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Dresdner neueste Nachrichten : 19.03.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191203195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19120319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19120319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-03
- Tag1912-03-19
- Monat1912-03
- Jahr1912
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 19.03.1912
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LCUI fsoicustccs Lloo M( 1912. resdnerNeuefteNachrichten Ullllbllalllllllk Tllllkizcilllllc sot lt. a squ one se le kostet It Dresden nnd sue-is »M- mwsms es Is. « das Ist-aus oo o- Ixquswsbsie swelspalttfe ettasaesetce Mo Mk» mi? IMIM 2 Z Bei F edetdolunqen nnd abut- IM Nahm aa taki-. bissreäehübt Do 11. um es usw«-us werden mu- sesen otaushmbluns aufse- I,«· m das Erscheinen s- be stumm Taseu und II« we nicht Mir-wund Tetek nüch- luskobe von 111 » m unzulä q. Unfke Drei net und an Dämqu Metallen Brote Mater Inwneesäcwedtttoueu tm »- suslau nehmen tumm- u Wirt-ite- m » Wen u- Diese Nummer umfasst to Seiten. Ihn-u siehe ts und 14. Verm tchteö und Standes-mai e Echten Seite 7. Spoxt Seite U. « ch sie bewegt sich doch! Ein in Fragen der Reichserbschastsfteuer vorzüg- Wndcrter Parlamentarier sendet uns folgende xmationem Herr v. Bethmann Hollweg gibt sich der ange en Hoffnung hin, seinen Regierungskahn nun kskeueru zu können, nachdem Adolf Wermutb schifft und der ~l)ei«lige GFM im Triuuwhgug Salonwagen in seine bay ehe Heimat zurück «tet worden ist. Der Reichskanzler, dem dieser chng gerade noch gelang, hat aber seine Rechnung kieu neuen Reichsta g gemacht. Es ist keine Drohung und deine nutzlose Demnftratiom »in der gesamten Linken des Reichsmgs ietzt der verfolgt wird, die Erbansallsieuer durch einen itiativantrag zur Diskussion und Abstim gzu bringen, um der Regierung zu beweisen, daß Zurückhaltung weder die Zustimmung der Lin-I kdcr Erbschastssteuer findet, noch den Wünschen« Mehrheit des Volkes entspricht, das nach wie vors dieser Steuer den besten Weg sieht, dem Reiche uernde sichere Einnahmen zu schaffen. Regierung wird dadurch in die Notwendigkeit ver ,ik,kc Haltung zu rechtfertigen und Aufklä » zu geben, warum sie sich den Forderungen qulmncntarifchen M i nd erbeit gefügt hat. Der Reichstag von 1912 ist eben ein ganz andrer jener-, der am 24· Juli 1909 mit 194 gegen 186 en die Erbansallfieuer der Ghegatten und icr ablehnte. Heute find die wenigen Stimmen, damals zu einem Ja für die Erweiterung der Erd ftiiteucr fehlten, zweifellos vorhanden und noch Dutzend dazu. Und war es nicht gerade Herr ethmann Hollweg, der unter Billow eine Nachlaß-» rverteidigen half, die ohne Ansehen der Person! Erden jeden entstehende-n Nachlaß erfassen sollte, such dann, wenn er an Ehegatten nnd Dessen ku fallen wiiode, eine Nachlaßsteuey die die Erb n bis zu 20000 Mark freilassen und von Mer ibei mehr als 20000 Mark bis zu 8 Prozent bei ialg einer Million Mark progressiv steigen sollte? kes nicht auch Herr v. Verhmann Heil-weg, der über dem Widerstand der Konservativen und des ncms an dieser Nachlaßsteuer als dem »Erl- In« der ganzen Reichsfiimnzreform festhielt? « Jst heute alles vergessen und nicht mehr wahr? Gewiß, Form der Nachlaßsteuer wurde fallen gelassen, aber ehob wieder kühn ihr Haupt als eine Erbanfalb ,die auf Ehegatten und Kinder ausgedehnt en sollte. Jene zweite Regierungsvorlage, die, sei-wähnt, vom Reichtötag 1909 mit knapper Mehr labgelehnt wurde, sah Steuerfreiheit bis zu 20000 sit Wert des Gesamtnachlasfes vor und statuierte Kindern und kinderlosen Ehegatten erst bei einem unsall von mehr als 10000 Mark pro Erben eine neu-flicht Diese letzte Form der Erbschaftsfteuers Inn ist trotz der Ablehnung durch den früheren istag nicht tot nnd wird durch noch so klug ge ie Ministerkonferenzen und Parlamentarier- - A Misearemo. Von unserm vakatrespondentem Paris, 16. März. Tie angenehme Tätigkeit des Nichtiastens bat Usiür einen Tag unterbrochen und feinen Kame geseiert. Gestern war mi-caröme. und heute dweiteraesutteri. Es ist für einen Menschen, der den ernstesten tvaliitischen Studien in München obgeleaen bat »t« sich in die PariserZeitverdrebunaen zu finden. Ilachten benimmt man sich, wie wir amSilveiters d-IlmFastnachtssdienstan bringt es niemand über verlegenes Lächeln hinaus« wird am MittfastenH endlich, endlich ein bißchen närrisch, und tanzen» wir das ganze Jahr. sich» sehe natürlich nur zu· Ich bin nämlich mit Zelt nicht mitaetanszt und die Beine von bente n eine Sprache, die ich wohl verstehe sdenn sie ist dzntlichb aber die ich nicht beherrsche. Oder kön eie etwa »Tanao argentin«? Wie sollten Sie ; gibt es doch in Paris eigentlich nur eine Frau, ihn wirklich beherrscht und mit großer, andachts tx Kunst ausübt: Möme Camembert· Der Name impriiasani, doch seiner Trägerin kaum würdig. herrlichen Sitzanne würdiger Papa war Käse let, nnd da sie noch »Möme« war das will II- Ohne but ans den Pfaden des Lasters wan s—, nannten sie die Künstler von Monwarnasse 111 Caniembert. letzt hat sie verschiedene Hüte. ist seitdem auch inqendhaster geworden. Und Itßeschränkung aus die südamerikanische Kund- Mt ihr die große Kunst des Tanaotanaes ein- Wenn Sie nach Paris kommen, werden Sie den llnn der Möme Camembert vergebens ans den Wuaiäulen suchen. Sie bat es in der großen Hkutlichkeit nicht sehr weit gebracht und ibre Be- Imtheit reicht gerade für die Ecke Boulevard Mont- We und Samt-Michel. Dort ist Bauten Ein Ist- heller Saal mit ziemlich blantem Partett. Mel Mädchen-staunen da mit sebr weniic Män- L Den Wald-er verstehen sie nicht· recht, sie neh- Itdn auch im Tempo nn rasch. «Dastir üben sie Zweischritt in den qewagtestens Kombinationen WAm Abend wird anch die: Quadriile neobiertz . Iden Versuch hinaus nennst ne nicht. Das imm- - II bat schon alles vergessen, was wir Deutschen s kvvn unsern französischen Tanzlebrern lernten. i »Ach der caneam an dem sich unsre Väter einst · MAHMWMrMmmmU «- Größte Verbrkjkkng in Sachsåm Behalt-kot- tmd Hauptsefchästsstelle Fordkuaudstrase C. secundus-r- Redaktion Nr. DAM- Erz-edition Nr. 4671. Verlag Ur. 642 gest-räche des Reichskanzler-s nicht in politischer Lethatgie gehalten werden; sie wird auf erstehen und stärker fein als alle Hertlings und Bethmann sollst-Las , Und noch etwas: Sosort nach dem Rücktritt des Staatssekreiärs Wermuth hat ein Berliner Blatt, das hier und da zu besonderen »Missionen« benutzt wird, in einernssendar ossizids inspirierten Notiz darauf hinweisen dürfen, daß die durch Erweiterung der Grbschastssteueriauszubringende Summe sich nach dem Maßstabe der Pläne von 1009 aus etwa 50 Mil lionen Mark belaufen hätte. Dagegen seien aus der Beseitigung der L i e b c s g a b e bis zu 40 Millionen zu erwarten. Der Unterschied sei also keineswegs erheblich . . . » Mit Verlaub: Die 1909 von der Reichsregierung vorgeschlagene Erweiterung der Erbschaftssieuer von 1906 sollte 68 M i l l i o ne n Mark Mehrertrag brin gen, fiir das Reich allein davon 55 Millionen (die Bundesstaaten erhalten bekanntlich einen Anteil der Einnahmen der Reichserbschaftssteuer). Es waren also schon 1909 olangemäß 15 Millionen mehr, als der Fortsall der Liebeögabe bei günstiger Annahme ergibt. Und es wären heute noch viel mehr! Man hat 1909 sehr zaghaft ialkuliert. Heute würde man bei dem großen wirtschaftlichen Aufschwung sicher 100 Millionen Mehrertrag herausrechnen und diese 100 Millionen auch herausbekommenl Wenn also Herr v. Bethmann Hollweg und seine homogene Regierung heute die Erweiterung der» Erbschaftssteuer noch fo einmütig in Mißiredit zu bringen suchen, sie bewegt sich doch, es bleibt doch wahr und wird immer wahrer, was schon 1879 der große Politiker Johann Kaspar Vluntschli, das geistige Haupt der liberalen deutschen Staatsrechts schule, schriebt Wir bedürfen im Geiste unsrer Zeit und der heutigen Bedürfnisse einer viel energische ren Ausbildung der Erbschaftsbesteuerung . . . Die »Notwendigkeit einer derartigen Reform des Erb rechtes ist während des letzten Menschenalters sehr viel klarer geworden-. Es wäre nicht mehr ein un reifeb Wagnig, fondern eine große iegenzretche Tat, wenn das» Deutsche Reich. indem es «dab For-irren- ktnd Erbreistliieii ordnet»-«ste—stvrar«aiits den großen Mitteln, über die es verfüg"t, in die Hände nähme und durchführte. Eine solche Tat würde einen Teil des Proletariats aus eine höhere Stufe erheben, die großen unbemittelten Klassen wieder mit Hoffnung und mit Liebe zur Heimat er füllen, die Gesellschaft von schweren Leiden heilen, den Staat stärken und ein Vorbild für andre Völker werden. . . I P Freiherr v. Herrcing beim Kaiser-. ’ Der Kaiser empfing gestern mittag den bayrischen Ministerpräfident Freiherrn v. H e rtlin g. Zur Fridhftückstafel wczren außerdem n. a. geladen Fürst und Fürstin Alots z u Löwenstein und Aebtissin Frau v. Rohr. —— Der Fürst Löwenftein ist einer der bekanntesten füddeutschcn Zentrumsführer. Unterstaatsfekretsr Herz Als Unterstaatssekretär im Reichsfchatzamt wird an Stelle Kühn-s der bisherige Direktor in diesem Amte, Geheimrat Herz, treten. Geheimrat Herz ist —- Aber wenn der Tango anhebt, hören die andern aus zn tanzen. Sie bilden einen groß-i Kreis unsd in diesem übt Möme Camembert mit einem schwarz haarigen Südamerikaner ihre große Kunst. Eigent lich weniger ein Tanz als ein beschwingtes Schreiten E mit sonderbaren, überraschenden Wendungen- sehr s scharf imßbythmus, und es erscheint mir sehr wesent : lich, daß sich die Tanzenden. die fortwährend in ihrer Stellung zueinander wechseln. sehr ties, sehr ernst in die Augen schauen, wenn sie sich aerade einander . gegenüber befinden. Sie halten sich dann sehr fest umschlossen und der lange, saugende Blick ist fast er schreckend durch die Intensität einer gebändigten. tod bereiten Leidenschast. Die Pariser Tanzlesrer waren nicht faul. Sie annoneieren, daß man ei ihnen für billiges Geld den Tango lernen könne. Und es wird nicht an kunstwilligen jungen Damen fehlen, die den neuen Tanz probieren wollen« Und doch tanzt ihn nur Möme Camemberi. Das mit den Beinen könnten die andern vielleicht auch lernen, aber nur sie bringt das große Gefühl für den Blick auf, der aus den stolzen grauen Augen sich tief in das glühende Schwarz ihres Partiiers senkt. Da sich dieses jeden Donnerstag und Sonnabend bei Bullier und an den tibrigen Wocheniagen anders wo ereignet, so weiß man nicht recht, warum Paris noch einmal besonders und offiziell ausschweifen soll. Und wirklich, die Zeit der großen Opernbälle scheint endgültig vorbei zu sem. Der verliebte Masken scherz ist verstummt, da man sich auch ohne Maske der- Liebesfreiheit ergeben kann. Nur das Voll auf der. Straße hält an seinen Rechten fest. Es verlangt’ feierliehe Untziige, und vor allem seine große Konss iettiichlacht. Wenn sich der Humoroffiziell geben soll, geht er gewöhnlig -fldten, auch in dem stets lnstbereiten Paris. or lauter Mangel an Humor hat man gestern drei Umztige arrangiert, und was ich davon sah, war herzhaft traurig. Das bübscheste waren uvch die MöniginvenT iene sanft geschmintten Bürgermädchen, die in jedem Jahre neu geiniihlt,»die sPariser Frauenschdnheit repräsentieren sollen. Sie tun es durchaus nicht. Nicht daß es ihnen an An inut fehlte, aberdie Pariserin hat kein Talent dazu, als weißgekleidete Ehreniungstan auf einem Thron zu sitzen.« Und wenn auch die König-in der Loui ginnen, die noch dazu den hübschen Namen Paradies führt, wirklich seht hübsch war; wie strapaziert war schon ihr Lächeln, und« wenn siedie Hand zum Gruße an die Lippen führte, mochte man lanben, sie müßte l ein Gähnen-verstecken- «Das IMlitmnbatte der seit 1896 im Reichsschatzamte beschäftigt Er ist 1880 Referendar im Kamtneraerichtsbezirk geworden und 1884 als Jniendanturwfevendar hei der Jniendantur des Z. Armeeioros angestellt worden. 1886 wurde er Jniendaniurassessok bei dem 9· Armeekoroö und 1889 Vorstand der Jntendantur der 18. Division in Flats burg. 1891 wurde er zum Miegsminifterium kom mandiert und kam dann wieder zur Jutendantur des B..Armcekorps, um 1894 von neuem in das Kriegs mmifterium berufen zu werden, wo er in der Senats-» abieilung tätig war. 1896 kam er als Hilfsarbeiier in das Reichsfchatzamt und wurde 1897 Geheimes Regierungsrat und Vortragender Rat in diesem Amte. Seit 1901 war er Geheimer Oherreaierungsrai. Ende 1909 twurde er zum Direktor im Reichsschatzami er nann . Als fein Nachfolger soll der Geheime Oberrogies Rngsrat M cu fchel im Reichsschahamte aus-ersehen e n. Hex Streik in Sachsen. Wie wir voraussagtem ist gestern auch im säch sischen Kohlengebiet der Ausstand erklärt worden. Jn Zwietau wurde eine Versammlung von Delegierten der Bergarbeiter abgehalten, die, wie uns aus Zwickau geschrieben wird, folgende Ent schließung annahm: »Die am 17. März tagende Konsereng der Delegierten der Bergarbeiter im Zwickauer Re vier, in welcher alle Gruben vertreten sind, nimmt Kenntnis von den ergebnislosen Verhandlungen zwischen den Arbeiterausschüssen und den Werk besiizern und Werkverwaltungen. Die Konserenz ist einmütig der Ansicht, daß es nun keinen andern Weg mehr gibt, als die von den Werk-. besivern abgelehnten bescheidenen Forderungen mit aller Macht zu verteidigen, was nur durch das gesetzliche Mittel des Streits geschehen kann« Selbst wenn einige Werke bewilligen wollten, so müßten die Belegschasten den Kampf so lange fort seyem bis eine weitere Reviertonserenz darüber Beschluß saßt. Die Konserenz fordert alle Kameraden aus, die ietzt güigtige Zeit auszunutzen und den Streit mit aller ruft und unter Aus rechterbaliung musterhafter Ordnung bis zu Ende zu stthreir. Die Konserenzj verlangt von allen untere-dem strengste Diszip in zu halten« Die Entschließung wurde in sechs Berg arbeiterversammluugen im ganzen Zwickauer Re vier vorgelegt, begründet und einstimmig an genommen. Die Bergarbeiter melden sich heute sriib bei den Werken ab und treten in ben Ausstand-. . s Das Sterben des großen Streits-. Von Infern- Sonderbetichterstatter. B. G. Bochmw 17. März. Was Minister, Arbeitgeber, Arbeiterorganisatio nen nnd alle guten Bürger mit vielen Wünschen und eifrigem Streben vergeblich gewollt hatten das Maschinengewehr has-s erteichtt der große Streit liegt in d en letzten Zügen. Als die wilitärifchen Sonderzüge ins Land der Ruhr fuhren, stand die soziale Bewegung im Zenit der Krisis. Als die Kürassiere und husaren lanzenfchiwingend durch die Straßen ritten und trab, ttab die schwergeritftete Jn fanterie ihnen folgte, gab es einen Moment haar fcharfer Spannung. Die Schaukel der Gefchebnissex wippte Entweder Oder. Das Experiment warl artige Heimlichtnerei nicht nötig und fing erst an, sich n amiisieren, ais die Umküge vorhei waren, als der Iriihlingsahend sich auf d e Boulevardg senkte. ndein man den Wagenverkeihr einstellte, ließ man nicht nur den Fußgängern den vollen Raum für ihre karnevaliftische Freiheit. Man verbannte das stetig fchnurrende Dröhnen der Automohile und Kutschen, und in der Luft schwirrte das tausendfältige Gewirr der Menschenrusfr. Aber noch andre, artikuliertere Töne mischten sich hinein: die Pariser Straßenfänger sind ans ihrem Winterschlaf erwacht. An allen Ecken und- Enden bilden sich Kreise. In der Mitte steht der Chansonnier, hinter ihm die Begleitung, gewöhnlich Geige und Gitarrr. Ringsherum das lauschende, leise mitsunimende Paris. Die da hören und mit singen, tnn es nicht allein dem Kunstgenuß zuliebe. Sie wollen lernen· Das neuefte Straßenlied hat es ihnen angetan. Sie möchten nun die Melodie recht gründlich können und den Text dazu. Deshalb gibt ihnen auch der Sänger ein Notentblatt in die Hand, In dein sie sehr eifrig den Gesang verfolgen, und wenn das Lied gefiel, io kaufen sie das Blatt fiir einige So stark die Gegensätze in Paris aufeinander prallen, es gibt nichts Versöbnlicheres als das Paris, das singt. Das bißchen Kunst, das unsre Berufs sänger mit Mühe nnd Not lernen toder auch nicht), bier ist sie eingeboren. Das Mundwerk est so kon struiert, daß die Stimme »sitzt«. Ganz natürlich wird durch die Eigenart der nasalen Sprache der Ton vorn gebildet. Obne diese Eigenschaft würde jeder Camelot, der seine Zeitungen, jede Marktfrau, die ihre Gemüse anpreist, nach fünf Minuten heiser werden. Und ob sich hier ein einiiugiger Bagabnnd, dort ein zehn iäbriger Knabe produziert - sie haben das Können —- sie haben die Kunst. Und wie beim Opernpublikum das Verständnis und die Freude am Kunstgesang an allererstet Stelle steht, so beim Volke. Die hoben elektrischen Laternen gießen ibr Licht auf die Tausende nie er, die lärmend und scherzend durch den fußhoben Konfettiiebnee traten. Schwarze, düstere Menschendettem abenieuerxiebe Apacheni gestalten, zärtlich und wild lachende Momes. Hin und wieder ein leuchtender Fleck. Ein Stiertämpfer, eine gierrette Alles besprengt mit bunten Komettitnpfem ie ehrbaren Mrger sitzen auf den Terrassen der IMeebäuser nnd schauen vergnügt nnd stumpfsinmg in die Menge. Aber in den Winkeln steht ernsthaft um den Sänger das Paris, das Lieder lernt. Hingegeben, träumerisch, verliebt, dumpf verloren in die kleinen Seineran nnd Hei-en spenden der W sei-stockst- Dtesdes und so tt u 011 Umriss its-i W Mk. sub dauhrgusetnväkxgnsur unlre«slusqueitbelles KLEMM ö·skkLäl"-IPZEIR·ZELOsie-MS 322«·DWZS one-end- igt-»Ic- ie is vi. moaqmch män. Hof-bezug m Deutschland und den deutgchcu Ausoniens Ausg. A mit .Jlluftt.Neueste· month VOVL v MeljåhrLUO Mk · B Ohne Jung-. Vgsgeen Uhu 75 · . « M . I e I m snsg. A mit-ssustl.Neuestr« monatLlskokkhviuteljäbri.äw sk. lUCIJZ ohnesllusxr. Beile e . I.ös . . · tö? · stach dem Insqude In Kreuze. wöchentlich l M M sinnt-· 10 M· ) nicht ungefährlich. Es konnte eine unsägliche Erbitq terungausfteigen in all den tausend Seelen und sich gewaltig entladen. Oder die Berblüffung lich lage nicht: der Bluffs gelang, und die allgemeine Ein schiichietung brachte den Frieden. Des Schicksals Zeiger fchlug nach diefer Seite aus. Noch sind die Zeichen klein, die Symptome beinabe un bedeutend, aber die Atmosphäre sagt: Es ist vorbei. Dem fteilen Anfturm der ersten Tage folgt ein lang samer ruhiger Abstieg in die Felder der Arbeit. - Von den Arbeitern geht die schwankende Stimmung aus, ihre halben Zweifel am Ge lingen, ihnen selber vielleicht noch unbewußt, verdichten sich in solcher Millionenmultiplikation nnd wirken, einmal ausgesprochen, mit doppelter Stärke ans fie selbst zurück. Allerlei hauste sich in den letz ten Stunden. Die Soldateneinauartierung die Nachricht von einer Zeche, wo es nur noch drei Streikende gäbe - noch tausend kleine imponderable Motive kommen hinzu, und geschwinder als der elektrische Funke schlägt der Eindruck in die .Seelen, daß der Streit abflaue und bald ende. Es ist etwas donauichottisch, nach dem Fest zu prophezeien, aber es herrschte in Wahrheit von Beginn an kein biutiger nnd fanatiseher Geist. Die paar Krawalle, in der Schilderung meist von zu roter Farbe, charakteräjm ren sich mehr als impulsive Ausliisnnaen man ser Reize, die die allgemeine Erwartung nnd das manch »mal wirklich sehr scharfe Vorgehen nyr allem der Berliner Hilfstruppen isogleich ~Moab«t»ter« getauiti verursacht hatten, als daß man sie sur Anzeichen einer plannciißigen Taktik hätte nehmen dürfen. Ohne die grelle Blende des Streiklichts sehen diese Greuel taten aneh recht unschuldig und zufällig ans. Wo eine Viertelniillion feiernder Arbeiter auf wenig Quadratkilometer zufammenwohnen, sind ein gefchlagene Fensterscheiben, anirnfe und ein-paar- Fårpriigelte Kollegen keine Beweise eines Bürger eges. Nun herrscht große Stille. Selbst an den Dort ·munder Zechen fleht’s mie aus-gestorben ans. Kein einziger Arbeiter läßt sich mehr sehen. Nnr neu gierige alte Frauen, eben konsirmierte Burschen und niel,«vtel Kinder besäen die Straßen mit schwarzem Gewimmel. Es ist ein Streit der Kinder geworden. Usnd ein Kleinkriea gegen Leute, die eben das Laufen gelernt haben, scheint keine-Kleinigkeit Die Kiirassiere durchjagen die weiten, kahlen Felder und die engen Gassen nnd die jüngste Generation hiipst pro testierend vor ihnen her. Die meisten dieser Jungmannschast aber spüren alte Triebe und laufen singend mit den schonen Soldaten. Musik haben die Regiinenter zwar mitgebracht, doch leider wird sie für Sturmanarifse zurückgehalten und nicht bei alltäg lichen Gelegenheiten Prosaniert. Die tapferen Mars söhne sind durch solche Wandlung der Geschehntsse recht heiter gestimmt, wenn auch einige der nnmaßs achlichen und mit vorsichtigem Blict geänßerten An sicht sind, was ein Rohrstock ohne Mühe vollbringe, sei nicht die Ausgabe edler Bajos nette. »Wie ein liinderfriinlein stehe ich da«, meint ein junger Held an einem Straßenringang während er die lachen-den Kinder mit dem ansgepslanzten Seitengewehr zurückwedelt Ab und zu treffen sieh »auch alte Bekannte und Streitender nnd Streif soldat finden sich in herzlicher Unterhaltnnax bis der Hauptmann plötzlich vorbeireitet nnd mit be deutsamem Akzent zu dem Erwischten sagt-: »Sie melden sieh nach Ablösung bei mir . . .« Denn ein Posten dars nicht mit dem Feinde plandern. Ein Streit der Kinder also, was die Gasse zeigt. Der Streit stirbt. Es wäre ein gutes Voll enden. Sonst könnte der Spaß des Kinderstreiks znr Kleines Feuilletong ’ = Programm für Dienstun. Agl. Oper: Götter dämmeruug", s. Kal. Schauspiel: »Gudrnn«, MS. Residenztheatev »Ein Köni reich m. b. H.«, 8. Zentraltheaten «Eva«, s. - Halmcngartcm Letztes onszert Severin Eifenbcrger (Brahms-Abend), Mis. Künstlers-aus: Jsstw Mitnitzki, MS. - Gewerbe haus: G.-V. der Staatsetsenbahnbcamtem Eis-. = Mitteilung aus dem Bnteau der Kal. sof tieatetx Dr. Viktor Dard unq ist zu dcn Proben hier eingetroffen und wird der Uraufführuna seines Dramas ,Godtva« im Kal. Schauspielhaus am Don nerstag den 21. März beiwohnen. = Zentraltheater. Gduard Rosen ist ein sehr gewandter Biihnenroutinict, der genau weiß, worauf es bei der modernen Operette ankommt; da heißt es den »Ur-fluchten Kerl« voranstellen, die «G’fühls«-Note sa nicht vergessen und womöglich voll instrumeutieren, liebenswürdig fein und alles das ist er, tut er, tann er. Jch weiß nicht, ob er auch weiß, wie wichtig es für den modernen Operettentenor ist, elegant zu sein? Viel wichtiger, als einen Tenor zu haben. Tenor hat Eduard Rose-n nämlich fast zuviel; seine ssöhe spricht bei gutem Sitz kräftig an, und wenn auch die Timbrierung des Organs in der Mittellage reich lich flach klingt, was macht das, wenn nur die Schluß sermaten auf der Dominante die richtige Raketens wirkung haben? Also ftitmnlich ist der sympathisches Künstler wie .fpielerisch ganz ausreichend versehen; aber elegant ist er noch nicht. Der Gebrauch von Armen nnd Händen namentlich ist noch zu wenig auf ~Salonpraxis« trainiert. Da er aber von stattlicher, beweglicher Figur, würde sich bei bewußtem Streben wohl noch nachhelfen lassen. Jm übrigen fügte er sich gut .in das hiesige Gnsemble ein und bestand mit sympathischer Wirkung, trotz der unzureichenden sunterstühung durch Herrn Kapellmetster Pittrich, dessen Wablsprnch das »Oh: va prestru va anno« Mendelsi sohns zu sein scheint. Unter dieser gnadenlosen Musik aus dem Handgelenk litten auch die Ensembles und besonders die ohnehin nicht sehr festen Chöre bei einer sonst sehr netten und sauberen Vorstellung des »Grasen von Luxemburg«. Phila Wolf als Angele Oidier gab ihr durch ihre gewandte« Routiniertbeit und Ihre entzückende, elegante· Persönlichkeit "ein Lustre mehr, tret-dem sie leider ftumnlich nicht mehr auf der Sonnenseite wandelt. Akkor-
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