Suche löschen...
Leipziger jüdische Wochenschau : 01.05.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193105018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310501
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-05
- Tag1931-05-01
- Monat1931-05
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 01.05.1931
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4. Jahrgang Nummer 18 Leipzig, den 1. Mal 1931 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau' erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Herausgeber: Simon Klughaupt, Leipzig C1 Schriftleitung und Geschäftsstelle : Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreis : Berechnung erfolgt “nach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6gespaltene 41 Millimeter breite Zeile 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt ‘Rundschau Die Juden in Europa — Auswirkungen der Weltwirt schaftskrise — Wirtschaftsantisemitismus' in Amerika — Die Juden in Japan — Kampf gegen den Mädchenhandel. Leipzig, den 1. Mai 1931. Die „Zeitschrift für Demographie und Statistik der Judern“ (Berlin) veröffentlicht eine eingehende Untersuchung über die Zahl der Juden in Europa zu Beginn des J ah - res 1931, in der sie auf die Zahl von insgesamt 9 785 OOO Ju den kommt. Der Stärke ihrer jüdischen Bevölkerung nach, lassen sich die Länder wie folgt ordnen: Polen: 3 125 000 Juden, europäischer Teil der Sowjet-Union: 2970000 Juden, Rumänien: nicht über 800000 Juden, Deutsch land : 585 000, Ungarn: 473 000, Tschechoslowa kei: 380000, England und Irland: 300 000, Österreich: 220 000, Litauen: 167 000, Frankreich: nicht über 1 160 000, Holland: 120 000, Lettland: 96 000, Grie chenland: 73 000, Jugoslavien: 67 000, europäisch© Türkei: 50 000, Bulgarien: 50 000, B e 1 g i e n: 45 000, Italien: 45 000, Schweiz: 18 000, Danzig: 9000, Schweden: 6000, Dänemark: 5500, Estland: 5000, Saar gebiet: 4500, Spanien: 3000, Portugal: 2500, Finnland: 1800, Luxemburg: 1750 und Norwegen: 1450. Die Untersuchungen gewähren einen interessanten Ein blick in die Gestaltung der natürlichen Bevölkerungsbewe gung bei der jüdischen Bevölkerung Europas. Für die Zeit Ende 1321 bis Ende 1930 stellt sich die natürliche Z u - nähme der jüdischen Bevölkerung in Polen auf nicht weniger als rund 509 000 Seelen. Die Auswanderungsziffer wäh rend derselben Jahre betrug aber nicht mehr,als rund 255 000 Seelen. Der natürliche Zuwachs des rumänischen Ju dentums ergibt eine Zahl von 110000 Köpfen für die letz ten zehn Jahre bei einer Auswanderung von etwa 60 000 Ju den. Das Endergebnis von 9 785 000 Juden wird als die Höchstziffer der jüdischen Bevölkerung Europas Anfang 1931 bezeichnet. Aufschlußreich ist eine weitere Untersuchung, die im 59. Jahresbericht der Anglo Jewish Association veröffentlicht wird. Der Bericht unterstreicht besonders die Auswirkung der Weltwirtschaftskrise auf die Juden in allen Ländern. Durch die Krise wurden nicht nur die zahlreichen Juden, die in Handel und Industrie tätig sind, schwer betroffen, sondern auch die Lebensbedingungen jener breiten jüdischen Schichten erheblich verschlechtert, die sich schon vorher den ökonomischen Verhältnissen der Nachkriegs zeit nur schwer anpassen konnten. Die Verschlechterung der Wirtschaftslage hat auch politische Unruhe und da mit eine Verstärkung der juden feindlichen Propaganda bewirkt, die nicht bloß zu Beleidigungen und gesetzlichen Zurücksetzungen der Juden, sondern in einigen Län dern auch zu gewalttätigen Exzessen führte. Schließlich hat die Ungewißheit, die das ganze Jahr hindurch bezüglich der Lage in Palästina bestand, das ihre dazu beigetragem, den Aspekt der jüdischen Gesamtlage zu verdüstern. Aus dem im Bericht der Anglo Jewish [Association mit ent haltenem Bericht des Joint Foreign Comittee ist zu ersehen, daß die ungünstige Wirtschaftslage vor allem in Polen katastro phale Folgen gezeitigt hat, so daß die politischen Sorgen der jüdischen Bevölkerung gegenüber der erhöhten Sorge um die nackte Existenz in den Hintergrund traten. Die Judenhejt; U n g a r n s hat sich zum erstenmal an die auslän dischen Glaubensgenossen um wirtschaft liche Hilfe wenden müssen. Dagegen hat sich ihre politische Lage verbessert. Das Numerus clausus- Gesetz wurde im Jahre 1928 modifiziert und obwohl noch immer Klage darüber geführt wird, daß der Numerus ,clausus faktisch in Kraft steht, erfreuten sich die ungarischen Juden in den Berichtsperiode doch größerer Freiheit als in irgendeiner anderen Epoche der Nachkriegszeit. Vor einigen Monaten begab sich S. Koldowsky im Aufträge des Verbandes der jüdischen Hilfsorganisationen Großbritan niens nach Rußland, um die Lage der jüdischen Bevölkerung und die Erfordernisse für die Hilfsarbeit an Ort und Stelle zu studieren und die notwendigen Ver einbarungen für die Durchführung des vom Verband mit den Sowjetregierung abgeschlossenen Vertrages zu treffen. Bekannt lich hat sich der Verband verpflichtet, jährlich einen Betrag von 20000 Pfund für Wohlfahrtsarbeit zugunsten der deklas sierten Juden in der Ukraine und Weißrußland zur Verfügung zu stellen. Koldowsky hat nunmehr einen Bericht erstattet, aus dem hervorgeht, daß zwar eine beträchtliche Zahl jüdi scher Jugendlicher in den gegenwärtig in großem Maßstab er richteten Industriebetrieben untergebracht wurde, daß sich aber, die deklassierten Juden, d. h. die früheren Kaufleute und Handwerker, die aller Rechte beraubt wurden, sowie die Kin der und die zur Arbeit physisch nicht Geeigneten in einer höchst beklagenswerten Lage befinden. Da sie keine Brotkarten besitzen, müssen sie die notwendigen Lebensmittel zu außerordentlich hohen Preisen im freien Han del kaufen. Der Deklassierte muß z. B. für ein Pfund Brot, dessen Preis offiziell mit siebeneinhalb Kopeken festgesetzt wird, in Moskau 40 Kopeken, io^der .Krim gar dreieinhalb Ru- “be! bezahlen. Die jüdische Bevölkerung in den Städten und Städtchen hat ebenso wie die in den neuen jüdischen Ko lonien schwer unter Lebensmittelknappheit zu leiden. Wenn man heute von den Auswirkungen der Weltwirtschafts krise auf die Juden in aller Welt spricht, muß man lefider auch das einst vielgepriesene Amerika in den Kreis der Be trachtung ziehen. In einer Sitzung des vom American Je wish Congress eingesetzten Landeskomitees zum Studium des Wirtschaftsantisemitismus berichtete Rabbi J. Cohen u. a,, eine antisemitische Woge überflute augen blicklich die großen Industriezentren der Vereinigten Staaten. Für jüdische Arbeitslose sei es so gut wie ausgeschlossen, in einem christlichen! Hause Stellung zu finden. Eine Reihe von Arbeitsvermittlungs büros hat in ihren Warteräumen Anschläge folgenden Inhalte angebracht: „Arbeitsangebote von Juden werden derzeit nicht entgegengenommen.“ Es ist bekannt, daß sich die Vereinigten Staaten der Ein wanderung von Juden immer mehr verschließen. Um ,so be deutungsvoller ist darum ein Bericht über die jüdische; Einwanderung nach Cuba. Im Verlauf des Jahres 1930 sind 1374;■ Juden nach Cuba eingewandert. Die größte Zahl jüdischer Einwanderer stelltet Polen, und zwar 560 Männer, 328 Frauen und 172 Kin der. An zweiter Stelle steht Rumänien, woher 84 jüdische; Männer, 52 Frauen und 18 Kinder nach Cuba kamen. Aus Li t a u e n kamen 29 Männer, 15 Frauen und 11 Kinder, aus Palästina 10 Männer, 8 Frauen und 10 Kinder. Allen jüd. Einwanderern wurde seitens des vom New Yorker HIAS er haltenen jüdischen Zentrums von Havanna, dem auch eine Klinik, eine von 242 Schülern besuchte hebräische Schule und eine Bibliothek mit Lesesaal angegliedert sind, Hilfe geleistet. Die größte jüdische Einwanderungsziffer kann natürlich, nur Palästina aufweisen. Im März d. J. wanderten 771 Ju den nach Palästina ein, während in den ersten beiden Mo naten des laufenden Jahres zusammen 303 Einwanderer in HR Kathflrinenstraße 8 Tel. 18367 Kurze Straße 3-5 Tel. 19146 aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall das Land gekommen waren. Von den März-Einwanderern kam die Mehrzahl, 636, auf Grund von Zertifikaten -der Jewish Agency, 103 kamen als Verwandte und 32 als Einwanderer mit eigenen Mitteln. Von den Einwanderern stammten. 519 aus} Polen, 69 aus Rußland, 26 aus den Vereinigte» Staaten, der Rest aus anderen Ländern. . .... diese*„Tage .ein jüdischer Journalist mit dem Bruder des Mikado Prinz Taka- matsu, der sich derzeit mit seiner Gattin in New York auf hält. Prinz Takamatsu äußerte sich im Verlauf des Gesprächs folgendermaßen über die Lage der Juden in Japan: Die Juden haben in Japan dieselben Rechte wie die übrige Bevölkerung, wenn sie auch nicht Staatsbürger sind und keine öffentlichen Ämter bekleiden. Das japa nische Volk macht keinen Unterschied in der Behandlung der einzelnen Rassen. Allerdings werden alle Personen nicht japa nischer Abstammung, Juden ebensowohl wie andere Europäer, als Ausländer betrachtet. Jedoch werden alle Ausländer, so lange sie sich den Gesetzen des Landes fügen, in gleicher Weise behandelt, wie die japanischen Bürger. Auf die Frage, ob die Zahl der Juden in Japan wachse und ob sich im Lande ein Widerstand gegen eine jüdische Einwanderung bemerkbar mache, antwortete Prinz Takamatsu: Leute, die zu uns kommen, um uns beim Aufbau unseres Lan des zu helfen, sind stets willkommen. Dem (japanischen Volk sind nur solche Einwanderer unerwünscht, die mns feind lich gesinnt sind. Nach dem Weltkrieg haben sich Juden aua Rußland und anderen Ländern niedergelassen. Die meisten von ihnen waren Kaufleute, es gab aber auch Arbeiter unter ihnen. Eine Wirtschaftskrise im eigentlichen Sinne dieses Wortes gibt es bei uns nicht; die Erscheinung, daß Leute aus Mangel an Mitteln hungern, ist uns unbekannt. Es gibt keinen Grund für eine unfreundliche Haltung der japa nischen Regierung gegenüber jüdischen Einwanderern, die nach 1 Japan zu kommen und sich dort niederzulassen wünschen» vorausgesetzt, daß sie uns nicht feindlich gesinnt sind. Eine wichtige Tagung, an der auch von jüdischer Seite teil genommen wird, fand dieser Tage in Genf statt. Am Dienstag, dem 21. April, wurde in Genf die zehnte Tagung! des „Komitees zur Bekämpfung des Frauen- und) K i n d e r h a n d e 1 s“ eröffnet. An den Arbeiten des Komitees beteiligte sich auch der Generalsekretär der Londoner jüdischen Vereinigung für den Schutz der Frauen und Mädchen S. Cohen. Warum wollen Sie Wir gewähren Ihnen bei Ihren Einkäufen das nicht verdienen? auf Lebensrnittel und Haushalfartikel ä* *■* n Z W N 1-E‘ W W 1\ 52, Verkaufsstellen JL JLMllym mZ? Zenfrallager Wilhelmsfraße 54, Fernsprecher 5£5ö7 Beachfen Sie unsere Verkaufsstelle Wcildstraße 3© — Fernsprecher 252.73
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite