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Haus und Herd : 24.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490499651-189807246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490499651-18980724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490499651-18980724
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHaus und Herd
- Jahr1898
- Monat1898-07
- Tag1898-07-24
- Monat1898-07
- Jahr1898
- Titel
- Haus und Herd : 24.07.1898
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Sonntag Beobachtungen des Zeitung-geiste-. Die Zeitiingsannonecm in denen hilfsbediirstige, in Noth gerathene Personen Gelddariehiien erbitien, nehmen erschreckend überhand- Geht ans dieser erschreckenden ileberhandiiahine hervor, daß die soeialen Uebelstiiiide iin Steigen begriffen sind's Oder aber hegen die Bitisteller den Glauben, jedes der bisher veröffentlichte-n Gesuche sei ohne Weiteres berücksichtigt worden? Nach meinem Dafürhalten haben sich die soeialen Uebelstiinde nicht vermehrt, die Ziiriicksctziing des Einen zu Gunsten des Anderen hat nicht zugenommen, sie war vor zehn Jahren in demselben Stadium, iii dein sie sich gegenwärtig befindet: sie wird· auch darin verbleiben, so lange das Gerechtigkeits- und Gleichheitsgesiihl den Menschen nicht als erstes Religionsgeseii innewohntz Das zu erreichen ist Sache derjenigen Geschlechter, für die jede voransgegangeiie materielle und seelische Noth eine Schulklasse bildet, die inaii absolviren muß, nm an das erwünschte und ersehnte Ziel der Reise zn gelangen · Wenn die Vermehrung der Armuth nicht wahrnehmbar-, wenn sie demnach nicht die Ursache der erschreckenden Ueberhandnahme der Geldaesnshe ist, so bleibt nur die Lesart für dieselbe übrig, die ich bereits erwähnte: die Bittsteller glauben, eine jede Annanee, ein jeder ossentiieher Nothschrei werde berücksichtigt. Wie verkehrt ist diese Annahme- Wclch trügerischc Hoffnungen, welche Verluste an Zeit und Arbeits kraft,»iveich schmerzliche Eiitiäusihungen zieht diese Annahme nach sich- Halten wir einmal Umschaul Der Weg führt uns in die dumpsige Stube eines Hinterhauses. Das Fainilienoberhanpt, ein Handwerker-, war seit Monaten krank- Nachdeni die Unterstützungen aus der Krankenkasse aufhörten, be ann das furchtbarsie Elend. er Mann konnte nichts verdienen, die Frau, ein krankliches sehwaches Geschöpf, ging wohl hier und dort auf Tage- Ivhn waschen oder scheuern, aber die paar Groschen, die sie heimbraehte, nichten kaum zum trocknen Brode, geschweige denn für Miethzins Schulgeld, Kleidung ec. - Und die fünf Kinder hatten durchweg, vom klkknsten angefangen, einen solch beneidenswerthen Appetit, nach jeder Ixfdh snach jeder übrig gebliebenen Kartoffel streckten sie die Händ-; i an . , Ein Stück Wäsche nach dem anderen wanderte zum Pfandleihey ein Bett nach dem anderen wurde versetzt, schließlin war nichts mehr sym Versetzen da, als der Sonntagsanzug des anneö und seine silberne, vom Großvater Ycerbte Taschenuhr- AUch diese Beiden sie en dein Hunger sHeut-n Opfer. . Nun fing das Schnideninachen beim rainer, beim Bäcker, beim Schuhmacher, beim Kohlenhändler an. Nach einer Woche be annen’die Leute unfreundliche Gesichter zul LIMI- die Kinder-, welche gie Waaren einholten, anznfahrem in grober Esse lU mahnenz nach zwei Wochen kriegten« die armen, so unver glzildek ins Unglück qekonimenen Menschen überhaupt nichts mehr or . Aas nun thun? Die Armenbehörde um Lilie erfuchen betteln? Falk-, steht nicht in der speitnng ein Geiueln das ganz genau auf die ei«·l)altnisse der Familie paßt? »Ein atmet-, durch Krankheit in Nothfgeratheney reclztichaffener Handwerker (Familienvateng? sucht vonedelgeinntenkerreno er Damen tm Darlehn von fünfzig ar! gegen monatliche R cksadlunq undan bkskknitc Dankbarkeit.« Das Gefnch wird abgeschriebey es wird mit dem Aufaebot der lkliten Mittel in die Zeitu zs spedition get-rant Nicht weit von dem gänz das als Mu er diente, befindet sich M Angebot von Arbeit. eqen bescheidenes Gehalt ist ein Wachters W in einer kleinen Faer au besehen. Hmks M HerT Redaction von Silvia Brand, Dresdevm Aber es fällt dein Ehepaar nicht ein, danach zu geben« Gestern noch, ja, da hätte der Mann mit Freuden zugegrissen, die Frau hätte bei dem Gedanken, wieder etwas erwerben zu Sonnen, anfgcsubclt, heut rührt sich Keines von der Stelle, denn morgen erscheint die Annonce, dann kommt der Briefträger und die Zuschristen der cdelgefinnten Damen und Herren treffen packetweise ein. Mit dieser verblendenden Hoffnung, mit dieser Wahnidee vertränmen Mann und Frau den Rest des Tages, um Abends dass Fiinfzigpfcnnigstüch das eins der Kinder fiir die Sparbüchse geschenkt erhielt, in Bier zu vertrinken. Sie baden das Bediirfiiisz, den Kummers gewissermaßen ivegznspiilen, die beiden Armen; sie fehlen, indem sie as Geld ver-trinken, aber dies Fehlen ist so menschlich, so erklärlich, so entschuldbar, weil es aus der trügerischen Hoffnung auf baldige Hilfe herborgebL Wer ließe sich nicbt von der Hoffnung täuschen! Jeder, selbst der Kaltbliitigste sinkt ihr willenlos in die Arme. Am nächsten Tage treffen die erwarteten anchriften der Edel gesinnten nicht ein, der Brieftriiaer hat nur einen Brief abzugeben und für diesen ist Strafporto zu entrichten. Zitternd vor Aufregung sucht der Mann, sucht die Fran die Pfennige zufammen- Der Briestriiger geht, der Brief wird geöffnet. Yasjst dass-Ja « « « Ein Agent fordert zur Lebensversicherung auf und fügt hinzu, daß Policen stets nach einem gengissen Zeitraum von der·Versicherungs gesellschaft belieben werden. Aan erst sollen sich die Hiliesuchenden ver iichern, etliche Jahre hindurch die Prämien pünktlich bezahlen, dann kann ihnen ’mal Unterstützung zu Theil werden. " Die Aussicht inaöz unter Umständen recht zufriedenstellen, den« Armen, die nichts zu rocken unb zu beißen haben, erscheint siewie der» bitterste Hohn. Daß der Hohn obendrein mit Strasporto bezahlt; werden muß, ist gerader niederdrückend; die Frau ringt weinend die Hände, der Mann stößt einen Fluch aus- Das Ende der Schilderung ist in den Arten des Armenamtes zu finden, darin sind die verloren gegangenen Existenzen verzeichnet, Zänihn liegen zwischen den Zeilen Familienglück und Frieden in bunter ei e. Vielleicht hätte die Annahme einer geringbefoldeten Stelle, vielleicht hätte die Ersparniß dcr fiir eine Wahnidee verfchieuderten Groschen, vielleicht hiitte das Bicrqeld, das man in der Wahnidee entbehren zu können meinte, Rettung gespendet! Wer weiß das und wer wäre vermessen, pharifäerhaft genug, mit Menschen um menschliche Fehler rechten u wollen-? Unser vorhin betretener Weg führt von der Stube der Hand tverketfamilie in die Wohnung einer Wittwe. Sie ist Gefchiiftsinhaberin nnd hat als folckze mit den Ränken der Coneurt«enz, mit den Anforderungen ihres Ar citerperfonalQ mit allerlei un ünstiaen und völlig unerwarteten Vorkommnissen zu kämpfen. Das Pchlimmste diefer Vorkommnisse ist eben geschehen, der Inhaber feiner alten bekannten und früher wohl auch gut beleumundeten Firma hat die Frau durch Vorspieaeiungen zu Wesfeigiros überreden Er Rat von dem Ertrage, der htn durch die ürgfchaft der Frau in aarem Gelde zugefiofsett ist mit seiner Gattin, seinen Söhnen und Töchtern slott gelebt; mit stolzer Ueberlegenheit blickte er aus feiner Ban auf die dummen, ehrl chen Arbeitsbienen, die sich im Schweiße igres Angesichts abquälen, während solch ein Ehrenmann nichts weiter t ut, ais falfche Borspiegelungen ausclügelm neue Geldauellen ent decken und die Pfade zurechtdrechselw auf denen er der Staatsanwalt schstgusxtveigbzt2«. - - . sp -. . - - · Die Gefchäftdinhaberin ist also durch-den soeben erwähnten Ehren mann schwer geichädi t, sie ist um etliche Tausend Mark betrogen. Das Gelb fehlt allenigalben der Geschäftsbetrieb stockt, Magnungen laufen ein, die nicht respektirt werden«können, RYuugety ie aus geschickt wurden, bleiben ohne Antwort.- Las für s verrinnt, eine-s 24. Juli. Art Verzweiflung bemächtigt sich der Frau, kaum bringt sie die Löhne für ihre Untergebenen zusammen. Da fällt ihr Auge ans die Feitun . Eine Dame, die in Gauner ände sieh sucht Hilfe- O, das ist ein Ausweg, gewiß findet sich ein anständig öcfinnter Menschenfreund, eine Dame, ie für eine Mitschwester lieber e Theil nahme hegt, kein Zweifel, es wird einer solchen Dame, einem solchen jMenschensrennd nicht darauf ankommen, ob das überstüssige Geld auf der Bank oder in Werthpapieren daliegt, oder ob es ge en den giljlfichen Zinsertrag dazu dient, einer Frau wieder in die Söhe zu e en. Jn diesem Glauben erliißt die Geschäftsinhaberin auch eine Annonee, sie harrt auch wie der arme Familienvater, einen Tag, zwei Tage, am dritten überreicht der Postbote drei Briefe. Der eine ist von einem Vermittler. Falls die Frau, die das Darlehn wünscht, ihm sechzig Mart einsen et, will er versuchen, oh er ihr das Geld schaffen kann. Ein anderer-Herd der postlagernd Antwort fordert, schreibt, er würde das benöthigte Capital bor en wenn ihm ganz ausfiihrliche Mitteeilungen über die Verhältnisfe der Frau zugingen und wenn ihm er Name Desjenigen Penannt werde, der die sffran betrokgen und somit zu der Annonee veran asit habe; ein dritter Hil sbereiter( ) spricht in seinen Zeilen den Wunsch ans, ~Anfucherin erst persönlich kennen Hi lernen,«; als Zusammenkunftsort bestimmt er eine Stadt in der mgegen - Aus den zweiten Brief antwortet die Dame, fie antwortet unter dem Drucke der Noth, offen und ehrlich stellt sie ihre Lage dar: sie nennt auch den Namen des getvifsenlosen P annes, der sie ins Unglück stürzte —. aber Antwort erhält sie nicht, die bleibt aus und ist bis heute ausgeblieben. Dagegen erfuhr die Dame durch Zufall, daß der ehrenwerthe herr, der die Verhältnisse und Namen aufs Genauesie tboisfegtwollta neuen Gesprächsstofs für seinen Stammtifch im Wirthshaus rau . Dazu war der unter Thrönen und Herzeleid eschriebene Brief gerade gut genugi Wie mögen die Zechgenossen Ptch amüsird wie Erögen fsiel vor Lust gewiehert haben über den Appell einer gequälten rauen ee e. Schande über die Männer, die so handeln: Schande über Diejenng die unter dem Deckmantel der Antgeilnahme ihre Neugierde befriedigen, ihre Langeweile kürzen, die sich in amilienverhältnisse eindränaem wie in ein Deiligthum um darin Raub, Enttveihung vorzunehmen. Gegen diese Herren sollte die Behörde ernstlich Front machen, sie sollte sie ausrotten wie Ungesäer Den Frauen aber und ädchen, die in Noth sind, rufe ich su: yßittet nicht öffentlich, erspart Euch Demüthignngen und Ehrverletzungem Der hilfsbedürstiöie Fainilienvater, der drodlose Arbeiter sei « ermahnt, lieber die escheidenste Thätigkeit aufzunehmen, lieber zu I darben und ausguharrem als Luftchlösser auf die Hilfsbereitschaft Edelgesinnter zu auen. ·. ·Die Hilfsbereitschast dieser Edlen erstreckt sich meist nur auf Gebiete, auf dem sie öffentliche, ruhmvolle Anerkennungeerntey' sie ist kein zartes Reis, das der Nächstenliebe entwachs, son m die grobkörnige Aussaat für Orden und Titel. V- Für die Jamme. Z e r v ö Hi « umko, mißbraucht-o Usoku Was versteckt sich ane- hismk Dich was mußt Du alles verdecken, vertuschen, bemäntelnl Es giebt plans eiä kidjectiv dmåt der Abstuan Mikthnicklichegm tat-eis wk em, a man a ge unsueu merks« stellen tönt-[- get sertnm ic! ic ilbrixjcit Länder icchnen«mit«mittlfeftfcfnvbisauffasst- t«ltsaøeka tsamusauwk, Naturheiltundige, Dresden-LI. Wettincrftr. 41, 1. Sprechstundent Von 9—ll und 2--4 Uhu-. [49131
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