hingen, oder deren Herstellung besondere persönliche Geschicklichkeit erforderte, wie Erzeugnisse der Kunst und des Kunsthandwerks / Daneben lieferte das Gasthausgewerbe eine ganze Reihe von Beiträgen zur Werbegraphik, da sich die Besitzer größerer Gasthöfe genötigt sahen, Kupferstiche in Posthaltereien aushängen zu lassen, in denen sie das reisende Publikum auf die Vorzüge von Haus, Küche und Keller aufmerksam machten / Allein die ausgesprochene kommerzielle Gebrauchsgraphik blieb doch selbst das ganze achtzehnte Jahr hundert hindurch immer erheblich hinter den Anzeigen der „fahrenden Leute“» der Schaubudenbesitzer und Artisten zurück, denen sich als Verbraucher von Reklamedrucksachen seit dem achtzehnten Jahrhundert nun auch die jetzt ent stehenden ständigen Theater angeschlossen hatten / Daneben wußte sich die Gebrauchsgraphik im Laufe des achtzehnten Jahr hunderts überall Eingang in die Familien und in das bürgerliche Leben zu verschaffen / Man bediente sich ihrer gern zur Pflege der gesellschaftlichen Beziehungen / Zu Neujahr, zum Geburts- oder Namenstag, zu Hochzeiten versandte man zierliche Kupferstich-Grüße, die gelegentlich noch koloriert wurden / Die Besuchskarten erhielten graphischen Schmuck, das Exlibris erlebte eine außerordentliche Verbreitung und eine immer reichere Ausstattung / Ja selbst die Notare klebten auf die von ihnen aufgenommenen Urkunden in Kupfer gestochene Signete mit allerlei symbolischen Darstellungen von Recht und Gerechtigkeit / Am Beginn des neunzehnten Jahrhunderts reißt diese Entwicklung jäh ab / Die Schrecken langjähriger Kriege unterwühlten das Wirtschaftsleben in allen Kulturstaaten und zerstörten damit zugleich den Nährboden der Gebrauchs graphik / Die Familiengraphik verschwand fast ganz, die geschäftliche Pro paganda verlor jede Bedeutung / Erst die Befreiung Europas und die nun ein setzende Industrialisierung der meisten Kulturländer gab der Werbegraphik einen neuen Auftrieb / Wichtiger noch gestaltete sich für ihren Wiederauf schwung die Nutzbarmachung der 1796 von Senefelder gemachten Erfindung der Lithographie, des Steindrucks / Anfangs bediente man sich ihrer im wesent lichen zum Notendruck /Als man aber ihre Eignung zur Herstellung von Massen auflagen erkannt hatte, die sie den bisher für die Bildpropaganda verwandten Verfahren des Hoch- und Tiefdrucks unendlich überlegen machte, begann man sie allmählich immer stärker für die Zwecke der Werbegraphik heranzuziehen / Seit etwa 1820 wächst die Zahl der Prospekte, Kataloge und Plakate, die man lithographisch vervielfältigte, mehr und mehr / Nur hielt leider mit der Quan tität nicht auch die Qualität Schritt / Im allgemeinen erachtete es der Künstler für weit unter seiner Würde liegend, sich mit dem Entwerfen von Reklame drucken zu befassen / Als Ausdrucksmittel für rein künstlerische Vorwürfe war den Malern und Zeichnern der Solnhofener Stein hochwillkommen, wenngleich