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Die nationale Hausindustrie Officieller Ausstellungs-Bericht
- Titel
- Die nationale Hausindustrie
- Untertitel
- Bericht
- Verleger
- Druck und Verl. der K.K. Hof- und Staatsdruckerei
- Erscheinungsort
- Wien
- Bandzählung
- Gruppe 21
- Erscheinungsdatum
- 1874
- Umfang
- 15 S.
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- WA:B163-11
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id4740282913
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id474028291
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-474028291
- SLUB-Katalog (PPN)
- 474028291
- Sammlungen
- LDP: Chemnitz - Weltausstellung
- Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Text
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Kapitel
- Parlamentsperiode
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Die nationale Hausinduftrie. 7 Blinden, die fonft ganz intereffanten Gegenftande der Arbeiten der Lappländer unter die nationale Hausinduftrie aufnahm, ebenfo wie in der norwegifchen Ab theilung, wo Schnee* und Eis - Schlittfchuhe, Schlitten u. dgl., ja felbft wie in Oefterreich, wo man bei dem fehr belehrenden Reichthume, den die Hausinduftrie noch bietet, dennoch gemeine Befen, gewöhnliche Holzgeräthe, ganz ordinäre Strohgeflechte u. dgl. unter der nationalen Hausinduftrie zur Ausftellung brachte. In diefer Richtung ift jedes Bemühen, die häusliche Arbeit und die fchein- bar gewerbliche Befchäftigung der Hausgenoffen zu erhalten, nicht nur vergeb lich, fondern geradezu gefährlich und ganz und gar verdammenswerth. Dort, wo der Familienvater, wie heute noch in einzelnen Gebieten Schottlands, in Schwe den und Norwegen, in der ehemaligen öfterreichifchen Militärgrenze, fein Tifchler, Schuhmacher und Schneider, Maurer und Werkzeugmacher ift, da kann man auch ficher annehmen, dafs hier das unwegfame Hochgebirge oder der Urwald, dort das vereinfamte, von der Heerftrafse entlegene Thal oder die Wüfte den Strom der fortfehreitenden Cultur zurückftaut und in feiner Ausbreitung hemmt. Das Werkzeug, das heute der Werkzeugfabrikant erzeugt, ift beffer geartet und den noch billiger erzeugt und billiger zu haben, als das, das in häuslicher Arbeit die Nothdurft zurechtmacht. Das hat der alte römifche Bauer fchon gewufst und zog bereitwilligft zu gewiffen Märkten nach Rom, um das gute Ackergeräth vom ftädtifchen Erzeuger zu kaufen. Das Kleid und das Gewebe für das Kleid, das kräftige Leder, das der Fabrikant erzeugt, der mit allen Behelfen der Kunft und Wiffenfchaft arbeitet, ift beffer für den Gebrauch und werthvoller für die Cultur der Menfchheit, als das Stück rohe Leinwand oder Tuch, das einft mübfelig und heute noch hier und dort das Haus erzeugt und das bei allem Aufwande an Arbeit doch nicht ausreicht auch nur für den befcheidenften Bedarf des Menfchen. In diefer Richtung ift die Hausinduftrie nur ein Zeichen mangelnder Cultur und Alles, was wir auf der Ausftellung von folchen Objedfen fehen konnten, nur ein Zeichen, wie mühfelig der Menfch einft den Bedarf feines Lebens deckte und wie mühfelig er es oft heute noch thut. Im Uebrigen wird auf diefem ganzen Ge biete die moderne Induftrie immer mehr und mehr Raum gewinnen und ficherlich über kurz oder lang die Refte menfchlicher Ohnmacht vernichten. Sehen wir diefs doch heute fchon felbft dort, wo man der Hausinduftrie eine grofse Sicherheit zutraute, auf dem Gebiete der orientalifchen Teppich weberei, fich vollenden. Nur in wenig Ausnahmen konnte man den alten Glanz der türkifchen oder perfifchen Teppichweberei auf der Weltausftellung wieder finden. Längft ift in die Werkftatt diefer Weber der Speculationsgeift des modernen Handels eingedrungen und der Mann arbeitet nicht mehr nach gereif ten Erfahrungen und geheiligten Traditionen, fondern nach Art und Weife des europäifchen Fabrikanten , der auf den Markt kommen und verkaufen will. Die Solidität diefer Arbeiten ift zur Hälfte heute Fabel und felbft die Pracht der Naturfarbe verfchwindet vor dem modernen Anilin, das wir bei vielen türkifchen, insbefondere Smyrnaer Teppichen erkannten. Eine Deventer Imitation oder ein perfifcher Teppich von Ph. Haas und Söhne ift heute fchon mehr werth, als das meifte Produdt der türkifchen oder oftafiatifchen Hausinduftrie. Und wie lebt ein gefchickter Weber diefer Fabriken und was fchafft er gegenüber dem Arbeiter des Orients, der an feinehi unvollkommenen Webftuhle mühfelig die Kette in Ordnung zu halten und nur mühfam den Schufs hindurchzufitzen vermag. Ift es nicht ähnlich mit der Shawlinduftrie Englands und Frankreichs gegenüber der nationalen Arbeit des Indiers zu Cafchemir und zu Labore? Einige Specialitäten abgerechnet, für deren Erzeugung oft Generationen ausgenützt wurden, ift das Produdt der fabriksmäfsigen europäifchen Nachahmer gleich werthvoll wie das des originellen afiatifchen Arbeiters. Und der europäifche Arbeiter ift dabei ein freier Bürger feines Staates und im reichen Lohn Gründer und Erhalter einer Familie. Der Indier aber erwirbt durch des langen Tages mühfelige Arbeit eine Handvoll gerofteten Reismehls, das ihn Jahr aus, Jahr ein erhält.
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