Suche löschen...
Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin
- Bandzählung
- 190.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- ZB.14-190.1881
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id401554635-188101901
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id401554635-18810190
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-401554635-18810190
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
III. Ilygieine, Diätetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 23 ganze Familie (9 Personen) ass davon ohne alle Nach theile. Die andere Portion der Morcheln wurde, ganz ebenso zubereitet, am 28. von der ganzen Familie , und zwar als einzige Speise zum Mittagessen genossen. Mit Ausnahme des Vaters und von 2 Söhnen erkrankten von 4 Uhr Nachm. ab sämmtliche Mitglieder der Familie, be sonders heftig ein 8jähr. Knabe und die lfijähr. Tochter. Der erstere starb bereits am 29. Morgens um 10 Uhr, 22 Stunden, die letztere am 30. Morgens um 6 Uhr, 54 Std. nach Genuss des fraglichen Gerichts. Bei deu leichter erkrankten Familiengliedern bestanden die Symptome (nach ihrer eignen Angabe am 1. Mai) in heftigem Erbre chen , massigen Leibschmerzen, sehr bald eintretendem Ikterus, Mattigkeit und Diarrhöen. Bei den Verstorbenen war das Erbrechen ganz besonders heftig gewesen und neben dem Ikterus waren sehr bald krampfartige Erschei nungen aufgetreten, die sich zu ausgesprochenem Trismus und Tetanus steigerten, verbunden mit furibunden Deli rien, heftigem, schmerzhaft klingendem Schreien, bis schliisslich der Tod in komatösem Zustande eintrat. Am 1. Mai Morgens 10 Uhr waren die leichter erkrankten Mitglieder zwar noch ikterisch, fühlten sich matt und ab geschlagen , konnten jedoch zum Theil bereits ihre häus lichen Geschäfte wieder verrichten. Nur eine erwachsene Tochter, nächst den Verstorbenen am heftigsten erkrankt, war noch bettlägerig, ziemlich stark ikterisch, klagte über Benommenheit und Kopfschmerz, sowie grosse Mattigkeit. Die Sektion — unter sehr ungünstigen Umständen ausgeführt — ergab keine in bestimmter Kiclitung cha rakteristischen Befunde, jedenfalls keinen einzigen, den man als die direkte Todesursache hätte ansprechen kön nen. In beiden Fällen fand B. das Blut fast vollkommen flüssig und dunkel, die Nieren sehr blutreich, die Milz hochgradig hyperämisch u. geschwellt; deutlichen Ikterus (beim Knaben weniger ausgesprochen), Hyperämie und Lockerung der Magenschleimhaut, im Duodenum gallig gefärbte Massen. Beim Knaben bestand starke Hyper ämie des Gehirns u. seiner Häute, beim Mädchen, dessen Schädel nicht geöffnet wurde •— ausser einigen unwich tigen Nehenbefnnden —, noch ausgedehnte gelatinöse (cadaveröse) Magenerweichung und partielle emphysema tose Wulstuug der Magenschleimhaut. B. hat zur weitern Aufklärung der Wirkung der Morcheln zahlreiche Versuche au Hunden angestellt, die allerdings noch weiter fortgesetzt werden müssen, deren Ergebniss jedoch schon jetzt der Mittheilung werth erscheint. Die frischen Morcheln wurden etwa i / i Stunde mit Wasser gekocht u. das Wasser, entweder filtrirt oder nur einfach abgegossen, den Hunden theils in den Magen injicirt, theils ihrem Fntter beigemengt. Alle Hunde, die eine solche Morchelsuppe bekamen, erkrankten in derselben Weise, und zwar gleich gültig, ob sie viel oder wenig gefressen hatten. Ein Hund, der gar nicht zum Experiment benutzt wurde, erkrankte sogar nur dadurch, dass er die fast ganz leere Schüssel, in der die Morchelsuppe den ändern gereicht wurde, rein geleckt hatte. Die abgekoch ten Morcheln dagegen waren in allen Fällen voll kommen unschädlich, wenn sie klein geschnitten, mit Fleisch vermischt, Hunden gegeben wurden. Bei einer mässig starken Vergiftung tritt nach etwa 1—2 Std. äusserst heftiges Erbrechen auf, das je nach dem Grade der Vergiftung kürzere oder län gere Zeit andauert, verbunden mit schon vorher vor handener Schwäche und Mattigkeit. Nach etwa 12 Stunden zeigt sich ziemlich bedeutender Ikterus und fast bei allen Thieren eitrige Conjunctivitis. Das auffallendste Symptom ist jedoch die sehr bald und in jedem Falle auftretende Hämoglobinurie. In einem Falle war dieselbe nach 15 Std. sehr deutlich aus gesprochen , da aber hier schon vorher Ikterus be stand, glaubt B. annehmen zu können, dass sie schon früher hätte nachgewiesen werden können. Die Hämoglobinurie bleibt bei schwacher Vergiftung etwa 2—3 Tage bestehen; der Urin, zuerst dunkel braunschwarz, wird immer heller, bis er etwa am 3. Tage fast ganz hell, nur etwas trübe erscheint. Von da an zeigt er aber noch 4—5 Tage sehr reich lichen Gehalt an Eiweiss, das bis zum 8. Tage wie der verschwindet. Die Gähruugsprobe gab kein siche res Resultat, so dass die Gegenwart von Zucker nicht als erwiesen betrachtet werden kann. Obgleich der Ikterus nach einigen Tagen geschwunden ist, lässt sich im Urin bis zum 10. Tage ganz deutlich die Gallenfarbstoffreaktion nachweisen und schwindet dann meist plötzlich. — Unter dem Mikroskope fin det man zuerst sehr reichliche Massen feinster Kör ner und grosse Tropfen von Hämoglobin, spärliche weisse Blutkörperchen u. vereinzelte braun gefärbte cylinderartige Gebilde, die aber erst auftreten, wenn der Urin heller wird. Sternförmig angeordnete Hämatoidinnadeln sind jedoch durch das Mikroskop fast eben so lange, wie der Gallenfarbstoff chemisch, selbst dann noch nachzuweisen, wenn kein Hämo globin mehr vorhanden, der Harn hell geworden, das Thier übrigens vollkommen munter ist. Die Hunde sind meistens, nachdem das Erbrechen auf- gehört hat, vom 2. Tage an ganz munter, obgleich die Hämoglobinurie fortbesteht. Die stärkere, zum Tode führende Vergiftung, sah B. stets nach Verabreichung der Abkochung von 100 Grmm. Morcheln und darüber eintreten, wäh rend alle Hunde, die eine schwächere Abkochung erhalten hatten, am Leben blieben. In solchen Fäl len trat das Erbrechen viel heftiger und früher ein, hielt auch länger an; in einem Falle wurden wenige Stunden vor dem Tode noch Brechbewegungen be obachtet, bei denen nur schaumiger Schleim heraus gefördert wurde. Die Mattigkeit ist viel bedeuten der, es tritt sehr bald bedeutende Steifigkeit, beson ders der hintern Extremitäten ein. Ebenso ist der Ikterus viel bedeutender und allgemeiner verbreitet, es besteht hochgradige eitrige Conjunctivitis; ein Mal entstand auch ein Ulcus corneae. Am 3. Tage treten zuerst klonische, dann tonische Krämpfe auf, bis bei sehr herabgesetzter Körpertemperatur fast vollkommene Steifigkeit sich entwickelt und nach einigen Stunden der Tod eintritt, etwa am 4. Tage, von der Vergiftung an gerechnet. In allen lethal endenden Versuchen bestand sehr bedeutende Hämo globinurie, in den 2 letzten Tagen auch vollkommene Anurie. Das Sektionsergebniss ist in allen Fällen das gleiche; allgemeiner Ikterus und sehr ausgespro chene Todtenstarre, Nieren derb und prall, schon durch die Kapsel dunkel grau- bis braunschwarz er scheinend, beim Einschneiden entleert sich nicht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder