Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184707213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-07
- Tag1847-07-21
- Monat1847-07
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1847
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2286 werden. Die meisten Gefttz-ebuiyen habe» deshalb nsch im 17. und 18. Jahrhundert geradezu dey Zwe-k vnfdl-1, oen Kornhandel zu verhüten; jeder Consument sollte nur unmittelbar vom Producenten kaufen. Wie viele Gesetze reden von der „Aufkäuferei" als etwas unbedingt Verwerf lichem! Schon Adam Smith hat die Zweckwidrigkeit solcher Maßregeln bewiesen. Sie widersprechen geradezu dem großem Principe der Arbeitstheilung. Wie mangelhaft werden sich jetzt Angebot und Nachfrage begegnen* Die Noth hier, viel leicht des Producenten, dort des Consumenten wird die Preise lediglich zur Sache des Zufalls machen, ohne alle vernünftige Rücksicht auf Bedarf und Vorrath im Allgemeinen. Welch- Unzahl vergeblicher Wege und Transporte wird dem ganzen Geschäfts dadurch ausgsbürdet! was den Preis der Waare bedeutend steigern muß, wenn nicht nominell, an Gelde ge schätzt, so doch reell. Vermehren natürlich kann das Gesetz weder die Zeit und Geschicklichkeit, noch das Capital des Landmanns. Er wird also gezwungen, einen Theil seines Vermögens und seiner Arbeit einem Geschäfte zuzuwenden, das er weder versteht, noch liebt, und seine Wirtschaft im Ganzen dadurch zu zersplittern. Denn ich wiederhole es, wenn der Bauer Korn aufspeichert, so thut er eben nur das Geschäft des Kaufmanns; aber mit dem großen Unterschiede, daß jener gezwungen, ohne Sachkenntniß und Gelegenheit, vielleicht mit 10 Procent jährlicher Unkosten, das Publicum bedient, dieser als Mann von Fach und vielleicht mit 5 Procent Kosten. Jede neue Mittelperson, die als solche und freiwillig vom Verkehr anerkannt wird, begründet einen Fortschritt der Arbeitstheilung, und macht hiermit den Preis niedriger. Grade wo die großen Gutsbesitzer ihre Producte selbst ver schleißen, wie vormals in Spanien, wird am blindesten und rücksichtslosesten das Princip verfolgt, beim Steigen des Preises die Vorrathe zurückzuhalten. Da man überdies noch die Bäcker und Müller unmöglich dem Verbote der „Auf käuferei" strenge unterwerfen kann, so haben alle jene Gesetze sactisch nur den Erfolg gehabt, diesen kleinern, aber zunft mäßig verbundenen Kornhändlern eine Art Monopol zu sichern. Viele Schriftsteller wie Regierungen haben deshalb für gewöhnliche Zeiten den Nutzen des Kornhandels anerkannt; m Lheurungsjahren aber, behaupten sie, habe derselbe regel mäßig das Bestreben, zu hohe, unbillige Preise anzusetzen. Namentlich sei das Aufkäufen während der Theurung selbst doch nur aus unsittlicher Spekulation auf die allgemeine Noth zu erklären. Es war daher in Frankreich zur Zeit des Linien röxime eine sehr gewöhnliche Maßregel, während der Theurung Commiffaire auszusenden, die alle Kornvorräthe aufstöbern und auf den Markt führen mußten; nur so viel durften die Eigenthümer zurückbehalten, als für ihren eigenen Hausbedarf bis zur nächsten Ernte nöthig war. Etwas Aehnliches berichten die Zeitungen jetzt wieder von Kurheffen. Ich will es dahingestellt sein lassen, ob die sogenannte öffentliche Meinung (das französische l'out le monlle), wenn sie von unbillig hohen Preisen redet, jedesmal Recht hat. Nur zu leicht vergißt man dabei die schweren Auslagen und die große Gefahr des Kornhändlers; waren vielleicht die sechs vorhergehenden Jahre mit guter Ernte gesegnet, so mußte er jedesmal froh sem, wenn er seinen Vorrath zum Einkaufs preise wieder losschlagen konnte. Macht er nun auch im siebenten Jahre vielleicht 70 Procent.Gewinn, so ist das in Wahrheit doch nur ein sehr mäßiger Handelsgewinn von nicht einmal 10 Procent jährlich. Jedenfalls aber ist kein Grund, die Kornhändler für schlechtere Menschen zu halten, als die übrigen Kaufleute. Sie alle, wie auch die Gewerbe treibenden, die Lanbleute, kurz wie jeder im Verkehr be schäftigte Mensch, suchen zunächst ihren Bortheil; sie wollen möglichst wohlfeil kaufen, möglichst theuer verkaufen. Nun hat es aber der Schöpfer der menschuchen Gesellschaft so eingerichtet, daß jedes Mitglied derselben in der Regel seine ergnan Bedürfnisse um so besser befriedigt, je mehr es Andern zur BestietziKUWg der ihwgW v-rhflft. Mer die besten Fabrik- waaren am wohlfeilsten liefert, wird auf dm Länge der reichste Fabrikant werden u. s. w. Dies ist. die nationalökonomische Versöhnung von Eigennutz und Gemeinsink! So läuft denn auch zum Glück der wahre Nutzen des Kornhändlers mit dem des Publicums in derselben Richtung. Beide sind gleich mäßig dabei interessirt. daß immer die geeigneten Kornmaffen den Marßtz kommen und zum geeigneten Preise vertheilt werden. Di» Frage> was denn „geeignet" ist, beantwortet sich auS dem Verhältnisse des Vorraths zum augenblicklichen voraussichtlichen Bedarf. Brächte der Kaufmann aus irriger Spekulation oder falsch verstandener Menßch-nO-be mehr auf den Markt und zu wohlfeileren Preisen, so würde das Publi cum zwar augenblicklich davon Genuß haben, nachher aber statt der Theurung eine Hungersnoth leiden; der Kaufmann zugleich vorlöre an seinem Gewinn. Käme zu wenig auf den Markt und zu theuer^ so behielte der Speculant einen zu großen Theil seines Vorraths für sich, der alsdann in Folge der nächsten Ernte fast preislos werden könnte. So müssen beide Lheile auf dieselbe Art wünschen, daß die täg liche, wöchentliche, monatliche Verzehrung genau dem wirklichen und muthmaßlichen Vorrathe entspricht. Sollte ja ein Jrr- thum unvermeidlich sein, so ist es gewiß zehnmal besser, etwas zu viel, als zu wenig Vorsicht zu üben, grade wie ein Schiffscapitain, welchen auf der See eine tiefe Windstille überfällt und der nun seine Mannschaft auf kleinere Portionen setzen muß, trotz alles Gemurres besser daran thut, auf eine ungewöhnlich lange, als ein» ungewöhnlich kurze Dauer de- Uebels zu rechnen. Ein Fehler im ersten Falle wird freilich durch unnöthige Entbehrungen, im zweiten Falle aber durch Hungertod bestraft. Allerdings haben wir oben gesehen, daß eine Vermin derung des Kornvorraths seinen Besitzern zuweilen absolut vorteilhaft sein kann, daher man wohl fürchtet, es möchten die Kornhändler insgeheim eine Verabredung treffen, wodurch ein Theil des Getreides ganz dem Verkehr entzogen, wohl gar künstlich vernichtet würde. Gewiß eine unbegründete Furcht! Vergesse doch Niemand, daß es sich hier um eine Waare handelt, die für je eine Million Menschen leicht 20 und mehr Millionen Thaler werth ist. Wenn nicht alle Kornbesitzer, auch die ausländischen mitgerechnet, dieser Ver schwörung beitreten, so würden die Lheilnehmer ganz gewiß mehr Schaden als Gewinn haben. Auch kann von einer so voluminösen Waare, wie das Getreide, unmöglich eine große Quantität insgeheim vernichtet werden. Wenn man in Theurungsjahren so oft verdorbenes Korn auf den Böden gefunden hat, so ist dies selten genug einer bösen Absicht zu, zuschreiben. In der Regel haben die Besitzer, geängstigt durch die Inquisitionen und Zwangsmaaßregeln der Behörde, oder durch den Haß des Pöbels, ihre Waare versteckt und darüber ist sie zu Grunde gegangen. Sollte irgendwo eine Conspiration der Kornhändler die Preise künstlich erhöhen, so würde ja an dem so überlandesüblichen Gewinn jeder andere Capitalist Theil nehmen können, und diese Concurrenz die Preise wiederum erniedrigen. Träten alle Capitalisten bei, so müßte sich die Boll^consnmtion in jedem andern Zweige vermindern; dies würde den Zinsfuß von Seiten der übrigen Capitalverwendungen her eben so stark drücken wie er sich von Seiten des Korn Handels gehoben hätte. Aus diesem Gestchtspuncte läßt sich auch das Auftauft» während der Theurung selbst vollkommen rechtftrtigen. Dir Preise stehen zwar hoch, aber nach der Ansicht des Speku lanten noch nicht so hoch, wie es die wahre Lag» deS Mark teS erforderte- Er kauft nur, weil er ein Steigen erwarte^ d. h. weil er vorauSzusehen glaubt, daß die Fortdauer der gegenwärtigen Conlumtion die Noch vergrößern müsse. Der Verkäufer natürlich hat die entgegenstehends Ansicht. Wer von beiden Recht gehabt, wird sich vollständig erst zur Zeit der Ernte entscheiden. Die falsche Spekulation wird beim
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder