tigen Rhythmus empfindet, läßt er die Zwischen stufen weg. Auch wenn man es von seinen Bildern, die erst seit der Jahrhundertwende allgemein gewürdigt werden, nicht wüßte, vor seinen Lithographien allein würde man empfinden, daß Daumier ein ganz großer Maler war. Die Leute, die zu Daumiers Lebzeiten seine Blätter im Dutzend antuschten, um sie verkäuflicher zu machen, waren Barbaren. Sein Schwarz-Weiß ist so farbig, so reich an Ton, seine Skala vom tiefsten Schwarz über alle Schattierungen von Grau hinweg bis zum hellen Weiß des Papiers so quellend von Nuancen und so logisch im Aufbau der Zwischentöne, daß jede Zutat von Farbe etwas Grob-Sinnliches und Brutal-Stoffliches bekommt. So barbarisch, als wollte man Verlaine, der doch an sich Musik ist, in Musik setzen. Rein sinnlich genommen stehen diese Blätter in guten Abdrücken auf der allerhöchsten Stufe der Mög lichkeiten, die der Lithographie eignen. Das Spiel von Sammetschwarz, von Grau und von Weiß, das Spiel in scharfen Punkten und zitternd vergleitenden Flächen, mit zartester Empfindung nur so hingerieselt, das An- und Abschwellen des Lichtes, von innen herauskom mend, enthält soviel malerische Werte, daß man, wenn man die Augen schließt und sich das Blatt vorstellt, unter dem Einfluß der Lichtwahrheit sich die Szene in Farben vorstellen kann, aber in Farben, die es auf diesem Planeten nicht gibt: zart und doch stark, reich und doch einfach. Goya und Daumier, Liebermann und Slevogt, und sonst niemand haben das Schwarz-Weiß der Lithographie ganz künstlerisch-malerisch behandelt. LITERATÜlt: Arsäne Alexandre: Daumier, l’homme et l’oeuvre. Paris. 1888. N. H. Hazard el L. Delteil: Catalogue raisonnä de l’muvre litho{jraphi6 de Honor6 Daumier. Paris. 1904. Erich Klossowski: Honor6 Daumier. München. 1908. 10