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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185311244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18531124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18531124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-11
- Tag1853-11-24
- Monat1853-11
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1853
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Leipziger Md Anzeiger. »28. Donnerstag den 24. November. 1853. Vit Kunst und deren Zweck. Et ist gewiß von der höchsten Bedeutung, daß solch» Bildungs- mittel, welche dem Menschen ein lebhaftes Interesse abgewvnnen haben und einen großen Einfluß auf sie ausüben, auch der erha bensten Bestimmung derselben dienen. Dessenungeachtet ist leider bei einem großen Theile der künstlerischen Bestrebungen so wie auch der sogenannten schönen Literatur in der Wirklichkeit der sittlich religiöse Zweck sehr zurückgesetzt worden, oder man hat bei der Wahl der Mittel für diesen Zweck oft nicht die nöthige weise Vor sicht angewenbet, ober ist überhaupt nicht im Stande gewesen, ein reines Wohlgefallen zu erzeugen. Auf der andern Seite ist eS aber ebon so zu dßklagen, daß viele unter dem Publicum dm mo ralisch-religiösen Bestrebungen in verschiedenen Zweigen der Kunst infoßrrn nicht förderlich gewesen sind, als sie eine große Vorliebe für das Geringere, Nutzlose oder geradezu Verderbliche zeigten und durch solchen falschen Geschmack das Nachteilige zu einer Mpde- sache machen halfen, indem die Vertreter der Kunst und Literatur leid« nur zu oft solchen falschen Richtungen wissentlich oder nicht wUmtlich huldigte«. So unterstützte man sich nicht selten gegen seitig in der Verfolgung einer gewissen Entartung, die allerdings eine schimmernde, ja sogar blendende Außenseite haben konnte, dis etwa Uebersättigrmg, oder ein außerordentliche- Ereigniß, oder ein anderer Umstand eine neue Richtung anbahnte, die freilich jenes Spill mit dem Falschen und Gemeinen oft nur in einer veränder ten Weise fortführte. Weit entfernt nun, daß dies von allen Erzeugnissen und Darstellungen in den verschiedenen Zweigen der Kunst und schönen Literatur gelten soll, da ja auch viel Treff liches und Ausgezeichnetes geleistet worden ist, und weit entfernt, daß mit diesen allgemeinen Bemerkungen auf einen bestimmten Ort oder Kreis, oder eine bestimmte Zeit hingedeutet wer den soll, so können dieselben doch dazu dienen, theilS zur eignen Prüfung der erwähnten Sache zu veranlassen, theils den Gedanken daran von Neuem anzuregen, daß eS von der größten Wichtigkeit ist, auch bei dem Gebrauche oder Genüsse der Kunst und Poesie, so wie bei der Bildung für und durch die Kunst jenen höchsten sittlich-religiösen Zweck nie auS den Augen zu verlieren. Derselbe ist vielmehr zu dem Centrum zu machen, von welchem alle Be strebungen in der Kunst und Literatur zuletzt ausgehen und in welchem auch alle zusammenlaufen sollten, wenn auch jener erhabene Zweck nicht immer unmittelbar auSgedrückt oder verfolgt werde« sollte. — Das Schöne findet seine höchste Weihe in dem Erhabenen, und wird auch immer daS reinste und vollkommenste Wohl^fallen erregen, wenn eS eine wahrhaft edle Idee veranschau licht und dieselbe mit ihrem eigenthümlichen, unersetzbaren Lichte verherrlichen Hilst. Die Kunst, gekommen von oben her, soll auch wieder nach oben führen, so daß sie hierbei der Religion sich an schließt und so mit der Literatur Hand in Hand geht. Das treue Festhalte« Beider an diesem großen Berufe macht auch allein theils die rechte Harmonie in allen geistigen Bestrebungen, theils die rechte innere Haltung und Energie möglich. — Jede dieser Mächte spricht gleichsam chre eigene Sprache zu den Menschen; jede greift auf eine besondere Art in den Menschengeist ein, und sie müssen in demsel ben sich untereinander mit ihrem eigenthümlichen Wirken unterstützen oder sich gegenseitig bald zu einer bessern Auffassung und Begrün dung, bald zu einer höheren Würdigung verhelfen. Kunst und Literatur hätten daher eben vermöge ihres besonderen Einflusses eher wahrhaft bildend und erztehmd auf die Menschen eingewirkt, wen« sie durchgängig in jener naturgemäßen, rechten Harmonie dm Zweck verfolgt hätten, auf welchen sie ihre bedeutendste Lehrerin, nämlich die göttliche Offenbarung hinwieS, die ja auch bei der; Naturbewachtung die erhabenste Kühwrin ist. Jen« Beiden Hube« aber auch wiederum dann ihr Haupt mit dem glänzendste« und reinsten Strahlenkränze umgeben, wenn sie wirklich jmer hohen Bestimmung in segensreicher Weise folgten und in dem bewußten bedeutungsvollen Sinne sammeln halfen, aber nicht zerstreu e- ten, in dem eine tiefe Ehrfurcht vor Gottes Wort, wahre Weis heit und warme Begeisterung ihre talentvollen Pfleger leitete. Wie mancher Lorbeerkranz möchte aber wohl fallen oder bi- zur Unschein- barkeit verwelken, wenn eine Musterung nach jenem erhabenen Ge setze gehalten würde, welches sich nicht »ach bloßen Liebhabereien und weltlichen Interessen richten kann. Wie manche unlauteren Einflüsse haben jenen großen Beruf der Kunst und Literatur ge stört! — Es ist schon sehr zu beklagen, wenn Dürftigkeit und Roth selbst ohne eigentliche Verführung jenem erhabenen Streben störend in den Weg treten, aber noch schlimmer ist eS, wenn bloS reichlicher materieller Gewinn zur Richtschnur gemacht wird und man um desselben willen einer Richtung der Menge nach unten oder in die Irre folgt, anstatt die Herzen derselben in die Höhe zu ziehen und zum Rechten zu führen. Jedenfalls sind die Gefahren groß, wpm der oben erwähnte große Beruf jener Beidfn in eine unlautere Gpeculation oder einen niedrigen Handel vorwaNdelt wird und man die Kunst bet der Verblendung und Leidenschaft gewissermaßen bet teln gehen läßt. Nicht besser ist eS, wenn man auS Ehrgeiz, auS kleinlichem Parteigeiste, feindlichen Rücksichten oder ähnlichen Ur sachen jenes erhabene Gesetz verletzt und da- Talent etwa nur dazu benutzt, um durch die Erfindung oder Vorführung neuer überraschen der und blendender Gebilde Aussehen zu erregen und einen flüchtigen Ruhm zu gewinnen oder einen andern eiteln und zeitlichen Zweck zu verfolgen, welcher schwerlich mit dem höchsten, sittlich-religiösen Zwecke harmonirt. Wie Viele, welche prüfungSloS jedem neue« Winde sogenannter origineller, geistreicher oder freigeisterischer Ein fälle folgten und das ewig Bleibende nur für eine schöne Seifen blase Hingaben, haben nicht dadurch eine Menge falscher Vorstellungen, schädlicher Grundsätze und gefährlicher Neigungen in sich ausgenom men. Und wohl mancher Dichter und Künstler hätte vielleicht auch später, als er fühlte, wie sehr er mit seinem Ehrgeize und seinem Leichtsinn geschadet hatte, oder als er überhaupt durch da- Alt« und durch Trübsale auf bessere Ansichten geführt wurde, selbst fei« Werk ganz oder theilweise vertilgt, wenn es in seiner Macht ge standen hätte. Sein Werk säete aber leider immer neue- Unkram unter den Weizen, zumal wenn Viele mit dem in der Weit «inWll gefeierten Namen eine blinde Abgötterei treiben und prüfuag^oS ohne Unterschied Alle- für schon, wahr, gut und nützlich hielte«, was einem solchen gefeierten Namen angehörte. Bisweilen ist ma« aber auch wohl sogar darauf ausgegangen, sich von der Ehr furcht und von den heiligen Verbindlichkeiten gegen dir Sittlichkeit und Religion überhaupt zu emancipiren, und auf letztere in dem Wahne, daß da- zu einem sogenannten geistreichen und ungewöhn lichen Wesen gehöre, mit einer gewissen vornehmen Nachlässigkeit und Geringschätzung herabzusehen. Und da man dann auch meinte, schwerlich für ein eminente- Talent oder ein Genie gelten zu können, wenn man nicht auch fceigeisterisch sei oder sich so geberdez so löste sich die Kunst wie die Literatur hie und da leider von jenen heili gen Banden loS. Man opferte sie der weltlichen Hoffarth und dem JndifferentiSmuS; man machte sie dem Freiheitsschwindel und der Irreligiosität dienstbar, indem man fürchtete, durch die Festhaltung jene- wiederholt erwähnten höchsten Gesetze- eine falsche Perle au-
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