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Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin
- Bandzählung
- 190.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- ZB.14-190.1881
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id401554635-188101901
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id401554635-18810190
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-401554635-18810190
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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I. Medicinisehe Physik, Chemie n. Botanik. 5 lagen, auch ohne dass Bakterien, Monaden oder ähn liche Gebilde wahrnehmbar waren, so gewann er die Ueberzeugung, dass es sich hierbei um eine wirk liche, der thierischen analoge Verdauung handle. Denselben Standpunkt nimmt Morren in einem vor der Brüsseler Akademie der Wissenschaften ge haltenen Vorträge ein, in welchem er [siehe (8)j Ch. Darwin’s bekannte Schriften „Insectivorous Plants“ [vgl. Jahrbb. CLXXIX. p. 146] und „The Movements and Habits of Climbing Plants“ (London 1875) bespricht. Noch entschiedener vertritt er die Ansicht von einem Parallelismus der Ernährungsvorgänge bei Thieren und Pflanzen in einem spätem, an gleichem Orte gehaltenen Vortrage „über die Rolle der Fer mente bei der Ernährung der Pflanzen“ [siehe (9)], in welchem er darauf hinweist, dass sich auch in den Pflanzen, so gut wie bei den Thieren, Fermente finden, welche Stärke in Traubenzucker, Rohrzucker in Invertzucker [bekanntlich ein Gemisch von glei chen Theilen Fruchtzucker (Levulose) und Trauben zucker (Glykose)], Fette in Seifen, Eiweisskörper in Peptone um wandeln. Er sagt daher (1. c. p. 1023): „Alle Pflanzen verdauen [nämlich entweder mittels eigenthümlich gearteter Blätter, oder mittels besonderer Vorrich tungen, oder mittels der Wurzeln] und ihre Ver dauung ist in ihren wesentlichen Erscheinungen die selbe , wie bei den Thieren. Bei Pflanzen, wie bei Thieren, ist die Verdauung die vorhergehende und nothwendige Bedingung für die Assimilation. Sie bezieht sich auf dieselben Substanzen, sie verläuft vermittelst derselben Fermente, sie giebt dieselben Produkte u. s. w.“ [Schon der 1871 verstorbene Prof. Schultz - Schultzenstein 1 ) hatte auf Grund sehr inter essanter Versuche die Ueberzeugung gewonnen, „dass die Pflanzen die ihnen dargebotenen Nahrungsstoffe niemals unverändert einsaugen, sondern diese immer schon vorher verändern, indem sie durch Berührung mit ihrer Umgebung auf diese ähnlich einwirken, wie der Magen und Darmkanal der Thiere auf die Speisen“ (1. c. p. 45).“ * Auch Claude Bernard war dieser Ansicht und entwickelte dieselbe ausführlich in seinen Legons sur les phenomenes de la vie communs aux animaux et aux vegetaux. (Paris 1878—79. J. B. Bailiiere et Als. 2 Vol. 8°. 15 Francs.) Hinsichtlich der höchst energischen Wurzelver dauung, welcher selbst der Quarz und andere Kiesel gesteine nicht widerstehen , vergleiche man nament lich auch die Schrift von C. Fr aas (München), das ') C. H. Schultz, Die Entdeckung der wahren Pflanzennahrung. Mit Aussicht zu einer Agrikultur physiologie (Berlin 1844. Aug. Hirschwald. 8. 142 S. 2 Mk.) — eine mit Unrecht fast ganz in Vergessenheit gerathene Schrift, die der Aufmerksamkeit der heutigen Generation der Pflanzenphysiologen hiermit bestens em pfohlen sei. M. Wurzelleben der Kulturpflanzen und die Ertrags steigerung. 2. Ausgabe. Berlin 1872. Wiegandt u. Hempel. 8. 55 S. mit 1 Taf. 2 Mk.] Von Pflanzen hervorgerufene Buttersäuregäh- nmg [die bekanntlich auch bei der thierischen Ver dauung auftrittj glaubte Schützenberger (10) beobachtet zu haben. Er brachte Zweige von Elodea canadensis [bei uns unter dem Namen „Wasserpest“ bekannt] in eine Flasche mit Wasser, welches ungefähr 5°/ 0 Rohrzucker enthielt, und liess dieselbe, vor dem direkten Sonnenlichte geschützt, einige Stunden bei einer Temperatur von 20—30° C. stehen. Man findet alsdann in der opalescirend gewordenen Flüssigkeit den Rohrzucker theilweise invertirt und bemerkt eine sehr lebhafte Gasentwicklung. Dieses Gas ist ein Gemisch von ungefähr gleichen Volumtheilen Kohlen säure und Wasserstoff. Die Flüssigkeit hat saure Reaktion angenommen, die allmälig immer stärker wird, und riecht wie ein Gemisch von Buttersäure und Buttersäure - Aethyläther. Durch Destillation und nachfolgende Neutralisation mit kohlensaurem Natrium gelingt es leicht, die Buttersäure als Natrium salz darzustellen. — Verschiedene andere Wasser pflanzen und einige Meeralgen wirkten ähnlich wie Elodea. Da Schützenberger in der von den Pflan zen decantirten Flüssigkeit das gewöhnliche Ferment der Buttersäuregährung nicht auffinden konnte, ob gleich er die Flasche vorher stark geschüttelt hatte, um etwa vorhandene niedere Organismen von den Blättern herunterzuspülen, so glaubte er, dass hier eine specifische Thätigkeit der Pflanzenzellen vor liege. Indessen liess er [vgl. (11)] diese Ansicht fallen, als er von Pasteur darauf aufmerksam ge macht wurde, dass die in der Flüssigkeit vergeblich gesuchten Vibrionen an der Oberfläche der Pflanze selbst in der That nachweisbar sind. [Schultz-Schultzenstein giebt an, dass Rohrzuckerlösung durch Blätter der verschiedenartig sten 7^(7?!(/pflanzen ( Viti.s vinifera , Acer dasycar- pum, Quercus Robur, Cytisus laburnurn) opali- sirend wird und dass der Rohrzucker, unter Ent wicklung von viel Sauerstoffgas und einer geringen Menge Kohlensäure in Traubenzucker, endlich in eine gummiartige Substanz übergeführt wird, wobei schwach saure Reaktion auftritt. Er wies diese Wandlungen in der bekannten Weise mit Kalilauge und Kupfervitriol nach. Ferner zeigte er, dass Rohr zuckerwasser, in welches junge Mohrrüben- u. Peter silienpflanzen blos mit den fF&rse/n eintauchen, nach 12 Std. ebenfalls nur noch die Traubenzuckerreak tion giebt, sowie dass letztere nach einiger Zeit in die Gummireaktion (schmutzig - braungrüne Färbung der alkalischen Kupferlösung) übergeht. — Weitere interessante Versuche über die Einwirkung von Blät tern und Wurzeln verschiedener Pflanzen auf Lö sungen vegetabilischer und mineralischer Säuren, auf Humusdekokt und auf Milch sehe man in seiner eben erwähnten Schrift.
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