153 Warnen und Ermahnen habe keinen Erfolg bei einem großen Theil unsers Volkes. Die Jugend schwäche sich durch Wollust, verblühe früh und opfere die Keuschheit um leichten Kauf, die Stimmen christlicher Väter und Mütter verklängen in dem wüsten Treiben der Menge, und das Gefühl für Sitte und Zucht stumpfe sich täglich mehr ab. Es sei nicht zu viel gesagt, wenn man versichere, daß ost Väter und Mütter der Unzucht ihrer Kinder nachsehen, und ihren Fall leichtfertig ver kündeten. Was solle aus unserm Volke werden, wenn die sittliche Entartung noch zwanzig Jahre so sortgehe? Würde der wachsenden Urisittlichkeit nicht durch eine strengere Gesetzgebung Einhalt gethan, so beschleunige unser Volk sein Verderben und Gottes Strafgericht müsse früher oder später über dasselbe kommen. Bei jeglichem Volte aber, das Sirte und Zucht mit Füßen trete, bei dem die Unzucht blühe, gedeihe das Proletariat am Besten, und dieses schaffe durch sein eigenes Elend für Andere neues. Was sie in diesen Worten darlegren, gehe aus der ernsten Betrachtung der Gesabr hervor, in welcher wir schon lebten und die uns mit jedem Tage fürchter licher bedrohe. Was sie für ibr eigenes Wohl, wie für das Wohl des ganzen Vaterlandes wünschten und ersehnten, legten sie im Vertrauen den Ständen des Vaterlandes offen vor, indem sie bäten: es möchten dieselben in erster und zweiter Kammer dieser Noth mit ge eigneter Fürsorge begegnen und durch strengere Gesetzgebung sür gute Sitten nnd Zucht dem steigenden Verfalle der Sittlichkeit Einhalt thun helfen. Sie enthielten sich zwar besonderer Vorschläge, von der Ueberzeugung ge leitet, es dürfe an der Zeit sein, Altes und Bewährtes, was man im Laufe der Jahre ausgegeben, wieder aufzunehmen und für das weniger den Umständen sitt licher Noth Entsprechende, zweckmäßigere, geeignete gesetzliche Bestimmungen zu treffen, indem sie das Weitere der väterlichen Regierung mit den geehrten Landes- Vertretern überließen, sest vertrauend, es werde ihr Gesuch der Beachtung würdig erfunden werden. 3. Karl F. A. Grobmann, Pfarrer zu Geyer, und 9 Genossen, unter denen sich Bürgermeister und Vorsitzender der Stadtverordneten befinden, haben eine Peti tion eingereicht, in deren Eingang sie sich zwar der Langenchursdorfer Petition der Hauptsache nach anschlicßen, jedoch noch Folgendes hinzusügen. In ihrer Kirchgemeinde verbalte sich die Zahl der unehelichen Kinder zu der 23*