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Leipziger jüdische Wochenschau : 24.04.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193104247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310424
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-04
- Tag1931-04-24
- Monat1931-04
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 24.04.1931
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4. Jahrgang Nummer 17 Leipzig > den 24. April 1931 Hl Die „Leipziger Jüdische Wochenschau“ erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Herausgeber: Simon Klughaupt, Leipzig C1 Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10662 Anzeigenpreis: Berechnung erfolgtjnach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6gespaltene 41 Millimeter breite Zeile 15 PIg. Bei Wiederholungen Rabatt ‘Rundschau Leipzig, 24. April 1931. Die diesjährige Generalversammlung des HilfsVer eins der deutschen Juden, die am Sonntag, dem 19. April, in Berlin stattfand, trug als 30. Jahresver sammlung des Vereins einen besonders festlichen Charakter. In den auf der Tagung gehaltenen Referaten wurde ein anschauliches Bild des 30jährigen Wirkens des Hilfsvereins entrollt, wobei bemerkenswerte Schlaglichter auf die politischen Verhältnisse und die Lage der jüdischen Bevölkerung in den osteuropäischen Ländern, insbesondere in Rußland, Polen, Litauen und Rumänien fielen. In seiner Eröffnungsansprache erklärte der Vorsitzende Dr. James Simon, daß sich die Lage der Juden, besonders in den östlichen Ländern, im Laufe der 30 Jahre des Bestehens des Hilfsvereins dauernd verschlechtert habe und eine Aussicht auf Besserung der Ver hältnisse nicht bestehe. Schon im ersten Jahre seines Bestehens mußte der Hilfsverein angesichts geplanter Maß nahmen der rumänischen Regierung, durch die die dortigen jüdischen Handwerker vom Verlust ihrer Existenz bedroht waren, intervenieren, wobei es gelang, Milderungen des Gesetzentwurfes durchzusetzen. Heute seien in Rumänien ähnliche Bestrebungen im Gange, es bestehe aber weniger Aussicht, sie wirksam bekämpfen zu können. Im Hinblick auf die jüdische Not im Osten gewinnedie Arbeit des Hilfsvereins, dessen Organisation nach dem Kriege neu aufgebaut werden mußte, besondere Bedeutung. Die Anerkennung, die seinem Wirken in der Oeffentlichkeit zuteil wurde, finde in der von keiner anderen jüdischen Organisation erreichten Zunahme an Mit gliedern ihren. Ausdruck. Im Jahre 1930 allein wurden 44neue Gruppen in Deutschland geschaffen. Die regu lären Eingänge des Vereins sind um 30 Prozent gestiegen. Dies berechtige zu der Hoffnung auf eine immer stärkere Anteilnahme des deutschen Judentums an der Arbeit des Vereins. Generalsekretär Dr. Mark Wischnitzer er stattete den Tätigkeitsbericht für das Jahr 1930. Durch die von den überseeischen Immigrationsländern getroffenen Ein wanderungsrestriktionen erwuchsen den Emigranten fürsorge-Organisationen besonders schwierige Aufgaben. Unter der Fürsorge des Hilfsvereins passierten i. J. 1930 den Schlesischen Bahnhof in Berlin 22 8S6 Aus- und Rückwanderer, unter diesen 7363 Nichtjuden. Im Büro der Zentrale des Hilfsvereins fanden 1500 Personen Beratung und Hilfe. Durch die Zusammenarbeit mit HJCEM (HIAS- JCA-EMIGDIREK) in Paris und seinen Zweigstellen in Europa und Uebersee sowie anderen Organisationen war die Möglichkeit zur Durchführung kombinierter Aktionen ge geben. Für die Emigrantenhilfe wurden 104 000 Mark auf gewendet, wodurch jüdische Gemeinden und Wohlfahrts anstalten in hohem Maße entlastet wurden. Die schweren Ausschreitungen gegen die Juden in Rumänien im Sommer 1930 veranlaßten das Präsidium des Hilfsvereins, ein Protestschreiben an den da maligen Ministerpräsidenten Dr. Maniu zu richten, in dem der Erwartung Ausdruck gegeben wurde, daß die rumä nische Regierung für die Durchführung der den _ Juden gesetzlich gewährleisteten Gleichberechtigung und die Ver hinderung antisemitischer Agitationen Sorge tragen werde. Die Kulturarbeit in Rumänien wurde fortgesetzt. Die Zahl der Schüler in den vom Hilfsverein subventio nierten Anstalten beträgt über 3000. Durch eine besondere Aktion wurden beträchtliche Mittel für den Neubau des vor eineinviertel Jahr niedergebrannten jüdischen Kinder- hauses in Kowno aufgebracht. In Polen stellte der Hilfsverein 60 000 Mk. für fünf Sommerferienkolonien, sowie Mittel für das Kindersanatorium in Miedzeszyn, das Kriegs waisenhaus in Bialystok und die Taehkemoni-Schule in Wilna bei. In den jüdischen landwirtschaft lichen Siedlungen in Rußland wurden 1930, bzw. Anfang 1931, zwei Ambulatorien erbaut. Das eine liegt in Krassinak, dem Mittelpunkt der jüdischen Siedlungen im Bezirk Nikopol, das zweite, das den Namen Dr.^ Paul Nathans trägt, im Rayon von Dschnrtschinsk in der Krim, ein drittes Ambulatorium wird demnächst eröffnet. Für den Bau der Ambulatorien und die medizinische Einrichtung wurden bis- her 80 638 Mark aufgewandt. Der am 25. Oktober 1930 verschiedene berühmte Batkeriologe Prof. Waldemar kine hat dem Hilfsverein ein Kapital von rund eineinviertel Millionen Schweizer Franken hinterlassen, dessen Erträgnis »r Förderung von Jeschiwot in Osteuropa unter eventueller Berücksichtigung der handwerklichen Aus bildung der Zöglinge bestimmt ist. Der Heb r ä 1 s c h e n Huiversität in Jerusalem wurden zur Einführung eines deutschen Sprachkursus und dem Misrachi- Lehrerinnenseminar für obligatorischen deutschen Sprach unterricht Mittel beigesteuert. Schließlich wurden rund 30 000 Mk. dem Fürsorgewerk für die Ukrainewaisen, die seit 1922 unter der Obhut des Hilfevereins stehen, und für notleidende jüdische Studierende aus dem Ausland, die deutsche Anstalten besuchen, zugeführt. Die Ausführungen des Redners machten auf die Versammelten einen starken Eindruck. Er unterstrich den überparteilichen Charakter der Organisation, durch den es sich erklärt, daß die Sympathien für den Hilfsverein in den weitesten Kreisen der deutschen Judenheit dauernd wachsen. Wie aus dem Bericht hervorgeht, unterstützt der Hilfs verein der deutschen Juden auch das jüdische Sied lungswerk in Rußland. Dieses Siedlungswerk scheint jetzt neue Schwierigkeiten überwinden zu müssen. Das Moskauer jüdisch-kommunistische Organ „Emess“ erhebt eine Reihe von Anklagen gegen die Art und Weise, wie die Auswanderung von Juden aus den Gebieten der ehemaligen Ansiedlungsrayone in die Krim geleitet wird, aus denen hervorgeht, daß das Werk der Neuansied- lung von Juden in der Krim augenblicklich eine ernste Krise durchmacht. Die Zeitung veröffentlicht ein Telegramm aus Eupatoria, in dem mitgeteilt wird, daß etwa 1(M) Auswan derer wieder in ihre Heimatstädte in Weißrußland und in der Ukraine zurückgesandt werden mußten, weil sie schwindsüchtig, bruchleidend oder sonst krank und für landwirtschaftliche Kolonisation ungeeignet waren. In dem Telegramm aus Eupatoria wird neuerlich gegen die Nachlässigkeit bei der Auswahl der Auswanderer protestiert, die dazu führt, daß Kranke zur Auswanderung bestimmt werden und damit Geld und die Spesen für Hin- und Rück transport überflüssig ausgegeben werden. „Emess“ richtet weiter einen heftigen Angriff gegen die Beamten der Regie rungskommission für jüdische Landansiedlung KOMZET in Moskau und in der Krim. Sie beschuldigt den KOMZET von Eupatoria und andere Behörden verbrecherischer Nach lässigkeit und schwerer Versäumnisse bei der Anordnung entsprechender Vorbereitungen zum Empfang der neuen Siedler. Es sei keinerlei Vorsorge für die Unterbringung der Neuankömmlinge an ihren Bestimmungsorten getroffen worden. Auch sonst sei eine arge Mißwirtschaft und Kor ruption festzustellen. Für die Auswanderer bestimmte Kon servensendungen haben ihren Bestimmungsort nicht erreicht. Die Ortsbevölkerung von Djelal im jüdischen Rayon Freidorf hat sich widerrechtlich in den Besitz einer großen Sendung von Klippfischen für die Auswanderer gesetzt. Weiter wer den im „Emess“ die Namen einer Reihe von Kollektiven im Freidorfer Rayon angeführt, die die Aufnahme der ihnen zugewiesenen Emigranten abgelehnt, dagegen sich bereit er klärt haben, sie wieder an die Eisenbahn zu transportieren, um sie in ihre Heimatstädte zurückzusenden. Das Blatt fordert die Einleitung einer Untersuchung gegen den Dorf sowjet von Tageili im Freidorfer Rayon, der einer Gruppe neuangekommener Jungarbeiterinnen einen „antisemitischen Empfang“ geboten hat. Im Hinblick auf die allgemeine Miß wirtschaft bei der Auswanderungskampagne, auf die un genügenden Vorbereitungen an den Bestimmungsorten und die den Neuangekommenen entgegengebraehte unfreundliche Gesinnung, schreibt „Emess“ schließlich, ist es nicht über raschend, daß die Emigranten verlangen, wieddr in ihre alten Wohnorte im Ghetto zurückbefördert zu werden. Ueber den Antisemitismus in der Sowjet union wird auch von anderer Seite berichtet. Wie dem „Berliner Tageblatt“ aus Tula gemeldet wird, soll es dort vor kurzem zu antijüdischen Ausschreitungen gekommen sein, an denen sich auch Kommunisten beteiligten. Jede Nachricht darüber wurde unterdrückt. Außerdem laufen aus Rußland dauernd Nachrichten ein, die auf ein An wachsen des Antisemitismus in der Sowjet union schließen lassen. Daran knüpft das „Berliner Tage blatt“ die folgenden Ausführungen: „Anerkannt werden muß, daß die Sowjetregierung gegen antisemi tische Hetzer scharf vor geht. Unbarmherzig wer den sie aus der Partei ausgeschlossen. Die Moskauer Regie rung ist der Ansicht, daß antisemitische Hetzereien nur ein Deckmantel für konterrevolutionäre Ma chenschaften sind. Stalin selbst hat dem Antisemi tismus in und außerhalb der Partei schärfsten Kampf an gesagt. Harte Strafen sind bereits verhängt worden. Nach dem Sowjetgesetz können antisemitische Ausschreitungen sogar mit dem Tode bestraft werden. Aber alle Schärfe des Kremls scheint auf die weiten Landgebiete wenig ein zuwirken. Der Menschewistenprozeß (viele der Angeklagten waren Juden) soll den „antisemitischen Kommunisten“ neuen Hetzstoff gegeben haben.“ Es ist verständlich, daß die Ver folgungen der Juden in aller Welt zu einem Erstarken solcher Gedanken in den jüdischen Reihen geführt haben, Kathärinenstraße 8 Tel. 18367 Kurze Straße 3-5 Tel. 19146 aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall wie sie vor allen Wladimir Jabotinsky propagiert. Auf der Danziger Weltkonferenz des Brith Trumpeldor hielt der Präsident der Revisionistischen Weltunion Wladimir Jabotinsky ein Relerat über die Bedeu tung der militärischen Hachscharah. Jabotinsky erinnerte daran, daß der palästinensische Brith Trumpeldor die ersten Instruktoren für die militärische Ausbildung ge stellt hat. Gegenwärtig werde der Plan der Errichtung einer Zentralausbildungsstätte für Instruktoren durch den Kerea Tel Chai erwogen. Wichtig sei die Erlernung aller Arten des Wehrsports, die Gewöhnung an das Feldleben, die Erlernung des Signalisierens usw. Im Betar erblickt der Referent die Avantgarde einer jüdischen Armee, Die Arbeit der erwachsenen Genossen müsse militärisch- erzieherischen Charakter tragen. Besondere Beachtung ver diene auch der Wassersport. Delegierter Katz (Litauen) hielt ein Referat über die Aufgabe des Tel-Chai-Fonds als Instrument für den Schutz und die Verteidigung Erez Israels. Mit Hilfe dieses Instruments, erklärte der Redner, wollen wir physische und moralische Angriffe gegen jüdische Individuen oder die jüdische Gesamtheit ehrenvoll abwehren. Die Mög lichkeit einer solchen Abwehr wurde durch den jüdi schen Selbstschutz in Rußland, durch die Jüdische Legion und durch Joseph Trumpeldor in Tel Chai erwiesen. Die von der Konferenz gefaßte poli tische Resolution hat folgenden Wortlaut: Die Brith- Trumpeldor-Konferenz erblickt das Ziel des Zionismus in der Umwandlung Palästinas zu beiden Seiten des Jordan in einen jüdischen Staat mit jüdischer Mehrheit. Die Aufgabe des Brith Trumpeldor besteht in der Organisierung der jüdischen Jugend und ihrer Erziehung zu Pionieren des Volkes beim Aufbau des Judenstaates in Palästina. Jedes Mitglied des Brith Trumpeldor ist verpflichtet, sich jederzeit für eine Mobilisierung im Dienste des Auf baus des Judenstaates und seines Schutzes den Befehlen des obersten Führers entsprechend bereitzuhalten. Im Hinblick auf dieses Ziel erzieht Brith Trumpeldor die jüdische Jugend ohne Unterschied von Staatsangehörigkeit, Geschlecht, Klasse und Beruf durch gei stige, berufliche und wehrsportliche Ausbildung. Jedes männliche und weibliche Mitglied der Brith-Trumpeldor Bewegung hat sich zur Verteidigung des Palä- stinaaufbaus und der jüdischen Niederlas sungen in den Galuth-Ländern gegen jeden gewalttätigen judenfeindlichen Angriff bereitzu halten. Die Ole-Brith-Trumpeldor haben sich in den ersten zwei Jahren nach ihrer Ankunft in Palästina als im Mobilisierungszustand befindlich zu be trachten und zur Verfügung der Zentralleitung zu halten. Schließlich wurde die Gründung einer zentralen Schule für Sportinstruktoren beschlossen. Zum obersten Führer wurde einstimmig Wladimir Jabo tinsky wieder gewählt. Außerdem wurde eine aus neun Personen bestehende Executive mit dem Sitz in Paris eingesetzt. Nach einer Ansprache Wladimir Jabo- tinskys wurde die Konferenz am Mittwoch, dem 15. April, spät abends, geschlossen. Unter den politischen Nachrichten der letzten Tage war die Ausrufung der spanischen Republik eine der wichtigsten. Die neue republikanische Regierung hat dem päpstlichen Nuntius in Madrid mitgeteilt, daß die Regierung Gewissensfreiheit und Gleichberechtigung aller Glaubensbekenntnisse in Spanien einführen werde und daß damit die katholische Kirche ihre bisherige
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