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Dresdner neueste Nachrichten : 05.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-190910053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19091005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19091005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-05
- Monat1909-10
- Jahr1909
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 05.10.1909
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DrelFner NZTFftLTNakhrikhtelt Nr. 271. XVIII. Yiegsg Z. Oktober 1909. SUCH-s« Unabhängige Tageszeitung Ihn-einan- Die eknspnlttqe colonelzeile kostet fne Dresden nndsororte 25 If» für auswärts II II» für das Ausland ed Of. Tadellenfay OR. Die Jweispaltlsesletlamäelle für-Dresden nnd Umgebung t Mk» ür ausn- ttd U« I. set Wieder· holunqen und Jazresnntfsyen Radatt natd kam. Thus-e -ebübeen 20 M. nserate oon austosrts werden nur seien Esoransbezadlnns aufgenommen. Fu: das Erftdetnen an bestimmten Tagen nnd kläyen wird nlche saranttert Tele phvnifchcsdnfqabe vonJnferaten unzulässig. Unsre Dresdner und auswärtigenOlnnndtneftellety sowie fämtltehellnnoncens Expedinonen in: Ins und Zustand nehmen Jnserate In Originals-reisen nnd sradatten an. MAY- «s.;«-«s«»3·: CI Un - 111 c · want« gewissen« sen« u. «« »-S«««««« Der neuefte Dreadnought Von unserm Londoner -Ic--Mitarbeiter. London, Z. Oktober. Der »Neptune«, den man am Donnerstag in London vom Stapel gelassen hat, ist selbstverständlich das größte Schiff der Welt. Die Halbpennypresse tauft alles Neue mit Superlatinew Außerdem ist in diesem Falle dieserGrößenwahn der Trost der Jingos darüber, das; die »Helgvland« und die ~Ostfriesland« kinc fchwerere Hauptarmierttng tragen und einei ceichlithere Ausstattiing mit Geschiitien fiir den Nah: kamt-f führen. An dem erst drei Jahre alten »Dread isaiightC mit seinen 17900 Tonnen gemessen, der schon neben den neuen Dreadnoitghtkreiizern der Jndomis tableklasse etwas kiickenhaft aussieht, ist der Fort schritt im Devlaeeuient allerdings so gross, wie die Tounage eines mittleren Fraehtdamnserxs Der »Meis tune« verdrängt 20250 Tonnen. Die amerikanische Marinr. die über eine ganze Reihe von Tiefwassen sisjseii im modernen Sinne versiigh hat aber schon kiier Sehiffe zu 20000 Tonnen im Bau, zwei weitere zu 26000«Tonnen sind bewilligt und soeben beordert. ein Schlaehischiff von 30000 Tonnen entwirst das Narr) Department in Washington die Zeich nuugekn Die nächste Session des Kongresses wird die Mittel bewilligen. Erusthafte Politikety von den Seeleuten ganz zu schweigen, sind in England auch keineswegs von der Tonnageivut befallen. Niemand kann es sein, der nur mit offenen Augen an der englischen Ktiste gereist ist. Oder auch der französischen. Von unsrer deutschen Wattenküste soricht jeder briiisehe Kapiiiim der nur einen Traum: dampft-r daran navigiert hat, mit dem größten Respekt. Schon fiir den »Treadnought« gibt es nord wiirts von Sheernesz an der ganzen Ostktiste keinen Hafen. Ueberhatxpt gibt es an der Ostkiiste bis nach j den schettischeu Fiordeu keine Bösen, die für größere « tiriegsschiffe als Torpedozerstörer eine Basis abgeben könnten. Selbst in dem noch stark verteidigten Hasen ison Durst-ich, in dem ein paar alte Kreuzer zweiter j Klasse ttadettensehtildienst tun, kann kein moderner «» Kreuzer Zuflucht suchen. Jn Yarmoiith, an einem strategisch wichtigen Platze im Jnvasionsfalla ist der ; Haseneingang so gewunden nnd schmal, daß die mit z etwa 1800 Tonnen registrierteu Bergnüguugds s raddampfer der Bello Steamshin Co. die Nkaschine , Lsalbkrccft gehen lassen und sich .an einem nferwärts 4 befestigten Tau ins freie Wasser schwingen müssen. « Eifer, Suffolk und Norfolk haben keinen Platz für « die Flotte. Im Kanal sieht es etwas, aber nicht viel besser aus. Selbst der neue Kriegshafen in Dover ist ein gefährliches Wasser, sowie im Kann! der Oft iaind blast. Portsmotith starrt von ssieschiitzeit und ist von gewaltigen Fort-s überragt. Aber die gegen iiberlieaende Jsle of Wtght ist schlecht verteidigt. Und die Kreuzerslotte des Kanalgeskhwaders liegt auch lieber ans der Spitheader Reede als im Kriegshaseii selbst. Bis nach Plymotith gibt es außer Zouthamptou keinen Hasen, der. Dreadicottghts docken tann. Southampton bat zwar bis zu 30 Fuß Wasser selbst bei Ehbr. kann aber bisher nicht einmal allen Liniendampsern Deckung gewähren. In etwa zwei Jahren ändert sich dies. Plnmouth ist der erste wirk liche Ticswafserhiisen Und deshalb find dort die beiden Regterungssdocks eigentlich immer besetzt. Was so lange nnd außerordentlich gründlich versäumt wurde, ltißt fich so schnell nicht nachholen. Bei seiner Finanzlage hat England in den nächsten siinf Jahren gar keine Aussicht. ein großes siiisienverteidigungsz oder Hasenmtdbaitproararnm in die Hand zu nehmen. Es kann schon den schottischen Kriegshasen Roshth nicht so schnell sinauzierem wie es möchte. Da liegt die Grenze. Ebenso wie nnfre Küsten, nnfre Matten, der Fiieler Kanal den Abmessungen unsrer Schlacht ichisse ein Ziel sehen. Der Wettbewerb der beiden Marineii liegt heute nicht mehr in der Tonnagm sondern in der Artillerie In der Tonnage nur insoweit, als sie fchnierere oder mehr oder weniaer giinstia ausaestelite Stiixslke zu siihren gestattet. Da liegt auch der Vorsprung des »Neptune« vor dem «Dreadnought«. Er hat Si) Proz. Gesechtsniert mehr. Die Geschiitszahl ist zwar dieselbe, aber die Ranunc aeschiiize haben gisösierck Durchschlagölrash und alle könne» nach allen Seiten schießen. In! »Dread znought" können nur acht Geschiitse nach jeder Breit seite gedreht werden. Beim »New-me« kommen alle zehn zwölszölligen Gesihiihe gleichzeitig in Aktion. Bei den Dreadiioiiahtlcinoiten ist das Kaliber its, bei des »Wer-tunc« Feuerschlünden 50. Aus 9000 Yardd dringen die Neptunegefchosse durch drei Zoll dickere Panzerung hindurch. Der ~Dreadnonaht« und die ersten der Dreadnociahtlreiczer vernachlässigten die Bewassnuiia zur Torpedobekämpfnncr Der »Neh tune« soll diese Unterlassung wieder aucmachen lieber das Wie schwebt ein Geheimnis. Man weis; nur; das; Versuche mit der Umbewassnicng aiuh in der Lltlantiscben Flotte über das Stadium des Experi ments nicht liinasiöaekonimen siud. Die vierzölligen Gefchiitzr. mit denen man es immer wieder probierte, haben sich aus hoher See nicht bewährt. Jetzt spricht man oon dem 4,7ziilliaen Geschütz- das sich bei der Marinebriaade im Vurentrieae bewahrte. Als was? Als Landirnasaefchitfzz»-Dahzrsxie.»,deg» Dreadnouahts es fertig bringen, zw « schwere e »fchütze weht« ein Dutzend sechszolliae Geschütze und außerdem noch als leichte Waffe sechzehn Vierund- · zwanzigpfiinder zu siihren, also balliftifch eine ae- « waltig höhere Geseehtskrast aus ziemlich der gleichen ] Tonnage unterzubringen, ist hier ein Rätsel. Man sucht daran-s eine Schwäche zu konftruierein Aber nicht über-kennend. Unsre Schiffe liegen viel wuch tiger im Wasser. Uns« artilleristisch einen Vorsprung abzugewinitem dazu haben die englischen Konstruk teure den Wes; noch nicht entdeckt. «: « si- Griißte Auflage in Sachsen. · Reduktion und Hauptgefchäftiftelle Ferdinandsttahe 4. HelUfPreGerJ Redaktion Nr. OR. Ixpedlttpn It. Oft· seit« sc. uniouistischen Kreisen wird bekannigeqebem daß unter dem Einfluß des Königs diese siingste Gruppe zu Kompromissen geneigt ist, besonders wenn die Debatte über die Geiränkeabgaben im Laufe dieser Woche das liuterbaits beschäfiigen wird und neuer dings Zugesiändnisse der Regierung bringen sollte. An dieser Steuer sind die Lords als Grundbesitzer besonders interessiert. ( Die Kämpfe am Gurugubcrga » Der Siegesinbel der Spanier über die Erobe rnng des Gurngngebirges ist wieder einmal verfrüht s gewesen. Zwar dati Gebirge halten sie noch, dagegen haben ihnen die Mauren bereits wieder eine emp findliche Schlappe beigelvracht nnd der komman dierende General fordert die Entsendung einer neuen Division. Das sieht nicht gerade so ans, als ob der Krieg bereits; beendet wäre, wie dieMadrider Sieges fanfaren uns glauben ntarhen molltcn. Inzwischen scheint sich aus dieser spanischen Straf» und Sühne aktion, die aus recht geringfügigem Anlaß hervor gegangen ist. eine neue marokkanische Frage großen Stil(- enttoickeln zu wollen. Gg scheint fast, als ob die Spanier jetzt die Franzosen in der Eroberungs prilitik in Marokko abaelöst hätten, ald ob Spanien sein seit dem amerikanischen Kriege tief gcsunkenes Prestige an den Säulen des Herkules wieder ans« frischen wolle. In Niadrid tritt immer ernsthafter die Jsorderuna auf, das; Spanien sich für die im Ris kriege gebrachten Opfer an marotkanischem Gebiet» schadlos?- halten miisse Das; einer solchen Forderung! weder die Grofzmächte zustimmen könnten, welche die Algccirasakte garantiert haben, noeh Malen Hand, ist offensichtlich. Die niarokkanische Franc wäre als bald mit einem Schlag wieder aufgerollt. Daß die Lage neuerdings recht ernst geworden ist, acbt aus folgendem, nn- zuaehenden Privat telearamm hervor: in— Madrid, C. Oktober. wein-TM. der Dresdner Nenefien Nachrichtetyi Der kommandie rende Genera! von Melilla verlangte dringend eine Division Verstärkungen Ein eilig an« Sonn» abend nachinittag einbernsener Kriegsrat, der von 3 bis 9 Uhr währte, beschloß die Entfendnug eine! Division nach Vlmendia Der allgemeine Eindruck spgeht».ltsbi.u, »das die Erdssnung des heiligen Krieges in dein gesamte« niarokkanis stben Reiche bevorsteht. Ueber das letzte für die Spanier unglückliche Treffen erhalten wir noch folgenden Draht berichit « sa- Melillm 4. Oktober. wein. -Tel. der Dresdner Neuesten Nachrichteni Der Zweck des spanischen Vorstoßes nach Topa letnis war der Ilnfklärting des Gurugiigebirges gewidmet. Um 7 Uhr 80 Minuten riickten die Spanier inc vollen Divisionstserbaiide an, unter dem Kommando des General-I» Vikarim der erst nor zwei Tagen seinen Posten« als Direktor der Jnfanteriesrhule verlassen hatte und in Melilla eingetroffen war. Um 8 Uhr bekam die Artillerie den Feind aus dein Berge » lulajemis zu Gesicht. Um 11 Uhr rüikte die Jnfam H terie in Halbkreiöfornn ntii Kavallerie an deri Spitze, vor. Das Feuer der Mauren war start! ·· genug, die spanischen Trunk-en zurück« fallen zu lassen. Die Mauren erhielten all-- mählich Verstärknnaen von Beni Ssifebfelgada nnd i In Dresden and streuen mouamch so II» pro Quart« hss Ist» freihany durch unsre Peooknsssiliaten monatltch 65 Pf» pro Quart« US Mk. frei Haus. M« der Beilage «Jlnftrleet· Verein« oder mlt der Beilage «Dtesdaet Stiegen« s Ums« le to M. pro Monat mehr. Post qui! Ia Dentschlond und den deutschen Kommt: lass. A m t Ellustt.siase»sts« winkt. Sich, poo Quart. Los Mk · B ohne sllugr. Beilage , 60 «, · · 206 , · s Oefserrelckillsäzakse EM Z osäkglåaffttg Hättst-its« monatL EIN« products. Ko· o ne u r. e a e «- · ieqch «- uuscqm m san-Ly- mchs 1 Ist. Apis-im to Pf. Beut Buiaqh im ganzen etwa 3000 Mann. In dies« sein Augenblick wurde Vicarta vor der Frost: in die Brust geschossen. Darauf fund ei! wütender spanische: Jnfanterieaiigriff statt, der di· Ninus-en 350 Tote und 250 Verwundete kostete und sie vorläufig zum Weichen brachte. Nachmittags um 1 Uhr sündigte jedoch von neuem ein ftürmisches Vorpoftengefecht die Rückkehr: des Feindes an. Die fp an i i ei) e n Flaggen wurden darauf um I! Uhr eingezogen und der : iickzug in geord neter Form unter Artilleriedeckung eingetreten, und zwar itach einer sehr gut ge fchutzten Stelle auf einem niedriger-en Plateau des Guruguliergez wo ein Blocthaus gebaut wird. Politjschyes Ukbersjcht Deuischcs weiss. Seheckftemvel und Sparkaisem Scltiamexweiie find Zioeifel darüber entstanden. ob der seit dem l. d. M. in Kraft aetredene Scheckfteuipel auch für Riickzahlunnen aus den Guthaben bei den ftädtischeit Sparkassen zu entrichten sei oder nicht. Die Nürn berger Bezirtsreaieruita glaubte diese Frau-e nn bedinat beiahen zu niiisseii nnd hat die Stempelsteuer uon der dortigen Sparkasse verlauah Taaeaen hat sub das skuratoriuni der Berliner Sparkasse aus den. Standpunkt tust-eilt, das; siir die Berliner Sparkasse die keinen Stheckverlelir unterhält, die Stempel verpslicbtltna siir die Riickzahlunaeti der Gntbabetc U Icht gelte. Das Kuratorium hat das «i3auptiteuer amt in Berlin erstirbt, diese Rechtsaufsassuna zu be ftät·iaen. Es ist fraalos, daß die-z nach Riickfraae beim Reiebdfchatzanit aescheheti wird und daß die Llufsaiftina des Berliner Knratoriiinisz nicht aber die der Nürn beraer Beszirtsrexiiericiia die zutrefseside ist. Aller dings werden durch das Gesetz selbst von der Steuipek psliebt nur befreit inliitkdisrlie Postsrliectsz und Seine-is. die dem Bzechselstempel unterliegen, wiihretid aus: drütklieh als fteinpelpflichtia bezeichnet iberdeu auch Quittunaen über Geldfumuiein die aus Guthaben de:- Ausstellers bei den im § 2 des Scheckerefeves von( i 11. März 1908 bezeichneteti Vlnstalteii oder Fsirineti ac zahlt werden. Zu diesen aehören unter aensiisen Ve dinaitnaen allerdinas anih dieSvarkassen. Nun heißt ec in der Begründung: des Seheckftemuelaesetzexrttvurfs: ,Zu diesen Dlnitaltien aehören zwar auch die Spar- Hassem soweit-sie die nach Landes-webt für sie aelteudeii Aussichtsbestintmiinqen ersiillen. Si e w erde n in dessen von dem Quittunaisitentpel an fofern nicht berührt. als die Aus-zah lunaezr nicht qeaen lzeiondejres Emp- fanasdckenntnis des Spaxerlx sondern ledialich unter Buchunasdescheixxiauna des Svarkasscnbcanttetx zu erfolgen tsfl·eaen.« Hiernach ist es aanz klar. das; nach den Absichten des Osesetzaebers Abbebuitaett von Gexdern aus Sparkassenbücher dem neuen Schecb und - uit tnnasstcmpel n icht untcrxieaem Voraussiebtlich wird der Bundesrat nach seiner unmittelbar bevorstehen den Wiederaufnahme sciner regelmäßig-en Sitzunaeii eine entsprechende Ausfüdrunasbestimmxina zum Scheckstempelaesev noch nachträalich erlassen. Neue ;«Zchnmarksthclne. Entsprechend mehrfach laut gewordenen Beschwerden und Adiinschen sollen die Reichskassenskheine zu 10 Mk. fortan auf einem ihaltbareren Papiere hergestcllt werden als bisher. wird ungefähr dieselbe Stärke erhalten, wie die seit langem im Verkehr befindlichen und in dieser Hinsicht bestens bewährten Reichsbanknoten zu hun dert Mark. Für« einen häufigeretrcirsatz des beschmutz OYic parlamentarische Lage in England. -k- London, 4. Oktober. (Vriv.-Tel. der Dresdncr Neueffien NakhrichtenJ Die Absicht der Einpcitscher des Untcrhaxtscs geht jetzt dahin, die Beratungcn des Finanzgesetzes möglichst langsam Lu Ende zu bringen. Dadurch sojl der Grptppe des Lord Latfsdowns im Oberhaufs Zhikf qgesjevbvkfttf Heft: den, die extremc Gruppe zu sich zu ziehen; In Dalldorfs Von— unsern: Berti-set R.-W.-Mitatbekter. » « « » Berlin. Z. Oktober. » Dalldott der Name bat eine ominöse Bedeutung sur den Berliner. Sie schreibt Furt) aus jener Zeit Inst, als das Dorf an der Nordba n die damals noch einzige ftädtilche Jrrenanftalt Berlins beherbergtr. Zkxfollte man bezeichnen, daß man jemandess Ansichten in: nicht ganz normal hielt, so legte man den Zeige- Ijnger an die Stirn und fagte dazu nur das eine Wort: »Dalldnrfl" Oder man füFrte den Gedanken» auch näher ans durch die getan lichc Behauptnnms »Mensch, du mußt ja nach alldorf!« I Für die Fahraäste der Nordbabn bildete die Sta tion Dalldors stets eine Qnelle reinen Vergnügen-s. sowie man sich ihr näherte, stürzte alles an die Fenster, und dem etwa Aus-steigenden wurden alle möglichen Liehenswiirdigkeiten mit auf den Weg ge rieben. Etwa: »Sieh mal, der will nach Dalldors!« Oder: »Sie, Nil-inneren, lassen Se sich nich zu lange festhaltenk und: »Kommen Se wieder?« —— Die Dall ijorser - die Bewohner des Ortes, nicht die der An stalt - grämte das heftig, und sie beschlossen, daß es« anders werden mtissr. Sie kamen bei der Regierung Znn die Erlaubnis ein, den alten und altberürhtigten Namen ihres Dorfes zu ändern, und sie hatten Glück: Ihrem Wunsche wurde Gewährung, nnd heute hält der Zug nicht mehr in Dalldorh sondern in Wittenam lulrrdief städtische Jrrenanstalt firmiert norh immer -a oor . Dieser Tii e habe ich nur der Wissenschaft halbe: natürlizk - das Institut ausgesucht, das in.- znitten eines riesigen Parkaeländes freundlich ge zkettet ist. Ich habe da manches gesehen, was mkkh Ikberrafrhte nnd mir wieder zeigte, wie vortrefflich dkc Fiirsorgeeinrichtungen der Reiehshattptstadt ge: leitet, und ausgebaut sind. s Hinter dem hohen sehmiedeeisernen Gittcrportab das das Wnhrzeirhen Berlin-s, den trntzigcn Bären, »Er-ist, liegt das zierliche Pförtnerhänscheiy von dem ein afphaltiertcr Fitßfteig durch den Bart! zu dem Direttionsaebiiude führt. Am Wege sah ich überall Leute in Anstaltskleiditng mit Gartenarbeiten be schtifttqt Aus meine Fragen nahen sie höslich un? ruhig Auskunft, und nichts deutete darauf hin. da diese Menschen g— wie ich später erfuhr aeistess gestört waren. In den: hiibscks nnds zweckmäßig« ans xiclben und roten Verblendern ausgeführten Direk tconsgebiitcde liegen die Wohnungen der höheren Be- akuten: die War-tezimmer, das Llintszimmer des Direktors. die Bureauräume und die Anstalt-s -apotheke, die auf das vollkommenste eingerichtet ist. Tsm Wartezimmer hängt ein für die Besucher der Kranken bestimmter Auszug aus der Hausordnuncp Er gestattet ohne weiteres das Mitbringen von Obst, Kuchen, Nauch- und Schnupftabah verbietet dagegen die Einführung von Spirituofem Bei Zuwendungen von Leltiire ist erst die Erlaubnis des behandelnden Arztes einzuholen. ; Unter Führung des Oberinfpektors begebe ich« mich nun in das erste Stockwerk, das eine förmliche Vergniigungsanstalt fiir die Irren enthält. Da ist zunächst der Billardsaah ein hübsch mit Bildern und anderm Wandschmtkck ausgestattetes geräumiges Ge mach, in dessen Mitte das gutgearbeitete Btllard zu freier Benutzung steht. Ein Kredenzsehrank enthält Biergläseru die bei Anstaltssestlichkeiten Verwendung finden. An den Billardsaal schließt sirh ein kleiner, mit Tiskhen und Stühlen bestellter Konversationss xatiny und von diesem gelangt man in den Tanzsaab der durch ein Klavier und die Wände nmsäumende Stuhle seine Bestimmung verrät. In allen Räumen, die wir passieren, stoßen wir auf harmlose Irre, die hier ihrem Vergnügen nach gehenxim Tanzsaal aber begegnet uns ein, kleines Intermezzo und sogar ein Intermezzo sintomem Dort finden wir zwei Patienten der eine mittel aroß, mit blonden» graumeliertetn Vollbart und straff nach hinten gekämmtem Kiinstlergeloch auf der Nase einen zdneiseiz der den itnsteten Blick der blauen Augen noch mehr hervortreten läßt. Der Mann, ein ehemaliger Klaviervirtuosm benriiszt uns mit voll endeter Höflichkeit und erklärt dann Unaufgefordert, daß er dem andern Kranken Klavierunierricht erteile. Darauf beschwert er sich bei detu Oberinspektoriiber den Klavierstimmeiz und das; ein Bild an der Wand schief hänge, und plötzlich behauptet er ganz unver mittelt von mir: , »Der Herr ficht wie ein üfkufikfeiiidiaitsN Und ehe ich tioch das» Gegenteil versichert: kann, fährt er wahrscheinlich, um» meine vermeintlich-e Eigenschaft zu bekämpfen fchncll fort: »Was soll seh Jlmen not-spielen? Wolleic Sie einen Strauß schen Walz-et oder Mendelsfohm Schumann, Beetho ven ospder Mozgrx höxen?" » » »Das überlasse Eil) ganz Ihnen» crwidere ich. »Ich» Sie, Sie find Diplomat!« meint er. »Ich werde Ihnen ein kleines Stück-Heu von Schumann spielen - es dauert ums« eine Minute. Ste gestatten doch« Herrpberinfpektorkfk . « Und schon sitzt er am Klavier, nnd die Töne et kltngetk Er paukt etwas, aber er spielt mit gutem und richtigen: Verständnis und mit wirklich vtrtuoser Fingerfcttiqkett Als er geendet, klatfde sch Betfally Ei: bedankt sich für die ihn: geschenkte Aufmerksamkeit und geleitet uns zur Tür, wo er stch von mit: mit einegz ~A rjvedereiznzetu Hetrkjserahjsbtedet .. . l Wie so ost im Leben neben dem Profanen das Heilige liegt, so auch in Dalldorft Unmittelbar aus dem Tanssaal gelangt man in die Arme. Nach außen « ist dieser Teil des Gebäudes dnrch ein auf dem Dache anaebracbtes Kreuz kenntlich. Un der : nördlichen Ottern-and erhebt sich der schlichte Altar» dariiber ein Medaillottbild Christi auf goldenetnj Grunde. Un der siidlicben Quem-and. oberhalb des» Eingangh eine Gan-ou, darauf ein Barmonium und« die Sitte der Dausbeamtem An der Briistung ist ein Kopf des Heilands mit der Dornenkrone in Hoch relies angebracht, über der Tür ein ilott gemachte-s Pastell Christus nnd Petrus beides Arbeiten von Patienten. , Wir passieren abermals den Tanzsaal und be treten den Theatersaab wo die Irren unter Regie ehemaliger, in der Anstalt internierter Schauspieler ganze Stücke zur Ausführung bringen. Die etwas primitive Bühne, eine »Dausarbeit, nimmt fast die Hälfte desßaumes eimNeben diesem liegt die Biblio thek, die aus mehreren Tausend Bänden und einigen sissiitndert Musikstücken besteht. Die Kranken erhalten nur mit besonderer Erlaubnis des Arztes Lektiirr. dürfen dann jedoch den Lesestoff selbst wählen. Die Vibliothek wird hauptsächlich aus privaten Zuwen dungen ergänzt; die im Jahresetat ausgeworfenen 1000 Mk» von denen auch das Binden der Biicher be« stritten werden must, reichen nicht sehr weit, da jähr lich gegen hundert Bände dicrch die Patienten volli kommen vernichtet, d. h. in Atome zerpsliickt werden. Die eigentliche Jrrenanstalt besteht aus zehn gesondert liegenden Pavillons, von denen je fünf für Männer und Frauen bestimmt sind. In den Pa uillons I nnd II befinden sieh die harmlosen, ruhigen »Im-en, in V und VI die Tobsüchtigen und Gefähr- Ilichem in IX und X die zu Arbeiten öerangezogenetn in Vll und Vlll die körperlich Kranken; 11l und IV dienen als Aufnahme- nnd Beobakhtungshäuser. Zu jedem Pavillon gehört ein durch ein Eiseugitter non dem übrigen Park abgeschlagener Garten, den »die Jrrcn selbst pflegen. Die Fenster sind leicht ver gittert wohl mehr, um einen Selbstmords als einen Fsluehtverstcch zu verhindern. Im Parierre ilieaen die Llccsenthaltsräuuie,»lichte, lustiae..Ziuiui;er, in denen die Patienten am Tage verweilen und auch die Mahl-seiten einnehmen. Die Scbläfsäle sind im l» Stock belegen: zu iedem Bett aehdrt ein aellker Nachttiscln der das Unstaltszeichen ~St. J. AK«- tragt. Die Bettwäsche ist durch einen eingewebten roten Streifen als der Anstalt gehörig kenntlich. In den Pavillons für die Tobsiirhtigen ist die Vergitteriing der Fenster sehr stark. Zwangsmaß regeln, wie Bwangdiacke, Dcusche usw» kennt man in Dalldors nicht, ebensowenia eine sogenannte Grimmi -selle. Die åjsolierzellen haben einen glatten, festen Zelluloidfusz oden; ihre ganze Ausstattung besteht in einem Strohsacl mit Decken - alle Ecken nnd Kan ten sind verntieden. Außerdem können diese Zellen sämtlich von anßen durch Jsensterliiden verdunkelt werden. " reitst - Trotz aller sorgfältigen Bewachung kommen doch» jährlich etwa dreißig Selhstmordversnche vor, nnd anch Mordversuche gegen Wärter und Mitpatienteuj sind nicht allzu selten. Ebenso entweichen zahlreiche- Kranke, kehren allerdings meist freiwillig wieder zu rück. Auf die Beschäftigung der Internierten mit; leichten, angemessenen Arbeiten wird aroßekzGewichh gelegt, da sich diese Praxis vortrefflich bewahrt hat.- So pflegen die Irren den anögedehnien Park oder. werden auf den in Wittenan belegenen Arbeits kolonien zur Feldarbeit nnd Viehzucht verwendet« Die meisten Nr eiten werden im hause gefertigt, in dem sich n. a. eine Tischlerei, eine Schlosserei imdj Schmiede befinden. Unmittelbar an das Maschinenhans dessen zebnz IDamvfkeisel sämtliche Betriebe mit Dampf versehen-« und in dem auch die Schlosserei nnd Scbniiede unter-I aebracht sind, schließt sich da- sdücbenbaiie mit der; reich audaestatteten Vorratgkammer nnd das fiir So. Personen bestimmte Sehwimmbassim das durcb eine. Röhrenanlaae auch im Winter benutzbar ist. Außerx dies; hat jeder Pavillon für sich seine Warntbadeeiin r nna. I Den Beschluß des eiaentlieben IrrmMconpi plcxes bilden die Leitbenballe nnd die an endo- Leicbenkapellr. Außerhalb des Umfassnngssaitierk liegt eine Ifolierbaracke für ansteckende Krankheiten« die 24 Betten enthält, weiter dstlich die· Idioteuq anstalt, in der ungefähr 250 Knaben im» Mcidtbeni untergebracht sind. Die Kinder genießen in einer; iechsftufiaen Schule Unterricht. Die entlasenenk Zöalinqe werden zum größten Teil auf Ddrss fern und in Stådten zur vollkommenen Erler nung eines Handwerks bei sorgfältig( aitkaewckblten IMeiftern in die— Lehre geqebeni »ein-»Sie»
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