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Leipziger jüdische Wochenschau : 10.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193107101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310710
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-07
- Tag1931-07-10
- Monat1931-07
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 10.07.1931
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4. Jahrgang Leipzig» den 10. Juli 1931 Nr. 27 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau“ erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig O 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreis: Berechnung erfolgt nach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6gespaltene 41 Millimeter breite Zeile 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt 9er 17. üzonisfezi^Kozigrei) zzx Basel Am 30. Juni, 8 Uhr abends, ist in Anwesenheit von 250 Dele gierten und 1000 Gästen der XVII. Kongreß der zionistischen Weltorganisation eröffnet worden. Als Kongreßhaus ist die Baseler Mustermesse mit ihren schönen, großen Räumen ge wonnen worden. Stolz weht die blau-weiße Fahne vom Dache des mächtigen Gebäudes. Ueberall ein bewegtes Leben. Die Parteien halten dauernd Beratungen ab. Noch kennt man.nicht die taktischen Absichten der einzelnen Gruppen. Der Misrachi arbeitet an der Lösung innerer Schwierigkeiten, die hervor gerufen worden sind durch den Rücktritt des Merkas. Die Allgemeinen Zionisten machen eine schwere Krise durch. Die von Dr. Schwarzbart ; (Krakau) organisierte Konferenz nimmt in den politischen Fragen einen Standpunkt ein, den ein Teil der Allgemeinen Zionisten vollständig zurückweist. Diese haben sich zu einer eigenen Gruppe zusammengeschlossen, zu der vor allem die Engländer, Deutschen, Jugoslawen und Tschecho- slowaken gehören. Die Amerikaner stehen in ihrer Mehrheit zur Schwarzbart-Gruppe. Vorläufig besteht der „rechte“ Block der Allgemeinen Zionisten auf einer scharfen Mißtrauenskundgebung gegen die Mandatarmacht, während die „linke“ Gruppe des Zentrums diesen Vorschlag für unpolitisch hält. Was Weizmann betrifft, so scheint nach der bisherigen Konstellation die Neuaufstellung seiner Kandidatur .so gut wie ausgeschlossen. Ueber die Pläne einer neuen Exekution verlautet noch nichts. Wenn auch in der stärksten Partei, der Linken, noch Mei nungsverschiedenheiten bestehen, so ist sie sich doch ihrer Verantwortung bewußt und tritt nach außen hin einheitlich auf. Die Tagesordnung der Eröffnung mußte geändert werden. An SteHe"von“Bialik und Motakin-sprach Ruppin .in-großen Zügen über die Möglichkeiten des Jüdischen Nationalheims. Der Präsident der Zionistischen Exekutive, Nahum Sokolow, er- öffnete den Kongreß mit einer einleitenden Ansprache. An diese mit lebhaftem Beifall aufgenommene Rede ssjriosspn si<jh dig Begrüßungen des Kongresses an, unter denen vor allem die des Vertreters des Kantons Basel-Stadt, Regierungsrat Im Hof, des Britischen Gesandten in Bern, Sir Howard Kennard, des Vertreters des Völkerbundes, Mr. H. R. Cummings, des Vertreters des Internationalen Arbeitsamtes, Mr. Ch. W. Weaver, ferner des Vertreters des Israelitischen Gemeindebundes für die Schweiz und Vizepräsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Basel, Konsul Dr. Lucien Levaillant und endlich des Präsidenten des Schweizerischen Zionisten-Verbandes, Dr. Marcus Kohn, zu erwähnen sind. Anwesend waren die konsularischen Ver treter von Belgien, Deutschland, Frankreich, Jugoslawien, Nie derlande, Oesterreich, Paraguay, Portugal, Polen, Schweden und der Tschechoslowakei, sowie die Vertreter des Großen Rates der Stadt Basel. Nach Abschluß der Begrüßungen erstattete das Mitglied der Zionistischen Exekutive, Dr. Arthur Ruppin, das Referat über „Probleme der Palästina-Arbeit“. Gegen 23 Uhr wurde die Eröffnungssitzung des XVII. Zionistischen Kongresses ge schlossen. In der 2. Sitzung am 1. Juli erfolgte zuerst die Wahl des Kongreß-Präsidiums, in das auf Vorschlag des Zionistischen Aktionskomitees gewählt wurden,: Als Präsident Leo Motzkin, als Vizepräsidenten die Herren Berlin, Eder, Farbstein, Kaplan, Mack, Margulies, Reis, Schmorak und Temkin. Hierauf erstattete der Vorsitzende des Kongreßgerichtes, Rechtsanwalt Sammy Gronemann, den Bericht über die Prü fung der Kongreßwahlen. Jedes einzelne Mandat ist mit be sonderer Sorgfalt geprüft worden. Es wurden insgesamt 253 De legierte gewählt, davon auf Grund von Einheitswahlen 49 De legierte, auf Grund von Abstimmungen 189 Delegierte und auf Grund der Weltwahlliste 15 Delegierte. Im Mittelpunkt der 2. Sitzung stand die große, fast drei stündige Rede Weizmanns. Immer noch gesundheitlich ange griffen, zeichnete er in großen Zügen ein Bild der gesamten dreizehnjährigen Entwicklung, gab eine klare Darstellung eines politischen Systems, kurz eine Rede, der staatsmännische Größe und Würde nicht abzusprechen war. Aus drei Motivreihen, so führte er aus, entstand das britische Interesse an Palästina in der Zeit zwischen 1916 und 1921, als sich die Mandatspolitik noch im Stadium der Formgebung befand. Das Hauptmotiv, das der Balfour-Deklaration zugrunde liegt, ist wohl ein Gefühlsmotiv, das seine Wurzeln in einer tiefen Verbindung mit der Bibel hat. Das zweite Motiv war die Idee der Weltverbesserung — Tikun Haolam —, das Interesse für ethnisch kleine Gruppen und Völker, die von mächtigeren Nationen bedrückt wurden — dabei mußte das peinliche jüdische Problem mit erledigt werden. Die 3. Motivreihe trug ausgesprochenen Nützlichkeitscharakter: der Wunsch, die Sym pathien der Weltjudenheit und besonders der amerikanischen Judenheit zu gewinnen. Eine große und revolutionäre Tat, diese Verbindung einer großen Macht mit einem Volke „ohne Adresse“ I Viele sahen und sehen in der Balfour-Deklaration mehr als sie bot, sie verwechselten die dargebotene Gelegenheit mit ihrer Erfüllung. Mit dem Jahre 1922 beginnt .jene Periode, die man als die der Ausführung von Balfour-Deklaration und Mandat bezeichnen kann. Sie war notwendig eine Zeit der Anpassungen und Ausgleichungen auf jüdischer und britischer Seite. Die Verhältnisse änderten sich, ebenso die politischen und die Gefühlsmomente. Dazu kam der Zusammenbruch der Judenheit Osteuropas, besonders Rußlands, gerade derjenigen, die Pioniere der Bewegung waren. Zionistische Menschen und Gruppen reagierten verschieden auf diese Verhältnisse. Die einen forderten Aufgabe des politischen Kampfes überhaupt, dafür Konzentration auf wirtschaftliche Probleme, einen Aufbau plan auf Business-Grundlage und in der Hauptsache gestützt auf Privatinitative. Für das ande?s,,E.9ttrem-war die WirMichkeit einfach nicht mehr vorhanden. Sie verfochten „Herzls Politik des Judenstaates“. Zwischen beiden Extremen habe, so führte der Redner aus, er 10 Jahre lang versucht, einen mittleren Kurs zu steuern. Drei offizielle Kommentare der Deklaration liegen jetzt vor: 1. Das Mandat selbst, 2. das Churchillsche Weißbuch von 1922, 3. der Brief des englischen Ministerpräsidenten an Weizmann vom 13. Februar 1931, der eine Interpretation des Weißbuches vom Oktober 1930 ist. Zu diesen drei Kommentaren nimmt Weizmann Stellung und geht auf die geschichtliche Entwicklung jener Zeit ein und verteidigt seinen Anteil an dem politischen Geschehen. Im zweiten Teile seiner Rede wendete er 1 sich dön Wirtschaftsfragen zu, streifte das Araberproblem und gab in kurzen Umrissen das Programm von Agency und Zionistischer Organisation: 1. Die Aufrechterhaltung der im Mandat erhaltenem Rechte, 2. die Konsolidierung und Ausdehnung des bestehenden Werkes in Palästina einschließlich Kolonisation der sogenannten Mittelklassen, 3. die Stärkung der nationalen Fonds, des Keren Hajessod und Keren Kajemeth, womöglich ergänzt durch die Aufnahme einer jüdischen Anleihe für die Zwecke der natio nalen Kolonisation und für die Entwicklung und Förderung von Privatuntemehmungen. Schließlich die Ausgestaltung der Or ganisation der Agency selbst auf einer breiteren und gesicherten Grundlage. Diese Rede hat einen nachhaltigen Eindruck hinter lassen. Man ist der Meinung, daß dieses klare und mutige Bekenntnis den Kongreß zur Waren Stellungnahme zwingt. In der Nachmittagssitzung erstattete Professor Selig Bro- detzky das Referat über die politische Arbeits-Exekutive in London, weiter sprach M. M. Ussischkin, der Präsident des Keren Kajemeth Lejisrael über Keren Kajemeth. In der Abend sitzung sprachen unter dem Vorsitz von Leo Motzkin Dr. Arthur Handtke über „Leistungen und Aufgaben des Keren Hajessod“ und das Mitglied der Zionistischen Exekutive, Felix Rosenblüth, über „Die Lage der Zionistischen Organisation und ihre Probleme“. Bei dieser Rede kam es zu einer scharfem Kontroverse mit den Revionisten, denen Rosenblüth Bruch der zionistischen Disziplin vorwarf. Die fünfte Sitzung am 2. Juli eröffnete Dr. Chaim Arlosoroff mit seinem großangelegten Referat „Probleme der Finanzierung des Palästina-Aufbaus“. In der sich an dieses Referat an schließenden Generaldebatte sprach als erster Redner Ben im Katharinenstraße 8 Tel. 18367 Kurze Straße 8-5 19146 18367 Tel. ij Schilder aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall Guiron (Poale Zion), der sich, in hebräischer Sprache, haupt sächlich mit den Revisionisten auseinandersetzte, die wirtschaft lichen Schwierigkeiten undi das Araberproblem behandelte. In der Nachmittagssitzung legte Vladimir Jabotinsky (Zionisten- Revisionisten), die Stellungnahme (seiner Fraktion zur gegen wärtigen politischen Lage dar. Zwei Punkte stellte er in den Kreis seiner Betrachtungen: Den Macdonald-Brief und die „Zielsetzung im Zionismus“. Er schlug dem Kongreß folgende Resolution vor: „Das Ziel des Zionismus, welches unter den Ausdrücken „Judenstaat“, nationales Heim oder „öffentlich- rechtlich g6sicherte-"'H»imstätte“i zu verstehen-Ast» isti.die Schaffung einer jüdischen Bevölkerungsmehrheit auf beiden Seiten des Jordan“. M. M. Ussischkin sprach sich gegen jede Definition des Endzieles aus und richtete einen Warmen Appell an das eng lische Volk sowie an die Versammlung, der er als Ziel das Ende der inneren Zerfleischung ans Herz legte. Die innere Ge nesung würde auch zur äußeren Gesundung beitragen. Nach verschiedenen Debatterednem ergriff in der 8. Sitzung am 3. Juli H. Farbstein (Misrachi) das Wort und führte aus, daß der Judenstaat für den Misrachi keine Phrase und keine Gelegenheit für sozialistische und militaristische Experimente sei. Ohne die Politik Weizmanns würden die Revisionisten nicht so stark sein wie heute. Nachdem, er die Lage in Erez Israel gestreift und ausgeführt hatte, daß der Mittelstand die größten Opfer brächte, denn trotzdem er eine Existenz in Galuth habe, gehe er nach Palästina, um das große Ideal zu verwirklichen, forderte er eine Koalition, die adle Gruppen von rechts bis links ohne Ausnahme für den Aufbau um fassen müsse. Auch Redner der Allgemeinen Zionisten, des Poale Zion* der amerikanischen Delegation kamen zu Worte, In der 10. Sitzung am 5 Juli konnte der Präsident Mozkin den Präsidenten des Internationalen Arbeitsamtes, Albert Tho mas, begrüßen, als den Bürger eines Landes, in dem zuerst auf dem kontinentalen Europa die individuellen Rechte eines- jeden Juden anerkannt wurden. Die mit lebhafter Begeisterung aufgenommene offizielle Begrüßungsansprache hielt der Prä sident der Zionistischen Exekutive, Nahum Sokolow. Albert Thomas dankte tief bewegt und wünschte der Arbeit des Kongresses alles Gute. Stürmischer Beifall dankte ihm, dief Delegierten erhoben sich von den Plätzen. Am Nachmittag des 5. Juli versammelten sich die Delegiertem zu einer Herzl-Gedenkfeier, bei der Präsident Motzkin und Nahum Sokolow sprachen, weiterhin Dr. Osias Thon über Herzl als den Schöpfer der Zionistischen Organisation und Jizschak Grünbaum über „die Lage der Juden in .der Galuth“. * Herr Salmann Schocken spendete anläßlich des Kongresses dem Nationalfonds 3000 Pfund. Weitere Kongreßberichte folgen in der nächsten Nummer. Wavum wellen Sic <Zcz& nicht verdienen? Wir gewähren Ihnen bei Ihren Einkäufen auf Lebensmittel und Haushaltartikel f g* ■ m m gp ■ g ■ ■ bk 52. 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