ENTWURF ERNST KRETSCHMANN / POTSDAM geartete Entwicklung der Werbemittel anderer ausgeübt wird. Mit der vermehrten Kenntnis des Werbewesens wird auch das Verständnis zuneh* men, daß nur die eigenartige, von der bereits vorhandenen Werbung abweichende Gestaltung Aussicht auf vollen Erfolg hat. Damit werden aber auch Nachahmungen in Form und Inhalt immer seltener werden. Leider ist es überhaupt der Ent* wicklung unseres deutschen Werbewesens so sehr hinderlich, daß gerade mehrere unserer fähigsten Köpfe ihren eigenen Interessen am besten zu dienen glauben, wenn sie ihre Erfahrungen und Kenntnisse möglichst für sich behalten. Ein amerikanischer Großinserent, welcher einmal einen Vortrag über alle Einzelheiten seiner als vorzüglich bekannten Werbung hielt, wurde befragt, ob er nicht befürchte, sich auf diese Weise unerwünschte Wettbewerber großzuziehen. Er antwortete:»Wenn durch meinen Vortrag andere lernen, gute Reklame zu machen, so werde ich versuchen, noch bessere zu machen!« (Ein Standpunkt, den ich auch persönlich teile.) Wir kommen nur weiter, wenn wir uns alle bemühen, der Frage des Nachwuchses unsere besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Hierzu gehört es auch, daß den Angestellten in den Wer* beabteilungen jede Möglichkeit gegeben wird, sich weiter auszubilden, und daß ihre Vorgesetzten sich selbst nicht scheuen, ihnen die eigene Erfahrung zur Belehrung mitzuteilen. Hierzu gehört auch die Belebung der Arbeitsfreude und des Berufsstolzes. Es schadet gar nichts, wenn sich die höheren An* gestellten einer Werbeabteilung gegenüber anderen mit rein mechanischer Tätigkeit etwas überlegen fühlen. Vor allzu betontem Dünkel wird sie am besten difr tägliche Arbeit schützen, die selbst dem an erster Stelle stehenden, erfahrenen Werbeleiter stets erneut beweist, daß er noch lange nicht aus* gelernt hat und auch niemals auslernen wird, da sich nicht nur die Erfordernisse guter Werbung von Tag zu Tag ändern, sondern auch die Zeiten. Es findet sozusagen ein ständiger Wettlauf zwischen den sich umbildenden Zeitverhältnissen und den ihnen angepaßten Werbemöglichkeiten statt. Um hier immer ungehemmt mitgehen zu können, bedarf es vor allem des Rüstzeuges einermöglichst lücken* losen theoretischen und technischenFachbelehrung. Jede falsche Werbung bedeutet Geldverlust und Mindergewinn. Folglich haben nicht nur die Werbe* fachleute, sondern auch die Werbe*Anwender das gleiche Interesse an dieser Frage, die mit den Ge* samtinteressen der Volkswirtschaft auf das Engste verknüpft ist. 4