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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185509113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-09
- Tag1855-09-11
- Monat1855-09
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1855
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354k // am Stadtthfater. Auch in der Vorstellung der Oper „Lucrezia Borgia S. d. M. stellten sich zwei für un- neue Sänger de« Publicum vor. Dem Vemehmen nach wird die Direktion un- mit noch einigen Candidaten für die verschiedenen zu besehenden Fächer be kannt machen, so daß auch die nächstfolgenden Aufführungen eben so wie die seit Wiedereröffnung de- Theater- stattgehabten al- Probe - Vorstellungen zu betrachten sind. Jedenfalls ist da- Vor, führen verschiedener Kräfte vor einer definitiven Completirung de- Personal- ein sehr loben-werthe- Verfahren, dessen gute Früchte nicht au-blriben werden. — Die beiden Gänger, die an diesem Abende zum ersten Male auftraten, gefielen dem Publicum in jeder Beziehung mehr, al- die meisten derer, welche wir in der ersten Opern - Vorstellung kennen lernten — und da- auch mit Recht. Frau Richter zeigte sich in der Partie der Lucrezia als eine Sängerin mit zwar nicht gerade eminenten, aber tüchtig auS- gebildeten Stimmmitteln. Ihr Gesang ist ein musikalischer, der von ernsten Studien und achtungswerthestem Streben zeigt. Da- ist heut zu Tage schon viel werth, wo so viele Sänger sich damit begnügen, durch die etwaigen natürlichen Mittel einigen Erfolg zu erringen und sich für vollendet und reif für die Bühne halten, wenn sie einen aufmunternden Applaus empfangen haben. Nicht Wenige- in Frau Richter- Gesang-technik hat mir sehr wohl gefallen; ich rechne dahin ihre musikalische Sicherheit, die sich kundgab, trotzdem sie die Partie neu studirt zu haben schien, ihre entsprechende Kehlfertigkeit und vor Allem ihren sauberen und runden Triller. Die Intonation erschien im Ganzen rein, an einigen wenigen Stellen nur fiel mir in der höheren Stimmlage ein leise- Hinaufziehrn de- Tone- auf. Der falsche Einsatz eine- hohen Tone- in einer Fortestelle in dem großen Terzett de- zweiten Acte-, eben so wie da- Ueberspringen eine- Vorspiel- im ersten Act können al- momentane Versehen entschuldigt werden. WaS die geistige Auffassung und Wiedergabe betrifft, so zeugen diese von Talent; einzelne Momente gelangen sehr gut, und wenn dem Gesänge noch etwa- mehr Leidenschaft und Feuer zu wünschen war, so nehme ich gern an, daß eine sehr zu entschuldigende Befangenheit die Sängerin verhindert haben mag, vollständig und mit allen Kräften au- sich herauszugehen. Da- Spiel der Frau Richter erschien mir gewandt und sehr anständig, so daß sie auch nach dieser Seite hin befriedigte. Mit Erwartung darf man wohl den weiteren Leistungen der Frau Richter entgegensetzen; hoffentlich werden dieselben die gute Meinung rechtfertigen, die man di- jetzt von ihr hegen darf, und zu Tage legen, ob diese, wie mir scheint, begabte und fleißige Sängerin im Stande ist, ein erste- Fach an unserer Bühne zufriedenstellend auszufüllen. — Die erste männliche Haupt partie der Oper, die de- Gennaro, war in den Händen des Herrn Muck, eine- jungen Sängers, der mir alle Mittel zu besitzen scheint, durch die ihm eine schöne künstlerische Ankunft erreichbar werden kann. Herrn Mucks Stimme hat den echten Tenor- Timbre, ist gesund, kräftig und klangvoll. Vor Allem möchte ich ihn nur darauf aufmerksam machen, diese- schöne Organ nicht zu übernehmen, und die auf starke Effecte abzielenden Manieren, die man oft bei süddeutschen und vorzugsweise bei österreichischen Sän gern findet, abzulegen ; Herrn Mucks Stimme hat natürliche -rast genug und füllt da- Hau- auch ohne physische Anstrengung vollkommen au-. Da- musikalische Talent de- Sänger- ist nicht zu verkennen — nicht wenige sehr gelungen« Momente beweisen -- hinreichend und sprechen nuch dafür, daß er einen gute« Grund bereit- gelegt hat, auf dem nur weiter zu bauen ist. So gern ich e- saae, daß Herr Muck mich eben so wie da- die-mal äußerst animirte und empfängliche Publicum, wa- den Gesang betrifft, sehr angesprochen hat, so ist doch die Leistungsfähigkeit eine- Sän gers nach einer Partie, und besonder- nach einer solchen wie der Aennaro, nicht vollständig zu beurtheilen. Gelingt e- ihm, in anderen, mehr geistige und technische Mittel erfordernden Partien eben so ehrenvoll wie die-mal zu behaupten, so dürfte er eine lckliche und für die Ankunft viel versprechende Acquisition unserer sühne zu nennen sein. — Mit besonderem Vergnügen gedenke ich die-mal de- Frl. Hy bl al- Orsino. Bisher hatte diese Sängerin «och keine Gelegenheit gefundm, sich in einem besonder- vortheil- hasten Lichte zu zeigm; sie hatte immer nur kleine und sehr un dankbare Aufgaben gehabt; jetzt weiß man, wa- sie unserer Bühne iß und noch werden kann. Die klangvolle Stimme der Sängerin, -in schöner Alt, wie man ihn nicht allzu oft findet, kam in der ihr sehr vortheilhaft liegenden Partie vollkommen zur Geltung; besonders -Msnehm überraschten Referenten die musikalische Sicher heit, die Nüancirung im Gesänge und tste glückliche Auffassung, ebe» so wie -a- -ewandff »ich lebend^- Spiel diese- Orsino. Fräul. Hydl errang ejne« ungewöhnlich großen Erfolg, den ihre gelungene Leistung auch reichlich verdient lMe. — Herrn BehrS Herzog Alfonjo ist al- eine der besten Gestaltungen diese- braven Sänger- bekannt ; auch die-mal verfehlte sein Dortrag der Arie im zweiten Acte seine Wirkung nicht. Der Bassist Herr Cornar gab die kleinere Rolle de- Gubetta ganz entsprechend; namentlich gefiel mir der äußere Anstand, den er im Spiele zeigte. Nicht unerwähnt darf e- bleiben, daß die verschiedenen kleinen Partim außer von Herrn Schneider auch von dm Herren Werner, Riebich, Cilli- und Erck recht brav und in vieler Beziehung besser al- früher gegeben wurdm, eben so, daß da- Ensemble im Betracht der gegenwärtigen Verhältnisse Anerkennung verdiente. Ferdinand Gleich. Matinee museale im Hotel de Pologne. Da- frühere Mitglied des StadttheaterS, Herr Scheibler, gab am 9. September im großen Saale genannten Hotels eine musikalische Morgenunterhaltung, bei der er von einigen der nam haftesten hiesigen Künstler und andern tüchtigen Kräften unterstützt wurde. WaS diese leisten ist hinreichend bekannt, und ich beschränke mich daher darauf, zu sagen, daß die Herren Concertmeister Drey- schock. Röntgen, Concertmeister David und Grühmacher die Aufführung mit einem Beethovenschen Quartett einleiteten, daß außerdem noch Herr Dreyschock zwei Solostücke für Violine vortrug und Herr Capellmeister Rtetz mit gewohnter Tüchtigkeit die Pianofortebegleitung der Instrumental-Soli und der Gesänge auSführte. Al- Sänger betbeilkgtm sich bei der Matinee mit Lie dern, Oratorien und Opernstücken die Damen Frl. Auguste Koch und Frl. Bretschneider und die Herren Schneider, Behr und Pögner Herr Scheibler selbst sprach ein Gedicht von A. Knapp, „Russische Scene", und seine beiden talent vollen kleinen Töchter, Adelheid und Louise, sprachen vereint das sinnige „der Schmetterling" von Heydenreich und Erstere ein humoristisches Gedicht „die schöne Gchifferin." Nicht minder wie die musikalischen fanden auch die deklamatorischen Leistungen der Matinee eine freundliche und wohlverdiente Aufnahme bei dem leider nicht allzu zahlreich versammelten Publicum. Ferdinand Gleich. Der Löwe von 14V9. Ein Löwe von diesem Alter muß ein respektabler Bursche sein; wo existirt denn derselbe? Er sitzt ganz gravitätisch vor dem Schau fenster der hiesigen Löwenapotheke und hält ein Schild, worauf im Widerspruche mit seinem Alter geschrieben steht: „König!, privi- legirte Apotheke. 1409." Tausende gehen in der Woche da vorüber und wissen nicht mehr, «aS die Jahrzahl 1409 bedeutet, und darum ist'- wohl trotz tzeß Naserümpfens einzelner Geschichtskenner erlaubt, zu er zählen, wie der Löwe, oder, um ganz ehrlich zu sein, wenigsten- deffen Vorgänger an diesen Platz gekommen ist. Al- im Jahre 1409 eine große Anzahl Studirender mit ihren Lehrem au- Prag fortzog, um nach Leipzig au-zuwandern, wo ihnen Friedrich der Streitbare ein Asyl geboten hatte, bewegte sich der Aug auch vor der Univerfitätsapotheke in Prag vorbei. Bor dem Schaufenster derselben hielt nun eia dem hiesigen ähnliches Gebilde von einem Löwen Wache, und meinte ei« Student: der Löwe der Universität-apotheke müsse auch mit au-wandern. Ge sagt — gethan; er ergreift da- Schnitzwerk und bringt es richtig mit nach Leipzig, wo e- wieder denselben Wachposten erhielt, dm eS in Prag gehabt hatte. Go alterthümlich und wunderlich geformt auch der jetzt an de- zeichneter Stelle zu erblickende Löwe ist, so ist er doch nicht der selbe , welcher von Prag die Reise hierher gemacht hat, er hat sich aber doch von seinem müden Cameraden da- Schild mit der Jahr zahl 1409 au-händkgen und darauf nur die Inschrift „König!." ändern lassen. Der alte Löwe au- Prag ruht von seiner lange« Arbeit in der Raritätenkammer de- Besitzer- der Apotheke aus. G > .'1IIW > "»» Dte Mwthh««-Mh» ging Montag den 10. Septbr. um 9 Uhr Dormitt. Sü See. vor.
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