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Leipziger jüdische Wochenschau : 11.12.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193112116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19311211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19311211
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-12
- Tag1931-12-11
- Monat1931-12
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 11.12.1931
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4. Jahrgang Nr. 36 lYNIVERS.) L I P S . i Leipzig, den 11. Dez. 1931 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau' erscheint am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Schriftleitung und Geschäftsstelle : Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreis: Berechnung erfolgt nach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6gespaltene 41 Millimeter breite Zeile 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt Hoover-Moratorium, Rüstungsfeierjahr und Juden Von Regierungsrat J. Kreppei. Die schwere Krise, unter der die Welt in der Nachkriegs periode zu leiden hat, ist hauptsächlich durch zwei Momente verursacht worden, die ihre Wurzeln in den Friedensverträgen haben. Die großen Reparationslasten, die den besiegten Staaten auferlegt worden sind, machten diese direkt zu Sklaven der Sieger, schwächten ihre Wirtschaftskraft, zehrten ihr Volks vermögen auf, behinderten die normale wirtschaftliche Ent wicklung, vermehrten die Arbeitslosigkeit und häuften immer mehr Elend und Not nicht nur in diesen Staaten, sondern auch in den Ländern der Sieger, die für ihre Produkte keine ent sprechenden Absatzgebiete finden können. Anderseits haben die Friedensverträge auch in politisch-nationaler Hinsicht ab normale Verhältnisse geschaffen und Koufliktsstoffe angehäuft; das Mißtrauen unter den Staaten wurde noch vermehrt, die Angst vor einer Revanche seitens der Besiegten wird immer größer und die Folge ist ein Wettrüsten, das den Staaten und Völker ungeheure Opfer auferlegt und das ihr finanzielles Gleich gewicht. stört.. Diese beiden Momente lassen die Welt nicht zu Atem kommen und vermehren noch die Notlage, machen jede Gesundung unmöglich und komplizieren die internationale Situa- JilUilci’ 'ITWUl. Die führenden Geister aller Völker haben längst die Quelle des Uebels erkannt und wiederholt sind ernste Bemühungen unternommen worden, diesem, zu steuern. Locarno war eine wichtige Station auf diesem Wege; der Kellog-Pakt sollte dem Wettrüsten ein Ende machen; mittels des Daves- und später des Young-Planes sollte die Reparationslast Deutschlands auf ein erträgliches Maß herabgesetzt werden; wiederholte Ab rüstungskonferenzen sollten die Ausgaben für die Heeresbudgets der einzelnen Staaten verringern und die hierfür aufgewen deten Beträge lieber der Gesundung der Wirtschaft zugänglich machen. Aber alle diese Versuche und Vereinbarungen ver mochten nur, eine zeitweilige Erleichterung zu bringen. Das Hauptübel wurde nicht, beseitigt und der erwartete Effekt konnte sich daher nur ia sehr geringem Ausmaße einstellen. Da faßte vor einigen Monaten Präsident Hoover den kühnen Entschluß, der schwer geplagten Welt eine Atempause zu ver schaffen -— das Hoover-Moratorium soll den Schuldnerstaaten die Möglichkeit bieten, sich ein wenig zu erholen. Hoover wollte allerdings noch weitergehen und dem Moratorium eine mehrjährige Geltung verschaffen. Doch zeigten sich da verschie dene Schwierigkeiten und so begnügte er sich zunächst mit einem einjährigen Moratorium, darauf rechnend, daß es nach AMauf desselben gelingen werde, nötigenfalls eine Verlängerung zu erwirken. Anderseits haben die Schwierigkeiten, die sich bisher dem Abrüstungsproblem entgegenstellten, die beteiligten und interessierten Staaten veranlaßt, sich zunächst über ein Rüstungsfeierjahr zu einigen — ein Jahr lang soll der Rüstungs- Status-quo aufrecht erhalten bleiben und keine Vermehrungen des militärischen Wettrennens Platz greifen. Man hofft, daß es vielleicht dann, wenn man einmal eine ruhigere Atmosphäre geschaffen haben werde, eher gelingen könnte, zu definitivem Äbrüstungsvereinbarungen zu gelangen. Ob und in welchem Ausmaße alle diese Hoffnungen in Er füllung gehen werden, bleibt abzuwarten. Was das Hoover- Moralorium betrifft, so hat es, bei aller Anerkennung seiner allgemeinen Bedeutung, den Nachteil, daß es die Atempause nur hinsichtlich der Staatsschulden gewährt, wogegen die Pri vatwirtschaft weiterhin nicht aus der Anspannung heraus kommt und die Lasten der Verschuldung weiterschleppen muß. Da die finanzielle Krise der Staaten hauptsächlich ihren Ur sprung in der notleidenden Privatwirtschaft hat, die außer stande ist, die Mittel für den gewaltigen Aufwand der Staaten aufzubringen, so ist mit dem Hoover-Moratorium nur wenig geholfen —' und tatsächlich hat sich die allgemeine Wirt schaftskrise trotz des IIoover-Moratoriums gerade in den letzten Monaten wesentlich verschärft. Man wird somit einen Schritt weitergehen müssen und auch der Privatwirtschaft in einer züiassigeu i‘orii-4 euie i.u.-e Yvua aiiueiseits das Rüstungsfeier jahr betrifft, so darf nicht übersehen werden, daß nicht nur die einzelnen Staaten gegeneinander rüsten, sondern auch die einzelnen Parteien, Klassen und Schichten innerhalb der Staaten und Länder. Der nationale Chauvinismus und der Klassehkampf haben gerade in den letzten Jahren die größten Dimensionen angenommen. Eine militärische Abrüstung ist msolange unmöglich, insolange ihr nicht eine politische vorangegangen sein wird. „Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik ,— nur mit anderen Mitteln!“ hat ein berühmter Staats mann gesagt. Will mau den Krieg unmöglich machen, dann müßte die Politik vorher abrüsten, müßte die Verhetzung der Völker gegeneinander aufhören, die Haßprediger zum Stillhalten gezwungen werden. Das beste Mittel, das Wettrüsten der Staa ten einzudämmen und den Völkern die furchtbare Last der Heeresbudgets abzunehmen, kann nur eine Völkerversöhnung sein, eine Einstellung jedes Chauvinismus, eine Hintanhaltung jedes „sacroegoismo“, ein Abbau des Hasses und des politischen Kampfes. Vorher müssen alle Aktionen, so gut gemeint sie auch sein mögen, nur unzulänglich bleiben. Wenn wir diese allgemeinen weltpolitischen und weltwirt schaftlichen Probleme an dieser Stelle einer Erörterung unter ziehen, so geschieht das nicht ohne Grund. Die Bibel der Juden hat der Welt nicht nur den Sabbat, den Ruhetag für Mensch und Tier nach sechstägiger Arbeitslast, gegeben, son dern auch die Institution des „Schemita“-Jahres, des Erlaß oder Schuldenfeierjahres. An jedem siebenten Jahre trat nach dem mosaischen Gesetz ein allgemeines Moratorium ein, das Katharinenstraße 8 Tel. 18367 Kurze Straße 3-5 Tel. 19146 aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall allerdings noch weiter ging, indem es die Schulden nicht bloß stundete, sondern sie ganz erließ. Später wurde dieses Erlaß jahr auch auf die Freilassung der Sklaven ausgedehnt, die sich, aus Not oder wegen Schulden hatten verkaufen müssen. Wenn President Hoovey den bedanken des Finiabresinoratorimns ver kündete und verwirklichen ließ, so hat er damit gewissermaßen auf eine Bestimmung des jüdischen Gesetzes zurückgegriffen — wenn ei- auch zunächst auf halbem Wege stehen blieb. Denn tat sächlich kann der schwergeplagten Welt nur geholfen werden, wenn ein völliger Erlaß der sogenannten Kriegsschulden Platz': greifen würde, wenn die besiegten Völker, die dieser Schulden wegen gewissermaßen Sklavendienste leisten müssen, wieder ihre Freiheit erlangen. Wenn schon die vorbildlichen jüdischen Ideen naebgeahmt werden — daim sollte dies im vollsten Aus maße geschehen, denn nur dann kann der Welt das erwartete Heil zuteil werden. Wenn aber diese Vorschriften der Bibel wieder zur Gel tung gelangen sollen, dann darf inan des Volkes der Bibel nicht vergessen. Auch wir Juden haben einen Anspruch auf eine Atempause; auch uns gegenüber darf der Haß, der Neid und die Verfolgung einmal zumindest für eine Zeit lang aus setzen. Es ist traurig, daß gerade während der gegenwärtigen Weltkrise der Kampf gegen die Juden in den verschiedensten Formen und in den verschiedenen Ländern einsetzte. Wenn man den Gedanken unseres „Schemita“-Jahres aufgreift, sollte man auch uns ein Erlaßjahr zubilligen und uns ein wenig Er holung gönnen. Vielleicht wird es dann, während einer ruhige ren Atmosphäre, leichter fallen, den Haß ganz abzubauen und dem Ideal des Völkerfriedens und der Völkerversöhnung näher zukommen. Das Wettrüsten und der Kampf muß nicht nur zwischen den Staaten aufhören, sondern auch zwischen den Völkern — dann wird aller Welt geholfen sein! gehört Kaffee gehört guter Kaffee gehört Schirmer-Kaffee Gegründet 1854 HernaiiSchirnernaciii. Grimmaische Str. 32, neben Cafe F-elsche L.-Stötteritz, Schönbachstraße 71 Meine Festmischungen sind von anserleseaez 1 Güte //. ii ; 1
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