l j r /' Anzeiger. V —— I. Dienstag den 1. Januar. <^ .. 7 1856. rr. neuen Jahre. Vom hohen Dom tönt majestätisch nieder Der Hellen Glocken feierlicher Klang, Zum Himmel auf sich schwingen Jubellieder Im frommen tausendstimmigen Gesang. Es zucket durch die Brust von Millionen Der Hoffnung neu belebende- Gefühl, Ernst und Vertrgu'n in Aller Herzen wohnen Und mischen selbst sich in der Freude Spiel — Noch einmal denkt der Mensch vergang'ner Sorgen, Und grüßt voll Gottvertrau'n den jungen Morgen. Und was bedeutet dieses Festgeläute, Wem gilt die. Feier, wem der Lieder Klang? Ist es ein Abschied, ist eS hohe Freude, Was so gewaltig unsre Brust durchdrang? Es ist ein Lebewohl und ein Willkommen, WaS in der Glocken Ton zum Himmel steigt. DeS altm Freundes Fackek ist verglommen, Ein neuer sich in Liebe zu uns neigt. Er kam wie Jener aus der Zukanst Lände, Er sei gegrüßt der Hehre, Gottgesandte! Auf des Momentes schmaler Grenzesscheide Seh n wir den Greis, seh'n wir den Jüngling steh'n, Ein Athemzug nur ist eS, dm sich Beide Als Liebesgruß vermögen zuzuweh'n. Bedeutungsvoll jedoch und inhaltsschwer Ist was die flüchtige Secunde spricht, Eh' sie verrauschet in. der Zeiten Meer, Eh' ganz verlischt des Greise- Leben-licht: ES spricht die Sorge um der Menschheit Glück Sich auS in seinem letzten Scheideblick. „Mich ruft der Gott, der michEgesandt, von hinnen," So ruft das «lte Iah» am Grabesrand / Dem jungm Bruder zu in ernste« Sinnen, „Ich kehr' zurück in jene- ew'ge Land — Du förderst weiter nun der Mllnrasht Werst, Der Reist näher führst Du Gattes Saat — O bring' den Menschen neuen Much und Stärke, DeS Glaubens Kraft zu männlich edler Thal; Sei ihnm Freund in heit'ren LebenSstunden, Doch heile ihnen auch die SchmerzenSwunden!" „Ich schützte segnend keuscher Liebe Bande, Den Säugling, der im Schoß der Mutter schlief, Mit Freundeshand führt' ich nach jenem Lande, Dir «r, d« -» G« zu sich rirf. ' So sprnd' Auch Du aus Deine» Segen» Fülle Der schönen GotttSwelt nur Freud' und Glück, Und birget Prüfung dunkler Zukunft Hülle, Dann trockne sanft die Thrjn' aus trübem Blick! Ich kehre heim zu ew'ger Sterne Höhen — ' Leb' wohl, dort oben wir uns Wiedersehen!" Von HimmelSglanz umstrahlt, Ln Jugendprangm, So naht den Menschen sich das neue Jahr; Ein Engel Gotte- ist'-, von rosgen Wangm, . Mit Lilien geschmückt das Lockenhaar. Sein Antlitz ist von mildem Ernst umflossen, In seinem Aug' die Abschiedsthräne glänzt, Die er geweint dem scheidenden Genossen, Deff' stilles Grab an seine Wiege grenzt. Umrauscht von feierlichen Jubeltönen, So schwebt er nieder zu den Erdensöhnen. i'Ui rrL Willkommen! rustn jubelnd wir entgegen Dir, dm un- Gotte- Vaterhuld gesandt, O bringe Du deS Himmels reichen Segen, Bring' Heil und Glück dem theurm Vaterland! Doch was auch berge sich im dunklen Schoße Der Zukunft, was Du bringst, Du neues Jahr, Wie auch gefallen unstrs; Schicksals Loose, Der Hsehfle sei gepriesen iunnerdar! Gestärkt dupch unerschüttert GottVertr-ne« Wir jeder Zukunft fest entgegeoschauen. »truh.