Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 61. JAHRGANG / BERLIN NW 7, 29. MAI 1936 / NUMMER 22 Jede Gegend unseres schönen Vaterlandes hat ihren eigenen Charakter. Es sollte der Gedanke naheliegen, daß sich solche Eigenheiten auch in den Geschäften widerspiegeln, das ist aber bei weitem nicht so der Fall, wie man denkt. Immer ist der Ausbau unserer Uhrengeschäfte von der persönlichen Regsamkeit abhängig. Man findet häufig, daß die Tatkraft eines einzelnen die Veranlassung gab, alle Kollegen — die mehr oder weniger Konkur renten waren — aufzurütteln. Man kann und muß von jedem Geschäft — und sei es auch noch so klein — die allergrößte Sauberkeit er warten. Unbedingt muß die Geschäftsfront immer einen freundlichen Eindrude machen. In dieser Hinsicht her vorstechend ist die Außenansicht von dem Geschäft unseres Reichsinnungsmeisters Flügel in Leipzig (Abb. 1). Haben Sie schon eine solche Einfassung in hell grünem Glas gesehen? Dann können Sie sich kaum vorstellen, in welchem Maße das Geschäft aus dem Rahmen der Umgebung herausgehoben wird. Achten o f., W. «**»*' Sie auch darauf, daß überall der Name in den Vorder grund gerückt ist. Die ganze Einrichtung des Geschäftes Flügel atmet eine außerordentliche Sauberkeit und pein liche Ordnung. Auffallend im Laden ist, daß die Uhren nicht gehen, aber einheitliche Zeit zeigen. Das verleiht dem Aufenthalt im Raum eine gewisse Feierlichkeit, der die meisten Geschäfte aber das emsige Ticken und wohl tönende Schlagen aller Uhren vorziehen. Weiter sind auch die Ladentische — hier der Kund schaft angepaßt — reichlich hoch, um zu verhindern, daß sich die Kunden allzusehr über den Tisch legen. Bayreuth — welch ein Zauber liegt über dieser markgräflichen Residenzstadt und der Stadt Richard Wagners. In welchem Maße das Genie dieses Mannes das Wesen dieser Stadt beeinflußt hat, zeigt schon ein erster Gang durch die Straßen. Tausende besuchen die Festspiele, und so ist es kein Wunder, daß auch unsere Uhrengeschäfte ver wöhnten Ansprüchen gerecht werden. Nur ein einziges wollen wir in Abb. 2 betrachten — es müßten noch mehrere gezeigt werden! Nur die zwei Hauptschau fenster erfaßt das Bild — im ganzen sind fünf vor handen, die reichlich Raum geben für die Sonderaus stellung der Groß- und Kleinuhren, von Weckern, Schmuck und Bestecken. Die Festspiele sind es, die die ganze Stadt in Atem halten und von der indirekt über die Ein heimischen die Geschäftswelt lebt. Foto: Unrmacherkunsl Xbb. 1. Da^ Geschäft von Reichsinnungsmeister Flügel inLeipzig Foto: Uhrmacherkunst Abb. 2. In Bayreuth