Unsignicrt Text: Wir können es nicht mehr ertragen. Das Volk stirbt. Nehmt das Gold aus den Kirchen und rettet uns machen, sich dem Volksgeschmack und «Empfin« den zu nähern. Aber dieses Volk ist keine homo« gene Masse, es bildet in sich selbst keine Einheit, es ist politisch und kulturell vielfältig zusammen« gesetzt aus Großrussen und Kleinrussen, Sibirern und Georgiern, Ukrainern und den Tataren, aus Griechisch-Orthodoxen und Katholiken, Moham« medanern und Juden. So erklären sich die ver« schiedenen tastenden und schwankendenVersuche, die das Volk auf alle Art zu packen versuchen^ das eine eigene Art, die allen gemeinsam ist, nicht besitzt. Und es entsteht unter den Plakaten ein stilistisches Chaos. Naturalismus, Impressionis« mus, Expressionismus wechseln sich ab, fremde Vorbilder geben häufig die Anregung. Die Ein« heit, die gewaltige Sprache des Volkes aber fehlt, sie konnte in so kurzer Zeit nicht erwachsen. Das schwierige Problem aller Plakatkunst, den Zweck mit der Kunst harmonisch zur Einheit zu ver« schmelzen.ist auch inRußland nicht gelöstworden. Diese grundsätzlichen Einschränkungen müssen wir also bei Betrachtung des sowjetrussischen Plakatwerkes vorausschicken. Da lösen sich aus der Gesamtmasse eine große Anzahl Arbeiten ab, die in sich künstlerisch und plakattechnisch voll« endet sind. Aus einer leidenschaftlich bewegten Zeit heraus geboren, atmen die politischen Plakate diesen ungebändigten Geist, mit hinreißendem Schwung geben sie die Stimmung wieder von Kampf und Sieg, von Not und Tod, von Wut und Blut. In unerhörter Deutlichkeit spiegelt sich das aufgeregte Zeitbild wider, sogar in seiner Roheit und Brutalität, und selbst der Witz hat oft etwas ungeheuer Blutrünstiges. Bei den Pia« katen, die den Werken des Friedens und des Wiederaufbaues dienen, bleibt auch die Sprache eindringlich und fest, .schwungvoll wird sie, wenn es der Arbeit und der Bildung gilt. Einfach und schlicht, dem amtlichen Charakter entsprechend, sind die Plakate, die Gesetzesverkündigungen an« zeigen, aber nicht so unsagbar trocken und nüch« tern wie bei uns. Eine der stärksten künstlerischen Begabungen ist D. Moor, von dessen zahlreichen Arbeiten hier nur das großzügig gestaltete Werbeplakat für die rote Armee erwähnt sei: »Tui! Du! Hast Du dich schon als Freiwilliger gemeldet?« Unterstützt von einem feinen Gefühl für Form und Farbe weiß er die kräftigsten kompositorischen Wirkungen zu erzielen, die sich oft ins Monumentale erheben. Dazu ist er ein brillanter Karikaturist mit den witzigsten Einfällen. Aber trotz all seiner künst« 36