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Leipziger jüdische Wochenschau : 12.06.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193106122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310612
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-06
- Tag1931-06-12
- Monat1931-06
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 12.06.1931
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4. Jahrgang Hr. 23-24 Leipzig, den 12. Juni 1931 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau“ erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreis: Berechnung erfolgt nach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6 gespaltene 41 Millimeter breite Zelle 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt ‘Rundschau Die Moslems Eigentümer der Klagemauer — Gegen die Ver waltungspraxis der Palästina - Regierung — Die jüdische Emigration — Das Judentum in Rußland — National deutsche Juden. Leipzig, den 12. Juni 1931. Am Montag wurde der 75 Seiten starke Bericht der aut Verlangen des Völkerbundes von der britischen Regierung eingesetzten Klagemauerkommission veröffentlicht. In dem Be richt wird das Eigentumsrecht der Moslems an der Klagemauer anerkannt. Den Juden wird es ge stattet sein, an bestimmten Feiertagen Thorarollen zur Klage mauer zu bringen und eine Thoralade idort aufzustellen, da gegen wird das Sch ofar- Blasen nicht zugelas sen. Den Moslems wird die Abhaltung von Gottesdiensten in der der Klagemauer unmittelbar benachbarten Zikr-Moscbee während der jüdischen Gebetsstunden untersagt. Wiederher siellungsarbeiten an der Mauer sind von den Moslems oder, falls diese dies verabsäumen, von der Palästina-Regierung du.rchzufüliren. Den Moslems wird es untersagt, .bauliche Veränderungen innerhalb des Haram-Bezirks, durch die die Juden am freien Zugang zur Klagemauer 'behindert werden könnten, vorzunehmen. Das Verbot der Aufstellung .von Bän ken,. Stählen—and .Wandschirmen an der Klagemauer bleibt weiterhin in Kraft. (Ausführlicher Bericht auf Seite 2.) . Der Waad Leumi hat als gesetzlich anerkannte Re präsentanz des Jischuw der Permanenten Mandatskommission des Völkerbundes ein Memorandum überreicht, das die Ver waltungspraxis und die politische Einstelllung der Palästina- Regierung einer scharfen Kritik unterzieht, in dem Memorandum wird an der Hand von Tatsachen nachdrück lich auf die Zurücksetzung der palästinensischen Judenheit bei der Arbeit der Palästina-Verwaltung auf den Gebieten des Erziehungs- und des öffentlichen Gesundheitswesens, so wie auf den ungenügenden Schutz der jüdischen Siedlungen hingewiesen. Nach einer Besprechung des Simp son-Berichtes und des Weißbuches wird die Feststellung ge macht, daß der MacDonald-Brief vom Juschuw nicht als be friedigende Interpretation des Weißbuches betrachtet wird. Das Memorandum gipfelt in der Forderung nach freier jüdischer Einwanderung. Der Verband der jüdischen Gesellschaften für Regelung der jüdischen Emigration, HIAS-JCA-EMIGDIREKT (HJCEM), hat soeben seinen Bericht über die jüdische Auswan derung im Jahre 1930 veröffentlicht. Der Bericht wird durch einen allgemeinen Ueberblick über die Beeinträch tigung der jüdischen Wanderbewegung durch die von einer Reihe von Staaten neuerlich verfügten Einwanderungsbeschrän kungen eingeleitet. Trotz dieser Schwierigkeiten sind i. J. 1930 39 000 Juden aus den Ländern Osteuropas ausgewandert. Diese Zahl ist zwar um 6000 .niedriger als die Auswande rungsziffer des Jahres 1929, erreicht aber ungefähr die Höhe der Auswanderung i. J. 1928, als eine ganze Reihe der jetzt in Geltung stehenden Einwanderungsbeschränkungen noch nicht existierten. Im folgenden sind die Zahlen .der jüdischen Auswanderung, nach Bestimmungsländern geordnet, angegeben, wobei zum Vergleich die entsprechenden Ziffern für 1929 in Klammern beigefügt sind: Vereinigte Staaten 8974 (12 883), Argentinien 7805 (5986), Palästina 4944 (5249), Kanada 3963 (3680), Brasilien 3558 (5610), Uruguay 1600 (2400), Süd afrika 1200 (2664), Cuba 1374 (476), verschiedene über seeische Länder und Europa 6000 (6374). Daß die Auswanderungsziffer trotz der neuen Einwande rungseinschränkungen verhältnismäßig so hoch ist, läßt sich daraus erklären, daiß die Furcht vor weiteren Restriktions maßnahmen der Immigrationsländer viele Auswanderer ver anlaßt hat, noch im letzten Augenblick von den gegebenen Einwanderungsmöglichkeiten Gebrauch ' zu machen. So sind z. B. viele Hunderte von Juden aus Polen, Litauen und Lett land im März und April 1930 während der sechs Wochen, die zwischen der Beschließung. und dem Inkrafttreten der neuen Einwanderungsvorschriften für Südafrika lagen, nach Südafrika ausgewandert. Das American Jewish Comittee veröffentlicht statistische Daten über die Zahl der Juden in Amerika. Diesen Aufstellungen zufolge lebten in den Vereinigten Staaten Ende 1927 4 228 000 Juden, was einem Anteil von 3,4 Prozent an der Gesamtbevölkerung des Landes entspricht. Vor .50 Jahren, vor dem Einsetzen der Massenauswanderungsbewegung aus Piußland nach Amerika nach den Pogromen und den Mai- gesetzen von 1881, gab es in den Vereinigten Staaten bloß 230 000 Juden. Von 1881 bis 1930 sind 2 483 944 Judön als Immigranten nach Amelrika gekommen, während 113 099 luden -in dem gleichen Zeitraum aus Amerika auswanderten. Im Jahre 1930 sind 11526 Juden, zum größten Teil Angehörige der im Lande bereits ansässigen jüdischen Bevölkerung, in die Vereinigten Staaten eingewandert. 85 Prozent der jüdischen Bevölkerung Amerikas lebt in Städten mit einer Einwohnerzahl von über 100 000. In Rußland hält der Zustrom der Juden in die Industrie mit unverminderter Stärke an. So .arbeiten z. B., wie aus einer soeben abgeschlossenen Zählung hervor geht, in den Fabriken der Stadt .Odessa gegenwärtig 42000 Juden, während vor einem Jahre erst .19 000 Juden als Fabrikarbeiter in Odessa beschäftigt waren. Hand in Hand mit dieser Industrialisierung geht eine rapide Russifi- z i e r u n g vor sich. Obwohl der Gebrauch der jiddischen Sprache in Fabriken nicht verboten ist, bedienen sich die jüdischen Arbeiter der russischen Sprache, assimilieren sich den russischen Arbeitern und nehmen russische Gebräuche an. Nichtsdestoweniger bricht sich auch in Sowjetrußland der Antisemitismus Bahn. Angesichts der Verstärkung der antisemitischen Strömung in den sowjetrussischen Fabriken, die besonders darin zum Ausdruck kommt, daß immer häufiger Mitglieder der kommunistischen Partei oder der Jung kommunistenliga an antisemitischen Verfolgungen und Aus schreitungen teilnahmen, beginnen die jüdischen Arbeiter aus eigenem Abwehrmaßnahmen zu treffen. In vielen Fällen ver lassen sie ihre Arbeitsplätze, um anderwärts Arbeit zu suchen. Damit wollen sie erreichen, daß eine Anklage wegön „indu strieller Desertion“ gegen sie erhoben wird und sie anläßllich des Prozesses Gelegenheit haben, öffentlich über die Gründe, die sie zum Verlassen ihrer Arbeitsstellen bewogen haben, zu sprechen und gegen die Fabriksbehörden Beschwerde zu führen. Katharinenstraße 8 Tel. 18367 Kurze Straße 3-5 Tel. 19146 aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall Diese Methode wurde z. B. von einer Reihe qualifizierter jüdischer Arbeiter der Polimia Revolutsii-Fabrik in Minsk angewandt. Als die Fabriksleitung, die in letzter Zeit un- verhüllt antisemitische Tendenzen an den Tag gelegt hatte, diese Arbeiter aus antisemitischen Motiven zu minder quali- tizierten Arbeiten heranziehenr wollte, .-verließen sie 'ihre Ar beitsplätze. In der daraufhin-igegen die jüdischen Arbeiter ein geleiteten Untersuchung wurden die antisemitischen Vorgänge in der Fabrik in vollem Umfang aufgedeckt. Wir berichteten wiederholt über die Tätigkeit der jüdischen „Gottlosen“ in Rußland. Eine soeben veröffentlichte Statistik stellt fest, daß die Kampagne derj üdischen Apikorsim oder militanten Atheisten nicht ohne Wirkung auf die jüdische Bevölkerung der Sowjetunion geblieben ist. ln letzter Zeit haben 16 Rabbiner ihre Funktionen niedergelegt, von denen einige den Austritt aus dem Rabbinat stillschweigend voll zogen haben, indem sie von ihren bisherigen Wohnorten 'fort zogen und anderwärts neue Beschäftigungen suchten, während andere öffentlich vor versammelter Gemeinde in der Synagoge ihren Entschluß bekanntgaben. Außerdem haben' zahlreiche Schächter ihren Beruf aufgegeben und öffentlich erklärt, daß sie sich in vollkommener Uebereinstimmung mit den Richtlinien Lenins befinden, der die Anbringung des Karl Marxschen Mottos „Religion ist Opium für das Volk“, an den Kirchen .der Sowjetunion angeordnet hat. Auch bei anderen Konfessionen haben geistliche Funktionäre ihre völlige Abkehr von der Religion verkündet. Der Zentralverband der Atheisten veröffentlicht eine Statistik, derzufolge 854 Geistliche verschiedener Bekenntnisse der Sow jetunion in letzter Zeit ihren Glauben öffentlich abgeschworen haben, Darunter befinden sich drei Bischöfe und 49 führende Geistliche verschiedener christlicher Sekten, 38 mohammeda nische Mullahs und 340 griechiche-orthodoxe Popen. Die ihren Ueberzeugungen treu gebliebenen orthodoxen Prie ster, Rabbiner und Mullahs verlegen vielfach den Gottes dienst aus den Kirchen, Synagogen und Moscheen au» Sparsamkeitsrücksichten in Privaträume. Dadurch er halten die Gottesdienste immer mehr den Charakter von sek tiererischen Versammlungen. Im Zusammenhang damit er lebt auch das wirkliche Sektierertum in Sowjetrußland eine' FIRT HS Die neuen FIAT- und NSU-Modelle sind eingetroffen ln der 10000-1 Bitte besichtigen Sie unsere Aussteliungsräume - HOTEL ASTC RIA, Blücherplatz 2 ALLEINIGE SPEZIALREPARATURWERKSTATT LUTHERSTR. 11 Tel. 68428 Grosses Ersatzteillager aller Modelle Tel. 68428 HAT lind RSUAUTHHOBH.-VERTRB GRIDH, IflTZK CI, 1110«. 11
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