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Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin
- Bandzählung
- 190.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- ZB.14-190.1881
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id401554635-188101901
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id401554635-18810190
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-401554635-18810190
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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24 III. Ilygieine, Diätetik, Pluvmakologie u. Toxikologie. sehr reichliches Blut und das Gewebe hat ein ganz exquisit streifiges Ansehen, indem von dem sehr dun kel graurothen Grunde dicht stehende, breite, braun- rotlie Streifen sich abheben. Die mikroskop. Unter suchung zeigt die Glomeruli leer, die gewundenen sowohl als die geraden Harnkanälchen hingegen gauz dicht ausgefüllt, theils mit sehr deutlich ausgebilde ten , schmalen oder breiten Hämoglobinkrystallen, theils mit ganz feinkörnigen und tropfenförmigen Hämoglobinmassen, die den Eindruck von rothen Blutkörperchen machen. Die Mittheilung des Dr. Manrer enthält zu nächst ausführlichere Angaben über die während des Lebens bei den beiden Verstorbenen beobachteten und bei der Sektion gefundenen Erscheinungen, die jedoch mit den schon nach Dr. Bostroem gemach ten in allen wesentlichen Punkten übereinstimmen. Wir können daher wegen derselben auf das Original verweisen und berücksichtigen hier nur einige Be merkungen M.’s über die Vergiftung durch Morcheln im Allgemeinen. In Bezug auf die Aetiologie hebt M. hervor, dass die von Lenz (die Schwämme) und IIuseman 11 (Toxikologie) ausgesprochene Ansicht, dass eine be stimmte giftige Art der Helvella, die Helv. suspecta, nicht existire, durch die botanische Untersuchung von Morcheln, die an dem nämlichen Standorte, wie die verspeisten, gesammelt worden waren, bestätigt worden sei. Die unter denselben vorhandenen, der sogen. Helv. susp. entsprechenden, durch sehr dunk len Hut, hohlen und aussen violetten Stiel ausge zeichneten Exemplare erwiesen sich als ältere Exem plare von vorgeschrittener Entwicklung. In solchen entwickelt sich in Folge der Zersetzung eine giftige Substanz, die jedoch durch heisses Wasser ausgezo gen wird und flüchtig ist, wie die Unschädlichkeit getrockneter Morcheln beweist. Für diese Annahme spricht auch der fragliche Fall. Ausser der Familie II. hatten nämlich die Familien A. und B. von den durch H. am 27. April gesammelten Morcheln ge nossen, die erstere am 28. Mittags, nachdem die Schwämme mit sehr heissem Wasser abgebrüht wor den waren, die letztere am Abend des 27., auf gleiche Weise zubereitet, wie von der Familie H. In beiden Familien ist keine Erkrankung vorgekommen. Ebenso sind die Erkrankungen in der Familie H., wie M. besonders hervorhebt, nur als Folge der zweiten Mahlzeit zu betrachten , bei welcher schon ältere in Zersetzung begriffene Schwämme genossen wurden, deren nachtheilige Wirkung von der Familie A. durch das Brühen aufgehoben worden war. Die erste Mahlzeit der Familie II. war ebenso wie bei der Familie B., da sie aus noch frischen Schwäm men bestanden hatte, ohne nachtheilige Wirkung geblieben, die übrigens nach den bisher bekannten Beobachtungen über Vergiftungen durch Morcheln viel früher aufgetreten sein würden. Endlich spricht noch dafür der Umstand, dass gerade die beiden Knaben, welche bei der 1. Mahlzeit soviel genossen hatten, dass sie von der zweiten nichts nehmen woll ten , von allen krankhaften Erscheinungen frei ge blieben sind, während die schwere Erkrankung und die beiden Todesfälle Personen betreffen, welche von der 2. Mahlzeit reichlich, zum Theil sehr viel verzehrt hatten. Eine cumulative Wirkung ist aber deshalb kaum anzunehmen, da der Vater, der bei beiden Mahlzeiten sehr viel genossen hatte, ganz ge sund geblieben ist. Bemerkeuswerth ist die nachBostroem’sVer suchen so grosse Empfindlichkeit der Hunde gegen die Einwirkung des giftigen Prineips der Morcheln, ganz besonders gegenüber dem hohen Grade von Immunität der Menschen, bei welchen übrigens, wie das Gesundbleiben des Vaters H. beweist, neben der generellen, auch noch eine sehr ausgesprochene indi viduelle Immunität vorkommt. Ueber das Wesen des Giftes sind wir bis jetzt noch im Unklaren. Ja es ist erst durch weitere Ver suche mit ganz frischen und jungen Morcheln — was von den bei Bostroem’s Versuchen verwendeten nach M.’s Ansicht nicht bewiesen ist — zu ermitteln, ob das Gift ein normaler Bestandtheil des Pilzes ist, oder während des supraterranen Lebens desselben durch Zersetzungsvorgänge gebildet wird. Keines falls indessen kann das Gift der Morchel dem Mus carin identisch sein, da die Hauptsymptome der Muscarinvergiftung: Speichelfluss, Verengung der Pupille, Abnahme der Athemfrequenz, Dyspnoe, Verlangsamung des Pulses, Accommodationsstörung — bei der Morchelvergiftung fehlen, die Hauptsym ptome der letztem: das häufige Erbrechen, die Pu pillenerweiterung , der Ikterus — bei ersterer nicht Vorkommen. M. hielt daher die Anwendung des von Schmiedeberg und Koppe als Gegengift bei Pilzvergiftungen überhaupt empfohlenen Atropin im fraglichen Falle nicht für angezeigt. Die Therapie hatte in Unterstützung des Erbrechens, Anwendung von starken Abführmitteln und Klysmen, subcutanen Injektionen von Aether, kalten Uebergiessungen des Kopfes, Anwendung von Blutegeln an die Schläfen und von Eis auf den Kopf bestanden. Schlüsslich weist M. nochmals darauf hin, dass getrocknete, oder nach vorheriger Abkochung in einer conservirenden Flüssigkeit aufbewahrte Mor cheln unschädlich sind. Sollen frische Morcheln als Speise benutzt werden, so ist es durchaus nöthig, dieselben mit kochendem, Salz oder Essig enthalten dem Wasser abzubrühen, das Wasser abzugiessen, sie nochmals zu waschen und dann erst weiter zu bereiten. Durch das Abbrühen wird weder der Ge schmack noch der Nährwerth beeinträchtigt. (W i n t e r.)
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