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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185603237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-03
- Tag1856-03-23
- Monat1856-03
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1856
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^ 8S. Tonutag den 23. März. 185«. V st e r n. Im Frühling muß das Ostern sein — Wenn draußen Frühlingslüfte weh'n, Da geht durch Wald und Flur und Hain Ein lebensfrisches Aufersteh'n. Da weckt des Lenzes leiser Schritt Die Blumen all' im weiten Land, Und die Natur sie feiert's mit, Wie einst ihr Meister auferstand. Im Frühling muß das Ostern sein — Da scheint der lieben Sonne Strahl Wohl auch in's Menschenherz hinein, Weckt d'rin die Blüthen allzumal. Und wenn's im Herzen grünt und blüht, Wenn neu belebt und frisch sein Schlag, Da feiert selig das Gemüth DeS Mittlers Auferstehungstag. Im Frühling muß das Ostern se« — O Menschenherz, halt dich bereit, >. Einst bricht ein sel'aes Fest herein Und eine ew'ge Frühlingszeit.. Dann weichen Ruh' und Frieden nie, Der Tod und die Verwesung flieht Und in der Sel'gen Harmonie Tönt hell ein Auferstehungslied. Rud. Gch r. Eine Wanderung durch Leipzig. (Fortsetzung.) Am östlichen Ende des Brühls steht jetzt das Zucht- und Wai senhaus auf einer Stelle, welche vorher die verschiedenartigsten Ge bäude getragen hat. Ursprünglich stand hier ein Cisterzienserkloster, das nach Einführung der Reformation niedergerissen, zum Theil aber als Kornhaus benutzt wurde. Der freigewordene Platz diente anderthalb hundert Jahre als Aimmerhof und Reitplan. Das Kornhaus wurde später in ein Opernhaus umgewandelt, „darinnen alle Messen von den unter den Studenten befindlichen Virtuosen die schönsten Opern präftntirt werdm und ist die Notiz davon mitten auf den vornehmsten Straßen an gewissen Tafeln zu sehen, die mit Leinen querüber festgemacht sind." Dem Zuchthause gegenüber in Nr. 39 wohnte während seiner Studienzeit ber geniale Grabbe, der unter andern Verhältnissen jedenfalls einer der größten deutschen Dichter geworden sein würde. Vom Brühl nach der Grimma'schen Straße hinauf führen drei Straßen, die wir noch nicht besuchten: die Reichsstraße, die für uns nichts Interessantes hat, als daß ln Nr. 50 Tetzel, der Sohn eines Goldschmiedes, geboren sein soll; die Nicolaistraße, in welcher wir den „Rosenkranz" finden, ein uraltes WirthShaus, sonst „die Wittenberger Herberae" genannt, in welcher Luther auf der Reise nach Worms abirieg, und endlich die Ritterstraße, die mehrere merkwürdige Gebäude zählt. Quandts Hof z. B., sonst Zotens Hof genannt, enthielt vor der Erbauung des Theaters die Bühne, auf welcher namentlich die Neuberin mit ihrer Ge sellschaft zu Gottscheds Zeiten spielte. Alle durch den, die Ritter- mit der Nicotaistraße verbindenden Hof gehenden Personen mußten nahe an der Thür dieses Theaters vorüber und hier war eS, wo der HanSwurst von der Bühne verbannt wurde. Weiter hinauf und an der andern Seite der Straße steht das „rothe Collegium", in welchem am 9. Juli 1646 der Stolz Leip zigs ,. der große Leibnitz, geboren wurde. Das stattliche neue Gebäude dicht dabei ist die deutscheBuch- Händlerbörse. Hier rechnen die deutschen Buchhändler, in der Ostermesse, untereinander über die Geschäfte ab, die sie im Laufe des vergangenen Jahres gemacht haben. In diesem Hause befindet sich auch die sogenannte „Bestellanstalt", durch welche beinahe die ganze buchhändlerische Correspondenz geht. Um ein Bild von diesem ganz eigenthümlichen Geschäftsgänge auch den Nichteinge weihten zu geben, müssen wir Folgendes erwähnen: Jeder deutsche Buchhändler, so wie mancher der bedeutendsten ausländischen, hat in Leipzig, unter den kiesigen Buchhändlern, einen Commissionär*), welcher hier die Geschäfte für ihn besorgt und dem er meist auch ein Lager seiner VrrlagSbücher übergeben hat. Will nun ein Sortimentsbuchhändler außerhalb Leipzigs irgend ein Buch haben, das sonst iraendwo, in Leipzig, Wien, BreSlau, Stettin, Gotha u. s. w.; erschienen ist, so wendet er sich nicht direct an den Ver leger desselben, um es zu bestellen, sodern er schickt einen soge nannten „Bestellzettel" an seinen Commissionär in Leipzig. Auch dieser läßt den Zettel nicht direct an den Verleger des gewünschten Buches abgehen, sondern er giebt ihn an die Bestellanstalt in der Börse. Diese sendet ihn an den Leipziger Commissionär jenes Verlegers. Dieser Commissionär nimmt nun das Buch von dem bei ihm befindlichen Lager des Verlegers und sendet es dem Com- missionär des Bestellenden, welcher es dem letztem mit der ihm gewöhnlich wöchentlich einmal regelmäßig zugehenden Sendung übermittelt. Hat dagegen der Verleger des gesuchten Buches kein Lager bei seinem Commissionär in Leipzig, so sendet dieser ihm die eingehenden Bestellzettel zu und empfängt die von Verschiedenen gewünschten Bücher, um sie an die Commissionäre der Besteller abzugeben, die sie nun in der oben erzählten Weise an dieselben befördern. Alle diese, Bestellungen betreffenden, Zettel nehmen also ihren Weg durch die genannte Bestellanstalt, wo sie sortirt, d. h. die für jeden der verschiedenen Commissionäre bestimmten zusam mengelegt und von wo sie dann den Betreffenden täglich viermal zu bestimmten Stunden ins Haus gebracht werden. Aber nicht blos alle Bestellzettel nehmen diesen Weg und laufen in der Börse zusammen, wie von dieser wieder aus, sondem alle Papiere, welche die Buchhändler einander zuzusenden haben, wie Circulare, Rechnungsauszüge, die Buchhändlerjournale u. s. w., und man wird sich danach leicht eine Vorstellung von der Wichtigkeit und dem Geschäftsumfange dieser „Bestellanstalt" machen können. Nach der Angabe ber dabei Beschäftigten beträgt die Zahl der durch die Anstalt beförderten Papiere täglich zwanzig- bis vierzig tausend, je nach der Ledhafttgkeit des Geschäftes. Rechnen wir blos fünfundzwanzigtausend als Durchschnitt für dreihundert Arbeits tage, so bekommen wir die hübsche Summe von sieben und einer halben Million jährlich. Die Buchhändlerbörse selbst steht auf Universitätsboden, grmzt an das sogenannte „Schwarze Brett" und ihre hintern Fenster sehen in den Hof, in welchem einst der vielgefeierte fromme Gellert wohnte, von dessen Unterredung mit Friedrich dem Großen wir *) Tin solcher Tommissionär besorgt manchmal die Geschäfte für hundert auswärtige Buchhändler (Eommtttenten).
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