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Leipziger jüdische Wochenschau : 12.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193109122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310912
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-09
- Tag1931-09-12
- Monat1931-09
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 12.09.1931
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4. Jahrgang Nr. 31 Leipzig, den 12. Sept. 1931 I 5691 5692 'S ! < H&chwävi& 't Vovw&eis ■ « 1 ■ ■ 1 ' * Der Reiz des Neuen, läßt oft die Lust aufkommen, das Alte zu vergessen, zu verwerfen. Was heute ist und morgen wird, ist oft das Grab des gestern. Die Sehnsucht nach der Ver änderung birgt oft in sich den Wunsch .nach dem Versunken sein des vorhandenen Zustandes. Diese menschliche Eigenart ist nicht gerade jüdische Art. Wir sehnen uns oft nach Veränderung, nach neuen, nach kommenden Dingen, ohne daß damit die Vergangenheit, das Alte niedergetreten wird. Wir gehen mit Freude einem neuen Jahre entgegen, aber wir leben dennoch des Glaubens, daß es nur fortarbeiten kann am Werke des alten, daß es nur vollenden kann, was un vollendet geblieben, nur erfüllen kann, was der Erfüllung noch harrt. • ■ , Deshalb werden wir das alte Jahr nicht verlassen, ohne daß wir in einem kurzen Rückblick i. es noch einmal betrachtet haben. Wir schauen um unseren, engsten Kreis,„u«t-die . jüdische . Gemeinschaft ■ in Deutschland. — Wir begannen das Jahr unter den angsterregenden Nachwirkungen der Wahlen des 14. September 1930, die uns erkennen ließen, wie viele unse rer Mitbürger einer Partei ihre Stimme geben konnten, die zu den bestimmtesten Programmpunkten Judenbekämpfung rech net. Die Ausschreitungen in Berlin, die zur Zeit des vorigen Neujahrsfestes stattfanden, ließen ahnen, was trotz aller betonten Loyalität möglich sein kann. Dieses Bangen, ohne größere Folgen zwar, mußte sich während des ganzen Jahres erhalten. So erlebten wir manche Einschränkungen, die unsere Gleich-, berechtigung erschütterten. Am 1. Oktober 1930 wurde dasi Schächtverbot in Bayern eingeführt.. Von den Natio- : nalsozialisten wurde in über 30 Städten Preußens der. Ver- ! such unternommen, ein solches Verbot durchzusetzen. Nur in wenigen Städten ist es zwar bisher gelungen, dafür im ganzen Lande Braun schweig, wo sogar das Geflügei- schächten verboten wurde. Die verschiedentlichen Hinweise auf die wirtschaftlichen Schäden haben nur in Zwickau zur Aufhebung geführt. Das Resultat zeigt, daß auch die neuest« Verfassung die religiösen Rechte der Juden nicht genügend schützt, daß die Religionsfreiheit recht willkürlich aufgehoben werden kann. Solche Dinge ermutigen rohe Patrone, Friedhofs schändungen vorzunehmen, deren Zahl schon weit über 100 ist. Das Preußische Innenministerium hat sich zwar klar und eindeutig dagegen ausgesprochen und die schwersten Ahn dungen angedroht, aber die Toten schweigen ja und lebende Zeugen sind selten zu finden, daher entgehen die Täter meistens der Hand des Gerichts und verführen andere. Die Feigheit dieser Tat und die Niedrigkeit dieser Gesinnung sind ein betrübendes Beispiel für die schlimmen Folgen verführe rischer Hetze. Boykott im wirtschaftlichen Leben, Trennung in der Ge sellschaft, Verhetzung in der Schule sind die unausbleib lichen Folgen solchen Treibens. Listen jüdischer Geschäfte kur sieren, der Verkehr mit Juden wird immer seltener, da und von den Schulen, wo die Juden leicht gezeichnet, braucht nicht erst gesprochen zu werden. Die höheren Schulen sind die Hochburgen der Reaktion, nur wenige Lehrkräfte stehen auf dem Boden der Republik. - So . erziehen sie auch die kommende Studentenschaft. - Daher das kulturwidrige Treiben an den Universitäten. Wien hat hier das Muster geliefert, Berlin, Hamburg, Köln haben die Nachahmung nicht gescheut. Hier, wo man doch am ehesten mit den Waffen des Geistes kämpfen sollte, findet man Stöcke und Steine, Bomben und ähnliches Kriegsgerät, mit dem man nationales Gut behaupten zu können glaubt.. { Aber ohi\e Zweifel ist auch dies eine Folge der wirt schaftlichen Not, die die Furcht vor der Konkurrenz zu einem Gespenst heranwacbsen. läßt. Die allgemeine Lage und dazu der Boykott gegen die jüdischen Geschäfte haben diese Not so gewaltig gesteigert, daß die Gemeinden beinahe unj ihre Existenz kämpfen, daß sie ihre Beamten und Angestellten ab blauen und so das Heer der jüdischen Personen vennehren, die schon heute stellungslos und arbeitslos sind und nirgends Unterkommen können. Die sich' ständig häufenden Konkurse jüdischer Geschäfte zeigen die fast vollständige Aufhebung des Mittelstandes und die Herabsetzung der größeren Ge- schäftsuntemehmungen. Dabei kann die Versetzung der Juden auf das Land leider nur wenig helfen, und die Berufsum schichtung hat fast keinen praktischen Wert, da sämtliche Berufe jetzt überfüllt sind. i Das Bild, das das vergangene Jahr den Juden in Deutsch land aufrollt, deckt sich zwar nicht — glücklicherweise — mit dem Erlebnis, das die Juden in den anderen Staaten! hatten, aber auch da zeigt oft der Himmel schwarze Wolken und die trüben Lehren des kultivierten Deutschland finden auch anderswo noch Nachahmung. _ Ganz schaurig muten die Mitteilungen von dem 1 Judenhaß in Mexiko und von der Brandstiftung, die am Juden viertel ln Saloniki angelegt wurde. Dazu kommen die kleinen Sticheleien und die ungeheuer schweren Steuerlasten in Po len, die Schächtbeschränkung in Norwegen, wo man nur Schwäne schachten darf und die alten Antisemitismus ereignisse in Rumänien. Gut und Blut der Juden sind nur allzuoft der Willkür der Wirtsvölker ausgesetzt und müs sen ihre Nöte doppelt erdulden. Selbst in Amerika, wo der Präsident Hoover die Juden zu Rauschhaschonoh beglück wünscht, soll die deutsche Pflanze des Judenhasses schon eingeführt sein, und England, das neuerdings sogar zwei jüdische Minister in seinem Kabinett hat, schützt zwar seine Juden, ist .aber in seinem Verhalten zur Gesamtjudenbdt recht schwankend. Man kann kein Paradies für Juden aiif der weiten Erde finden, es sei denn Holland, das Religion und Leben der Juden begünstigt und erleichtert. Um so trauriger berührt e3 daher, daß die Möglichkeit ein wirklich jüdisches Zentrum, in welchem die Juden nicht Spiel ball anderer Nationen sind, zu schaffen, sich in einer schwe ren Krise befindet. Man mag welche Haltung auch immer zum Zionismus einnehmon, man wird seiner Idee bewundernd ge* genüberstehen und mindestens in der Form der Jewish Agency den Aufbau des heiligen Landes fördern. Der letzte 'Zionisten- kongreß kann nicht sehr ermutigend wirken und die Vorgänge des letzten Monats machen deutlich, daß dort nur eine Hoff nung auf lange Sicht zu erwarten ist. Aber es war eben falsch, wenn man geglaubt hat, die Diplomatie würde die Dienstag, d. 13.Sept. 3a-5M. Mittwoch, d. lö.Sept.3K-5K Uhr nachm,. Doanerstag.d17.Sept. 3k-5*. Freitag. d 18. Sept. 3k-5j* Uhr nachm. N 7j in unserem großen, zu diesem Zwecke noch bedeutend erweiterten Erfrischungsraum Wir wollen ihnen ein möglichst übersichtliches Bild der neuesten oiä e n? h M P !, ut !£ e , n seben - Wr werden Ihnen vorführen. was maß- gebende Modenhäuser des ln- und Auslandes In Damen-Konfektfon. Damen- Hüten, modischen Kleinigkeiten. Handtaschen etc. fetzt bringen. Diese Veranstaltung gibt ihnen wertvolle Anregungen für den Kauf ihrer neuen Kleidung und zeigt Ihnpn zugleich, wie bIBIg Sie bei uns kaufen können. wahrend der Vorführung verabreichen wir für 1 Mk.,inkL Bedienung S* Sr^ThMiE mIt ^ eba , ck c u - Schlagsahne. Vorbestellungen an unserer Theaterkasse im 1. Stqck und an der Könfektfons- Kasse Im 2. Stock. — Einlaß nur gegen Karte. 9’J^eueAoii^eag 2091
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