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Leipziger jüdische Wochenschau : 03.04.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193104035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310403
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-04
- Tag1931-04-03
- Monat1931-04
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 03.04.1931
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4. Jahrgang Nummer 14 Leipzig, den 3. April 1931 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau“ erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Herausgeber: Simon Klughaupt, Leipzig C1 Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig O 1, Fregestr. 31, Tel. 10862 [Anzeigenpreis: Berechnung erfolgt nach Millimeter-Zeilen. [Es kostet die 6gespaltene 41 Millimeter breite Zelle 15 Pf&. Bei Wiederholungen Rabatt Pessach ; t . . -4» 1 * * r • ' ‘ ; • ! » • 1 s 11 i « - • ' 1 Bin eigenartiges Fest ist es, das die Juden heute feiern. Wer außerhalb unseres Kreises steht, dem erscheint vieles am Judentum seltsam, am seltsamsten aber wohl, daß die Juden heute noch den Auszug aus Aegypten feiern. Vor 4000 Jahren war dieses Ereignis, und heute wird es noch gefeiert? Haben die geschichtlichen Ereignisse, die in den - vergangenen Jahrtausenden dem Auszug aus Aegypten folgten, keine stärkeren Spuren hinterlassen? Was haben wir mit dem Auszug aus Aegypten zu tun? Fragen an die Ewigkeit! Der jüdische Volksgeist ist nicht zu vergleichen mit dem Geist anderer Völker. Er ist mit einem Geheimnis umgeben. Viele raten und wollen ihn ergründen — ver gebliches Bemühen 1 Man kann viel und großartig über ihn reden und schreiben, theoretisieren, philosophieren — auf den Urgrund stößt man nie — kann man nicht stoßen — denn das Geheimnis der Kraft liegt im Schweigen der innersten Erkenntnis. Man betrachte den alten Juden, diesen jüdischen Typ, den die größten Maler immer suchten, man »ehe ihnen ins Auge, in diesen nach innen gekehrten Blick — da ahnt man das Geheimnis des Judentums, das Geheimnis einer Ewigkeit. Seltsam ist die Geschichte des jüdischen Volkes vom Anfang bis auf den heutigen Tag. Naturgesetze wurden außer Kraft gesetzt. Schon die Entstehung des jüdischen ▼oikes war außergewöhnlich. Alle anderen Gemeinschaften entwickelten sich auf eigenem Boden zum Volke. Israel wurde inmitten der Aegypter zum Volke und zog dann erst aus, um sich ein eigenes Land zu suchen, das Land der Väter. Das Land der Väter Sie gedachten ihrer Väter —. Jahrhunderte waren sie in Aegypten. Zuerst als Herren und dann als Sklaven — gedachten aber stets ihrer Väter. Wer waren diese? Wo begann die Reihe? Wen erkannten sie als Väter an? Nur jene, die als erste den Glauben an einen Gott gepredigt hatten, die die wahre Gotteserkennt nis verbreitet hatten. Dem einen großen Gott dienten sie in Aegypten, und als sie auszogen, da wollten sie jenes Land Snden, in dem ihre Väter gelebt hatten und begraben lagen, Jenes Land, in dem Gott sich Abraham, Isaak und Jakob •flenbart hatte. Wahrlich — eine seltsame Volkswerdung und ein selt samer Auszug. Und so seltsam wie diese Volkswerdung war auch die ganze Geschichte Israels bis auf den heutigen Tag — waren das Reich Israel und das Reich Juda, waren Babylon und das Zweite Reich und der Zweite Tempel, war die letzte Vertreibung des Volkes aus Palästina, war die große Wanderung der Juden durch Europa und ist die Sehn- »m>M der Juden nach Palästina und ist der Versuch, das heilige Land, die alte Heimat wieder aufzubauen und das Jüdische Volk dort zu sammeln. Seltsam, gar seltsam sind die Wege Israels — und sind aefne Feste. Seltsam, gar seltsam ist das Fest der Befreiung, ist das Pessachfest. Seltsam, gar seltsam ist die Sedernacht. Alles, alles ist so seltsam am Judentum, daß man nicht viel Und nicht laut darüber reden mag. Wenn man zu viel und zu laut redet, dann entweiht man das heilige Geheimnis und kann es doch nicht Öffenbaren. Wer es nicht fühlt, was die Lichter in der Sabbatnacht sagen, wer es nicht im tiefsten Herzen fühlt, was die Sedernacht bedeutet, der ist kein Jude, in ihm ist die Kraft der Ewigkeit erloschen, die das jüdische Volk vor dem Untergange bewahrt hat. Pessach ist nicht nur die Erinnerung an die Befreiung aus Aegypten. Pessach befreit das jüdische. Volk Jahr für Jahr. Solange es Pessach gibt, so lange lebt das jüdische Volk. Wir wenden heute unseren Blick zu unseren Ahnen, die einst auszogen aus der Knechtschaft Aegyptens. Indem wir uns mit ihnen verbinden, steht uns die Kraft der Ewigkeit bei, auszuziehen aus der Knechtschaft der Zeit P. "Heligien und "Freiheit (Eine Betrachtung zum Pessachfeste.) Das Judentum krönt sein Frtihlingsfest, die Er innerung an den Beginn 6eines Volkes als Kulturvolk, mit Epitheton: „Zeit unserer Freiheit.“ Es ist das höchste und Tiefste, was damit ausgesprochen wird. Mit der Freiheit beginnt alle Kultur und alle Ethik. Nur freie Menschen können eine Kultur schaffen, nur freie Men schen können den Weg der Moral wandeln. Das Judentum will kein Sklavenvolk, keine blindlings gehorchende Masse, kein Anbeter des Wortes, es will ein freies Volk, ein Volk von Bekennern, von Denkern sein. Daher knüpft es den Beginn Israels als geschichtliches Volk an seine Be freiung aus den Saiavenketten Aegyptens; Die erste Aufgabe des Judentums, das erste Werk Gottes an Israel war die innere und äußere Befreiung. Das Ideal des Judentums ist die freudige Tätigkeit, das stolze Empfinden als Jude und als Mensch. Das kann nur auf dem Wege der Freiheit erstrebt werden. Aber die Freiheit bedeutet nicht die schrankenlose Herr schaft der Leidenschaft, das zügellose Walten der Sinneskräfte. Solch ein Wirken führt zum eigenen Ruin und zur Zerstörung des Bodens der Gemeinschaft. Das wird man als Freiheit nicht bezeichnen dürfen. Das Juden tum wertet die Freiheit hoch, soweit sie nicht in die ge heiligten Rechte anderer eingreift, soweit sie nicht die Wohl fahrt der Gemeinschaft und die sittlichen Kräfte zerstört. Das Schlagwort unserer Zeit ist das Recht des Indivi duums, das Sichausleben der Persönlichkeit. Mit diesen an sich hohen Begriffen wird häufig ein grober Unfug getrieben. Individuelles Recht und gemeinschaftliche Interessen sind keine Gegensätze, sondern sie müssen Hand in Hand mit einander gehen und einander ergänzen. Eine gesunde Frei heit kann sich nur im großen Rahmen der Kultur und der Ethik entwickeln. Das hat das Judentum schon frühzeitig erkannt, und es schuf eine Kultur, in der sowohl die Individualität wie auch die Gemeinschaft, der Staat, sowohl wie der Einzelne zu ihrem Rechte kamen. Die jüdische Religion hat es wie kaum eine andere verstanden, die Leidenschaften zu zügeln, sie in den Dienst einer heiligen Sache zu stellen und so alles Sinnliche zu vergeistigen und das ganze Leben zum Gottesdienst zu machen. Die Frei heit war stets das Element, in dem der Jude lebte. Und doch Ksthflrinenstraßa 8 Tel. 18367 Kurze Straße 3-5 Tel. 19146 Schilder aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall war keine Gemeinschaft so fein gegliedert und so klug kon struiert und von einem einheitlichen Geiste getragen wie die jüdische. Alles acnoue and Große im Judentum war stets da, auch wenn man äußerlich geknechtet war. Weil dem Judentum die Erziehung zur Freiheit bedeutet, weil es das Bekenntnis einer freien großen Seele bildet. Es ist wunderbar, wie sich diese Freiheit durch alle Zeiten und durch alle Schicksale im Judentum erhalten hat. Später in der Diaspora mußte die Religion alle Sehnsucht nach Freiheit und Glück stillen, und sie erweiterte sich zu einer großen jüdischen Gotteskultur, zu einer alles um fassenden grandiosen Weltanschauung. Alle Schönheit und alle Größe wandte sich nach innen. Sogar die angeborene Liebe zur Natur kristallisierte sich allmählich zu einer Be wunderung Gottes und zu einem tiefen religiösen GefühL Die Freiheit nahm immer andere Formen an, aber stets lebte sie im jüdischen Herzen, und sie begleitete den Juden auf allen Pfaden seines Schicksals durch die Geschichte. Es ist von großem psychologischem Reize, den Juden des Ghetto in seinem religiösen Leben und in seinem häus lichen Umgange zu beobachten. Dieser Ghettojude mit seinen Qualen und Schmerzen, mit seinen großen Freuden ist und bleibt ein ewiges Rätsel für den, der das Judentum nicht kennt. Nur aus dem Judentum heraus ist der Jude des Ghettos zu verstehen. Der Ghettojude führt häufig ein Doppel leben, undAeußeres und Inneres sehen bei ihm wie Wider sprüche aus. Und doch sind es nur scheinbare Widersprüche. Draußen tobte der Haß, drinnen am trauten Familientische saßen festlich gestimmte Menschen und sangen ihrem Gotte Loblieder. Draußen wurde die Stimme der Brutalität immer lauter, drinnen verherrlichte man die Freiheit. Trotz aller traurigen Schicksale saß man am Sedertische und erfreute sich an den poetischen Erzählungen von der jüdischen Freiheit. Und man vergaß alle Schmerzen, und man erlebte im Geiste noch einmal die große Zeit der Befreiung des jüdischen Volkes. Und die ganze Gemeinde bildete eine Familie, eine Familie, die glücklich Ferda versichert Vater, Mutter und Kinder ! m durch ein Abonnement auf unsere Lesemappen, verbunden mit hoher Versicherung, billigem Theater- || besuch, Rabatt in erstklassigen Geschäften Leipzigs. s Sie sparen viel Geld Wir liefern: 8 Hefte Preis wöchentl. M. 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