckmäßigkeit dieses Planes im ausgedehnte sten Umfange noch zweifelhafterscheinen, so empfiehlt sich doch die gemeinnützige Absicht des Stifters nicht nur jedenfalls jetzt schon in mehrfacher Hinsicht, sondern auch als der erste Ver such practischer Ausführung einer Idee, welche im Falle eines günstigen Erfolgs noch größere undallgemeinereVortheile selbst Mr das öffentliche Schulwesen verspricht. Unter Beziehung auf die in der Anfuge näher entwickelten Gründe, nehmendaher Se. Königliche Majestät keinen Anstand, auf Bewilligung der darin für nothwendig erkannten Beihülfe von 4,000 Lhlr. — andurch anzutragen. Allerhöchstdieselben sehen hierüber der Erklärung der getreuen Stände entgegen, denen Si e mitHuld und Gnade jederzeit wohl beigethan verbleiben. Dresden, den 10. Januar 1846. Friedrich August. (L8) Carl August Wilhelm Eduard v. Wietersheim. Präsident Braun: Die hohe Staatsregierung hat er klärt, daß sie von der Vorlesung des übrigen Theils des De krets absehe, und ich frage die Kammer: ob sie ihrerseits damit einverstanden ist? — Einstimmig Ja. Diese Beilage lautet: Der am 28. April 1842 verstorbene Superintendent v. Bischer zu Pirna verfügte in seinem letzten Willen vom 18. Mai 1841 unter Anderm Folgendes: „Gott hat mich mit irdischem Vermögen so über mein Erwarten gesegnet, unter andern auch beim Ankäufe des Ritterguts, zu dem ich ohne mein Wünschen ge langte, mich so viel gewinnen lassen, daß ich zum Danke gegen Gott mich verpflichtet fühle, wieder einen Theil für die Nachwelt zu verwenden. Es sollen daher nämlich: 1) Zwanzig Tausend Lhaler zum Verwirklichen meiner Lieblingsidee, zur Bildung eines Lehrerinnenseminars hier in Pirna, zur Aufnahme besonders von Pfarrer- und Schullehrerwaisentöchtern oder auch deren Witt- wen in Sachsen, wenn sie dazu geeignet sind, unter Lei tung und Anordnung eines hohen Cultusministeriums bestimmt sein, welches um die Verwaltung dieser Stif tung und Uebernahme der Kapitale ein halbes Jahr nach meinem Tode unterthänig gebeten wird." Das von ihm unterm 16. April 1842 legal überreichte Codicill enthielt jedoch diesfalls folgende anderweite Bestim mung: „Ich finde mich bewogen, an meinem am 19. Mai 1841 bei hiesigem Stadtgerichte übergebenen letzten Willen Folgendes zu ändern und bezüglich demselben noch hinzuzufügen, ' . 1- will ich hiermit die Summe, welche ich in jenem letzten Willen für ein zu errichtendes Lehrerinnenseminar aus gesetzt habe, nunmehr auf Zwölf Tausend Thaler ermäßigen und verordne, daß ein Mehreres, als die so eben genannte Summe, nicht zu sothanem Zwecke aus meinem Nachlasse abgegeben werden soll, indem ich an nehme, daß schon dadurch von mir eine hinreichend kräf tige Anregung dazu werde gegeben werden, daß der Staat die übrigens noch erforderlichen Mittel gewähre, um das von mir gewünschte Lehrerinneninstitut zur Ausführung zu bringen. Hierbei bemerke ich, daß ich die Ueberzeugung, wie nützlich und wohlthätig dergleichen Anstalten wir ken müssen, mit vielen einsichtsvollen Männern, na mentlich Pädagogen, theile und deren Nutzen haupt sächlich darin suche, daß die darin erzogenen Mädchen gebildet werden sollen, s) zu Lehrerinnen in den untern Knaben-, vielleicht in allen Mädchenclassen, wozu sie mir geeigneter zu sein scheinen, und für geringere Gehalte zu er langen sein dürften, als männliche Lehrer; b) zu Leiterinnen von Kleinkinderschulen; c) zu Lehrerinnen in Sonntagsschulen für Mädchen, deren Errichtung gewiß eben so zu wünschen ist, wie für die männliche Jugend; 6) zu Gouvernanten, wozu sie in ihrem deutschen Sinne wohl passender erscheinen müssen, als Fran zösinnen ; e) zu Vorsteherinnen und Lehrerinnen weiblicher Er ziehungsanstalten in kleinern Städten, wo die Er ziehung minder kostspielig sein würde, als in den größer». Da ich nun aber dringend wünschen muß, daß die Zwecke, welche ich bei dieser Stiftung beabsichtige, auch baldmöglichst erreicht und die von mir denselben gewid mete Summe nicht etwa zu andern Zwecken verwendet werde, so verordne ich hiermit zugleich, daß, wenn nicht ein solches Lehrerinnenseminar binnen längstens 5 Jah ren von meinem Todestage an wirklich zu Stande ge bracht und in Wirksamkeit getreten fein sollte, die von mir dazu ausgesetzte Summe bei meinem Nachlasse ver bleiben und meinen Erben zufallen soll. 2. Wenn ich neuerdings gegen hiesige Stadt erklärt habe, daß ich eine Summe bis zu fünftausend Thaler» zu einerallhier zu errichtendenKleinkinderschule schenken wolle, so erläutere,ich dies hiermit dahin, daß ich hier unter diejenige Summe mit verstanden, welche ich in meinem obbesagten letzten Willen zu demselben Zwecke