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Dresdner neueste Nachrichten : 27.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191601278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19160127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19160127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-01
- Tag1916-01-27
- Monat1916-01
- Jahr1916
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 27.01.1916
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Familie M. su um. 111-rann: St- sz D. got- SFungästk Nr. Donnerstag Roman non J. Dionen. Nachdem! verboten. »Nun noch das Bild in die Mitte zwischen den Efeuranken aus unserm Garten, dann bin ich fertig-«, xicf Aetmc Berndi durch die aeiiffnete Tut des tzpkiicznnmers ihrer Mutter zu und begann tapfer die großes! Nägel in die Wand zu schlagen. Ihre sestgesormten Arme, an die sich das schmal qliedrige Handgelenk in ebenmiißigem Ansatz schloß, waren bis zum Ellbogen entblößt, ebenso der fcislanke Hals und der gebräunte Nacken, auf welchem jetzt der halbgeldste Zopf herabhing, welcher sich im Eifer ihrer Tätigkeit gelöst. Das iunge Mädchen, das ans dem dunklen siekijscixsofa kniete und so energifch draufloshiim vierte, bot ein hübsches Bild. Alles an der elastischen und doch recht kräftigen Gestalt war Anmut nnd Ebeninaß und zeigte Frische und Natürlichkeit : Herrliches Blondhaar umrahmte das weiche Oval des zartgerdteten Gefiel-is, dessen ruhige Re geliniifzigkeit fesselnd wirkte. In den graubraunen Augen, um den festgeschlosfenen Mund lag ietzt etwas Trauriges, derbes, das das Gesicht bedeutend älter erscheinen ließ, als niaa zuerst annehmen mochte. Jctzt hatte sie ihr Werk vollendet. Sie glitt vom Sosq herunter und betrachtete priifend die kleinen Efeuranken auf den dunklen Konsolem die sich um die Photographie eines jungen Mannes skhlangem Zier im bunten Zerevis, das rot-blau-goldene Ver bindungsband um die Brust, mit den gleichen« dunk len Augen, einem kecken Schnurrbiirtchen über den halbgeöffnetem lächelndeu Lippen der Beschauerin enigcgenzulächeln schien. Aennes Blicke sogen sich an dem Bilde fest. Ueber ihr Gesicht legten sich Schatten tiefster Trauer, un: ihre herbgeschlossenen Lippen zuckie es weh. »Gerd. mein lieber Gerd, warum mußtest du von uns geben, so ibib- auf to fürchterliche Weise«- fliisterte sie leise und hob die Hand, als wollte sie das Bild liebkosen, so wie sie es einst getan, wenn der wilde Zwilllncisbrudet zur Tit: hercinstükmte und feinen blonden Kopf auf ihre Schulter gelegt, um sie zu dggttpßkpk Gerd Bcrudt war dreiundzwanzig Jahre alt ge wefen, als ihn ein tiickifches Gefchick den Seinen ent riß. E: hatte mit feinem Studienfreund Kurt von Haufen jahrelang an der Konstruktion eines eigen erfundenen Flugapparates gearbeitet, das in Fach kreifen lebhafte Anerkennung gefunden. Der junge, begabte Mann fetzte feinen ganzen Eifer, fein gan zes Können ein, diefe Erfindung nach allen Nich tungen hin auszugestalten, und fein Vater, der geniale Architekt Berndt, intereffierte sith ungemein für die Ausführung dieses Apparates und opferte dem geliebtcn Sohn ein nanihaftes Kapital zu diesem Zum-te. Gerd war auf dem Gipfel feiner Wtinfche angelangt. Er bestieg auf einer bestimmten Fliegerftation fein Luftfahrzeug Hunderte von Menfchen hatten fikh eingefunden, um an dem Erfolg ides jungen Unternehmers teilzunehmen. Eltern und Geschwister fianden hoffend, in bebender Erwartung am Startplatu Er führte mit feinem Freunde feinen Apparat vor, nachdem er alle Anwefekiden übermütig lächelnd in der Vorahnung der Sieger freude, des Erfolges gegrüßt hatte. Das originelle Snortkoftüin fchloß kleidfam die fchlanke, fehnige Ge ftalt ein und trug ihm, noch ehe er in Aktion trat, manchen Blick des Wohlgefailens nnd der Bewun derung ein. Seine liebenswürdige Art sowie die helle Be geiftetuxig für das Werk feine: langen Arbeit ge wannen ihm im Augenblick viel Freunde. Ein lautes Hurra ertönte, als der Flieget sich langsam in Be wegung setzte. Es Gar ein Herd-kühl« Frühlingstag Ein scharfer Wind wehte über die kahle Ebene. Am Himmel zeigten sich wcißgraue, flockige Wölkchen. Die Viaschine immer-te, ohne ein einziges Lllial aus zusetzcty die Schraube surrte und schlug mit ihren riesigen Flügeln durch die Luft. Gerd neigte sich den Seinen zu, verschränkte die Hände und schaute ein letztes Mal noch auf die Mienen, die sich dichtgedrängt noch im Hintergrunde an den Lzäuiien des Flug olatzes drängte, und rief, wie in plötzliche: Rührung, feine Hand zum Gruße fchwenkendx »Seht wohl, ihr Lieben, du fchöne Welt, leb’ wohl.« Dann streckte er die Beine, legte die Hände ans Steuer und befahl mit lauter Stimme: ~Losi« Eine brausende Woge der Vegeifterung ging von neuem durch die Reihen, Die Menge ztoiingte sich an die Banne, ergoß sich über den Flugplaty alled lief, rannte, schrie und drängte und über dem Kitäuel der haftenden Men schen bewegten fiel) Taskhentiikhery Hüte nnd Sonnen schirme. Der Flieget srhofz pfeilschnell in die Höhe, immer kleiner und kleiner wurde das Fahrzeug, dem bloßen Auge kaum erkennbar. Da plötzlich fah man einen glühenden Funken auftauchen, dem eine leuchtende Garbe folgte. Jm Augenblick hörte das Schreien und tiitrfen auf. Staunend und entsetzt ge wahrte man in den höchsten Höhen einen Feuer schein, der grösier und immer größer wurde. Es fah Haus, als wiirde hoch in den Lüften ein Feifwerk abgebrannt Auf dem Startplatz wurde es to enstill. Blaß und entsetxt sahen die Menschen einander an. Ein heiseres Murmeln ging endlich durch die Reihen. In wenigen Niinuten fcnkte sich die feurige Lohe immer tiefer nnd tiefer, bis das Fahrzeug wie ein hellgliihender Niesenball sich der Erde nahte. Ein Schrei aus tausend entsetzten Kehlen begleitete diesen furchtbaren Anblick. Noch heute weiß niemand, welche Ursache schuld an dem entfetzlichen Unglück gehabt. Alle Nach forfkhungen waren erfolglos, denn der junge Flieget verbrannte in den Flammen feines Apparates. Die entfetzte Familie konnte nur die traurig verkohlten spßcfte feines jugendlichen, lebenfpriihendem kräf tigen Körpers bergen. Frau Berndt war einer Wahnfinnigen gleich auf die feurig-glühenden Trümmer zugeeilt und hätte fich in die Flammen gestürzt, um ihr Liebste-Z, ihren Stolz zu retten, doch mitleidige Hände riffen fie zurück. Der Vater ftand aufrecht, mit irrem Blick in die Glut fchauend, und ais man endlich nach mühevollcy trauriger Arbeit die irdischen Reste feines Lieblings geborgen und« auf die Bahre gelegt, da stieß er ein sinnlofcxh hcml lendes Lachen aus und lief; sich mit Wiühe von den N. Januar uns. Seite I eniscvten Seinen heimführen. Jn einem kleinen Hotelzimmer im Osten Berlin-s saß die unglückliche Fautilie rat- und hilflos, fast versteinert im Schmerz, das Unsaszliche noch immer nicht begreifend. Scharen weise stristnten Fremde herbei, um ihre Teilnahme zu bekunden. Knrt v. Hausen gelang es endlich, alle äußerer( Formalittiien zu erfüllen, und noch am Abend reifteu die Unglticklichen in die kleine Ostsee stadt, in welcher Architekt Verndt in einer reisenden Villa am See das Heim fiir sich und die Seinen einst ausgebaut. Monatelaiig schon ruhte Gerd auf dem kleinen, von Meereswellen umbrandeten Friedhofe, doch immer uoch lagerten tiefe Schatten der Trauer, dspexspVerziveiflung iiber den so hart Heimgesuchtem Frau Eva Berndt trug an der Last ihres Schinerzeö still und fchwerx Die zarte, blonde Frau bog sich ivie ein fihwankes Rohr unter dem Sturm des Schicksals, lohne zu zerbrechen. Doch ihrem Gatten hatte das?- iähe Unglück den Verstand geraubt. Der kräftige Mann fiel, wie eine starke Eiche vom Blitxstrahl ge troffen, zu Boden, der Lebensfturm griff in seine Krone, er zerstörte seinen Verstand, verwirrte seine Gedanken nnd machte ihn zum Kinde, das weh-« klagend durch die vereinsanttem stillen Raume des sonst fo lichtdurchflutetem fröhlichen Hauses ging und immer den Sohn suchte und jeden fragte, wo denn Gerd geblieben, Gerd, der nächstens seine Schwalbe, seinen Flieget aller Welt vorsiihren würde, um zu zeigen, welch genialeö Geschenk er« seinen Mit-tierischen mit dem Ergebnis feines Flei ßesy seiner Begeisterung gemacht. Anfangs hosften die Aerzte, daß dieser sähe Aus brurh «einer Nervenzerrtittung mit de: Zeit schwin den roth-de. Aber alle angewandten» Mittel versag ten, Vaumeifter Berndt blieb in seinen: Wahne befangen, seine starke Manueskraft versagte im Er: tragen eines solchen Srhicksalsschlageä Die arme blasse Frau durfte sich nun ihrer Trauer nicht hin: geben, ihre Zeit und Kraft gehörten dem Manne, der so schwer litt. Es war natürlich, daß Bekndt feine Tätigkeit aufgeben mußte. Die äußere Lage der unglücklich« Familie wurde kritischer, es galt zu handeln. Dnrch "-" DatfuYEnunq m. Haus» mauusvvff.-5t.,10d.2 Komm-»Ah, VokhxGass l.Apk. a.ålt. Les-n.- H. Berg 100M. Altenbekgerss U Im. od.b. BeLStepbanienfttxäks «« W« Seh» warmgcvtube mit K. u. D. l. Wehr. ad. spat. zu verm.. 10 Mk. P«-sI·--s«N7-s’ehIi(-.ps· F» s«·-1,«!. 9711 Stint-da, tust-l. Zimmer« schief-tollen gescheit-taki«- lloaknsstltsnstrasss 28 Werk-solle, 65 qui« sum l. April 1916 zu Um. Milx be! Frau Narr-natur, das. 07843 Schuhmacher- Lasten, als solche: mit Erfolg jahrelang Sen-ißt. Umstände h. anderm. u vorn-ist. 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