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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185209176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18520917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18520917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-09
- Tag1852-09-17
- Monat1852-09
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1852
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. -IS 2«I. Freitag den 17. September. 1852. Schillers Flucht aus Stuttgart*). (17. Septbr. 1782.) Ein aufrichtiger und zärtlicher Jugmdfreund Schillers war der Tonkünstler Andreas Streicher, ein geborner Stuttgarter. Diesem vertraute Schiller unverholen an, daß er, seitdem er das letzte Mal und, sollte es ihm nicht gelingen, von dort aus den Herzog schrift lich zu erbitten, das ergangene Verbot zu seinem Vortheile abzu- ändern, sich sofort van Dalberg, der dann den herzoglichen Unter- than in.ihm nicht mehr zu scheuen hätte, als Theaterdichter in Mannheim anstellen zu lassen. In wie weit diese Hoffnungen uvsirS guten Schiller erfüllt wurden, werden wir sehen. Als Reise gefährte auf der Flucht meldete sich sein Freund Streicher, der seine, für folgendes Frühjahr projectirte Reise nach Hamburg mit Be willigung seiner Mutter dem Dichter zulieb vorwärts verlegte. Lchillers Vater, als Offizier, durfte von diesem Unternehmen nichts Wissen, wohl aber ward die Mutter und ältere Schwester des Dich- ttr< davor» unterrichtet. Ein vom Herzog zum Empfang hoher Verwandten veranstaltete- Fest erleichterte die Ausführung dieses Entschlusses; fortwährend erblickte man in und um Stuttgart nichts al- Borvereitungen zu Feierlichkeiten. Schiller sah hierin nur ein Mittel, unbemerkt aus Stuttgart zu entfliehen, und mit voller Kraft arbeitete er nur noch an dem Drama „Fiesko," das noch vor der Reise vollendet sein sollte. Unter den Fremden, die Stutt gart des Feste- wegen besuchten, war auch der Freiherr von Dal berg und die Gattin des Regisseur- Meier vom Mannheimer Theater; gegen Beide aber verschwieg Schiller sein Vorhaben, denn er wollte, da sein Entschluß gefaßt war, keine Zweifel dagegen er hoben haben. So besuchte er, da die Zeit der Abreise näher rückte, mit Streicher auch noch einmal das Elternhaus, um namentlich von seiner Mutter und Schwester herzlichen Abschied zu nehmen. Der Abmd de- 17. September- (der Tag, an welchem die Lust barkeiten am meisten die Aufmerksamkeit Aller beanspruchten) war zur Abreise bestimmt. Die Kleidung, Wäsche und einige Bücher warm von dem Freunde allmälig au- Schiller- Wohnung hinweg- gebraHt, und obgleich Schiller anstatt zupacken noch am letzten vormittag anfing zu dichten, so war doch Nachmittag endlich Alle in Ordnung. So rollten sie denn, zwei Koffer und ein kleines Elsvier auf dem Wagen, und Schiller 23, Streicher 28 Gulden i» dor Tasche, Abend- 1Ü Uhr von Streicher- Wohnung ab nach b« Eßlinarr Thore, woselbst ein Freund Schiller- als Lieutenant bie Wach« hatte. — „Halt! — Werda!" rief die Wache. „Doctor Ritter und Doctor Wolf, beide nach Eßlingen reißend," — war die Antwort der Flüchtlinge, die nun ungehindert durch da- dunkle Thor hinaus und arss Umwegen der Ludwigsburger Heerstraße Zufuhren. Wie die erst« Anhöhe hinter ihnen lag, -ehrte ihnen erst Unbefan genheit und Sprache wieder. Es war Mitternacht, als sie link- von Ludwkgsburg eine hohe Röthe am Himmel erblickten, und bald glänzte ihnen auf eine Meile Entfernung da- Lustschloß de- Her zogs im Schimmer der Beleuchtung wie eine Feenwsohnung ent- gegen. Schillers Clternwohnung, in der Nähe des Schlosse-, war *) So bekannt anch da« Nachstehende ist, so glauben wir doch den Frenndm des -roste« Manne- mit dieser Wiederholung eine Freude zu nachm. Die Red. deutlich zu sehen und Schiller zeigte sie unter einem leisen „o, meine Mutter!" dem Freunde. Gegen zwei Uhr Morgens hatten sie die Station Entzweihingen erreicht. Hier machten sie Rast und Schiller last seinem Gefährten einige handschriftliche Gedichte Schubarts vor. Nach 8 Uhr hatten sie die pfälzische Grenze erreicht. Schiller- düsteres Gemüth er heiterte sich. „Sehen Sie," rief er, zu Streicher gekehrt, „sehen Sie, wie freundlich die Pfähle und Schranken mit blau und weiß angestrichen sind. Ebm so freundlich ist auch der Geist der Regie rung!" — Abends neun Uhr waren die Reisenden in Schwf-ingen, wo sie übernachteten; am andern Morgen wurde die beste Kleihustg aus dem Koffer gezogen, und so ging es nach Mannheim. Ihre Herzen waren voll Hoffnung: die Theaterdirection, die so yiel Vortheil von den Räubern gezogen, konnte ihren Dichter picht entbehren; Fiesco mußte noch in diesem Jahre aufgeführt wepd-u; eine freie Einnahme, oder ein beträchtliches Honorar deckt» nun auf lange alle Bedürfnisse. So calculirte Schiller, doch mußte auch dieser große Dichter sich darin gar bald getäuscht sehen. In Mannheim erstaunte der Lheaterregiffeur Meier, al- er den jungen Dichter, den er in Feste und Zerstreuungen versunken, zu Stutt- art in Gesellschaft seiner Frau dachte, als Flüchtling vor sich lehen sah. Er sorgte sogleich für eine Wohnung, behielt ihn zu Tische bei sich und bestärkte ihn in dem Vorhaben, noch heute ein Schreiben an den Herzog Karl einzusenden, dessen Festlaune be nutzt werden müsse. — „Da- Unglück eines Unterthanen und eines Sohnes," schrieb er, „kann dem Fürsten und Vater niemal leichgültig sein. Ich habe einen schrecklichen Weg gefunden, da- )erz meines gnädigsten Herrn zu rühren, da mir die natürlichen bei schwerer Ahndung untersagt worden sind." Der Briefsteller erinnert nun seinen Herrn an das bekannte Verbot und erklärt, daß die Verzweiflung ihn auf die Flucht getrieben. Er glaubt es „seinen Talenten und der Welt, die er schätze, schuldig zu sein, eine Laufbahn fortzusetzen, auf welcher ex kein gewöhnliches Glück zu machen und seinem durchlauchtigsten Erzieher, der ersten Quelle seiner Bildung, Ehre zu erwerben die gewisseste Aussicht habe." Dieses Schreiben wurde einem Briefe an seinen RmimentS-Chef, den General Auge, beigelegt und abgesendet. — Er erhält sehr bald eine für ihn ziemlich trostlose Antwort und steht sich genöthigt, seinen Aufenthalt möglichst geheim zu Hatzen, weßhalb er auch bald Mannheim verlassen muß. — Jedoch auch von Dalberg- Seite war er verlassen, und nur die Aufopferung seines Freunde- und die endliche Ausnahme seine- Fiesco machten es möglich, daß er der Einladung der Wolzogen, auf ihr Gut nach Bauerbach zu sehen, Folge leisten konnte. Hier btteb er in stiller Zurückgezogen heit, bi- er doch endlich im nächsten Jahre als Theaterdichter in Mannheim angestellt wurde. A. Karlstein. ' 4 Lebensarten Es giebt eine Menge Menschen, welche sich gedankenlos gewisse Redensarten angewöhnen, deren Sinn weder ne, noch weniger Andere erklären können. Dahin gehören alle Verheuerungen der Wahrheit de- oder de-, alle Schwüre, die man sinnlos ausstößt; ferner solche Redensarten, di« anfangs unter gewisse» Umstanden eine Bedeutung hatten, die aber im ferneren Verlaufe der Zeit als Stlch - oder verdorbene Sprüchworte firmlos nachgefprochen wurden, und endlich gar solche, welche wohl Hie «ne» vsestänbigen Sinn
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