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Leipziger jüdische Wochenschau : 31.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193107317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310731
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-07
- Tag1931-07-31
- Monat1931-07
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 31.07.1931
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4. Jahrgang Nr. 28 Leipzig, den 31. Juli 1331 Die »Leipziger Jüdische Wochenschau erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreis: Berechnung erfolgt nach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6gespaltene 41 Millimeter breite Zeile 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt 'Rundschau Durch die finanziellen Schwierigkeiten in Deutschland wurden auch die jüdischen Kreditkooperativen in Lettland schwer betroffen. Zwei Kooperativbanken muß ten infolge plötzlicher großer Abhebungen die weiteren Aus zahlungen einstellen. Dies führte zu einem Sturm der Einleger auch auf die anderen Kooperativbanken. Diese wandten sich daraufhin an das Berliner Büro des Joint Distrubution Com mittee mit der Bitte um sofortige Hilfe. Nach Ueberweisung eines Betrages von 50.000 Dollar an die Kreditkassen durch! das Joint Distrubution Committee trat in den Kreisen der Ein leger wieder Beruhigung ein, sodaß ein drohender Run auf sämtliche jüdische Kreditkassen in Lettland vermieden werden konnte. * Die Ausschreitungen gegen die Juden kommen nicht zum' Stillstand. Im Bezirk Storozyneez bei Czernowitz (Bukowina) werden besonders die kleinen jüdischen Gemeinden von den, Anhängern des Antisemitenführers Prof. Cuza terrorisiert. Der jüdische Landwirt Feiwel Greif und seine Gattin in Unter- Petrautz wurden von dem Cuzisten Ilie Kowalski aufgefordert, auf ihren Landsitz zu seinen Gunsten zu verzichten, und, als sie dieser Aufforderung nicht nachkamen, so schwer mißhandelt, daß sie zu ärztlicher Behandlung in die Stadt gebracht werden! mußten. Die angerufene Gendarmerie von Unter- Petrautz weigerte sich einzuschreiten. In einer in Unter-Petrautz abgehalfcenen Cuzisten-Versammlung wurden schwere Drohungen gegen die Judeüschaft des Ortes ausge stoßen. In der Nacht nach dieser Versammlung wurde bei dem jüdischen Landwirt Nuchim Rostocker eingebrochen und alles mobile Hab und Gut mitgenommen. In der gleichen Nacht brachen unerkannt gebliebene Banditen in das jüdische Bethaus von Unter-Pretrautz ein, zerstörten die innere Einrichtung und zerrissen die Gebetbücher der im Bethause untergebrachten hebräischen Schule. Eine verschärfte antisemitische Hetze wird auch in War schau betrieben. So veröffentlicht das Zentralorgan der nationaldemokratischen Partei „Gazetta Warszäwska“ Artikel, die heftige Angriffe und ernste Drohungen gegen die jüdische Bevölkerung enthalten. In den von den nationaldemokratischen Führern Nowaczynskyi und Prof. Rybarsky verfaßten Artikeln werden die Juden für die gegenwärtige schwierige ökonomische Lage in Polen verantwortlich gemacht. Prof. Rybarsky erklärt, in den nationalen Kreisen Polens werde der Unmut über die Juden wachsen, wenn diese weiterhin die Politik der Regierung stützten. Wenn von der polnischen .öffentlichen Meinung ein Feldzug gegen die Juden eröffnet werde, so sei dies nur die natürliche Folge der jüdischen Politik in Polen. Die jüdische Presse kommentiert lebhaft diesen Artikel, der als erne direkte Drohung, gegen die Juden aufgefaßt wird. Die Zeitungen weisen darauf hin, daß schon lange nicht so gehässige antisemitische Artikel in Polen veröffentlicht wurden. Erfreulicherweise fehlt es aber auch nicht an Stimmen gegen den Antisemitismus. Am Donnerstag, den 23. Juli, fand in Pa ris eine von der Liga zur Bekämpfung des Antisemitismus einberufene Massen protestversammlung gegen die judenfeindlichen Ausschreitungen m Saloniki statt. An der Versammlung nahmen über 8000 Per son^ 11 teil. Ansprachen hielten def" ehemalige französische Ministerpräsident Cailloux, Bemard Lecache, Rabbi Levi und eine Anzahl anderer hervorragender Redner, unter ihnen Mit glieder des französischen Kabinetts. n-. Besonders tiefen Eindruck machte die Rede des ehemaligen Ministerpräsidenten Cailloux, der die Behauptung auf stellte, Judenpogrome seien in der Regel Anzeichen eines bevor stehenden Krieges. Daher müsse jeder, der gegen den Krieg, sei, auch den Antisemitismus als Ausdrucksform niedrigster menschlicher Instinkte bekämpfen. Mehrere Kommunisten, die während der Rede Cailloux’a Unruhen hervorzurufen (versuchten, wurden aus dem Säal entfernt. , * Vor kurzem erst ist das Städtchen Lunna im Distrikt Grodno von einer Feuersbrunst heimgesucht worden, durch die Tausende Juden obdachlos geworden sind. Heute wird aus Lemberg gemeldet, daß im Städtchen Delatyn in Ostgalizien 20 von Juden bewohnte Häuser, die .Stadtsynagoge ®'d die Baron Hirsch-Schule abgebrannt sind, und daß etwa 50 jüdische Familien obdachlos geworden sind und von ihrer Habe fast nichts retten konnten. Wie schwer die jüdische Arbeiterschaft unter der Arbeits losigkeit zu leiden hat, ist aus folgender Meldyng ersichtlich: , In Warschau fand eine Plenarsitzung der Exekutive der Kleiderarbeitergewerkschaften statt, in der berichtet wurde, daß zurzeit 800/ 0 der jüdischen Kl eiderar bei tej; in Polen arbeitslos sind. Die Zahl der jüdischen Ar beitslosen im Kleidererzeugungsgewerbe wird auf etwa 9000 ge schätzt. Die starke Arbeitslosigkeit hat auch zur Abnahme der Zahl der Gewerkschaftsmitglieder geführt, da zahlreiche frühere Mitglieder nicht mehr in der Lage sind, ihre Mitglieds- beiträge zu zahlen. Die wachsende Arbeitslosigkeit unter den jüdischen Kleiderarbeitem bewirkte eine starke Binnenwan derung. Dutzende jüdische Arbeiter verlassen ihre Heimatstädte in der Provinz und suchen andere Städte auf, um in ihrem eigenen oder einem neuen Beruf Arbeit zu finden. Die in Shanghai lebenden einige Tausend aschkenasischer Ju den aus England, Deutschland, Rußland und Polen haben sich nun zu einer Einheitsgemeinde zusammengeschlossen. Auf der letzt hin stattgefundenen Gründungsversammlung wurde in fünf Sprachen (deutsch, englisch, jiddisch, russisch und polnisch) debattiert. Es wurde ein provisorisches Gemeindekomitee ge wählt, dem Noblston aus England, Dr. Rosenzweig aus Deutsch land, ferner Poliak, Lipkowski, Chasser u. a. m. aus Ost europa angehören. Es wurde beschlossen, außer der auf dem Gebiete der englischen Konzession bestehenden aschkenasi- schen Synagoge Ohel Mosche eine zweite Synagoge auf einem anderen Gebiet zu errichten und auch den sozialen Dienst zu zentralisieren. * Leider haben wir auch den Tod zweier Führer des Juden tums zu beklagen. Auf der Durchreise in Paris verstarb plötzlich Dr. Lee Käufer Frankel, einer der Führer der amerikanischen Juden, im Alter von 64 Jahren. Dr. Frankel war seit einiger Zeit herz leidend, er hätte es sich aber doch nicht nehmen lassen, die weite Reise von New York nach Basel zur Teilnahme an der Tagung des Council der Jewish Agency zu machen. Die Anstrengungen dieser Reise haben wohl seinen Tod beschleunigt. Das Ableben von Dr. Lee K. Frankel ist ein schwerer Ver lust für die' Jewish Agency, die kürz nach ihrer iGründung den ersten Präsidenten ihres Council, Louis Marshall, und später den stellvertretenden Council-Präsidenten Lord Melchett ver loren hat und jetzt den eben erst neugewählten Mitvorsitzerf- den ihres Council verliert. Auf den Rat und die Tatkraft von Dr. Frankel hat man gerade jetzt, wo man an die Regelung der kritischen Finanzlage der Jewish Agency herangegangen ist, gewisse Hoffnungen gesetzt. Aber auch das Werk der sozialen Fürsorge der amerikanischen Juden und das liberale Judentum in Amerika, dem der Verstorbene als führendes Mitglied ange hört hat, werden an dem. Verlust schwer zu tragen haben. Auf die Pariser Judenheit hat die Nachricht von dem Ableben Frankels einen erschütternden Eindruck gemacht. Auch in Deutschland und in den angrenzenden Ländern hat das Ab leben des jüdischen Führers viel Teilnahme geweckt. Ferner verstarb in Prag, im 56/ Lebensjahre, plötzlich' an Herzschlag Advokat Dr. Ludwig Singer, Mitglied des tschechoslowakischen Parlaments, Begründer und Führer der Jüdischen Partei in der Tschechoslowakei. Seit einigen Jahren litt er an einer Herzkrankheit, die sich während seiner iletzten Werbereisei durch Karpathorußland verschlimmerte. In den letzten Tagen hat sich sein Befinden wieder gebessert, er widmete sich wieder seiner politischen und anwaltlichen Be tätigung. In der Nacht zum 23. Juli verschlimmerte sich sein Zustand wieder, es trat Atemnot hinzu. Ein Herzschlag machte seinem Leben ein Ende. • Das plötzliche Ableben Dr. Ludwig Singers hat in der Tschechoslowakei einen tiefen Eindruck gemacht. Der Bürger meister von Prag, Dr. Baxa, hielt dem Verstorbenen in der Sitzung des Prager Stadtrates am 24. d. M. einen längeren Nachruf, in welchem 1 er auf die Verdienste Dr. Singers um die Stadt Prag hin wies. Der jüdische Nationalrat hielt eine Trauer sitzung ab, in der der Vizepräsident des Nationalrates, Arthur Kauders, die Trauerrede hielt. Das Abgeordnetenhaus der Kathdrlnenstraße 8 Tel. 1836z Kurze Straße 3-5 Tel. ipi 46 aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall Tschechoslowakei, das Prager Rathaus, das Prager jüdische Rathaus und das Beth-Haami haben Trauerfahnen gehißt. Auch die Repräsentanz der Prager Jüdischen Gemeinde hielt eine Trauersitzung ab, in der beschlosesn wurde, dem verstorbenen Präsidenten ein Ehrengrab zu widmen.-Auch in den Provinz» städten wurden Trauerversamimlungen ahgehalten. Das zioni stische Landeskomitee, das Präsidium der Jüdischen Partei und das Präsidium! des Jüdischen Nationalfonds haben in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, einen Ludwig Singer- Hain in Palästina zu errichten. sEuv politischen Cage Am 23. Juli fand ein politischer Informationsabend des Hauptvorstandes des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jü dischen Glaubens E. V. statt. _ Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden des C. V., Justiz rat Dr. Julius Brodnitz, nahm der Direktor des C. V., Dr. Ludwig Holländer, das Wort, um in scharfer Konzentration auf dier vom deutsch-jüdischen Gesichtspunkt aus wesentlichsten Fragen, der Gegenwart einzugehen und Folgerungen für die Arbeit und deren Aussichten zu ziehen. Dr. Holländer sieht im 12. Juli einen Stichtag von besonderer Bedeutung in der innerpolitischein!: Lage Deutschlands, jenem Tag, an dem das Schicksal der Danatbank sich entschied und damit die ungeheuer schwierige' Situation Deutschlands offenkundig wurde. Der C. V. habe, ohne erst abzuwarten, wie diese Ereignisse sich in der national sozialistisch-antisemitischen Agitation auswirken werde, sofort umfangreiche und prophylaktische Maßnahmen ergriffen, die- bis zum' Augenblick jedenfalls ihre Wirkung nicht verfehlt hätten. Der Referent schilderte sodann im einzelnen das Un aufhörliche relativ zu den Möglichkeiten des C. V. befriedigende, aber im Absoluten wegen des Optimismus gewisser maßgebender- Kreise nicht durchschlagende Bemühungen des C. V., die Er kenntnis von der Bedrohung der deutschen Innen-, Außen- und Wirtschaftspolitik durch die nationalsozialistische Agitation zu verbreiten. Es sei nur zu hoffen, daß jetzt, wo sich die Be rechtigung unserer Warnungen erweise, noch in letzter Stunde die erforderlichen Maßnahmen getroffen würden. Einen weiteren- Stichtag sieht Dr. Holländer in dem Termin der Volksabstim mung am 9. August. Er vertritt die Auffassung, daß für Ord nung, Ruhe und Sicherheit jedenfalls bis zu diesem Zeit punkte keine Besorgnis zu bestehen brauchte. Damit solle natürlich nicht ausgedrückt werden, daß nach diesem Zeit punkt akute Gefahren drohten, aber präzise Voraussagen ver böten sich über längere Zeiträume. Dr. Holländer ging alsdann Meine Kaffees werden alle verlesen iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiii: daher der reine Geschmack und das feine Aroma Eduard Habert, Kaffeerösterei Neumarkt 24 Telefon 11458 Lieferung frei Haus
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